Sozialisation

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    Hi


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      Wie ist es denn bei einem Hund, dessen Fundament der Sozialisation und Habituation fehlt? Ist das überhaupt noch nachholbar? In den späteren sensiblen Phasen, oder auch außerhalb? Oder kann man nur noch Schadensbegrenzungsarbeit leisten?


      Nachholen kann man das nicht. Jede sensible Phase hat ihre Bestimmung. Es ist sozusagen eine "Serie" bei der das eine Voraussetzung für das andere ist, damit alles reibungslos läuft. In der Sozialisation z.B. geht es ja im Alter von 8 Wochen um ganz andere Dinge als z.B. im Alter von 8 Monaten.


      Es gibt übrigens zig sensible Phasen... da wäre die bezüglich der Artgenossen, die bezüglich der unbelebten Umwelt, die bezüglich der belebten Umwelt (Konkret je nach Alter: Was ist ebenfalls Sozialisationspartner, was ist Beute und was ist gar nix in der Hinsicht?), dann noch bezüglich der Ernährung - die "Futterprägung" usw. usw... Alles voll von diesem Prägungsphasen- Lern-Zeugs die ersten Jahre...


      In der Regel kann man, wenn es "versaut" wurde, nur noch Schadensbegrenzung in der Form betreiben, dass der Hund durch Lernen die negativen oder fehlenden Erfahrungen überdeckt. Und da muss man immer schön fleißig üben, sonst verschwindet das Gelernte irgendwann wieder und man steckt wieder da drin, wo man sicher mit dem Hund nicht mehr hin will.



      Was auch sehr unterschätzt wird von Welpenkäufern ist die Mutterhündin und andere "Vorbild"hunde in der Zuchtstätte. Die Welpen orientieren sich an der Mutter. Hat die ein Problem, werden es die Welpen auch Zeit ihres Lebens haben...


      Viele Grüße
      Corinna

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      Was auch sehr unterschätzt wird von Welpenkäufern ist die Mutterhündin und andere "Vorbild"hunde in der Zuchtstätte. Die Welpen orientieren sich an der Mutter. Hat die ein Problem, werden es die Welpen auch Zeit ihres Lebens haben...


      Was meinst Du genau damit?


      Vielleicht in der Art sie säugt sie, aber meidet sonst jeglichen Kontakt und wirkt nicht erzieherisch ein wenns Treiben mal zu bunt wird oder rüffelt sie ohne Anlaß.


      Oder sogar verweiste Welpen, die ohne Muttertier aufgepäppelt wurden?

    • Die Welpen schauen sich ja das Verhalten von den älteren Tieren ab, insbesondere natürlich von der Mutter. Wenn diese nun irgendwie verhaltensauffällig sind, mangelhaftes Sozialverhalten zeigen oder einfach übermäßig ängstlich sind, dann besteht natürlich die Gefahr, dass die Welpen dieses "falsche" Verhalten erlernen.


      Da dies dann in einer entsprechenden sensiblen Phase erlernt wurde, ist es sehr schwer, die Welpen dann wieder auf den "richtigen Weg" zu bringen.

    • Zitat

      Die Welpen schauen sich ja das Verhalten von den älteren Tieren ab, insbesondere natürlich von der Mutter. Wenn diese nun irgendwie verhaltensauffällig sind, mangelhaftes Sozialverhalten zeigen oder einfach übermäßig ängstlich sind, dann besteht natürlich die Gefahr, dass die Welpen dieses "falsche" Verhalten erlernen.


      Da dies dann in einer entsprechenden sensiblen Phase erlernt wurde, ist es sehr schwer, die Welpen dann wieder auf den "richtigen Weg" zu bringen.


      Ein Muttertier kann selber relativ unsozialisiert sein, sich aber trotzdem um ihre Welpen korrekt durch Instinkte verhalten.


      Eine Mutterhündin hält sich auch nicht die 8 Wochen für je 24 Std. in der Wurfkiste und im Auslauf auf.


      Wollte von Corinna nur mal ein deutliches Beispiel wissen.

    • Da gibt es einmal das Verhalten der Mutterhündin gegenüber den Welpen und einmal das "Vorbild"verhalten gegenüber ihrer Umwelt und anderen Lebewesen darin. Ganz konkret: Eine Mutterhündin, die bibbernd oder ängstlich kläffend in der Ecke sitzt, wenn Welpeninteressenten kommen, bringt ihnen sehr einprägsam bei, was man bei Anwesenheit von Menschen tun muss. Genauso schauen sich die Hundekinder das ab, wenn z.B. der Staubsauger brummt, ein Ausflug gemacht wird etc. etc...


      Die Mutter wegen Verhaltensauffälligkeiten aus diesen Situationen zu entfernen kann auch nicht der Weg sein, weil die Welpen ein Vorbild brauchen und haben sollten zur Orientierung.


      Ich bin immer wieder geschockt was mir so mancher Welpenbesitzer in der Welpengruppe über die Mutterhündin erzählt... bei mir schrillen da alle Alarmglocken, leider macht es bei den meisten Menschen noch nicht mal leise "bing"... :/


      Dann ist es natürlich auch noch wichtig, dass sie sich ihren Welpen gegenüber liebevoll, aber trotzdem durchsetzungsfähig verhält.


