"Zweckentfremdung"

  • Hallo,

    ich hoffe das passt hier hin. Ich habe einen Bretonen aus Spanien, der dort auch bei einem Züchter-Jäger war...ob er jemals auf Jagd war, weiß ich nicht, da er mit einem Jahr schon abgegeben wurde.

    Ich lese momentan ein Buch "Auf und Davon" über AJT, das mir auch gut gefällt. Ich habe meinen Hund jetzt genau beobachtet und mir ist aufgefallen, dass er eigentlich wirklich nur den Vorstehtrieb hat...er läuft mit Nase auf dem Boden/wahlweise in der Luft spazieren, hochkonzentriert und sobald sich Kaninchen sehen lassen (die sind hier ganz dreist und mampfen in Scharen auf den Wiesen) bleibt er wie angewurzelt stehen. Wir können dann auf diesem Weg, wo die Kaninchen sind, NICHT weitergehen, da hilft kein Leckerchen, kein nix, wir müssen andersrum. Wenn die Kaninchen mehr als 15 m weg sind und loshoppeln, will er auch nicht hinterher, nur wenn sie direkt vor seiner Nase hoppeln hüpft er ihnen nach.

    Jedenfalls, zur Sache, mich hat es einfach zum Nachdenken gebracht, dass in dem Buch stand, dass man, falls alles scheitert, über eine Jagdausbildung nachdenken soll, um den Hund abrufbar zu bekommen. Nun denke ich mir...ist es überhaupt legitim, meinem Jagdhund seinen Trieb wegtrainieren zu wollen? Meinen Retriever habe ich damals ja auch Dummyarbeit machen lassen und jetzt soll mein Bretone keine Freude habe?
    Oder sehe ich das zu menschlich, ist mein Hund genauso froh, wenn er THS, Zughundsport oder was anderes machen darf?

    Ich hatte wegen seiner Leidenschaft fürs Ziehen und Knappen auch schon an Schutzhundsport gedacht, aber das ist ja wohl eher was für Malinois und Schäferhunde.

    Wie denkt ihr darüber, wie sind eure Gedanken dazu, einen Hund "zweckzuentfremden"?

  • Wir haben auch 2 Bretonen und ein Bretonen-Setter-Mischling.
    Ich halte pers. nicht viel von ANTI-Jagdtraining...denn unsere Tami
    war bei einem Jäger und wurde dort leider total 'falsch' ausgebildet und
    ihr werde ich niemals 'ANTI-Jagd' vermitteln können :/

    Ich kann dir zu deinen Gedanken folgendes Buch empfehlen:

    Jagdhund ohne Jagdschein? v. Sabine Middelhaufe

    Hat uns sehr zum Nachdenken gebracht - und wir werden jetzt ein
    PRO-Jagd-Training machen ;) ohne Tiere wirklich zu JAGEN!!!!!

    Einen 'richtige' Jagdausbildung wollen wir 'noch' nicht machen. Ist ja
    mit Hunden aus dem Tierschutz auch nicht ganz so einfach.

    Ich finde das Buch einfach toll und informativ!

  • Zitat

    Jagdhund ohne Jagdschein? v. Sabine Middelhaufe

    WOW, vielen Dank für diesen prima Tipp!!!

    Das Buch bestelle ich mich auch, weil ich noch immer auf der Suche bin, wie ich Zampa "artgerecht" beschäftigen kann.

    Liebe Grüße

    Doris

  • Hey, die Beschreibung des Buches klingt echt gut.

    Vielleicht kannst du mir noch etwas schreiben, was ihr genau mit euren Bretonen macht, ob es bei euch mit dem Abrufen klappt und wie ihr dorthin gekommen seid usw?!

  • Ich kann mich der Buchempfehlung "Jagdhund ohne Jagdschein" nur anschliessen! Im "Auf und Davon" habe ich geschmökert, und es hat mich leider gar nicht überzeugt. Viel oberflächliches Blabla und etwas Grundwissen, aber kein konkretes Ausbildungskonzept und viel zu sehr in der Anti-Jagdtrieb-Schiene verhaftet.

    Wenn dein Hund so toll vorsteht Mikah, dann bestätige und belohne das unbedingt! Dass er in der Situation kein Leckerchen oder ähnlichen Kinderkram will ist auch begreiflich - da dürfte eine jagdnähere Belohnung angebracht sein.

    Was genau ist dein Problem? Dass er unkontrolliert jagt, oder dass er nicht abrufbar ist, wenn er vorsteht? Das habe ich jetzt nicht so genau verstanden.... :???:

  • WECKT:
    Steht in dem Buch auch etwas über Windhunde? Auf den paar Seiten, die es bei Amazon zum ansehen gibt, werden sie überhaupt nicht erwähnt, nicht einmal bei der Rasseliste. Kannst du mir dazu etwas sagen? Sicherlich kann man auch einiges Übertragen...aber für mich persönlich wäre es spannend zu lesen wie man mit einem Windhund(auch ausserhalb des Coursing-/Rennbahngeländes) artgerecht auslasten kann. Sicherlich habe ich mir dazu auch schon meine Gedanken gemacht...aber es wäre doch einmal interessant zu wissen was andere Menschen denken, die Einblick in die Jagd als solches haben.

  • Nein, über Windhunde ist nur wenig drin, zumindest nicht in den Rasselisten, denn diese orientiert sich an den Hunden, die auch in D jagdlich geführt werden können. Da Hetzjagden schon länger verboten sind, fallen die Windis da raus. Sie kommen im Bildmaterial vor und finden Erwähnung als häufig aus dem Süden importierten Tierschutzhunden und deren ursprünglichen Verwendung, aber sonst kommen sie wenig vor.

    Es ist aber ohnehin nicht so, dass jede Rassegruppe ein eigenes Programm hätte, man wird eher angeleitet, die Anlagen und Vorlieben des individuellen Hundes selber herauszufinden und das Beschäftigungsprogramm entsprechend zu modifizieren.

    Ich vermute, dass die Autorin die massenhafte Importiererei jagderfahrener Hunde aus völlig anderem Umfeld eher kritisch sieht. Zu oft enden diese Hunde in lebenslänglicher Leinenhaft, und das ist für sie keine Option für diese Hunde.

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