Agressiv o. agressives Verhalten ?

  • Wieder ne Diskussion die zu keinem Ergebnis führt. Gestern,lasse Chandro mit einer 2 jährigen Dackeldame spielen,dazu ein Russell Welpe.Plötzlich ein Geknurre wie doll. Die Dackeldame hat sich auf den Russell gestürzt,aber heftig. Die Besitzerin,auch Ausbilderin sagte, am Tag zuvor hat sie menschen angegrummelt. Diese Ausbilderin ist aber auch eine von der Liga in meinem Verein,die Hunde immer gleich als agressiv einstufen. Sie war auch auf so einem Seminar ( wenn Hunde am Tisch betteln ist es manipulative Agression ) Jeder Hund ist dort agressiv also fing gestern abend die Diskussion an, wir waren bei dem wetter nicht so viele im verein. Mein Hund z.B Charly,wurde auch agressiv eingestuft. Fakt ist, mein Hund ist verdammt unsicher ( auch durch blindes Auge ) und zeigt gegebenfalls agressive Reaktionen. Nicht jeder lässt das gelten. Deshalb frage ich Euch, wann ist ein Hund agressiv, wann zeigt er agressives Verhalten,welche Arten von agressivem Verhalten gibt es,wodurch und in welchem Fall kann man das Ruder noch drehen??
    Es interessiert mich dringend, erinnert Ihr Euch an den Thread,sind unsere Hunde zu sensibel? da fragte ich auch schon nach ähnlichen Aspekten. Aber es fällt mir verdammt oft auf,das mit den Hunden in letzter Zeit vermehrt nicht mehr alles flauschig ist, sondern das verdammt häufig irgendeiner auffälligkeiten zeigt. Sind nur wir menschen daran schuld,oder was ist es. Würde mich freuen, wenn Ihr dazu Meinungen beitragen könnt.
    L.G sylvi

  • Letzten Endes ist der Mensch doch an fast allem schuld :???:

    Na ja, Spaß bei Seite - die Lebensbedingungen für einen Hund sind heute doch ganz anders als z.B. noch vor 10 Jahren. Unser Ersthund ist jetzt 11 und ich denke jetzt bei unserem Welpen oft - Oh man.

    z.B. Die Leinenpflicht - selbst auf dem Dorf kann man doch schon nicht mehr unbedingt ohne Leine laufen lassen. Im Wald ist es verboten, Im Stadtbereich sowieso, In Parkanlagen - überall Leinenpflicht! Der Hund muss doch einen an der Mütze bekommen, wenn er nur an der Leine laufen kann. Außerdem ist der Kontakt zwischen den Hunden ein ganz anderer an der Leine, jeder muss sein Herrchen / Frauchen beschützen.

    Außerdem kommunizieren Hunde u.a. über ihre Ausscheidungen - diese Kommunikationsmöglichkeit ist inzwischen auch stark reduziert weil der brave Hundebesitzer ja die Häufchen seines Lieblings aufsammelt.

    Sehr viele Hunde sind kastriert - auch hier werden untereinander teilweise einfach "falsche" Botschaften gesendet.

    Ein gutes Beispiel dafür das der Hund an sich weniger das Problem ist sind große Hunderudel, die es ja auch als "Schule" für Problemhunde gibt - da fügen sich plötzlich die "agressivsten" Hunde problemlos in das bestehende Rudel ein. Weil sie es untereinander klären und kein Besitzer dabei ist der seinem Hund vermittelt "du bist so gefährlich" oder auch "ach du armer verängstigter Hund"

  • Aggression ist bei mir aggressives Verhalten was nicht erklärt werden kann, bzw überspitzt aggressives Verhalten nach einem minimalen oder nicht für den Menschen erkennbaren Reiz. In Finnland, im Charaktertest gilt ein Hund, der einen Fremden anbellt und nach ihm schnappt (ohne zu beißen oder zu versuchen zu beißen) als "positiv aggressiv", solange er, sofern der Besitzer dann sagt, daß alles ok ist das Verhalten einstellt und sich Fremden gegenüber reserviert bzw neutral verhält. Selbiges geht für andere für den Hund iritierende Situationen, wie zum Beispiel wenn leere Fässer neben dem Hund herrollen, die mit Steinen gefüllt sind. Macht das jetzt Sinn oder ist das mal wieder eine Yohanna-brainfart den keiner kapiert.... Wenn ja, bitte fragen....

