Mein Hund mobbt und hetzt

  • Hallo Ihr


    Mein Hund wird in 3 Tagen 1 Jahr alt. Ich bin im Grossen und Ganzen zufrieden, was ihre Entwicklung betrifft. Sie hat ein freundliches Wesen, ist leinenführig und auch mit dem Abrufen klappt es in der Regel wirklich gut.


    Heute hatten wir wieder mal ein Schlüsselerlebnis: Buga-Gelände, schönes Wetter, eigentlich zu viele Hunde unterwegs. EIn etwa zweijähriger Rüde (Rhodesian Mix) fing an, ein Windspiel zu hetzen und meine schloss sich dem Rüden an.


    Wir konnten die grossen Hunde dann doch rausnehmen - ich hab meine eher geschnappt als das sie freiwillig aufhörte, sie war überhaupt nicht begeistert. Ab dem Zeitpunkt ist wieder irgendeine Sicherung bei meinem Hund durchgebrannt.


    Sie hatte nur noch diesen Rüden im Visier, war überhaupt nicht an der Leine zu händeln. Hat nur noch rumgekläfft und ihn nicht aus den Augen gelassen. Wegen der kleineren Hunde habe ich meinen Hund jedoch an der Leine behalten und bin ein gutes Stück weggegangen, total raus aus der Situation - natürlich wollte mein HUnd überhaupt nicht mit.


    Die Besitzerin mit dem Rüden ist parallel zu uns auch weitergegangen. Die hat sich gar keinen Kopf um das Verhalten ihres Hundes gemacht, er spiele halt.


    Meine hat an der Leine immer noch wirklich Terz gemacht (das erste Mal überhaupt). Ich habe ein wenig mit ihr gespielt, sie abgelenkt und sie ist runtergekommen. Und weil jetzt kein anderer Hund ausser dem Rüden in der Nähe war, habe ich sie abgeleint und nochmal ins Spiel entlassen, um einen Abschluss zu finden.


    Kurz haben die beiden gespielt und dann ist der Rüde abgedreht, um wieder hinter einem anderen HUnd herzuhetzen, der etwas weiter weg auf uns zukam (grössere Mischung) - und meine Zicke natürlich auch wieder mit. Den Hund also wieder eingefangen - sie hat überhaupt nicht aufs Abrufen reagiert, bis ich ihr die Leckerlis bald an den Kopf werfen musste, damit sie überhaupt meine Anwesenheit registriert.


    Mein Hund war wie hypnotisiert von diesem Rüden. Hat dann wieder wie blöd rumgebellt und warf sich in die Leine, um wieder zu diesem Hund zu kommen. ich hab sie fast 200 m hinter mir herziehen müssen, weil sie nur zu diesem Hund wollte (es wurde auch schon dunkel).


    Ich bin sehr beunruhigt, weil ich dieses Verhalten a.) überhaupt nicht einschätzen kann, sie hat sich noch nie so aufgeführt und b.) ich merke, ich kann meinem Hund immer noch nicht wirklich vertrauen.


    Dieses Hundehetzenwollen gefällt mir überhaupt nicht, das ist kein Spiel - ich kenne das von den Windhunden - sie ist da nicht mehr wieder zu erkennen. Ich bin schon wieder in so einem Stadium, sie erst gar nicht von der Leine lassen zu wollen.


    Wie habe ich die Situation einzuschätzen ? Wieso ist der Hund abrufresistent, wenn er sonst sofort zurück kommt ? Habe ich jetzt einen Hetzhund ?


    Bitte um Rat.


    Gruss


    Hat jemand einen Rat für mich ? Es ist so gut gelaufen, die letzten Wochen ...

  • Hallo mollrops,


    drei Fragen:


    1. Hat "dein Hund" auch einen Namen? Sorry, aber die gesamte Beschreibung klingt ziemlich kalt.


    2. Sie ist erst ein Jahr alt. Wie war ihr Sozialverhalten seither resp. seit wann verhält sie sich so anderen Hunden gegenüber?


    3. Wart ihr in der Welpen- bzw. Junghundzeit in einer HuSchu, hattet ihr einen Trainer und wenn ja, wie wurde gearbeitet?


    LG
    cazcarra

  • Sorry. Natürlich hat mein Hund einen Namen - sie heisst Bambi.


    Kalt wollte ich nicht rüberkommen, ich bin einfach besorgt und etwas durcheinander - und hatte dazu einen schlimmen Arbeitstag. Ausserdem wollte ich ja keine schöne Geschichte erzählen, sondern Fakten sortieren und weitergeben ;)


    Also - zu Deinen Fragen:


    Bambis Sozialverhalten ist sehr gut. Sie wuchs mit 4 Geschwistern und einer sehr freundlichen Hundemama auf, im Haushalt gab es noch eine weitere erwachsene Hündin.


