Durchschnittliche Begabung? ODER Die Fähigkeiten des Hundes.

  • Hallo allerseits,

    mich interessiert es, welche Fähigkeiten ein Hund beherrscht.
    Fähigkeiten, die das intuitive und grundlegende Wissen des Hundes zeigen, ganz unabhängig von der Veranlagung Befehle zu befolgen oder selbige schnell zu erlernen. Leider habe ich dazu weder im sonstigen Netz noch hier etwas gefunden.

    Hat der Hund Grundkenntnisse über Physik? Kann er Entfernungen abschätzen? Weiß er über die Beständigkeit von Objekten?

    Mir kamen diese Fragen, als ich mit meinem Hund spazieren ging und ich ihm ein Leckerlie in einen kleinen Bach wurf, so dass sie hinterherspringen musste (ich bin fies, ich weiß :D ). Jupp, aber hinterherspringen wollte sie nicht, sondern versuchte das Leckerlie mit ihrer Pfote zu angeln. Nun kam sie aber von der einen Seite nicht ran, das hat sie gemerkt und blitzschnell geschaltet, dass sie auf die andere Seite des Wassers musste, denn hier war das Leckerlie näher am Ufer.
    Diese Fähigkeit hat mich verblüfft.

    Genauso, dass sie, wenn ich während des Fangenspielens hinter einen Busch oder ein sonstiges Objekt renne, mir nie folgt, sondern von der anderen Seite kommt, da sie weiß, dass ich mich 1) dorthin bewegen werde und sie mich 2) auf diese Art viel besser erwischen kann.

    Gehört das zu der durchschnittlichen "Hunde- Begabung" oder hat mein Irrwisch eine sehr gute Kombinations- und Problemlösefähigkeit?


    Vielleicht könnt ihr mir mit eurem Wissen und/oder ein paar Geschichten über eure Hunde und deren "Alltags-Bewältigungs-Begabungen" bei meiner Suche nach der Wahrheit :kerze: weiterhelfen?

    Dankeschön! =)

  • Vor kurzem habe ich einen Bericht in einer Hundezeitschrift gelesen, den ich sehr verblüffend fand. Ich hätte Hunden diese Abstraktionsleistung jedenfalls nicht zugetraut. Ich hoffe, ich schaffe es, das in wenigen Sätzen verständlich zusammen zu fassen.

    Also: Ausgang war eine Studie mit Kleinkindern, in der festgestellt wurde, dass diese nur für sie sinnvolles Verhalten imitieren. Bei den Kindern (etwa ein Jahr alt) haben Erwachsenen mit der Stirn auf eine Box gedrückt (oder so ähnlich) und die Box hat daraufhin was Interessantes gemacht. Die Kinder haben das mit dem Kopf nur nachgemacht, wenn die Erwachsenen die Hände gleichzeitig frei hatten. Das heißt, die Kinder sind davon ausgegangen, dass die Erwachsenen die Hände einsetzen würden, wenn es nicht unbedingt für das Gelingen wichtig wäre, den Kopf zu benutzen. Hatten die Erwachsenen die Hände anderweitig beschäftigt, während sie die Box mit dem Kopf berührt hatten, haben die Kinder mit den Händen an der Box rum probiert. Sie haben sich also „überlegt“, dass der Erwachsene die Hände benutzt hätte, wären diese frei gewesen.

    Ich hoffe, das war nachvollziehbar?!

    Man hat dann ein ähnliches Experiment mit Hunden probiert:

    Der Apparat hat so funktioniert, dass an einem Holzstock gezogen werden musste, um an Futter zu kommen. Hunde würde dies allgemein eher mit der Schnauze machen, als mit den Pfoten.
    Man hat nun eine Border Collie Hündin (was sonst…) so trainiert, dass sie wahlweise mit oder ohne Gegenstand in der Schnauze mit den Pfoten an dem Holzstock zieht. Die Hunde (genauer 15 von 18) imitierten den Pfoteneinsatz dann, wenn die Hündin nichts in der Schnauze trug (d.h. es muss einen wichtigen Grund geben, die Pfoten zu nehmen), aber sie nutzten ihre Schnauze, imitierten also nicht (!) (15 von 19), wenn die Border-Hündin etwas in der Schnauze hatte, diese also nicht verwenden konnte.

    Wie gesagt, wow, hätte ich ich nicht erwartet!


