Starke Lahmheit wirklich nur eine Bänderdehnung?

  • Hallo,


    ich erhoffe mir Tips und Hinweise, vielleicht Erfahrungsberichte, da ich so langsam an Nellies Dauerlahmheit verzweifle und mir die Diagnose der TÄ ein bißchen wischi-waschi erscheint.


    Zur Vorgeschichte: Nellie ist ja ein sehr aktiver und ungestümer Hund, sehr rücksichtslos zu sich selbst und dazu extrem schmerzunempfindlich. Vor drei Wochen hat sie sich beim Rausrennen aus dem Haus verletzt, was genau passiert ist, konnte ich nicht sehen, ich habe nur mitbekommen, daß Kira kläffend zum Hoftor stürmte (was wir normalerweise versuchen zu unterbinden) und Nellie wie eine Irre hinterherraste, dabei auf dem Laminat vor der Terrassentür ausrutschte und lahmend am Hoftor ankam. Da sie sich schon häufiger bei ähnlichen Aktionen oder beim Spielen leicht verletzt hat und das immer nach ein paar Tagen Schonung wieder gut war, habe ich erstmal abgewartet und sie möglichst versucht zu schonen.


    Als die Lahmheit nach drei Tagen immer noch genauso stark war, bin ich zur TÄ. Es war schwer zu erkennen, auf welchem Bein sie lahmte, sie hat zwar immer beim Aufsetzen des rechten Vorderbeines den Kopf nach unten fallen lassen, was ja für eine Lahmheit links spräche, aber beim Abtasten und Dehnen schien - wenn überhaupt - einzig das rechte Karpalgelenk leicht schmerzempfindlich zu sein. Da sie selbst bei richtig schweren Verletzungen niemals aufjault, muß man da auf kleinste Calming Signals achten, was eine Diagnose nicht gerade leicht macht. Na gut, rechtes Karpalgelenk also, sie bekam einen stützenden Verband und Schonung verordnet, dazu Carprodyl.
    Am nächsten Tag fiel der Verband bereits ab, nicht weil sie ihn angenabbert hätte (dran kam sie mit Trichter gar nicht), sondern weil sie mit aller Gewalt das Gelenk durchdrückte, bis er so locker wurde, daß er ins Rutschen kam. Toll, Nellie, gut gemacht. :motz:


    Ich also wieder zum TA, diesmal Schonung ohne Verband. Nach einer Woche war es immer noch genauso schlimm, also wurden ihre Handgelenke und Pfoten geröntgt - nix zu sehen. Die Schonung an sich gestaltete und gestaltet sich als fast unmöglich, da Nellie eben so ein Wirbelwind ist. Ich gehe inzwischen mit einem Gummiball an der Leine spazieren, sie geht und trabt nicht mehr sondern springt auf und ab, um irgendwie ihre Energie loszuwerden. Ich mache viel Kopfarbeit mit ihr, aber von drei Stunden täglich Spazierengehen mit Freilauf plus viel Spielen mit Kira zu Hause auf quasi Null herunterzufahren, und das bei so'nem Energiebündel, ist natürlich schon heftig.


    Vor einigen Tagen dann ist sie mir in den Garten entwischt und drehte zwei drei Runden wie eine Irre, bis sie zurückkam und zwar nur noch auf drei Beinen. :shocked: Diesmal war es aber nicht das rechte, das sie schonte, sondern das linke. Also wieder zum TA, diesmal wurden das gesamte linke Bein geröntgt, inklusive Schulter und Ellenbogen, plus HWS, aber bis auf eine leichte Verdichtung am linken Ellenbogengelenk war nichst festzustellen. Der TA machte extra noch eine Aufnahme vom rechten Ellbogengelenk, da hatte sie diese Verdichtung zwar nicht, aber er meinte, dies wäre diagnostisch wohl eher nicht relevant.


    Jetzt bekommt sie PhenPred, also ein stärekeres Schmerzmittel plus Kortison gegen eine eventuelle Entzündung, und ich soll sie weiterhin schonen, außerdem wollen sie die Aufnahmen noch einem erfahrenen Kollegen zeigen, ob der vielleicht was findet.
    Nellie lahmt weiterhin sehr stark, belastet das linke Vorderbein so gut wie gar nicht, wenn ich sie aber mal eine Sekunde aus den Augen lasse springt die kleine Rennsemmel damit durchaus auch über Couch und Betten - um danach noch stärker zu lahmen. *seufz*
    Ich versuche echt mein möglichstes, den Hund zu schonen, aber müßte man nicht irgendwann wenigstens eine leichte Verbesserung sehen? Da sie so schmerzunempfindlich ist, macht es mich schon nachdenklich, daß sie trotz des Phenylbutazon noch so stark hinkt.