    Bambi war 10 Wochen alt, als sie zu mir kam. Ich habe noch zwei ältere, gut sozialisierte, jedoch wesentlich kleinere Hündinnen, mit denen sie gut klar kommt. Mein erster Hundi war ein Dobermann/Deutschlanghaarvorstehermix und vor Bambi lebte noch ein Malinois/DSHmix bei den beiden Hundis.


    Draussen ist meine Kleine freundlich, nicht dominant, lässt sich - wie geschrieben - in der Regel gut beim ersten Ruf zurückholen. Wir gehen regelmässig mit anderen Hundehaltern und ihren Hunden - auch aus diesem Forum -spazieren, da ist sie bisher noch nicht negativ aufgefallen - im Gegenteil - eher positiv rübergekommen.


    Das beschriebene Verhalten zeigte sie jetzt das zweite Mal. Das erste Mal hat sie im Welpenkurs auch einen kleineren Hund mit mehreren anderen Hunden gehetzt bzw. sich den hetzenden Hunden angeschlossen - da war sie etwa ein halbes Jahr alt.


    Bambi ging nach Eingewöhnung bei mir ab ihrer 11. Lebenswoche in die Welpenschule, wechselte dann in die Junghundeschule. Sie war nie auffällig und wird von den beiden Trainerinnen als sehr intelligent eingeschätzt.


    Gearbeitet wird auf der Basis, erwünschtes Verhalten zu belohnen, ungewünschtes Verhalten zu ignorieren.


    Gruss

  • Was meinst Du denn mit "hetzen"? Kann mir darunter gerade nicht wirklich etwas vorstellen.


    Eines der Lieblingsspiele mit anderen Hunden bei meiner ist gegenseitigen wie wildes hinterherrennen. Wäre das dann hetzen? :???:


    Klar, wenn mehrere Hunde auf einen Hund zusstürmen und dieser dann wegrennt, dann stürmen die anderen Hunde hinterher (und auch wenn meine richtig gut abrufbar ist, in diesem Moment würde sie auch nicht mehr hören :roll:). Aber dann stürmt der andere Hund doch meist zu seinem HH und aus ist das Spiel, oder?

  • Jagen und gejagdt werden ist sicher das Lieblingsspiel der meisten Hunde. Ich würde nur eingreifen, wenn der Gejagdte offensichtlich Panik hat, die Rute einklemmt, oder was auch immer.
    Mobben von Hunden sieht meiner Meinung nach eher anders aus, findet nicht gerade im Laufen statt.

  • Zitat

    Mobben von Hunden sieht meiner Meinung nach eher anders aus, findet nicht gerade im Laufen statt.


    Das würde ich so nicht sagen, gerade das Jagdspiel entgleitet sehr schnell.


    Muss man halt wirklich genau hinschauen, ob der Gejagte noch "Spaß" hat oder ob er sich plötzlich einer Meute gegenüber sieht mit der er nicht mehr klar kommt.
    Und dass dann jeder Hund zu seinem Herrchen rennt, darauf würde ich mich nicht verlassen. In der Panik wird Herrchen nämlich meist gar nicht mehr gefunden.


    An der Körperhaltung ist es übrigens nicht wirklich zu erkennen, ob der Gejagte sich noch wohlfühlt. Beim Jagdspiel wird die Rute vom Gejagten eigentlich immer unterm Bauch getragen.


    Einen Abruf aus der Jagd würde ich allerdings von einem 1-jährigen Hund auch nicht erwarten. Da hilft nur Weg abschneiden und zack rausgegriffen. Muss man halt mal ein wenig in Wallung kommen als Hundehalter ;)
    Ansonsten greift das ganz normale Antijagdtraining auch in dieser Situation :D

