Sozialisation

  • Bei meinen drei Hunden sind auch zwei verschiedene Typen vertreten:
    Aras ( weiße SH ) - zwar verträglich mit allen Hunden aber ansonsten eine Schissbuchse hoch drei. Der " Züchter " wo er herstammt hat sich nicht viel Arbeit mit den Welpen gemacht, da war mehr der Profit im Vordergrund. Damals kannte ich meinen Freund aber noch nicht und der hat natürlich in seiner Unkenntnis den Welpen gekauft.
    Quanto - schon als Welpe unwahrscheinlich gut geprägt und vollkommen störunanfällig, gutes Sozialverhalten. Die Mutter und die auch noch vorhandenen älteren Rüden vom Verhalten auch super. Die Rüden haben auch bei der Welpenerziehung mitgewirkt.
    Chiko - das Gleiche wie bei Quanto nur das statt der Rüden Oma und Tante mit erzogen haben.Die Züchter der letzten Beiden haben sich unwahrscheinlich viel Arbeit mit den Welpen gemacht, daher war es nicht so gravierend das Beide erst mit 16 Wochen zu uns kamen.
    Bei meiner ersten Hündin vom Tierschutz muss damals auch einiges versäumt worden sein denn ich habe lange gebraucht um ein einigermaßen normales Verhalten zu erreichen, alles habe ich auch nicht mehr geschafft.


    LG Iris + Schäfis

    • Neu

    Hi


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    • Zitat

      Also, so "falsch" bzw unüblich ist es dann doch nicht, alles unter den Begriff Sozialisation zu fassen?
      Naja, ist letztlich wohl nur eine Frage der Begrifflichkeit.. ;)


      Also, ich sag mal so: Wenn ein Hundebesitzer bei einem Gespräch von Sozialistation spricht und ich merke, der beachtet dabei auch die Habituation, dann isses mir wurscht, ob er den Begriff kennt oder nicht. Mir geht es um das Tun an sich. Hier diskutieren wir ja durchaus ein wenig "tiefgreifender", daher habe ich das mal angemerkt.

      Zitat


      Aber wie ist das nun bei Straßenhunden? Wieso ist diese Auffassung so verbreitet, dass die so gut sozialisiert/habituiert wären?
      Meiner Meinung ist das den gleichen Ammenmärchen zuzuordnen wie "Mischlinge sind gesünder", aber das hält sich ja auch hartnäckig.


      Die Straßenhunde, die ich bisher erlebt habe, waren gegenüber Hunden tatsächlich oft gut sozialisiert. Aber nicht gegenüber Menschen und ihre Habituation war mehr als schlecht... Viele haben Probleme mit geschlossenen Räumen, den dicht an ihenen vorbeifahrenden Fahrzeugen an Straßen, engen Gassen... ja, wir hatten sogar schon eine Hündin, die war fix und fertig wenn Häuser bloß zu sehen waren!


      Würde man sie "auf der Straße" lassen, wären sie in dem Umfeld, auf das sie geprägt wurden und könnten dort "gut" leben (wenn man mal die Versorgung durch Nahrung und bei Krankheit außen vor lässt).


      Viele Grüße
      Corinna

    • Zitat


      Würde man sie "auf der Straße" lassen, wären sie in dem Umfeld, auf das sie geprägt wurden und könnten dort "gut" leben (wenn man mal die Versorgung durch Nahrung und bei Krankheit außen vor lässt).


      Ja, so sehe ich das auch. Sie haben sich an ihre Umgebung ziemlich gut angepasst, und dann werden sie in eine völlig andere gebracht. Ich sehe das sowieso eher kritisch, eingelebte Straßenhunde nach Deutschland zu bringen.


      Hunde verhalten sich ja überall gleich, daher haben die Straßenhunde mit ihrem im Welpenalter erlernten Sozialverhalten keine Probleme, auch hier zurecht zu kommen.


      Aber die Umgebung ist völlig unbekannt, meist kommen dann noch schlechte Erfahrungen mit Menschen dazu. Und ein "Umlernen" einer bereits erfolgten Prägung ist nicht ohne weiteres möglich, wenn dann nur mit einem viel größeren Aufwand.


