Briefträgersyndrom und Leinenagression

  • Ich sag einfach mal "hallo" so ins Unbekannte hinein...
    Hab dieses Forum entdeckt und fand den Umgang miteinander ganz nett.
    Habe nämlich gleich zwei Fragen und hoffe auf ermutigende Antworten...
    Also, habe einen gut zwei Jahre alten Mixrüden von der Insel Korfu, kastriert mit Namen Charlie. Seit letztem Herbst zeigt er fremden Hunden gegenüber an der Leine Agressionen,d.h. lautes anbellen, mich dorthin ziehen usw. Vorher wollte er mich auch zu jedem Hund ziehen, jedoch freudig erregt und quietschend. Als Konsequenz hab ich ihn meist sitzen lassen und gewartet, bis der andere vorüberzog. Kann mich an kein Ereignis erinnern, das diese Wandlung von freudig quietschend in aggressiv anmotzend bewirkt hat, außer, dass ich zu diesem Zeitpunkt schwanger war.
    Zweites Problem ist das laute verbellen des Postboten und Zeitungsjungen u.ä. Gestern ist er dem letztgenannten nämlich hinterher, da die Tür einen Spalt offen war. Hab die Situation retten können und den Jungen gebeten, nochmal zu kommen und Charlie ein Lekkerlie zu geben, was er auch froh entgegen genommen hat. Muß ich das jetzt auch beim Postboten machen ? Hat jemand Tipps, Ideen, Anregungen was ich besser machen kann ?
    Würde mich sehr freuen !


    Charliene

  • Hallo,


    also erstmal zum Postboten. Postboten haben bei Hunden oft einen schlechten Stand. Sie laufen von Haus zu Haus und riechen undeffinierbar. Bei unserem nachbarhund muss ich nur mit meinem Briefkastenschlitz klimpern, schon dreht der mit lautem Gebell durch. Mein Hund meinte da mitmachen zu müssen. der hab ich erstmal ganz schön die Leviten gelesen. Unser Paketbote war klasse, der gab vom ersten Tag Leckerchen und seitdem wartet sie sehnsüchtig auf das Paketauto. Sie erkennt es schon am Sound. Außerdem könnt ja Futter kommen. Ja, die Leckerchenmethode ist gut. Das kannst du abers elber auch tun. Der Briefträger kommt, du gibst einen Befehl und lobst den Hund dafür. Sag deinem Hund was er machen soll.


    Übrigens, das rangniedrigste Rudelmitglied ist fürs Aufpassen zuständig!


    Zu deinem Leinenproblem. Die Hinsitzübung war gut! Ich denke, dein hund will gerne zu anderen Hunden und ist ganz aufgeregt. Gleichzeitig hindert ihn die Leine, weglaufen geht auch nciht. Das endet in dem Überschnapp bellen. Guck mal, ob es besser wird, wenn du den Hund um dich rum im Kreis laufen lässt. Und wenn er sich so gebärdet darf er zu keinem anderen Hund hin! So hat er ja Erfolg! Wie ist er unangeleint? Ist er friedlich, dann ist es nur Stress.


    Gruß Biber

  • Hallo,


    erstmal zur Leinenaggression. Wie verhältst Du Dich, wenn Dein Hund andere anpöbelt?
    Kann es sein, dass Du bereits, wenn ein anderer Hund auf Euch zukommt, unsicher wirst, weil Du denkst "Heilige Sch.....jetzt geht das wieder los?". Du wirst wahrscheinlich die Leine stramm halten und damit merkt der Hund bereits Deine Unsicherheit.
    Diese Unsicherheit überträgt sich auf den Hund und dann geht das Gekläffe los.


    Versuche mal ganz entspannt an anderen Hunden vorbeizugehen, indem Du blickkontakt von Deinem Hund forderst und dann ganz ruhig bleibst.


    Postbote:
    Tja, das haben leider viele Hunde, weil sie denken, sie müssen ihr zu Hause bewachen, was allerdings nicht ihre, sondern Deine Aufgabe ist,
    Es ist ja auch toll für den Hund. Er bellt, wenn der Postbote kommt und denkt, er verschwindet, weil ich gebellt habe.


    Das mit dem Leckerchen war gut :D Vielleicht solltest Du versuchen, mit dem Postboten zu reden, damit er dem Hund auch ein Leckerchen gibt.


    Wie verhält Dein Hund sich, wenn Besuch kommt?


    Viele Grüße
    Conny


    Wenn Du diese Frage beantwortest, kommen wir vielleicht weiter.

  • hallo charliene,


    das er in dem alter mit der leinenaggression beginnt, ist nichts ungewöhnliches.
    er wird jetzt langsam richtig erwachsen und muss sich anderen rüden gegenüber anders benehmen als vorher.
    vorher war er der "kleine" verspielte der zu jedem hin wollte, nun ist er nicht mehr der "kleine", kann also nicht mehr zu jedem hin rennen und spielen wollen.
    das verunsichert viele hunde.
    es ist sehr wichtig das der hund in dieser phase des richtig erwachsen werdens viel kontakt zu anderen hunden im (kontrollierten) freilauf hat, vor allem zu gleichaltrigen und älteren, souveränen rüden.