    Ansonsten: Mich verblüfft z.B. immer wieder folgendes: ich werfe den Dummy einen Steinbruch runter, Lucy sieht nur einen kleinen Teil der Flugbahn. Sie muss dann erst nach einem Weg runter suchen (geht an den meisten Stellen nicht, da zu steil) und trotzdem läuft sie fast immer auf direktem Weg zum Dummy. Dabei kann sie doch eigentlich nicht wissen, wo er liegt :???: . Eine Mischung aus tollem Gehör und Ortsgedächtnis/Orientierungssinn?? Mein Rüde bekommt das aber nicht hin...

    Auch immer wieder verblüffend finde ich die Nasenleistung. Etwa den Tannenzapfen unter vielen finden, den ich kurz berührt habe oder einer Spur folgen. Klar, ist kein Kunststück für einen Hund, aber für mich einfach toll.

    Auch eine Denkleistung: wenn Grisu etwas hat, was Lucy gerne hätte (ein Knochen z.B.), fordert sie ihn seeehr einfallsreich zum spielen auf und Grisu hat auch auch nie lange durchgehalten. Sobald er aufsteht, geht Lucy dann an den Knochen. Wobei er Lucy mittlerweile durchschaut hat und sehr langsam aufsteht, dabei den Knochen nicht aus den Augen lässt und zusieht, dass er immer zwischen Lucy und dem Knochen bleibt. Ein Dilemma für Lucy und auch für Grisu (der wirklich lieber mit Lucy spielen würde) und für mich recht lustig anzuschauen :p

    Lucy kann auch ein richtiges Biest sein: sie animiert Grisu dazu Blödsinn zu machen, um selbst dann im richtigen Moment zum Engel zu mutieren, so dass ich sie theoretisch loben und mit Grisu schimpfen müsste. Aber ich durchschaue sie :D

    Auch eine Denkleistung von Lucy: Dummy auf einem Zweig, am Dummy befestigt eine Leine. An den Dummy ist kein rankommen, man muss an der Leine ziehen. Lucy ist drum herum gehopst, irgendwann zufällig an die Leine gekommen. Beim nächsten mal hat sie dann gezielt an der Leine gezogen. Probiert es mal, es ist nicht so einfach für einen Hund, wie es vielleicht klingt

    Oder: Leckerlie über einen Zaun werfen, einige Meter links und auch rechts sind Durchgänge. Lucy schaut erst immer, welcher Weg kürzer ist, bevor sie los läuft (sie kann also Entfernungen abschätzen...)

    Na ja, mir fällt noch einiges mehr ein, aber reicht erstmal :^^:

  • Sicher sind es auch oft Erfahrungswerte aus denen resultierend sich das Verhalten ableiten lässt.
    Dennoch glaube ich, dass es auch mehr oder weniger clevere Hunde gibt.

    Was mich neulich erstaunt hat:
    Eingezäuntes Stück offene Wiese zur Ziegenhaltung. An der kurzen Seite ein Eingang. Ich lief neben dem Zaun die Wiese entlang. Die Hunde verfolgten erst den Feldweg, der eine hat natürlich prompt den Eingang zur Einzäunung erwischt und wollte auf diesem weg zu mir kommen. Ging natürlich nicht - Zaun dazwischen. Er hat es nicht kapiert, dass er wieder ´zurück muss. Also ist Frauchen eben wieder mit zum Eingang gelaufen. So weiter des Weges. Bin dann auf der anderen Seite der Einzäunung die Wiese entlang. Und wie es der Zufall will, diesmal hat der andere Hund den Eingang erwischt. Tja - er kam selbst drauf und ist alleine zurück zum Eingang und außenrum uns nach.
    Ist dieser Hund nun cleverer oder hat er sich die Situation zuvor "gemerkt"?

  • Ich denke, es gibt auch bei Hunden Unterschiede, manche lernen superschnell, manche brauchen etwas länger.

    Suki ist total visuell orientiert, der Geruchssinn ist b ei ihr scheinbar nicht so ausgeprägt. Was verstecken und sie soll suchen führt zum Erfolg, wenn sie das Objekt sieht. Sie kann direkt davor stehen, aber riechen tut sie es nicht. Bei Luna ist es genau umgekehrt, da sie nicht so gut sieht, verläßt sie sich total auf den geruchssinn und kann auch herausfinden welches Objekt ich zuvor angefaßt habe.

    Beide lernen superschnell, aber man muß denke ich auch Rasseeigenschaften berücksichtigen.

