Nur fehlende Sozialisierung???

  • Zitat

    Und Elo - habe ich geschaut - leider keine Bilder, aber ich denke, nach Deiner Beschreibung kann ich mir eine Vorstellung davon machen.


    :?: :!: Guckst Du Buchtip auf der Seite. Etwas runter scrollen. :)



    Zitat

    Vielleicht mache ich mir das ein bißchen zu einfach, aber ich kann es keinem Hund, der hin und her gezüchtet wird und infolge dessen (durch die körperlichen Beeinträchtigungen) mit Schmerzen leben muss, verdenken, dass er sich nicht auch noch so verhält, wie es seine Zucht vorsieht. Wenn es mir den ganzen Tag sch.... gehen würde, wäre ich auch nicht sozial verträglich...


    Ich sehe das Problem eigentlich von der anderen Seite. Man züchtet Hunde die sich genau so benehmen wie es die Zucht, von der Biologie des Hundes ausgehend, genau so benehmen wie es die Zucht/die Biologie des Hundes vorsieht. Aber genau das ist in unserer Gesellschaft nicht erwünscht.
    Man züchtet autonome Jäger die dann nicht jagen sollen,
    man züchtet laufstarke Rudelhunde die dann als Einzelhund an der Leine gehen sollen,
    man züchtet Hunde mit enormen Territorialanspruch die dann aber Territorium nicht verteidigen dürfen,
    man züchtet ausgesprochen selbstständige und tötungsbereite Hunde die dann brav "Sitz" machen sollen und Eindringlinge nicht töten dürfen,
    man züchtet Hunde so groß oder so klein bis sie ihre psychische Veranlagungen aus physischen Gegebenheiten nicht mehr ausleben können,
    man züchtet Hunde die innerartlich kaum noch komunizieren können (Bullterrier haben nur noch 25% der Kommunikationsmittel von Wölfen / zum Vergleich - DSH 68% Alascan Malamute 75%).


    Diese Hunde packt man dann alle zusammen in Hundeschulen, Hundesportvereine, Auslaufflächen, Grünanlagen etc. Wenn es dann scheppert steht man blöde daneben und hat die Köttel in der Hose weil man nicht weiß was man in dieser Situation machen soll. Dann karrt man die Hunde zum TA, meldet den Schaden der Versicherung, bemüht die Gerichte und der überlegene Hund ist dann böse und gefährlich, verhaltensauffällig oder sonstwas.


    Auf die Idee sich vor der Anschaffung eines Hundes über dessen biologischen Anlagen zu informieren, kommt kaum jemand.
    Noch weniger Menschen informieren sich zwar im Vorfeld mehr oder weniger halbherzig, relativieren aber unerwünschte Bedürfnisse des Hundes und auf die Idee ganz auf einen Hund zu verzichten weil er nicht in die eigenen Lebensverhältnisse passt kommt praktisch so gut wie niemand. Der Mensch hat schließlich ein Recht auf Selbstbestimmung.


    Es wird aber fast immer außer Acht gelassen, das man bei der Erziehung hinsichtlich eines gewünschten Verhaltens gegen jahrtausende alte verhaltensbiologische Prinzipien ankämpft. Beispiele dafür gibt es auch hier im Forum genug. "Hilfe mein Hütehund hütet, hilfe mein Jagdhund jagd....."
    Man kann zwar mit Erziehung und dem Anbieten von Ersatzhandlungen sehr viel erreichen, aber nicht alles, nicht immer und auch nicht bei jedem Hund.

  • @ Kleine & Wakan


    Alles klar, Fotos gesehen. mmmmphhhh.....?!


    Was man natürlich auch nicht vergessen darf, ist, dass jeder eine andere Auffassung von gut und böse, richtig und falsch usw. hat und da wären wir wieder bei dem größten Problem angelangt - dem Menschen.

  • Da kann ich nur zustimmen. Ich bin Sätze leid wie "Mein Hund ist ein Terrier die hören einfach nicht, da kann man nichts machen!" oder "Mein Hund ist ein Jagdhund den schafft man nicht auszulasten und der jagt leider!" oder "Mein Schmusecocker ist hyperaktiv!" oder "Mit meinem Husky stimmt was nicht, der hechelt in der Wohnung den ganzen Tag und draußen tut er so als reicht 1 Stunde Radfahren nicht!"
    Klar, kann man sich einen Hund als "Familienmitglied" anschaffen aber man muss seinen Bedürfnissen gerecht werden und wenn man das nicht kann sollte man sich keinen Hund holen.


    VlG Verena

  • Um zum Thema Schäferhund zurückzukommen, soweit ich weiss spielten da nicht nur optische Aspekte eine Rolle!
    Die Idee war wohl, dass der Hund hübscher und schwungvoller traben könnte wenn er tierfergelegt wird. Das sieht dann mühelos und schwungvoll aus, die Vorstellung war halt, dass der Hund dann kraftsparender läuft da ja der Schub aus der Hinterhand kommt.
    Was dabei von diesen schlauen Leutchen ausser Acht gelassen wurde ist das Huskys oder Wölfe (die ja nun kilometerweit mühelos traben) so eine Schräge auch nicht haben. Ein klarer Fall von Mensch kann es besser als Natur...

