Hund hat Herrchen gebissen
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Ich bin neu hier und hoffe, Ihr koennt mir einen Rat geben. Die Geschichte wird leider ein wenig laenger
, aber Ihr sollt ja auch alle Details erfahren.Seit 2 1/2 Jahren gehoert unser nunmehr 3 Jahre alter Golden Retriever Merlin zu unserer Familie. Wie alle Retriever ist er extrem lieb und verschmust, aber auch immer noch sehr verspielt. Leider hat er in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit einem Mann gemacht, der ihn wohl waehrende des Versuchs der Erziehung immer zur Strafe verpruegelt oder getreten hat :motz: . Daher hat er das Problem, dass es sehr empfindlich auf Stimmungen meines Mannes reagiert, obwohl dieser immer nur nett zu ihm war. Er spielt oft mit Merlin draussen und ist eindeutig fuer Merlin der Rudelfuehrer. Kommt mein Mann gestresst von der Arbeit nach Hause, wird er zwar freudig und lautstark begruesst (und er antwortet entsprechend), anschliessend liegt Merlin aber fuer den Rest des Abends platt auf seinem Kissen und traut sich nicht, sich zu ruehren. Bis vor ein paar Wochen ist Merlin abends dann beim Fernsehen immer zu uns gekommen und hat sich zu meinem Mann gelegt (natuerlich vor die Couch, nicht darauf), der ihn dann auch gestreichelt hat, aber dann hat er einfach damit aufgehoert. Ruft mein Mann ihn jetzt abends, geht Merlin nach ein paar Streicheleinheiten sofort zurueck zu seinem Kissen. Streiten mein Mann und ich uns (kommt ja mal vor) oder meckert er mit den Kindern (muss noch nicht einmal laut sein), ist Merlin sofort unsicher und denkt, er habe etwas falsch gemacht, selbst wenn mein Mann ihn dann streichelt und beruhigend zu ihm spricht. Dazu kommt, dass Merlin, obwohl seit einer "Ewigkeit" schon stubenrein, in Stresssituationen anfaengt zu pinkeln und Stress ist es fuer ihn schon, wenn mein Mann unbewusst gereizt ist, sich dabei aber ganz normal verhaelt, aber Hunde spueren Stimmungen ja. Mein Mann ignoriert es dann und schickt Merlin nach draussen, um es dort zu beenden, denn es geschieht ja nicht mit Absicht. Leider wird es immer schlimmer mit Merlin, er scheint sich selbst so zu stressen, wenn er einen "Unfall" hat, dass er richtig Panik vor meinem Mann bekommt. Heute Abend war mein Mann richtig guter Laune, als er mit den Kindern nach Hause gekommen ist und trotzdem hatte Merlin einen Unfall in der Garage. Mein Mann hat ihm dann gesagt, er soll rausgehen und als Merlin nicht reagiert hat, hat er nach seinem Halsband gegriffen, um ihn nach Draussen zu fuehren. Und da hat ihn Merlin mehrmals in die Hand gebissen. Es war mehr als schnappen, denn auch nach ein paar Stunden kann man noch Abdruecke erkennen, die auch roetlich verfaerbt sind (es hat allerdings nicht geblutet). Ich denke nach dieser Situation hat mein Mann nun leider 2 1/2 Jahre Nettigkeit wieder kaputt gemacht, denn da sah er einfach nur rot und hat Merlin gehauen :kopfwand: . Ich weiss, das war falsch, aber es ist nun einmal geschehen. Wir verstehen nicht, warum Merlin so eine Panik hatte, dass er sogar gebissen hat, es gab keinen Grund dafuer, dass er sich angegriffen gefuehlt hat, denn so wird es ja gewesen sein.
Was meint Ihr nun, wird sich das Verhaeltnis wieder bessern? Mein Mann war heute Abend natuerlich erst einmal sauer aus Merlin, wird ihm morgen aber sicherlich wieder verzeihen koennen, er hat ihn ja schliesslich auch gern. Aber was ist mit Merlin, warum hat sich sein Verhalten in den letzten Monaten kontinuierlich verschlimmert, obwohl alle nur nett zu ihm waren, bis es dann heute schliesslich eskaliert ist? Was koennen wir tun, damit er endlich Vertrauen zu meinem Mann fasst (nach 2 1/2 Jahren)?
Ich danke schonmal fuer Eure Hilfe.
LG,
Simone - Vor einem Moment
- Neu
Hi,
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Hallo Simone,
ich finde es toll, dass Ihr Euch soviel Mühe gebt und daran arbeitet und arbeiten wolle, dass Merlin seine Ängste ablegt.
In der Beiß-Situation gab es aus der Sicht Deines Mannes keinen Grund für Merlin derart "ausfallend" zu werden. Aber die Sicht des Menschen ist nicht die Sicht des Hundes :wink:
Aus Sicht des Hundes hat Dein Mann in einer Situation, die einen Hund normalerweise vor "Übergriffen" von anderen schützt (unter sich pieseln), Merlin in einer für den Hund ganz sensiblen Körperregion für die Kommunikation "gepackt"... da hat er aus seiner Not heraus keinen anderen Weg mehr gesehen.
Du schreibst mehrfach, dass ihr viel Verständnis für Merlins Situation habt. Das ist schoneinmal eine gute Grundlage. Angst-Problematiken lasse sich aber noch viel besser "bearbeiten", wenn man das Ganze weniger emotional betrachtet und nach klar strukturierten Konzepten vorgeht. Ich bin ja Hundetrainerin und weiß daher, dass Verständnis und Mitleid allein dem Hund nicht ausreichend weiterhilft. Allzuoft verstärken die Besitzer dadurch noch das Problem. Daher rate ich Euch dazu, jemanden ins Haus zu holen, der Euch konkrete Verhaltensweisen an die Hand gibt, die man dem Hund gegenüber anwenden kann.
