Konfliktursachen/Behebung

  • So, hier einige Beispielfälle.


    Toby, Dobermann Mischling aus extrem schlechter Haltung (versuchtes Aggressionstraining und Vernachlässigung)/ Angstaggressiv gegen fremde Menschen sowie degeneriertes Sozialverhalten bei Hunden.
    Wir hatten Toby dem Halter weggenommen und ihn zunächst privat untergebracht. Dort konnte er aber nicht bleiben und sollte deshalb zu uns kommen.
    Um ihn einzugliedern wurde ein Bekannter gebeten Toby zu führen und mich und meine Hunde zu begleiten. Es sollte quer durch die Stadt zu den Rheinwiesen gehen. In der ersten Zeit musste mein Bekannter mit Toby versetzt hinter uns gehen. Sobald Toby mit meinen Hunden (1 Al. Malamute, 1 Sib. Husky- beides Rüden )auf eine Höhe kam, wurde er angeknurrt und zum Schein attackiert. Nach ca. 2 Stunden durfte Toby mit uns auf einer Höhe gehen. Auf den Rheinwiesen angekommen machten wir die Leinen ab. Meine Hunde stürmten sofort los, kümmerten sich zunächst nicht um Toby. Toby entfernte sich kaum von uns, max. 20 Meter. Sobald er sich weiter entfernte oder zu nahe bei uns blieb (unter ca. 5 Meter), kamen meine Hunde zurück und rempelten Toby an. Die Absicht war klar. Toby sollte einerseits zum mitspielen aufgefordert, andererseits provoziert werden um seine Reaktion zu testen. Weitere dreißig Minuten später rannte Toby zwar mit, unterließ es aber einen meiner Hunde anzurempeln.
    Irgendwann trafen wir eine Frau mit einer Hündin und unterhielten uns. Nach einer Weile ging mein Bekannter mit Toby weiter, meine Hunde blieben bei mir. Als ich das Gespräch mit der Frau beantwortet hatte, war mein Bekannter mit Toby schon ca. 300 Meter weit weg. Meine Hunde holten meinen Bekannten und Toby umgehend ein und stürzten sich auf Toby. Mein Bekannter verlor die Nerven und schlug sinnlos mit der Leine auf die Hunde ein. Ich rannte hin und warf mich auf das Rudel. Den Malamuten links und den Husky rechts im Schwitzkasten klemmte ich Toby in der Beinschere ein.(Ich kann nicht empfehlen sich in Auseinandersetzungen zwischen mehr als zwei Hunden einzumischen.)
    Alle Hunde waren trotz dem Einschlagen mit der Leine absolut unverletzt. Toby war schon akzeptiert und sollte für sein Entfernen gerügt werden, was Toby als Angriff interpretierte.


    Schwarzer Terrier
    Ich war mit drei Hunden (1 Malamute, 1 Husky und Nikita (Hütehundmischling) am Rhein und ließ sie apportieren. Ein kleiner Terrier (West Highland –Größe) kam immer wieder an und versuchte meinen Hunden den Stock abzujagen, was ihm aber misslang. Das Herrchen war machtlos. Irgendwann gelang es dem Terrier den Stock zu erwischen und verteidigte ihn knurrend. Er wurde von meinen Rüden sofort umgeworfen. Der Malamute legte seinen Kopf zwischen die Hinterläufe des Terriers und hielt sein Maul weit offen über der Bauchdecke des Hundes, während der Husky mit weit geöffnetem Maul über der Kehle des Hundes stand. Ich habe meine Hunde dann am Halsband genommen und von dem kleinen Hund runter genommen. Der Hund blieb dabei absolut unverletzt.


    Terrier
    Wieder am Rhein. Neben meinem Malamuten, dem Husky und dem Hütemix war noch eine Freundin mit ihrer Labrador/DSH – Mix Hündin dabei. Wir gingen unten am Wasser. Auf dem Deich ging eine ältere Frau mit einem schwarzen Terrier, der ständig bellte. Meine Rüden hatten drei Mal versucht hinzulaufen, ließen sich aber immer abrufen. Anders der Terrier. Er ließ sich nicht abrufen, stürmte auf uns zu, wich den Rüden erfolgreich aus und rannte meine Hütehündin um. Er wurde von meinen Rüden umgeworfen ähnlich wie der schwarze Terrier am Boden fixiert. „Unverletzt“!