    dann kommt noch dazu, dass er kastriert ist.
    das heißt die anderen rüden nehmen ihn wahrscheinlich nicht ernst und bedrängen ihn sogar, da sie nicht genau riechen können ob männlein oder weiblein.
    auch mit diese tatsache, die sich leider nicht mehr ändern wird, muss er im freilauf lernen umzugehen.
    bevor es da nicht klappt, kannst du nicht erwarten das er angeleint locker reagiert.


    am besten übst du beides parallel, ein mal den richtigen umgang mit artgenossen unter kontrollierten bedingungen und dann noch das er es schafft locker an anderen hunden vorbei zu gehen, wenn er angeleint ist.


    dazu solltest du den abstand zum anderen hund so groß halten, das deiner ohne probleme vorbei gehen kann (notfalls hundert meter).
    geht er ruhig, belohnst du ihn unaufhöhrlich dafür.
    macht er theater, belohnen sofort einstellen, abstand vergrößern, bis er wieder ruhig ist.
    das dauert eine ganze weile und setzt vorraus das du sehr vorausschauend spazieren gehst und immer "einsatzbereit" bist.


    lg christina

  • Hallo Biber,
    danke für deine Antwort. Demnach hat unser Hund ja den niedrigsten Rang, ganz so wie es sein soll. Dann liefe ja wenigstens nicht alles falsch...
    Dass er verunsichert ist kann ich mir gut vorstellen und wenn sich mal jemand findet, der dann trotzdem seinen Hund mit meinem spielen läßt (aus dieser Situation heraus) glaube ich auch, dass es nach kurzer Zeit gelöst wäre, aber eben nur für dieses eine Mal... Wüßte eben gerne, wie ich meinen Hund (und mich ) sicher genug "hinkriege", dass wir in jeder Situation souverän an anderen vorbei gehen können !
    Was die Situation erschwert: habe meist meine Kinder bei mir, wenigstens das Baby, was das reagieren nicht vereinfacht !
    Das mit dem Postboten werde ich aber versuchen !


    Grüße, Charliene

  • Gib deinem Hund eine Aufgabe, wenn andere Hunde kommen und lobe diese. Und splitte die Hunde. Das heißt ihr Menschen geht zwischen den Hunden, dann passiert meistens nichts. Überlege dir, ob du irgendwo einen Kurs für Grundgehorsam machen kannst. Dann wird dein Hund ausgelasteter und du sicherer. Nicht dass dein hund das am Ende macht, nur weil es ihm langweilig ist!

  • Mei, das geht ja flott hier !
    Vielen Dank für euer Interesse !
    @ Conny: Besuch ist kein Problem, begrüßt jeden freudig, wenn ich es nicht verhindere auch mich anspringen und belecken (mich springt er nicht an). Bellt zuvor, wenn er das Auto oder die Schritte zur Haustür nicht kennt
    @ Christina: Das Spiel im Freilauf klappt besonders mit souveränen Hunden super. Bei unsicheren Hunden, vor allem Rüden, deckelt mein Herr mal gerne, spielt auch sehr rauh, mit Hunden zumindest.
    Leider haben wir hier in der Nähe keine Hundespielwiese und Fremde lassen den vermeintlich agressiven Hund nicht gerne mit ihrem spielen, kann ich verstehen !
    @Biber: Wir haben in den letzten beiden Jahren vom Welpenspiel über Hundeschule so einiges gemacht. Pausiere damit im Moment, finde aber auch nicht die richtige Schule, zu der ich wieder gehen möchte. Gute Hundtrainer sind rar !


    Grüße, Charliene

  • Ja, kann ich verstehen, aber dann versuch selber was zu üben! Es hilft euch beiden!

  • Zitat

    Übrigens, das rangniedrigste Rudelmitglied ist fürs Aufpassen zuständig!


    r


    Hallo Biber,
    das wusste ich auch noch nicht. Habe immer gedacht, das Aufpassen steht dem rangniedrigen Rudelmitglied nicht zu. Das sei unsere Aufgabe.


    Gruß
    Conny

  • die Postboten:
    betreten ungefragt fremde Reviere
    verhalten sich meist ängstlich
    lassen sich mit Bellen leicht vertreiben


    der Hund
    beschützt das eigene Revier
    bemerkt und nutzt Unsicherheiten seines Gegneübers
    und sieht im Vertreiben von Eindringlingen seine Aufgabe


    Eine Kombination die immer wieder zu Reibereien führt.


    Aus Menschlicher sicht kommt der Postbote, erledigt seine Aufgabe und geht wieder. Wir wissen das, aber nicht der Hund.
    Der sieht einen Eindringling, warnt ihn, droht ihm und der verläßt daraufhin das Revier. Ein Erfolgserlebnis für den Hund.
    Nächster Tag, gleiches Spiel, gleicher Ablauf. Der Postbote etwas unsicherer und der Hund etwas mutiger auf Grund seines Erfolges vom Vortag. Und so dreht sich das Karusell.
    Irgendwann könnte dem Hund der Geduldsfaden reisen, weil der Eindringling ja tatsächlich die Frechheit besitzt und immer wieder in sein Revier eindringt.


    Postboten haben also ein negatives Image, dass in ein positives verändert werden muss. Bei Verfressenen reicht ein Lekkerlie.


    Vielleicht könntet ihr ja etwas einüben das für euren Hund positiv ist. Z.B. ein Spielzeug das er nur vom Posboten bekommt (wird auf dem Briefkasten deponiert) oder ähnliches.
    Er muss sich freuen wenn der Postbote kommt.

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