  • @ Kleine:


    Da haben wir ja schon viele gemeinsame Erfahrungen gemacht! Und das, obwohl meine nur ein Mix ist, aber zugegeben, sie hat zu 60% (schätze ich) Schäferhund "an sich". Was drin ist, daran arbeite ich noch *lach*


    Mir ist es auch schon sooooo oft passiert, dass Eltern ihre Kinder an sich reißen, wenn ich mit Mia an ihnen vorbei gehe. Das Problem ist, dass Mia dann sofort hektisch wird, aber mittlerweile schaffe ich es sofort, sie dann wieder zu beruhigen- trotzdem kommen dann Sprüche wie "Warum hat der denn keinen Maulkorb?" oder "Dass der Hund in die Nähe von Kindern kommt, unerhört!". Da Mia ein Angsthund ist, fängt sie bei solch einem Geschrei natürlich gleich an zu bellen und verstärkt so unbewusst das Klischee. Und dass sie Angst vor anderen Hunden Angst hat und diese oft anbellt, trägt auch nicht gerade zur Linderung der Vorurteile bei. Aber mir sind diese Vorurteile egal, ich weiß ja wie lieb meine Süße ist, und dass wir alle ihre Ängste noch abbauen werden :bindafür:

  • @ Verena,


    das

    Zitat

    Ich bin Sätze leid wie "Mein Hund ist ein Terrier die hören einfach nicht, da kann man nichts machen!" oder "Mein Hund ist ein Jagdhund den schafft man nicht auszulasten und der jagt leider!"


    passt aber nicht zu

    Zitat

    Klar, kann man sich einen Hund als "Familienmitglied" anschaffen aber man muss seinen Bedürfnissen gerecht werden und wenn man das nicht kann sollte man sich keinen Hund holen


    Es ist tatsächlich so das fast alle Terrierrassen zu selbstständiger Jagd gezüchtet wurden und häufig tagelang allein unterwegs waren. Auf wen hätten sie höhren sollen? Wie kann man überhaupt erwarten das sie leicht erziehbar sein sollen? Warum versucht man überhaupt sie im üblichen Sinne zu erziehen?
    Der Yorkshire zum Beispiel- im Original zwischen 12 und 14 Kg schwer und fast so groß wie ein Cocker Spaniel. Er wurde gezüchtet um Mäuse und Ratten zu jagen. Katzen konnte man nicht nehmen weil es noch keine Kastrationen gab und man die Rattenplagen durch Katzenplagen ersetzt hätte. Also züchtete man den Yorkshire Terrier. Die Hunde zogen nächtelang durch die Stadtviertel und töteten Mäuse, Ratten und Katzen. Begegneten sie größeren Hunden mussten sie zusehen wie sie klar kamen.
    Heute soll der, aus verhaltensbiologischer Sicht, selbe Hund brav Männchen machen, brav an der Leine gehen und zu allem und jedem nett und freundlich sein. Er wird verwöhnt, verhätschelt und frisiert. Das er im Grunde eine absolute Killermaschine ist, interessiert heute keinen Menschen. Wenn der dann Kleintiere hetzt, auf große Hunde losgeht weil er sein Frauchen/seinen Herrn völlig berechtigt für eine Pfeiffe hält und diese in sein Jagdgebiet eindringent, Leute beisst die ihm zu nahe kommen, dann spricht man vom frechen verwöhnten Hund. Beschützen will man ihn trotzdem. Auf die Idee das man bei diesen Hunden Verhaltensstörungen schon allein dadurch provoziert, in dem man sie überhaupt unter "normalen" Umständen hält, kommt kein Mensch.

  • @ irislw


    Aber ist es dann nicht doch die Optik? Du hast geschrieben, dass es dann hübscher und eleganter aussieht, wenn er läuft. Und das mit dem "tiefergelegt" und so hört sich eher nach Autotuning an (ist nicht persönlich gemeint, Du hast es ja nicht erfunden).


    _______________________________________


    Ansonsten frage ich mich eh, warum man ständig irgendetwas verändern muss, wenn man danach dann feststellt, dass man es besser so gelassen hätte, wie es war. Und wenn die Vorstellungen der Menschen so auseinandergehen, wer setzt denn dann den Maßstab für das ganze?


    Gibt es eigentlich auch unter den Züchtern verschiedene Auffassungen oder wie wird dann beschlossen oder wer beschliesst, dass z.B. die Hüfte beim DSH wieder gerade gezüchtet werden muss? Würde mich echt mal so nebenbei interessieren, da ich davon echt null Ahnung habe.

  • Ich weiß nur, dass vor einigen Jahren verboten wurde, die Hüfte so extrem schief zu züchten, eben weil es gesundheitsschädlich ist. In welchem Grad das jetzt noch erlaubt ist, weiß ich nicht. Ich werd mich da mal schlau machen.

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