    Dobermann
    Ich hatte die gleichen Hunde wie zuvor dabei. Ein Dobermann stänkerte ständig und versuchte die Hütehündin zu besteigen. Er wurde immer wieder vertrieben. Als er von seinem Herrn angeleint worden war, benahm er sich höchst aggressiv. Meine Rüden rannten hin und den Hund um, kamen dann sofort zurück.
    Knapp 3 Wochen später trafen wir ihn wieder. Sein Herrchen stand zusammen mit fünf anderen Leuten und insgesamt 9 Hunden (Dobermann, Rottweiler, AmStaffs und ein Bullterrier) auf einer Wiese. Ich nahm den Malamuten kurz und bat die Leute ihre Hunde anzuleinen, was alle bis auf den Halter des Dobermanns auch taten. Als wir mit den Leuten auf einer Höhe waren, kam der Dobermann wieder angerannt und wollte meine Hündin besteigen. Auf den Husky hatte ich nicht geachtet, weil er Ohne den Malamuten normalerweise keinen Hund angehen durfte. Blitzschnell sprang mein Husky von hinten auf den Dobermann und legte den Fang über dessen Nacken/Hals. Der Husky hätte den Dobermann töten können ohne dass dieser zur Gegenwehr fähig gewesen wäre. Auch hier wurde kein Hund verletzt.


    Riesenschnauzer /DSH Mix
    Ich war mit sechs Hunden im Park, alle angeleint. Zwei junge Frauen kamen mir mit dem frei laufenden Mix entgegen. Ich bat darum den Hund anzuleinen, was der Halterin aber misslang. Absolut unbeeindruckt von der Überzahl kam der Mix zu uns. Nachdem er mehrmals abgedrängt worden war, richtete er sich auf und wollte uns anspringen. Mein Malamute sprang hoch und packte noch in der Luft das Ohr des Mixes und hielt es fest, bis die Halterin ihren Hund angeleint hatte. Der Mix hatte nur leichte Risswunden am Ohr, die außer einer Desinfizierung keiner weiteren Behandlung bedurften. Die Situation hat mir auch einen Bonus eingebracht. Die Freundin der Halterin war Polizeibeamtin und hatte auf der für unseren Bereich zuständigen Wache Dienst.


    Dobermann/Rottweiler Mix
    Ich war mit fünf Hunden auf dem Hundeplatz. Eine Junge Frau kam mit ihrer Hündin zum Platz, war aber unsicher, ob ihre Hündin mit meinen Hunden klar käme. Die Frage erübrigte sich da drei meiner Hunde über den Zaun gingen und die Hündin förmlich abholten. Bis auf meine Pitbullhündin spielten meine Hunde mit der Hündin. Die Pithündin ließ ich Bälle apportieren. Plötzlich löste sich die Mix Hündin aus der Gruppe und verfolgte meine Pithündin. Der Malamute griff sofort ein, holte die Mix Hündin ein und quetschte sie zwischen sich und einem Baum ein. Die Hündin heulte und humpelte einige Minuten, blieb aber ansonsten unverletzt.


    Zitat

    würde man bestimmte Rassen, z.B. Bullterrier, AmStaff u.a. schon in der sechsten oder siebten Woche aus dem Wurf nehmen, Hunde vom Urtyp, Herdenschutzhunde unsw. erst in der zwölften bis dreizehnten Woche.


    Rein interessehalber gefragt - wie begründest du das ?


    Ich freu mich schon auf deine Antwort,
    Sleipnir


    Die Aussage, Am Staffs bereits in der siebten Woche aus dem Wurf zu nehmen stammt im Ursprung nicht von mir, sondern von einem Züchter. Allerdings deckt sich diese Meinung mit meinen eigenen Erfahrungen. Die Begründung findet sich im allgemeinen Verhalten und ihrer sehr eingeschränktenn Fähigkeit zur innerartlichen Kommunikation. Diese Hunde bzw. auch ihre Ahnen wurden auf Grund ihrer Aufgaben daraufhin gezüchtet, nicht zurück zu weichen und sich festzubeissen. Dies war für ursprüngliche Einsatzzwecke notwendig und später für Hundekämpfe Grundbedingung. Diese Eigenschaft /diese Verhalten führt zusammen mit den Kommunikationsproblemen zu einer einer Vielzahl von Problemen im Konfliktverhalten. Die meisten Beissvorfälle zwischen diesen und anderen Hunderassen beruhen praktisch auf angezüchteten Missverständnissen. Dem kann/könnte man entgegenwirken, würde man die Welpen aus dem Wurf nehmen und mit anderen Hunden gemeinsam sozialisieren, bevor sich konfliktfördernde Verhaltensweisen etablieren bzw. andere und vielfältigere Kommunikations- und Verhaltensweisen noch besser verstanden werden.
    Bei verschiedenen anderen Hunderassen ist es genau umgekehrt. Dort sollen/sollten die Grundeigenschaften vor der Lösung aus dem Wurf etabliert und gefestigt werden. Den positiven Beweis führen u.a. eine Grönlandhundzucht aus der Schweiz. Dort bleiben die Rüden nach dem Deckakt bis zur Vollendung der zwölften Lebenswoche der Welpen bei den Hündinnen. Wenn dies einmal nicht möglich ist, so bleibt ein anderer Rüde dabei- 24 Stunden am Tag. Die Hunde sind ohne Ausnahme Musterbeispiele an Lernfähigkeit, Sozialverhalten und Konfliktverhalten. Ich suche gerne den Link zu dieser Zucht raus.
    Ein anderes Beispiel ist ein offizielles Rückzuchtprogramm in Ungarn. Dort wird eine praktisch ausgestorbene Hirtenhunderasse neu gezüchtet. Die Zuchtauswahl übernimmt dabei ein Institut das Zuchttiere nach wissenschaftlichen Kriterien auswählt und aufzieht. Zwischen der elften und zwölften Woche werden die Welpen dann an ausgesuchte Hirten übergeben- mit überragendem Erfolg. Die Welpen begeben sich bei der Übergabe meist schon nach einigen Minuten des Kennenlernens von Hirte und Hunden, selbstständig ins Herz der Herde und nehmen ihren Job auf.


