Problemfall Bibo und Ihr Frauchen

  • Shoppy, ich finde das klingt einleuchtend, nachvollziehbar, logisch... Aber ich sehe eben, es geht auch mit staffys Weg. Ohne ablenken, umlenken, Finger-Touch, Entspannungs-Griff oder was auch immer. Nicht von jetzt auf gleich, aber der Hund merkt, ich übernehme Verantwortung, so dass er sich zurück nehmen kann. Wie bei deinem Vorder-/Hinterhirnbeispiel: ein Monster taucht auf, ich will fliehen, mich verteidigen, bin in Panik. Aber dann steht da neben mir jemand, der sagt, ist doch ein Klacks, der tut nur so, lass mich mal... Und ich will ja Sicherheit in dem Moment, weglaufen und loswüten wären eine Option, aber wirklich wohl ist mir dabei nicht, so im Angesicht des Monsters. Also stocke ich kurz und schaue, ob der Mensch neben mir ein Maulaffe ist oder wirklich weiß, was er tut. Und wenn ich dann festelle, er weiß wirklich, was er tut, es passiert mir nichts, ich kann mich diesem Menschen anvertrauen, dann brauch ich nicht mehr mit Lollies bombadiert werden oder mein Lieblingslied hören, um trotz "Feind" auch positiv zu fühlen.

  • Natürlich geht es auch so, aber es benutzt eben nicht alle Werkzeuge, die zur Verfügung stehen.
    Sicherlich könnten wir auch alle gemeinsam per Schreibmaschine/Briefpost Informationen austauschen, abe rmit dem Computer und über Internet geht es schneller, und mehr Informationen können in kürzerer Zeit von einem GEsprächsteilnehmer zum anderen gelangen, nicht wahr?

  • Zitat


    Sicherlich könnten wir auch alle gemeinsam per Schreibmaschine/Briefpost Informationen austauschen, abe rmit dem Computer und über Internet geht es schneller, und mehr Informationen können in kürzerer Zeit von einem GEsprächsteilnehmer zum anderen gelangen, nicht wahr?


    Das Beispiel verstehe ich nun nicht. Wenn ich dem Hund direkt mitteile, es gibt keinen Grund sich aufzuregen, ich kümmer mich, verlass dich auf mich, ist das doch unmittelbarer, als wenn ich zig Hilfsmittel wähle, in der Hoffnung, zumindest eines davon löst das anvisierte Wohlgefühl aus :???:. Genauso wie das Internet schnell viele Meinungen zusammenträgt, aber man doch eigentlich mehr von der direkten Kommunikation, dem direkten Zusammenspiel hat (um bei deinem Beispiel zu bleiben).

  • Martina, ich muß bei deinen Postings immer an deinen Vergleich von deiner "Methode" mit der "Gehirnchirurgie" denken ... das war so treffend !


    Man kann auch jede kleineste Kleinigkeit verkomplizieren und nur, weil man wissenschaftlich das Hundehirn erforscht und weiß, wie man was wo wann manipulieren muß, um ein gewisses Verhalten zu haben, gelten die guten alten Erziehungsregeln immer noch.


    Früher, mit weniger Psychonummern waren die Kinder auch besser erzogen ;)


    Gruß, staffy - jeder wie er mag

  • Und was mache ich, wenn kein Hilfsmittel der Welt das Wohlgefühl auslöst, weil die Motivation des Hundes grade keine andere Lösung zulässt?


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Und was mache ich, wenn kein Hilfsmittel der Welt das Wohlgefühl auslöst, weil die Motivation des Hundes grade keine andere Lösung zulässt?