ZitatStreiten mein Mann und ich uns (kommt ja mal vor) oder meckert er mit den Kindern (muss noch nicht einmal laut sein), ist Merlin sofort unsicher und denkt, er habe etwas falsch gemacht, selbst wenn mein Mann ihn dann streichelt und beruhigend zu ihm spricht.
Hier ist zum Beispiel schoneinmal ein klassischer Punkt, an dem Dein Mann die Angst noch zusätzlich bestärkt. Durch die Zuwendung ist es für Merlin logisch, dass er sich in dieser Situation aufregen muss und Angst zeigen soll. Schließlich wird er am Ende dafür vom Rudelchef auch noch belohnt!
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch tausend kleine und große ähnliche Situationen gibt, die Euch gar nicht bewusst sind.
Generell gilt: Ignorieren der Angst ist immer besser als irgendwie zu reagieren. Wenn der "Chef" zeigt, dass gar nix schlimmes ist, dann kann es der Hund auch glauben. Wenn er aber selbst "Tamtam" um die Situation macht, dann schließt sich der Hund dem an. :wink:
Viele Grüße
Corinna -
Hallo Simone
Ich muss Corinna recht geben.
Für mich liest sich dein ganzer Beitrag so, als ob ihr aus lauter Mitleid mit Merlin eine Menge falsch gemacht habt.
War er am Anfang nur etwas unsicher habt ihr ihn durch eure Zwendung in diesen Situationen in seiner Unsicherheit bestärkt. Langsam hat sich dieses Angstverhalten dann ausgedehnt.
Besser ist es Merlin komplett zu ignorieren wenn er gestresst ist. Macht seine Pfützen komentarlos weg und auch sonst kein Aufhebens um sein Verhalten.VG Yvonne
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Hallo,
wenn sich das Verhalten in den letzten Monaten verschlimmert hat, würde ich auch mal abklären, ob physisch alles in Ordnung ist. Dies kann beispielsweise auch ein Anzeichen von Schilddrüsenunterfunktion sein.
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Hallo,
erstmal finde ich es toll, dass Du/ihr Euch so viel Mühe gebt und Gedanken macht. Leider scheint es so als würde Merlin wirklich Angst vor Deinem Mann haben und sich bedroht von ihm fühlen.
Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen würde ich mir eine/n erfahrenen Hundetrainer/in aus der Region holen. Wenn Ihr einige male mit so jemanden zusammen arbeitet, wird bestimmt schnell erkannt wo das Problem ist. Dann kann Merlin auch seine Sicherheit zurückgewinnen und das tägliche Leben wird für alle wieder stressfreier!LG Clauki
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Danke fuer Eure Antworten. Wow, da scheinen wir ja wirklich eine Menge falsch gemacht zu haben und haben ihn in seiner Angst nur noch mehr bestaetigt
. Wir haben wohl zu "menschlich" gedacht - ist er unsicher / aengstlich, muss man nett sein, damit er merkt, dass es keinen Grund gibt. Aber klar, Tiere "denken" anders. Ich werde mich auf jeden Fall mal mit einem Hundetrainer in Verbindung setzen, allerdings werden wir ein Treffen erst in 2 Wochen in Angriff nehmen koennen, da mein Mann morgen zu einer Geschaeftsreise aufbricht. Das ist aber sicher auch besser so, denn mein Mann war heute morgen immer noch sauer auf Merlin (verletzter maennlicher Stolz
), hat mir aber versprochen, dass er ihn bis zur Abreise komplett ignorieren wird. Naja, Merlin spuert ja trotzdem, dass "Chef" sauer auf ihn ist und wird sich sowieso nicht von der Stelle ruehren. Und in 2 Wochen wird mein Mann sich auch wieder freuen, wenn er ihn wiedersieht.
Dass mit der Schilddruesenunterfunktion werde ich auch mal abklaeren lassen, obwohl er ansonsten keinerlei Anzeichen fuer irgendeine Krankheit hat (sein Fell glaenzt, er ist lebhaft, sobald wir rausgehen, hat auch nicht zugenommen, was bei Schilddruesenunterfunktion ja auf jeden Fall der Fall waere,...). Aber besser einmal Blut abnehmen lassen (obwohl er seit seiner Kastration sowieso Angst vor dem Tierarzt hat :irre: ), als es nicht ausschliessen zu koennen. -
Ich glaube auch Ihr braucht einen Objektiven Beobachter.
Sucht Euch einen Hundetrainer/Hundepsychologen der mal einen Hausbesuch macht und einfach nur mit seiner Erfahrung sieht wo der Hase im Pfeffer liegt.
Wie Corinna schon sagte
Menschensicht ist nicht Hundesicht.
Mein Mann hat auch schon mal aufgrund seines Verhaltens unseren Olli in eine extreme Streßsituation gebracht, ohne es zu merken.
Hund war kurz davor Panisch zu werden.Mann wurde immer lauter und strenger.
Ich habe es zum glück erkannt und beide aus der Situation geholt.
Sofort war wieder alles gut.
Wir haben darüber lange geredet. Das war so ein richtiges Schlüsselerlebnis für Ihn.
Er versteht seither viel besser die Psyche eines Hundes.
LG Ulli
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