  • Hm, das Problem hatte ich auch mal, habe dann versucht mit Schleppleine zu arbeiten und Bibo hat es geschafft, daß ich mir durch die Schleppleine Verbrennungen 2.ten Grades zugefügt habe :motz:
    Das hat vielleicht weh getan.
    Mir ist gerade eingefallen, daß ich dazu was gelesen habe, werde das mal flugs abtippen:
    Meuteaggression, besonders in einer hochmotiviert aufgezeigten Form, ist keinesfalls zu unterschätzen. Denn sie führt mitunter zu schwerverletzten, im Einzelfall sogar zu getöteten Tieren. Unsichere, davonlaufende Kleinhunde unterliegen einer besonderen Gefährdung Mobbingopfer zu werden.....
    Interessanterweise sind immer jene Menschen Verfechter des "natürlichen Rudellebens" deren Hunde Siegermentalität zeigen. Wird jedoch ihr eigener Hund irgendwann verprügelt (jeder findet seinen Meister), haben gefälligst geschwind andere Regeln zu gelten....
    Mobbing zeigt sich absolut geschlechtsneutral, zudem unabhängig vom Alter und Rasse. Zurückhaltende Hunde schließen sich gerne einem Initiator an, um dann "mit zu mobben".
    Ich habe das aus dem Buch von Günther Bloch "Der Familienhund im modernen Hausstand". Er hat geschrieben, daß man seinen Hund genau beobachten muss und bereits vor Beginn der Mobbing Attacke reagieren muss, denn wenn der Hund erst in der Attacke ist, ist er kaum zu bremsen. Er hat jetzt als eine Möglichkeit das Disktraining beschrieben, aber es ist natürlich von Hund zu Hund verschieden!!
    Ich habe solche Situationen damals immer gemieden und mich nicht mehr unter so große Gruppen gemischt, nur, wenn ich alle Hunde kannte und wußte, daß alles okay war!!
    Meinst Du, Du erkennst, wenn Bambi zur Attacke "aufbricht"??

  • Danke für Eure wertvollen Posts.


    Ja, ich kann zwischen Spiel und Hetze unterscheiden - schliesslich habe ich eine Whippetdame zu Hause ;-)


    Heute wurde gehetzt und Bambi hat sich angeschlossen - ich erkenne sie gut in diesem Post wieder:

    Zitat

    Mobbing zeigt sich absolut geschlechtsneutral, zudem unabhängig vom Alter und Rasse. Zurückhaltende Hunde schließen sich gerne einem Initiator an, um dann "mit zu mobben".


    Irgendwie war sie von dem Rüden, der ziemlich grollend hinter dem Windspiel her ist, fasziniert und hat sich ihm angeschlossen - immer nur das Windspiel im Focus.


    Wenn sie normal "rennt", wechseln sich die spielenden Hunde ab - einmal hetzt sie hinter dem Hund her und dann der Hund hinter ihr. Und es stimmt auch, der Übergang vom Spiel war fliessend, anfangs hatte das Hundi Spass daran, aber auch bei ihm hat man dann den Umschwang in eine "Opferrolle" in der Körperhaltung gemerkt.


    Ja, ich erkenne diesen Übergang zum Meuteverhalten sicher - aber dann ist es ja zu spät - dann tritt die Taubheit ein und dieses fixieren des zu verfolgenden Hundes.


    Antijagdtraining - das wird wohl das nächste sein, was wir in Angriff nehmen werden. Dazu muss ich mir aber neue Trainer suchen ..


    Ein Tipp im Rhein-Main-Raum ?

  • Hallo zusammen,


    Ich nutze jetzt einfach mal diesen Thread, bevor ich einen neuen aufmache:
    Ich habe in letzter Zeit feststellen können, dass meine Luna (2 Jahre) sich nach und nach zu einem "Mobber" entwickelt.


    Das äußert sich wie oben von mollrops beschrieben im Hetzen (meist wenn andere Hunde wilde Jagdspiele veranstalten, dann mischt sie sich plötzlich ein) und durch das "Draufstürzen mit viel Getöse" auf meist junge unsichere Hündinnen.
    Auf der Hundewise hat sie sich zwei Opfer rausgesucht, bei denen sie das fast immer abziehen will: eine junge Labbidame und ein Beagelmädchen. Mir ist auch schon generell aufgefallen, dass besonders unsichere Hunde in ihr Beuteschema fallen.


    Mit souveränen Hunden hat sie eigentlich nie Probleme, wenn die ihr zeigen wie weit sie gehen kann, hält sie sich dann auch daran und gibt recht schnell klein bei.


    Früher war sie ab und an selber ein solches Mobbingopfer (sie ist eigentlich sehr unsicher), mit wachsendem Selbstbewußtsein hat sich das aber geändert.


    Bislang versuche ich das immer zu unterbinden, indem ich sie genau beobachte und schon bei kleinsten Anzeichen einschreite oder sie aus solchen Hetzspielen wenn möglich abufe oder einfange.


    Wie handhabt ihr das mit euren Hunden? Gibt es irgendeine Möglichkeit so ein Verhalten auszumerzen? Oder muss ich einfach ihr lebenlang sehr gut aufpassen bei Hundebegegnungen?


    mollrops: wie sieht es jetzt mit deiner Hündin aus? Hast du das gut in den Griff bekommen oder musst du auch einfach immer aufpassen und ggf. eingreifen?


    Ich würde ihr gerne klarmachen, dass ich so ein Verhalten nicht dulde. Kommt dass einfach mit der Zeit durch möglichst wenig Erfolge?


    Bitte um Tipps und Erfahrungen!!!
    Vielen Dank schonmal.

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