    LG
    das Schnauzermädel


    Du glaubst doch nicht etwa, daß der Hund pöbelt, weil er es einfach toll findet andere Hunde anzumeckern, die Schnauze aufzureissen und Spaß daran hat :shocked:

  • @ Lucy-Lou
    Richtig, die Info so so schnell in den Hund wie möglich. Das geht aber nur wenn der nicht aquf dem Hinterhirn unterwegs ist.
    Die Sache mit dem Reflex... siehe oben



    @ Staffy
    ja, die gelten, deshalb versuche ich sie so umfassend zu nutzen wie es nur geht. Und ich beschränke mich dabei nicht auf das Werkzeug "Souveränität vorspielen."
    Die habe ich vor Jahren auch mal gelernt, und jetzt habe ich das Werkzeugköfferchen und ein paar Spezialwerkzeuge erweitert. Und wenn jemand sagt, einen Clicker benutze ich nicht, weil ich so Hilsmittel nicht mit mir rumschleppen will, sag ich, schade, geht aber auch so und so. Gleiche Methode, anderes Hilfmittel.
    Wenn jemand sagt, Kehrtwende geht nicht weil ganzegalwarum, sage ich gut, machen wir eben Augen zu. Aus den Augen aus dem Sinn, gleiche Methode, anderes Werkzeug.
    Wenn jemand sagt, die Ablenkung ist zu groß, Hund könnte nie und nimmer auf mich reagieren, Distanzvergrößerung geht nicht, weil die Straße eben mal nur x-Meter breit ist, dann fällt mir eben ein, dass eine andere Trainerin (Trish King, ist nicht ganz unbeleckt in der Arbeit mit schwierigen Hunden), so ein albern aussehendes Mützchen entwicklten. Einige entwickeln Kopfhalfter, andere Hundemäntelchen, einer kommt auf die Idee einen Kong herzustellen - und alle haben in der entsprechenden Situation ihre Daseinsberechtigung... Wenn der Hund Taub ist, und so auf andere Hunde reagiert wie Bibo ist das Calming Cap eben nicht nutzbar, ziemlich viele andere Ideen, die das Sehen einschränken (hinter dem HuHa gehen lassen, etc...) aber auch.
    Wir wollen dem Hund vermitteln - alles ist gut. Das ist sowohl Dein als auch mein Ziel, nicht? Du übermittelst diese Info mit einem Sichtzeichen: selbstsichere Körpersprache.
    DAs Entspannungssignal ist das gleiche in akustisch. Der Fingertouch ist das gleiche in taktil.
    Eine Übung - welche auch immer das ist, die aber eine Starke Assoziation mit "alles ist toll" hat ist das gleiche in selber durchgeführter Körperbewegung.


    Wie Lernt man etwas am besten? In dem man es über möglichst viele Kanäle erfährt. Hören, lesen, sprechen, selber machen... Klar kann ich mir eine Bauzeichnung von einem Tisch ansehen, davon weiß ich aber noch lange nicht, wie ich einen baue.
    Wenn ich einen souveränen Menschen sehe, weiß ich nicht notweniger weise, wie man selber einer ist, vorallem, wenn ich gerade damit beschäftig bin, etwas ganz anderes Beißen zu wollen.




    @ Schnauzermädel
    Wenn das so ist, ist es keine Trainingssituation, sondern eine "machen wir es nicht noch schlimmer" Situation, sprich, man verläßt sie... ganz einfach

  • Ich lese hier mit grossem Interesse mit und bin dankbar für diese Diskussion. Ich sitze ja selber etwas zwischen zwei Welten, und es will mir nicht in den Kopf, dass es ein entweder-oder sein muss und kein sowohl-als auch möglich ist. Vom Bauch her neige ich zur direkten Kommunikation, mein Hund erhält von mir Ja-Nein-Feedback, das ist für mich die Grundlage. Aber das ist für mich kein Hinderungsgrund, mir nicht auch einen Werkzeugkoffer (wie Shoppy es so schön nennt) zuzulegen, der die Dinge für mich und den Hund einfacher und effizienter macht. Es ist nicht immer notwendig oder sinnvoll, immer bei Adam und Eva neu anzufangen.


    Ich kenne eine sehr engagierte Halterin (sie gibt auch selber Welpen- und Familienhundkurse), die mit ihrem Rüden ein Problem mit Leinenaggression bekam. Das Problem lag hauptsächlich bei ihr, sie geriet in jenen Teufelskreis von "Huch, ein fremder Hund!", und ihr eigener reagierte entsprechend. Mit "Sicherheit vermitteln" wäre das Problem vermutlich behoben gewesen - nur konnte sie genau das nicht, und daran hätte auch ein Respekt-und Gehorsamstraining wenig geändert. Wie auch, wenn es nur in dieser speziellen Situation nicht klappte, und sie selber genau dann nicht souverän agieren konnte. Einige Werkzeuge aus dem Koffer gaben ihr die Möglichkeit, trotzdem etwas an der Situation zu verbessern, denn sie gaben nicht nur dem Hund, sondern auch ihr Sicherheit.