      Die Natur hat so große Orts- bzw Umgebungsveränderungen wohl nicht berücksichtigt.



      Könnte man also sagen, Hunde sind (ab einem gewissen Alter) eigentlich relativ schlecht anpassungsfähig?

    • Zitat

      Könnte man also sagen, Hunde sind (ab einem gewissen Alter) eigentlich relativ schlecht anpassungsfähig?


      Nicht unbedingt. Es kommt auf die vorherigen Erfahrungen/ Lernprozesse/Defizite an.
      Ein Hund, der z. B. recht angstfrei ist, ist auch gut anpassbar auf neue Geräusche, Orte....
      Ein ängstlicher oder traumatisierter Hund hingegen erfordert weitaus mehr Geduld und erreicht gewissen Stufen wahrscheinlich nicht.


      Die Fähigkeiten des Halters sind auch recht wichtig dabei wie sich ein älterer und alter Hund noch weiter entwickelt.


      Das ist jetzt sehr pauschal. Sorry. ;)


      Trotz allen Möglichkeiten scheint es leider so zu sein, dass bestimmte Dinge, in den Prägephasen nicht gelernt, die Kapazitäten des jeweiligen Hundes teils arg schmälern.
      Ob man so einen retardierten Hund hat, fällt vielen gar nicht auf. Oft fehlen ja die Vergleichsmöglichkeiten und das Wissen und in der Regel wird bei Verhaltensauffälligkeiten an den Symptomen "kuriert" und das Gesamtbild außer Acht gelassen.


      Gruß, Friederike

    • Zitat

      Nicht unbedingt. Es kommt auf die vorherigen Erfahrungen/ Lernprozesse/Defizite an.
      Ein Hund, der z. B. recht angstfrei ist, ist auch gut anpassbar auf neue Geräusche, Orte....
      Ein ängstlicher oder traumatisierter Hund hingegen erfordert weitaus mehr Geduld und erreicht gewissen Stufen wahrscheinlich nicht.


      Hm, ich meinte eigentlich eher: ein Hund, der sehr einseitig geprägt wurde (zB sein bisheriges Leben nur in einem TH-Zwinger verbracht hat), und die sensiblen Phasen nicht ausreichend nutzen konnte, dem fällt es vielleicht auch schwer, sich später neuen Situationen anzupassen.

    • An die TH- Hunde habe ich dabei auch gedacht, aber irgendwie kann ich meine Gedanken nicht so gut formulieren.
      Ich bitte um Nachsicht.


      Gruß, Friederike

    • Wahrscheinlich bin eher ich heute nicht so gut von Begriff. ;)


      Du meintest also, wenn ein Hund in seinen sensiblen Phasen vielfältige positive Erfahrungen gemacht hat, dann ist er auch später anpassungsfähiger.


      Hat er mehr negative oder zu wenige Erfahrungen gemacht, ist er logischerweise gehemmt und ängstlich.



      Aber wie ist es, wenn ein Hund aus seinem gewohnten Umfeld, in dem er sehr gut zurecht kommt (weil er speziell hierauf sozialisiert und habituisiert wurde) ist, genommen und in ein völlig anderes gebracht wird? Kommt es dann nicht zwangsläufig zu Schwierigkeiten, wenn der Hund gerade in der sensiblen Phase und mitunter noch jahrelang so gelebt hat, und nun von ihm etwas völlig anderes erwartet wird?


      Kann ein Hund überhaupt ohne Hilfe von uns Menschen eine gute Prägung, Sozialisation und Habituisierung erfahren?

    • Hallo
      eine sehr interessante Diskussion mir schwirrt von den einzelnen Phasen noch ein wenig der Kopf, wieder was gelernt.
      Wenn ich das mit Lucys werdegang vergleiche, weiss ich dann noch viel besser, warum ich sie immer liebevoll meine kleine Sozialkatastrophe nenne.