    Kann denn eine Bänderdehnung oder eine Zerrung so eine starke Lahmheit bewirken (bei einem Hund, der sogar mit 15cm langer dreieckiger Rißwunde, die bis auf den Knochen ging noch munter in der TA-Praxis umhersprang, und von dem die TÄ sagt, sie hätte noch nie einen so schmerzunempfindlichen Hund erlebt)?
    Ich möchte halt nicht, daß am Ende doch was schlimmeres ist, und ich es jetzt verschleppe...


    Sorry für den langen Text :ops:, und danke fürs Lesen :)! Vielleicht hat jemand irgendeine Idee? :???:


    Liebe Grüße,
    Anja

  • Hallo,


    um auf deine Frage einzugehen, ob der Hund nach 3 Wochen immer noch so stark lahmen kann - wenn er zwischendurch immer wieder mal "ausbüxt" und dann völlig überdreht, kann sämtliche Besserung mit einem Schlag wieder dahin sein - also um deine Frage zu beantworten : JA sie kann durchaus so lange so heftig lahmen.


    Der TA scheint bemüht zu sein, ob hier eine 2. Meinung herangezogen werden sollte vermag ich nicht zu beurteilen. Wär es mein Hund - ich würde wohl eine andere Meinung hören/sehen wollen aber letztlich glaube ich, musst du deinen Hund noch stärker einbremsen.


    Viiiiiel viiiel Kopfarbeit - das lastet auch aus. Denkspiele und Knobelspiele eignen sich hierfür bestens.


    Du musst irgendwie den Hund "stillstellen". Wir hatten bei unserem Momo ein ähnliches Problem und mussten auch von heute auf morgen das Konzept komplett umstellen. Das war nicht einfach aber es hat funktioniert.


    Lg
    Volker

  • Zur Sicherheit würde ich zu einem TA gehen, der sich auf den Bewegungsapparat spezialisiert hat und mir dort eine 2. Meinung holen.


    Wie in einem andere Fred schon erwähnt, kam dort bei meinem Sitterhund eine völlig andere Diagnose, welche auch dem ganzen Bild besser entsprach. Aus einer Entzündung im Hüftgelenk auf Grund von Zerrung oder Stauchung, wurde eine Entzündung im Knie mit Kreuzbandanriss.


    Eine Zerrung und auch eine Stauchung sind extrem schmerzhaft und auch recht langwierig, was das Ausheilen betrifft. Das kann ja schon bei einem Menschen einige Wochen dauern und bei einem Tier halt auch genauso lange.

  • Hallo,


    woher kommst Du denn?


    Unser Räuber hatte mit 2Jahren einen Unfall und man hat nach etlichen Behandlungen dann festgestellt, daß die Sehne an der Schulter angerissen war. Das ist auf nem Röntgenbild nicht zu erkennen. Die Aufnahmen waren immer ohne Befund. Erst nach dem Öffnen des Schultergelenks unter Narkose in einer Tierklinik, die auf Bewegungsapparat spezialisiert ist, hat man die defekte Sehne entdeckt.


    Räuber's Humpeln zog sich über mehr als 1 Jahr hin, bis endlich entdeckt wurde, WARUM er hinkt.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Huhu,


    vielen Dank für Eure Antworten!

    Ich war heute nochmal bei meiner TÄ, und ihr Kollege hat gemeint, es könne auch von der Halswirbelsäule kommen, da zwischen dem 2. und 3. Halswirbel eine Verdichtung zu erkennen sei, die da eigentlich nicht hingehört. Nachdem ich aber aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiß, daß man auf Röntgenbildern einerseits viel erkennen kann, was gar nicht wirklich da ist und andererseits die relevanten Dinge häufig übersehen werden, bin ich da skeptisch - zumal Nellie ja wirklich ausgerutscht ist.


    Wenn's nicht besser wird, wurde mir ein Kernspin angeraten, was natürlich sinnvoll ist, um die Weichteile zu erkennen. In Hofheim soll es eine gute Klinik dafür geben - von der Gießener Uniklinik halte ich mich nach mehreren gräßlichen Berichten lieber fern.


    Eine zweite Meinung werde ich nächste Woche einholen, wenn noch immer keine Besserung zu erkennen ist. Es gibt hier in der Nähe eine TÄ, die sich auf Reha und Physiotherapie spezialisiert hat. Meine TÄ meinte, sie hat schonmal eine Hundehalterin zu ihr überwiesen - und die war ganz zufrieden.