    Ich bin auch der Meinung, dass ein Hund lernen kann, dass er in bestimmten Situationen nix zu melden hat. Aber es ist nicht jedem gegeben, dies allein durch die Körpersprache zu vermitteln, und schauspielern klappt auch nicht immer. Wenn es aber mit Werkzeug besser geht, warum das nicht gezielt nutzen?

  • Oh weh, soviele Infos am späten Abend, da muss ich morgen in wachem Zustand nochmal lesen.


    Wollte mal vermelden, wir sind heute wieder getrennt gegangen. Bibo zuerst, wir sind zum Schwimmen, dort habe ich sie erst ins Wasser geschickt und den Stock erst dann geworfen, hat super geklappt, Madam fand das erst komisch, aber dann hat sie es geschnallt. Nach jedem Werfen gab es eine Pause, die sie auch angenommen hat und danach weitermachen wollte. Danke Martina, da hätte ich auch selbst drauf kommen können :ops:


    Danach haben wir unseren Spaziergang fortgesetzt, mußten an einem Grundstück vorbei, da sind oft zwei Hunde draußen, aber gut eingezäunt. Bibo ist ohne Leine an meiner rechten Seite, die Hunde waren links ohne Murren an den Hunden vorbei. Erst wollte sie weglaufen, weil die Hunde immer Alarm machen, mit einem "schsch" habe ich sie wieder an meine Seite geholt, die andere Hunde ignoriert und sie blieb dann entspannt stehen und hat geschnuppert, obwohl die Hunde im Hintergrund getobt haben. Ich habe in der Zeit hinter ihr gestanden. Sie hat mehrfach den Blickkontakt gesucht, fand ich soweit sehr gut.
    Wir haben dann unser Schritttraining gemacht, daß strengt sie immer sehr an, aber sie im Moment auch vorne viel humpelt ist das sehr wichtig für sie.
    Zum Ende sind wir am Border-Collie Grundstückhund vorbei gekommen, der auch gerade mit Frauchen hinterm Zaun war, an der Leine.
    Erst hat Bibo geknurrt, hat sich mit Schsch sofort beruhigt :D und hat sich dann auch auf Kommando hingesetzt. Ich habe mit der Halterin geschnackt. Der Border war hinter dem Zaun, kein Kläffer, von daher alles sehr entspannt. Bibo habe ich dann ins Platz gelegt, sie hat sich entspannt. Nur als Frauchen mit ihm rauskam, da hat sie wieder geknurrt, als er in die Nähe kam. Naja, sie mag Welpen überhaupt nicht, mochte sie aber noch nie, seit sie erwachsen ist. Aber als er wieder auf dem Grundstück war, hat sie sich wieder abgelegt und entspannt. Insgesamt eine Situation mit Kanten, aber doch ziemlich gut in meinen Augen.


    Wie gesagt, zu dem Rest melde ich mich morgen früh, wenn ich die Augen wieder aufkriege ;)

  • Zitat

    Aber es ist nicht jedem gegeben, dies allein durch die Körpersprache zu vermitteln, und schauspielern klappt auch nicht immer. Wenn es aber mit Werkzeug besser geht, warum das nicht gezielt nutzen?


    Wenn jemand nicht Willens oder nicht in der Lage ist, entsprechend mit dem Hund umzugehen, z. B. der Ball als Ablenkung seine einzige Chance ist, mit dem Hund halbwegs akzeptabel aus Problemsituationen herauszukommen, so mag er es entsprechend handhaben.


    Ich glaube aber, daß ein wirklich guter Trainer, und wir sagen ja alle, daß Hundetraining Menschentraining ist, in der Lage ist, einem Menschen ein gewisses Vertrauen in seinen Hund zurückzugeben und ihm zumindest die nötige Führungsqualität zu vermitteln ... sofern der Halter dies wirklich möchte.


    Ausnahmen bestätigen die Regeln.

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