    Liebe Grüße,
    Nicky

  • Hallo,

    ich denke, Dinge, wie das Entscheiden, auf welcher Seite des Hindernisses der Hund herumrennt, ist weder angebohren noch anerziehbar, sondern beruht auf Erfahrung. Ein Hund, der viel kennenlernen darf, kann mit der Zeit Entfernungen gut einschätzen, das Verhalten anderer Lebewesen vorausahnen etc.

    Bei meiner Hündin finde ich erstaunlich, wie hervorragend sie sich Gegenden aus dem fahrenden Auto heraus einprägen kann. Beispielsweise weiß sie bereits etliche Zeit vorher, dass wir nun wieder heimfahren. Und wenn es in Richtung der "Schreckensorte" (wo sie nicht mitkann und im Auto warten muss, was sie überaus ungern tut) geht, beispielsweise Supermarktparkplätze, fiept sie bereits lange vorher.
    Und sie fühlt Gewitter, Regen, Hagel etc. voraus (bis Frauchen erst einmal erkannt hat, dass Hundi wegen des bevorstehenden Niederschlags unruhig ist, hat es etwas gedauert :D ; aber im Grunde ist diese Vorwarnung im Alltag sehr praktisch).

    Viele Grüße,
    Tess

  • Ich kann dir nur das Buch "Die einzigartige Intelligenz der Hunde" von
    Alwin Schönberger empfehlen.
    Unglaublich interessante Studien mit Hunden und ueber Hunde.
    Es ist kein klasisches Hundebuch.
    Sondern es sind richtige Verhaltensforschungen ueber die Hund-Mensch-Beziehung.
    Warum der Hund z.B. uns besser versteht als unser naechster Verwandte der Affe?
    Warum fuegt der Hund sich so Problemlos in unser Leben ein?
    Auch aetliche Tests werden dort beschrieben, die man mit Hunden gemacht hat.
    Einiges war fuer mich sehr beindruckend.

    Kann ich eigentlich nur jedem Empfehlen.

    http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_w/…igenz+der+Hunde

  • Zitat

    Ich hoffe, ich schaffe es, das in wenigen Sätzen verständlich zusammen zu fassen.

    Ja, hast Du. Durch diverse Studien der letzten Jahrzehnte wurde nachgewiesen, dass ein Hund in etwa das Leistungsvermögen eines 3jährigen Kindes hat.

  • Hierzu empfehle ich dir das Buch "Wie Hunde denken und fühlen" von Stanley Coren. Da wird erklärt wie Hunde hören, sehen... und welche Leistungen sie erbringen können.

    Da Hunde verschiedene Fähigkeiten je nach Rasse mit sich bringen, haben Hunde versch. Eigenschaften, die ihnen teilweise angeboren sind, teilweise werden sie aber auch geprägt.

    Hunde tun nichts anderes den ganzen Tag als uns zu beobachten. Kein Wunder, dass mein Hund genau weiß, was ich tun werde. Anhand des Schlüssels erkennt sie, ob wir laufen werden oder Auto fahren.

    Wenn ich mich verstecke, kommt sie nicht mehr von vorne. Seit neuestem erschrecke ich jedes Mal, weil sie anscheinend plötzlich weg ist. Sie kommt inzw. von hinten, nimmt einen anderen Weg und schneidet mir den Weg ab. Gestern stand sie direkt hinter mir und ich bekam fast einen Herzkasper als ich mich umdrehte, um sie zu suchen. Ihre Augen sagten alles: "Frauchen, für wie blöd hälst du mich eigentlich?" :D Tja, der Hirtenhund und sein Schaf! :lachtot:

  • Oh schön, da kamen ja jetzt doch nochmal ein paar Antworten zusammen, ich dachte schon, ich hab jetzt wiedermal ein Thema eröffnet, dass für viele irgendwie nicht so interessant ist... :roll:

    Zitat

    Man hat dann ein ähnliches Experiment mit Hunden probiert:

    Der Apparat hat so funktioniert, dass an einem Holzstock gezogen werden musste, um an Futter zu kommen. Hunde würde dies allgemein eher mit der Schnauze machen, als mit den Pfoten.
    Man hat nun eine Border Collie Hündin (was sonst…) so trainiert, dass sie wahlweise mit oder ohne Gegenstand in der Schnauze mit den Pfoten an dem Holzstock zieht. Die Hunde (genauer 15 von 18 ) imitierten den Pfoteneinsatz dann, wenn die Hündin nichts in der Schnauze trug (d.h. es muss einen wichtigen Grund geben, die Pfoten zu nehmen), aber sie nutzten ihre Schnauze, imitierten also nicht (!) (15 von 19), wenn die Border-Hündin etwas in der Schnauze hatte, diese also nicht verwenden konnte.