    Das mit dem Ruhigstellen, Volker, ist wirklich ein Problem, nicht so sehr, was Nellie allein angeht, sondern vor allem, weil ich ständig unseren anderen Hund mit einbremsen muß. Die bieden reagieren inzwischen schon seltsam aufeinander, da sie das Spielen auch zum Spannungsabbau nutzen. Naja. Als Nellie letzten Winter die schwere Wunde am Hinterbein hatte, klappte es auch ganz gut, sie fünf Wochen lang komplett ruhigzustellen. Aber klar, da hatte sie eine Drainage im Bein, und einen Plastiktrichter um den Kopf, außerdem war Kira damals noch so schüchtern, daß sie sich niemals getraut hätte, Nellie von sich aus zum Spielen aufzufordern.
    Oh Mann, ich weiß, das ist ein Kopfding von mir. Wenn ihr Bein jetzt gebrochen und eingegipst wäre, hätte ich ja auch kein Problem damit, sie zur Not auch in ihrem Körbchen anzubinden. Aber abgesehen von dem Hinken wirkt sie ja völlig fit und schmerzfrei. Kopfarbeit mache ich schon viel mit ihr, aber es hat eher den gegenteiligen Effekt. Wenn sie sich eine Weile konzentrieren muß, will sie danach ihre Spannung rauslassen. Sie dreht nämlich vor allem nach den Clickersessions oder Suchspielen ab.


    Zitat

    woher kommst Du denn?


    Ich komme aus dem Raum Marburg, in welcher Klinik wart Ihr denn?


    Hui, Sehnenanriß, heftig, mußte er dann operiert werden?
    Ich dachte auch schon an so was - zumal mir das Humpeln nicht in erster Linie zur Schmerzvermeidung zu dienen scheint, sondern weil's wirklich irgendwo hakt. Mein Freund hatte vor einigen Jahren einen Achillessehnenanriß und hat bis heute manchmal Phasen, wo die Sehne sich irgendwie festhakt - er macht dann immer ganz gräßliche Dinge mit seinem Fuß, damit es sich wieder einrenkt. :shocked:


    Liebe Grüße,
    Anja und Nellie Hinkefuß

  • Hallo,


    wir waren in der TiHo Hannover. Man hat (da man das Gelenk ja eh geöffnet hatte) die Sehne verkürzen müssen und hat sie vom Schulterblatt an den Oberarm transplantiert. Räuber ist den Rest seines Lebens immer vorne links leicht eingeknickt, weil das Bein sich nicht mehr so durchstrecken ließ wie das rechtem, aber er konnte damit gut leben, 13 Jahre lang.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Das was hier geschrieben wird macht mir echt angst, war heute auch beim Tierartzt, da, nach einem langen Spaziergang mit einem anderen Hund, Kagji gehumpelt hatte.
    Der TA verschrieb uns dann schmerztabletten, bei denen das Humpeln nach ließ, wir dachten uns: okay geht bestimmt schnell wieder weg.
    Nach einiger Zeit fing sie wieder verstärkt an zu humpeln und eine verdickung war am Kniegelenk zu sehen. Wir also zum Tieratzt und der uns mit ner überweisung zum Chirogen (hoffe ist richtig geschrieben^^)
    Sie wurde geröncht, weil eine Kniescheibenspaltung (ich hatte während der WArtezeit fast geheult, allein schon das Wort machte mir angst) vorliegen könnte. Es stellte sich heraus, das sich eine Wundwasserblase gebieldet hatte, die aufgestochen werden musste. Die TÄ meinte, wenn es sich nicht bessert würde die Sehne oder irgendwas gaaaaaaaaaaaaanz wichtiges reißen und sie könnte das bein dannach nie wieder benutzten, weil eine Op fast unmöglich an dieser Stelle sei. (heul)
    Nun ist Kagji genau so ein Energiebündel wie dein Hund.
    Kannst dir ja vorstellen was für sorgen ich hab, und sie ist jetzt gerade mal etwas über 6 Monate.


    Ich würde die Kernspin dürchführen, vielleicht ergibt das klarheit.
    Hoffe es bessert sich bald

  • Zitat

    Die TÄ meinte, wenn es sich nicht bessert würde die Sehne oder irgendwas gaaaaaaaaaaaaanz wichtiges reißen und sie könnte das bein dannach nie wieder benutzten, weil eine Op fast unmöglich an dieser Stelle sei. (heul)
    Nun ist Kagji genau so ein Energiebündel wie dein Hund.
    Kannst dir ja vorstellen was für sorgen ich hab, und sie ist jetzt gerade mal etwas über 6 Monate.


    Oh je, laß dich drücken. Hoffentlich geht es Kagji inzwischen besser! Gerade bei jungen Hunden können Lahmheiten aber auch durch Wachstumsschübe verursacht werden. Vielleicht auch nochmal eine zweite Meinung hinzuziehen?


