Er macht was er will...

  • Hallo liebes Dogforum,


    seit knapp 2 Monaten lebt bei mir ein jetzt 8 Monate alter Border Collie (Mix?). Ich habe ihn im Grunde nur genommen, weil er ins Tierheim sollte und ich eh schon immer einen Hund haben wollte. Aber ich habe mir das nicht so schwer vorgestellt. Sammy zieht so an der Leine, dass es mir fast den Arm auskugelt. Ich kann machen was ich will- es interessiert ihn nicht. Er hört nur wenn er will, bellt wenn jemand vor der Tür steht, jault auf wenn Polizeiautos, Krankenwagen oder ähnliches durch unsere Straße fahren (so richtig extrem und er kriegt sich auch nicht mehr ein), wenn er auf der Couch liegt und ich ihn dort nicht haben will knurrt er mich beim runterschubbsen an, verbellt Menschen (nur wenn er an der Leine ist, oder im Haus ist, wenn er frei läuft in der Regel nicht) und und und... Es war vielleicht voreilig einen Border Collie zu holen, schon gar als Anfängertier- was mir leider erst im Nachhinein bewusst wurde. Aber ich möchte schon irgendwie mit ihm klar kommen. Er hat ja auch seine "netten" Seiten- so ist es nicht. Kann man mir hier Tips geben wie ich mein Verhalten ihm Gegenüber ändern sollte, oder was ich genrell ändern sollte. Gibt es irgendwelche Erziehungshilfsmittel (jetzt nicht sowas wie ein Stromschocker, sowas lehne ich ab!) die ich einsetzen könnte? Wenn ja, wie? Wie ihr seht Fragen um Fragen...


    Gruß, Kleiner Freund

  • Ufff! Da hast du ja ein ordentliches Hobby für den Sommer! Aber keine Angst, ihr bekommt das hin.
    Als aller-allererstes würde ich dir eine Hundeschule empfehlen. Wirklich! Nicht, weil ich denke, daß du nicht mit Hunden umgehen kannst, sondern weil ich denke, daß du bei dem Border einfach mal regelmäßige Hilfe gut gebrauchen kannst.
    Dazu kommt, daß er mit seinen acht Monaten gerade vermutlich zumindest kurz vor der Pubertät steht (ja, es wird noch schlimmer werden!).


    Erzähl mal ein bißchen was von deinem Hund: Wie ist er bisher aufgewachsen, warum ins Tierheim, wie bist du dazu gekommen, kanntest du ihn vorher schon - wie heißt er eigentlich?
    Wie verhält er sich dir gegenüber, wenn du ihn ansprichtst, eher ängstlich oder dominant? Beschreib den Rüpel mal ein bißchen!



    Ich finde es schwierig, dir konkrete Tipps zu geben, daher einfach ein paar allgemeine Tipps:


    1. Du bist der Rudelfüher = der Bestimmer. Sein Futter bekommt er, wenn es dir gefällt (nicht zu völlig unterschiedlichen Zeiten, aber z.B. kann er vorher was machen. Ich stelle Bora ihren Napf hin, dann muß sie mir ein bestimmtes Spielzeug bringen, Sitz machen, mich angucken und bekommt erst dann den "friß"-Befehl). Du gehst zuerst durch die Tür, du ißt zuerst, Sofaverbot - die ganze Geschichte.


    2. Stärke die Bindung zwischen euch. Das heißt nicht unbedingt, daß du mehr Zeit für Beschäftigung investierst, sondern daß du die Zeit, die du mit dem Hells Angle verbringst, nicht nur zum Gassi-Gehen, sondern zum lernen verwendest. Immer wieder (mit so wenig Leckers wie möglich) zu dir ranrufen, Blickkontakt vor weiteren Befehlen usw.


    3. Wenn er an der Leine zieht: Stehen bleiben, umdrehen, Hund ignorieren, bis dieser bestenfalls zu dir kommt oder zumindest nicht mehr zieht. Dann geht es weiter. Oder bei jedem Zug die Richtung wechseln. Auch wenn die Wege dann länger dauern. Öfter an der Leine 'sitz' machen lassen.


    4. 'Platz' wirkt auf pubertierende Hunde wie 'Liegestütze' auf junge Rekruten, habe ich mal gehört.... Und kann bestätigen, daß 'Platz' ein klasse Befehl ist - laß deinen Punk für alles mögliche (Leckerlie (selten im Moment!), Streicheleinheiten, Spielen, über die Straße gehen, einfach mal so zwischendurch) 'platz' machen und lös es nach wenigen Sekunden wieder auf. Oft! 20mal am Tag. Oder öfter.


    5. Ließ dich hier mal zum Thema 'Superkommando' ein, überlege, ob Clickern was für ihn ist - und frag weiter und weiter und weiter. Aber beschreibe bitte deinen Hund erstmal genauer und auch die Umstände, unter denen die jeweiligen Probleme auftauchen!