    Wie die Zuchtbedingungen im "Normalfall" aussehen, brauchen wir wohl nicht erleutern. Die Ergebnisse aber auch nicht. Sozialkonflikte, Fehlverhalten, Ungehorsam etc. Grundsätzlich sind Hunde die länger im Wurf bleiben und das in Gesellschaft von erwachsenen Hunden (Rudeln), später einfacher zu führen und im gesamten Verhalten zuverlässiger. Viele Verhaltensweisen werden schon beherrscht, ohne das sie in Welpengruppen, Hundeschulen etc. erst gelernt werden müssten.


    Zitat

    Dazu Zitat Bloch (Der Wolf im Hundepelz, S. 54): Leider paßt diese grunsätzliche Behauptung nicht in das Bild, das uns Funde aus alten Grabstätten vermitteln, die eine Existenz des Hundes lange vor Sesshaftwerdung des Menschen eindeutig belegen


    Kommt darauf an was man unter "sesshaft" versteht. Schon die Neandertaler waren bedingt sesshaft. Etliche Nomadenvölker wanderten zwischen Orten hin und her, an denen sie aber teilweise mehrere Jahre verweilten. Die Selbstdomestikation ist auch schon deshalb nicht abwegig, weil die Domestikation von Wölfen unendlich schwieriger gewesen ist/wäre, als die Domestikation von Füchsen. Das ist in einer russischen Fuchsfarm experimentell nachgewiesen worden. Durch selektive Zucht entstanden dort in nur 42 Jahren Füchse mit den grundlegenden Verhaltensweisen von Haushunden.


    Zitat

    ????


    Wie soll ich das verstehen lunanuova?

  • Zitat

    Menschen dürfen sich dort erst dann frei bewegen, wenn sie für sich und ihre Umwelt keine Gefahr mehr darstellen.


    Die Hunde laufen frei und die Menschen sind eingesperrt, habe ich das richtig verstanden?

  • Ja, stimmt.
    Wenn die Hunde in den Sommermonaten in denen sie nicht arbeiten und nur sehr geringfügig versorgt werden, bleiben kleine Kinder im Haus zw. auf den umzäunten Grundstücken. Und das so lange, bis sie mit Hunden umgehen können.
    Dazu eine kleine Geschichte die mir Günter Bloch erzählte.
    Er war in Kanada zu einer Wolfsstudie. Auf dem Weg von seinem Zimmrer nach ??? kam er zwei Mal täglich an einem Store vorbei, vor dem ein Rudel Schlittenhunde lag. Morgens war alles OK, aber am Nachmittag flippte der Leithund jedes Mal völlig aus wenn jemand in die Nähe des Rudels kam. Das ging die ganze Woche so. Am Donnerstag blieb G. Bloch in einiger Entfernung stehen um die Szene zu beobachten. Gegen 17,00 Uhr kam der Musher mit Futter aus dem Store. Nach dem fressen konnte wieder jeder Mensch in die Nähe der Hunde.


    Das ist nur ein Beispiel. Die Kinder der erwähnten Inuit dürfen sich frei im Ort bewegen, sobald sie derartige Situationen zuverlässig einschätzen und damit umgehen können. Ich halte das für absolut vernünftig und angemessen.
    Hier in D wird erwartet man das jede Gefahrenquelle eliminiert wird damit niemand nachdenken muss.


    Aber was soll man auch von einer Gesellschaft erwarten in der Waffen verhältnismäßig frei verkäuflich sind, jedes Auto über 200Kmh schnell fahren kann, Straftäter vorzeitig entlassen werden und die über High Tech Waffensysteme verfügt, in der man aber trotzdem "mit der Sicherheit von Klopapier" werben kann. :runterdrueck:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!