    Nellie lahmt seit Sonntag weniger stark, insofern warte ich noch mit dem Kernspin und setze erstmal weiter auf Schonung. Inzwischen hat sie schon deutlich Muskelmasse abgebaut, was den Vorteil hat, daß sie schneller ermüdet. ;)


    Liebe Grüße,
    Anja

    EDIT:
    *seufz* Eine Woche lang hat Nellie fast gar nicht mehr gelahmt und wir haben ganz langsam die Belastung wieder heraufgefahren, sprich, die Spaziergänge nicht mehr an der 2m-Leine, sondern erst an der 5m- und am Wochenende sogar wieder an 15m-Schleppleine mit kurzen Freilauf-Intervallen. Alles war bestens, Schmerzmittel waren seit letzem Donnerstag abgesetzt, Prednisolon wurde langsam ausgeschlichen.
    Und was passiert vorgestern?! Nellie im Freilauf läuft ihre üblichen 50m vor, ich rufe, sie dreht um, kommt mit fliegenden Öhrchen auf mich zu gerast, stolpert und fliegt auf die Nase. Die letzten Meter sah ich schon, daß sie wieder hinkt. :( Seitdem hinkt sie wieder genauso stark wie vor 5 Wochen. Ich habe den halben MOntag geheult wie ein Schloßhund und mir solche Vorwürfe gemacht, daß ich sie vielleicht zu früh wieder belastet habe, aber andererseits, sie hat wirklich gar nicht mehr gelahmt.
    Jetzt ist also wieder Schonung angesagt, dazu gebe ich ihr momentan Distorsal 13, homöopathische Tropfen bei Verstauchungen, Zerrungen, Sehnengeschichten, etc. Ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihr wieder die heftigen Schmerzmittel und Kortison zu geben, da sich ihr Allgemeinzustand darüber erheblich verschlechtert hatte, Durchfälle, Verdauungsbeschwerden, ständiges Hecheln und zeitweilig Heulanfälle, die echt gruselig waren. Und sie hat doch eh so ein geschwächtes Immunsystem, wir haben ja gerade vor ein paar Monaten unsere unendliche Demodex-Geschichte - hoffentlich - abgeschlossen.
    Meine Güte, die arme Maus, sie ist so ein Pechshund, das gibt es einfach gar nicht! :( :


    Traurige Grüße,
    Anja

  • Hallo,


    das kenne ich zu gut. Nach Ronja's Knie-OP war ja lange auch alles gut. Dann vor ein paar Wochen wollte sie ne kleine Mauer hochspringen, ich konnte sie nicht abhalten...und es kam, was kommen mußte, sie schaffte es nicht, renkte sich wieder die Kniescheibe aus (links, wo nicht operiert wurde). 2 Tage Schonung ohne Zwischenfall, alles wieder okay.


    Dann großer Spaziergang im Feld an einer alten Ruine (ca. 40cm hohe Mauerreste stehen da noch). Sie tobt durch's hohe Gras, sieht ein Mäuerchen nicht und knallt dagegen...Rolle rückwärts ins Gras und dann wollte sie die linke Vorderpfote nicht belasten...mein Herz schlug mir nis zum Hals. Nach ein paar Schritten ging's wieder...wieder nen paar Tage geschont...gottseindank nix weiter passiert.


    Mit unserer Motte rutscht mir also auch öfter das Herz in die Hose. Gehe gleich wieder mit ihr in die Felder und jedesmal bete ich, daß sie sich nicht wieder vertritt oder beim Toben mit nem anderen Hund sich was zerrt.


    Liebe Grüße


    BETTY und Ronja

  • Hallo,


    gerade weil Hunde sehr schmerzunempfindlich sein können, ist eine Diagnose immer sehr, sehr schwierig. Mein Hund ist vor ein paar Wochen immer schlapper geworden, bis sie eines Tages zusammenbrach. Trotzdem war nicht klar was sie hatte. Sie lief auf drei Beinen.


    Nachdem sie schon einmal einen Bandscheibenvorfall hatte und operiert worden war bin ich dann doch 200km zum Tierneurologen gefahren. Obwohl es kein TA und keine Tierklinik vorher feststellen konnte, man dachte sie hätte was am Knie oder am Magen, hatte mein Hund wieder einen Bandscheibenvorfall. Jetzt nach der OP ist alles wieder supi.


    Was dein Hund letztendlich hat, wird man nur per CT oder Kernspinn rausfinden können. Was am Ellenbogen, was an der Schulter, was an der Halswirbelsäule, Rheuma, Arthrose....?


    Jedenfalls wenn du einen guten Tierneurologen brauchst, wir waren hier: http://www.tierneurologie.de


    LG Schopenhauer

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