      Wir haben hier jahrelange mit einem Rottweiler gelebt, dessen Mutter wurde in der Zeit, in der die Mutter erzieherisch etwas rigoroser tätig wurde, vom Züchter weggesperrt. Dieser Hund konnte nie mit Grenzen umgehen - hat es in der sensiblen Phase dafür nie gelernt.


      Meine Chill dagegen - hui, was hat die ab und an den Arsch von Mama voll bekommen =) - ist ein echter Musterschüler in Sozialverhalten. Auch hat sie von all ihren Tanten, dem Papa und der Mama gelernt, dass Menschen einfach nur suuuuper sind. Papa hat sich übrigens auch sehr intensiv in die Kindererziehung eingebracht. Und das machte aus ihr einen perfekt sozialisierten und - auch von der Züchterin stark unterstützt und geübt - umweltgewöhnten Welpen. Bevor sie da war, hätte ich nie gedacht, dass ein Hundekind so sein kann, wenn alles perfekt läuft *schwärm*


      Achja, nicht zu vergessen ist auch die Zeit vor der Geburt. Je mehr Stress, desto stressempfindlicher werden die Welpen ihr Leben lang sein - mal ganz simpel gesagt.


      Viele Grüße
      Corinna

    • Und aprospos Angst: Angst ist genetisch fixiert und wird "konservativ" vererbt. das heißt, es ist evolotionsmäßig sinnvoll ein gewisses Maß an Angst zu vererben (nicht umsonst gibt es das Sprichwort "Neugier war der Katze Tod!)


      Daher spielen Gene sehr wohl eine Rolle! Wenn man einen genetisch ängstlichen Hund nicht sozialisiert und habituatisiert (schreibt man das so??) ist die Katastrophe vorprogramiert. Je weniger "Angst" der Hund in den Genen hat, desto weniger fällt eine nicht optimale Sozialisation (ich fasse unter diesem Begriff alles Zusammen, was zwischenhundliches Verhalten, Verhalten zu Menschen und Umweltsicheres Verhalten umfasst) ins Gewicht, aber das birgt dann wieder andere Gefahren.


      Ich will damit nicht sagen, dass man selbstsichere Hunde nicht zu sozialisieren braucht!!!!!


      Für mich ist die Sozialisierung (nach meiner Definition, siehe oben) wie ein offenes Fenster: in dieser Zeit kann der Hund angstfrei alle möglichen Sachen kennenlernen und positiv verknüpfen. Damit werden diese dann als "Sicher" einstuft. Alles was in dieser Zeit nicht als "Sicher" eingestuft ist, ist eben später in der Kathegorie "Gefährlich" untergebracht.
      Also: alles was nicht als Positiv = Sicher abgespeichert ist ist potentiell gefährlich!!! Daher reicht es nicht, dass Hund die Sachen kennengelernt hat, er muß sie auch noch positiv verknüpft haben.



      Je vielfältiger die positiven Sozialisations"-Verknüpfungen sind, desto einfacher wird der Hund auch später neue Sachen akzeptieren.

    • :2thumbs: Genau! Daher ist Zucht so ein schwieriges "Ding"... wie groß der Einfluss von Genetik ist, kann man nicht sagen. Aber er ist auf jeden Fall da! Und gehört für mich als ein Kriterium unbdingt bei der Auswahl der Zuchthunde beachtet!


      Viele Grüße
      Corinna

    • Ich habe neulich einen Bericht über genau diese Thema bei Menschen gesehen: An Zwillingen hat man den Einfluß "Sozialisation" / Genetik erforscht und kam zum ERgebnis, dass die Sozialisation in den ersten paar Lebensjahren sehr großen Einfluß auf das Verhalten hat, und dass mit zunehmendem Alter die "Genetik" übernimmt...


      Daraus ergibt sich für mich: habe ich einen ängstlichen Hund erwischt, und muß die große Sozialisationsgießkanne auffahren, habe ich trotzdem später immer wieder daran zu arbeiten.
      Und weil Angst nicht nur leicht vererbt, sondern auch noch leicht erlernt wird (keine Sozialisation) hat man eben auch ein Hundeleben lang daran zu arbeiten, wenn Welpi nicht gescheit sozialisiert wurde...


      Den "perfekten" Hund bekommt man nur, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen: gute Gene, gute Sozialisation, ständiges weiteres Umwelttraining.

    • Also, so "falsch" bzw unüblich ist es dann doch nicht, alles unter den Begriff Sozialisation zu fassen?
      Naja, ist letztlich wohl nur eine Frage der Begrifflichkeit.. ;)


      Aber wie ist das nun bei Straßenhunden? Wieso ist diese Auffassung so verbreitet, dass die so gut sozialisiert/habituiert wären?
      Meiner Meinung ist das den gleichen Ammenmärchen zuzuordnen wie "Mischlinge sind gesünder", aber das hält sich ja auch hartnäckig.

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