    Wie gesagt, wow, hätte ich ich nicht erwartet!

    Das hab ich auch letztens irgendwo gelesen und fand es total faszinierend.
    Allerdings würde ich mir das gerne mal selbst anschauen, da ich doch noch etwas skeptisch bin. Ich dachte immer die einzigen Tiere, die eine solch ausgeprägte Nachahmungsfähigkeit besitzten sind (nach den Menschenaffen) die Rabenvögel bzw. Papageien.

    Zitat

    Ist dieser Hund nun cleverer oder hat er sich die Situation zuvor "gemerkt"?

    Ich könnte mir vorstellen, dass da beides der Fall ist.
    Mein verrücktes Huhn rannte auf einer bestimmten Strecke jetzt schon drei Mal in ein abgezäuntes Grundstück und hat nie wieder alleine rausgefunden.
    Es könnte allerdings auch daran liegen, dass sie merkt, dass sie eingesperrt ist und dann so aufgeregt reagiert, dass sie einfach deswegen den Ausgang nicht mehr findet...?

    Zitat

    Hallo,

    ich denke, Dinge, wie das Entscheiden, auf welcher Seite des Hindernisses der Hund herumrennt, ist weder angebohren noch anerziehbar, sondern beruht auf Erfahrung. Ein Hund, der viel kennenlernen darf, kann mit der Zeit Entfernungen gut einschätzen, das Verhalten anderer Lebewesen vorausahnen etc.

    Ich schätze, damit hast du recht. Es hatte mich bei Inga eben nur so überrascht, da die Reaktion für mich quasi wie aus dem nichts kam. Ich habe ihre Aktionen von Versuch und Irrtum irgendwie nicht mitbekommen. Oder kann es sein, dass sie das Prinzip schon kennengelernt hat, bevor sie zu uns kam, also bevor sie 9 Wochen alt war?

    Zitat

    Es ist kein klasisches Hundebuch.
    Sondern es sind richtige Verhaltensforschungen ueber die Hund-Mensch-Beziehung.
    Warum der Hund z.B. uns besser versteht als unser naechster Verwandte der Affe?

    Kein klassisches Hundebuch?-- Das ist was für mich :D . Ich höre/lese sehr gerne einfach nur objektive Forschungsergebnisse und Beobachtungen und bilde mir danach selbst eine Meinung.

    Bei der "Hund vs. Affe"- Frage bin ich allerdings der Meinung, dass uns der Affe alles in allem besser versteht, der Hund unsere Taten allerdings besser interpretieren kann... (hmm, macht das Sinn?? :roll: )

    Zitat

    Durch diverse Studien der letzten Jahrzehnte wurde nachgewiesen, dass ein Hund in etwa das Leistungsvermögen eines 3jährigen Kindes hat.

    Jap, genau das würde ich auch sagen, wenn ich meinen Hund in Aktion sehe. :D Manchmal geht es sogar so weit, dass ich mir erstmal wieder bewusst machen muss, dass sie tatsächlich ein Hund und kein Kleinkind ist.

    Zitat

    Hierzu empfehle ich dir das Buch "Wie Hunde denken und fühlen" von Stanley Coren. Da wird erklärt wie Hunde hören, sehen... und welche Leistungen sie erbringen können.

    Ich würde mir ein Buch wünschen, was genau hiernach ansetzt. Also bereits das Wissen über die Sinnesleitungen des Hundes voraussetzt und nur die darausfolgenden Verhaltensweisen und Eigenheiten erklärt.

    Zitat

    Wenn ich mich verstecke, kommt sie nicht mehr von vorne. Seit neuestem erschrecke ich jedes Mal, weil sie anscheinend plötzlich weg ist. Sie kommt inzw. von hinten, nimmt einen anderen Weg und schneidet mir den Weg ab. Gestern stand sie direkt hinter mir und ich bekam fast einen Herzkasper als ich mich umdrehte, um sie zu suchen.

    Hehe ja, ich verstecke mich auch immer, wenn meine Kleene auf Erkundungstour geht . Meine Versteck-Suche nutzt sie dann allerdings aus um sich von hinten an mich heranzuschleichen und sich mit mir ins Versteck zu hocken.
    Und ich wundere mich, dass sie nicht kommt :lachtot: !

    Schön witzig, die Hundis!

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