  • Du meinst, dasder Hund auf eine Bedrohung reagiert( in meinen Augen ganz normal reagiert) aber er muss es sofort unterlassen wenn der Besitzer sagt, Aus oder o.k oder so etwas?
    Das ist bei den Wesenstest hier nicht immer der Fall. ich sehe schon,das die Beurteiler ein Kräuzchen machen wenn der Hund knurrt,sobald eine gestellte torkelnde ,brüllende Person auf ihn zuschiesst. Er fällt deswegen nicht durch,aber er hat seine Anmerkung weg. Und eben das,finde ich normal, das ein Hund da bellt und knurrt,genau wie wenn er in die Ecke gedrängt wird. Macht man ja auch in Test s. Also Charly würde die Tests nicht bestehen.

    geht ein Hund sein Herrchen an,ist er hier auch erst mal agressiv. ich finde aber,er zeigt agressives Verhalten.
    Wenn ich hier jemanden im Forum so richtig provokativ zusammenstauche, mit unnötigen persönlichen beleidigungen,dann reagiere ich agressiv. Ich bin aber sonst kein agressiver Mensch. Nur auf bestimmte Situationen reagiere ich eben so.
    Und das eben meine ich, müsste beim Hund genauso sein,wird aber oft falsch eingeschätzt.Vor allem wenn ein Hund knurrt,reagiert er meines Erachtens noch nicht mal agressiv. Für viele ist ein knurrender Hund aber genau das.
    Und agr. Verhalten kann ich umlenken,in dem ich an der Ursache arbeite. Kann man aber einen richtig agr. Hund auch drehen,ich weiss es wirklich nicht. Und wann ist er richtig agressiv?

  • Zitat

    ...Diese Ausbilderin ist aber auch eine von der Liga in meinem Verein,die Hunde immer gleich als agressiv einstufen. Sie war auch auf so einem Seminar ....wenn Hunde am Tisch betteln ist es manipulative Agression ...

    Liebe Sylvi,

    Es hört sich so an als wäre es lediglich eine Frage der Definition. Gemäß dieser Ausbilderin ist jede Art von Aktion mit einem Ziel = Aggression.

    Die meisten würden dieses Wort etwas anders benutzen und definieren - ehr so im Sinne von "Angriff".

    Mach Dir also nicht gleich nen Kopf wenn bei Euch im Verein so über deinen Charly geurteilt wird - nach sonem Seminar ist man ja gleich viel schlauer und muss dieses Wissen doch sofort weitertragen. ;)

    Im Allgemeinen stimmt es wohl - die Haltungsbedingungen für Hunde sind nicht besser geworden, und es wird auch viel mehr geschaut und gleich Anzeige erstattet -
    Aber auch die verantwortungsvollen Halter schauen viel mehr, machen sich mehr Gedanken, hinterfragen alles (kennst Du ja ;) ) -
    und die Verhaltensforschung hat viele neue Kenntnisse gebracht
    und es gibt jetzt auch Hundetrainer, Hundetherapeuten - nicht nur Hundevereine und -plätze
    das Ganze ist ein riesen Thema - und ein riesen Geschäft geworden. (auch für Seminare *ggg*)

    lg susa

  • HIER TEILE DEINES TEXTES CHRISTINE

    So, gestern war das Seminar. Es hat super viel Spaß gemacht und ich fasse hier mal ganz kurz zusammen:

    Zunächst hatten wir Thoerie. Sehr schön erklärt fand ich, dass es Verhaltnesweise gibt, die wir als Menschen untereinander sehr gelassen nehmen. Wenn jemand mit sehr lauter Stimme spricht, weil er sich ärgert oder jemanden "vertreiben" will, sind wir das gewohnt, können es einschätzen und finden das nicht schlimm.

    Die vergleichbare Handlung eines Hundes (Zähne zeigen, Nase gräuseln) finden wir schlimmer, weil sie uns ungewohnt ist und uns verunsichert.

    Außerdem wichtig: Aggressionen sind normal und überlebenswichtig!!

    Wir lernten die verschiedenen Arten von Aggression, bzw. die Gründe für aggressives Verhalten kennen. (Ich will nicht alles aufzählen, sonst wird ein seitenlanger Onlinekurs draus...)

    Die meistens Streitereien unter Hunden sind aus Hundesicht absolut angebracht und entstehen nicht unangemessen. Das empfinden nur wir Menschen so.
    Diese unterschiedliche Betrachtungsweise kommt unter anderem daher, dass Hunde, anders als die meisten Menschen, keine Moralvorstellungen haben.

    Einem "Angriff" geht immer ein Anzeichen vorraus. Hunde können das sehr wohl erkennen. Es ist ihnen bewusst, wenn sie gerade einen Streit eingehen.
    Ohne Anzeichen kommt es höchstens zu jagdlichen Aggressionen (z.B. wenn ein Spiel vom Spaß in den Ernst umschwenkt) oder wenn ein Hund aus Schmerz zubeisst, was eher ein Reflex ist.

    Das ist in der Regel so. Aber es wird sicher gelegentlich Aussnahmen geben. Darauf wurde auch hingewiesen.