      Ich denke sie ist echt das Beispiel wie man es eben nicht machen sollte.
      Mit 6 wochen beim 1.Besitzer, nur auf einem Balkon gelebt. Keine Hundekontakt, kein Menschenkontakt ausser mit dem Kind der Familie, keinerlei Umweltkontakte.
      Mit 9 Monaten kam sie dann in die Tötungsstation mit dementsprechend vielen Hunden, wurde vor der ersten Läufigkeit kastriert und direkt danach nach Deutschland transportiert.
      Bei Lucy wurden alle Fremden angeknurrt, Angst vor allem natürlichen wie Wiesen, Bäume und ähnliches. Sie hat nicht gespielt, Atrgenossen waren ihr Suspekt, sie reagierte mit Panik und wurde meiner Meinung nach durch das ängstliche Verhalten zur perfekten Zielscheibe von Angriffen.


      Meine Erfahrungen mit ihr haben mich zu der Überzeugung gebracht, das man einem Hund zwar auch später noch alles mögliche zeigen kann um ein einigermassen panikfreies Leben zu verbringen, aber wirklich nachholen kann man das verpasste auf gar keinen Fall. Sie vertraut eher auf meine Meinung, Frauchen regt sich nicht auf und sagt es wird jetzt nicht gerauft oder weggelaufen, dann bleibt sie auch ruhig, aber von alleine souveräner zu reagieren ist einfach nicht drin.
      Völlig unvorstellbar sind für mich so einfache Dinge wie Hundesitter, Tierpensionen, alleine bleiben fällt ihr sehr sehr schwer. Sie macht zwar nix mehr kaputt aber beim zurückkommen hechelt und speichelt sie und es muss ein unvorstellbarer Stress sein. Nur in dem sie auf mich fixiert ist und sich dadurch an mir orientiert und draussen in der welt klar kommt habe ich ihre problem im Griff, aber alleine oder bei jemanden anderen bleiben ist schier unmöglich. Ist der Preis den man zahlt oder?
      Wenn ich die ganzen Phasen richtig verstanden habe, ist ihr ja im richtigen Alter wirklich immer genau das verkehrte passiert. Oder?


      Nachdenkliche Grüsse erstmal
      Sandra

    • Zitat


      Könnte man also sagen, Hunde sind (ab einem gewissen Alter) eigentlich relativ schlecht anpassungsfähig?


      Ich finde, "relativ" ist hier das Zauberwort!
      Sind die Hunde in der dafür wichtigen Zeit mit viel verschiedenen Situationen, Orten, Menschen Tieren in positiven Kontakt bekommen, sind sie auch im Alter relativ gut in der Lage, sich an neue Situationen anzupassen, oder auf Neues zu reagieren.


      Fehlt die Erfahrung, hat der Hund nur ein begrenztes "Allgemeinwissen" kann er später eben nicht neue Situationen mit alten Erfahrungen vergleichen, weil er eben keine hat...

    • Ich habe mich gestern mit einem Freund über das Thema unterhalten. Der hat mit Hunden zwar nix am Hut :D , ist aber Sozialwissenschaftler und kennt sich mit dem Thema Lernen und Sozialisation ein bissl aus.


      Hab dann folgenden Satz gelernt: "Sozialisation ist die Habituation von äußeren Umständen." Sehr schön. ;)


      Seiner Aussage nach ist Habituation nur ein Teil der Sozialisation, sie bedeutet das Gewöhnen an bestimmte Einflüsse. Davon werden nicht nur Umweltbedingungen erfasst, sondern auch das Verhalten von Artgenossen und anderen Lebewesen.
      Sozialisation ist (zumindest beim Menschen) also der Überbegriff des ganzen Lern- bzw. Entwicklungsprozesses, nicht nur bzgl des Sozialverhaltens.


      Der Einfluss der Gene ist übrigens sehr umstritten. In der Psychologie des Menschen gibt Meinungen von "der Mensch als Tabularasa", der sich zu allem entwickeln kann, je nach Sozialisation, bis zu "der Mensch als vorbestimmtes Wesen", der vollständig von seinen Genen beeinflusst wird. Wirklich bewiesen ist noch keine der Theorien.



      Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Gene vielleicht dann "aktiviert" werden, wenn eine sensible Phase "verpasst" wurde. Der Hund reagiert dann so, wie er genetisch dazu veranlagt ist, weil er ja gar keine andere Möglichkeit, keine Erfahrung hat. Hat er etwas anderes gelernt, verdrängt dieses erlernte Verhalten unter Umständen seine Gene.
      Oder was meint ihr? Total abwägig?



      Schöne Grüße, Caro

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