  • Hallo Veela,


    Aufgewachsen ist er bisher bei einem jungen Pärchen die mit ihm überfordert waren. Deswegen sollte er ins Tierheim. Ich kannte ihn vorher noch nicht wirklich, da diese Leute den Hund im Grunde nie vorgestellt haben (Bekannte von Bekannten- über 10 Ecken- so ungefähr). Er hieß schon immer Sammy, wollte den Namen jetzt nicht mehr ändern. Er verhält sich (wenn ich das mit meinen Augen mal betrachte) eher dominant. Zumindest würde er sich freiweillig nie vor mir auf den Boden werfen (das beobachte ich manchmal bei dem Hund von meinem Kumpel, sie freut sich immer ganz stark und wirft sich auf den Rücken wenn er was fröhliches zu ihr sagt). Habe mich auch nocht nicht getraut in auf den Rücken zu drehen- soll ich das mal ausprobieren? Ich habe immer gehört, dass das nicht gut sein soll, weil man den Hund somit dominiert und man so kein Vetrauensverhältnis aufbauen kann. Aber wie schon gesagt, die Hündin meines Kumpels macht das von alleine. Jedoch Sammy traue ich sowas nicht zu. Bei anderen Hunden ist er auch recht domiant, geht immer ziemlich steif und die Rute immer ganz ganz hoch. Er wirkt dann immer übermäßig arrogant. Albern. Ansonsten kann er wie gesagt auch ein ganz lieber sein. Er ist ja nicht Terrorhund in Spee- so nun auch wieder nicht. Aber es raubt einen den Nerv so manchesmal.


    Die Tips sind gut, mal sehen inweiweit ich in der Lage bin sie auch umzusetzen.


    Gruß, Kleiner Freund

  • Auf den Rücken werfen würde ich lassen, Dominanzsignale von deiner Seite aus gibt es auch andere. Schnauzengriff und damit Kopf wegdrehen würde ich als maximale Maßnahme an deiner Stelle ergreifen - damit ihr erstmal eine echte Vertrauensbeziehung aufbaut.

  • Wie Schnauzgriff und dann Kopf wegdrehen? Schnauzgriff kenne ich (habe ich aber noch nie gemacht), aber wie meinst du das mit dem Wegdrehen?


    Gruß, KleinerFreund

  • Stell Dir vor, Sammy kommt mit der feuchten Zunge auf dich zugeschlabbert - und du willst gerade keine Gesichtswäsche. Anpusten, Schnauzengriff und aus dem Griff den Hundekopf nach unten und wegdrehen.
    Anpusten, um den Schnauzengriff durch Pusten ersetzen zu können (geil für hundeunbedarfte Zeitgenossen: 'Puste ihn an, dann geht er weg' - hat bei meinen beiden super geklappt: Sayed hat sich nach pusten verzogen, Bora legt sich auf den Rücken und will bekuschelt werden. Ziel erreicht.


    Bist Du Clubmitglied? Chat?

  • Geh außerdem in die Hundeschule mit ihm. Dort stehst auch Du unter Beobachtung und bekommst Hilfestellung, Tipps, Korrekturen was Dein Verhalten dem Hund gegenüber angeht. Außenstehende sehen besser als Du selbst, was Du gut, nicht gut, besser machen kannst.

  • Zum Leineziehen habe ich auch noch einen Tipp: Wenn er an der Leine zieht, steuert er ja auf ein bestimmtes Ziel zu. Wenn er trotz oder gerade wegen des Ziehens an sein Ziel gelangt, ist es ein Erfolgserlebnis für ihn, was er mit dem Ziehen verknüpft. Du solltest also mit ihm "tanzen". Wechsle ständig die Richtung und erziele so, dass der Hund sich nur auf dich konzentriert. An seinem Ziel kommt er nur an, wenn du das willst. Wenn du das ein paar mal übst, dann sollte es sich verbessern. Liebe Grüße und viel Erfolg, Jenny

  • Zitat

    Du solltest also mit ihm "tanzen". Wechsle ständig die Richtung und erziele so, dass der Hund sich nur auf dich konzentriert.


    ... und störe Dich dabei nicht an lachenden oder sich an den Kopf fassenden Passanten :-), denn dabei siehst Du unter Umständen total affig aus. Es ist allemal besser, wenn sie deswegen lachen oder sich an den Kopf fassen als deswegen, weil Dein Hund auch die nächsten Jahre "austickt", wenn er auf andere Leute oder Hunde trifft.


    Ich würde auch den Besuch in einer Hundeschule empfehlen. Frag da auch ruhig bei anderen Hundehaltern, die Du bei Gassigängen triffst nach, ob sie Dir eine bestimmte Hundeschule empfehlen können.


    Zum "Runterschubsen" von der Couch: Das würde ich lassen, bevor er gar in Deine Hand beißt. Schick ihn mit Worten runter oder in seinen Korb.
    Wir haben unseren anfangs genau deswegen gar nicht auf die Couch gelassen (auch wenn es natürlich verlockend ist, weil er ja so kuschelig ist). Und wenn er doch mal drauf lag, bin ich aufgestanden und habe ihn ihn mit dem Kommando "hier" zu mir gelockt und dann hat er, bei mir angekommen, ein Leckerli bekommen. Keine Ahnung, ob das so richtig oder falsch war, es hat geholfen.


    Und überhaupt: Ich finde es schön, dass Du Dich des Hundes angenommen hast und nicht nur das, sondern nun auch wirklich die Mühe und Arbeit auf Dich nimmst. Das ist wahrlich nicht selbstverständlich.
    Die kleinen Erfolgserlebnisse werden Dir Mut machen und Dir (und somit natürlich auch dem Hund) Freude bereiten. Ihr seid auf einem guten Weg. Weiter so!


    Doris

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!