    Die Prägung, ob ein Hund eher der gelassene Typ ist, der sich alles gefallen lässt, oder eher der giftige, der schnell mal maßregelt, findet bereits im Mutterleib statt.
    Man sollte sich die Mutter anschauen, mit ihr spazieren gehen und ihr Verhalten beobachten, dann kann man Schlüsse auf das Wesen ihrer Welpen ziehen.
    Man kann auch bei ganz kleinen Welpen schon sehen, wie sie veranlagt sind, wenn man allen ein paar Leckerchen gibt. Wer lässt sich was abnehmen, wer beansprucht gleich drei Stück als die eigenen?

    Oft wird ein aggressives Verhalten von Hunden unbewusst von Hundeführer gefördert.
    Fühlt ein Hund sich unwohl und knurrt beim Passieren eines anderen Hundes mal, der Führer weicht darauf hin aus, hat der Hund bereits ein Mittel gefunden, den anderen Hund auf Abstand zu halten. Das wird natürlich wiederholt.
    Manchmal bemerkt der Hundeführer seinen Fehler und weicht nicht mehr so extrem aus, stellt dann aber fest, dass es nicht hilft und der Hund jetzt sogar bellt. Darauf hin geht er anderen Hunden wieder aus dem Weg.
    Der Hund lernt: wenn knurren nicht langt, muss ich bellen um Abstand zu erreichen....

    Also, zeigt der Hund unerwünschtes aggressives Verhalten, muss man drauf achten, dass er damit keinen Erfolg hat.


    Wichtig, was das Einschätzen des Hundeverhaltens angeht:

    Drohungen (knurren, Haare aufstellen) führen nicht unweigerlich zum Kampf, ebensowenig, wie Beschwichtigungsgesten einen Kampf immer verhindern können.
    In der Regel kann ein Hund aber mit seiner Reaktion das Verhalten des anderen steuern.

    Rumstolzieren, Drohen, Fixieren (meiner hat doch nur geguckt...) ist vergleichbar mit dem menschlichen Anrempeln.

    Über die Schnauze beissen, Ringkampf und Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist dann die nächste Stufe.

    Gehemmtes Beissen, also ein Biss während einer Rauferei kann als Maßregelung eingestuft werden.

    Erst mehrmaliges Beissen mit Schütteln ist ein Angriff, bei dem der Hund den Gegner wirklich verletzen wollte.

    Sollte ein Hund einen andern in die Beine oder den Bauch beissen, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit ein ernst zu nehmender Kampf.

    Ein Hund hat sich erst dann unterworfen, wenn er steckensteif liegen bleibt. Kein Ton und kein Schwanzwedeln darf mehr zu erkennen sein. Der Hund wirkt wie eingefroren.
    Oft tun Hunde nur so, als würden sie sich unterwerfen. Dann kommt das:"Meiner hat sich unterworfen, aber der andere hat nicht aufgehört..."
    Es kann übrigens bis zu einer Viertelstunde dauern, bis der Gewinner den Unterlegenen wieder aufstehen lässt....

    Aber (keine Regel ohne Ausnahme) auch ein Hund, der sich unterworfen hat, kann noch gebissen werden. Das kommt auf die Motivation an. Dabei handelt es sich dann noch nicht automatisch um eine Verhaltensstörung des beissenden Hundes.


    Liebe Grüße
    Christine


    Ich habe mir mal erlaubt, einige Stellen Deines wirklich guten Textes hier fett zu markieren. das ist genau das, was ich meinte. Vielen dank dafür. es stützt meine Ansicht, das dieser Pauschalsatz.-der Hund ist agressiv- einfach nicht richtig ist,in den allermeisten Fällen. Deshalb regt es mich besonders auf,wenn solche aussagen von angeblichen Fachleuten gemachr werden und sogar in Wesenstesten falsch ausgelegt werden

    Also würde Charly mal jemanden angrummeln und abschnappen ( er hat noch nie gebissen ) was ja ab und zu schon mal passiert, und derjenige zeigt ihn an-peng- Wesenstest,durchfallen würd er mit seinem ( für mich normalen ) Verhalten sicher, hätte ich ein Problem. Weil die meisten Menschen erwarten, das ein Hund sich überhaupt nicht mehr wie ein Hund
    benimmt.

  • Ich glaube, der entscheidenede Unterschied zwischen dem deutschen und dem finnischen Wesens-/Charactertest ist, wie es Henna's Züchterin mal so schön auf den Punkt brachte, daß der finnische Test versucht herrauszufinden wieviel Wolf im Hund ist (und das entsprechend "belohnt") während der deutsche Wesenstest testet wieviel Mensch im Hund ist.

  • Jeder Hund hat in irgendeinerweise "aggressives Verhalten" was auch normal ist und zu dem normalen Bild des Hundes oder seinen Handlungsketten gehört.
    Nur wenn dieses Verhalten über das normale Maß hinaus geht, dann kann im eigentlichen Sinne von Aggressionen sprechen.

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