Generalisierte Angststörung - Angst vorm draußen sein

  • Zu den Medikamenten kann ich dir meine Erfahrung mitgeben: Es gab bei uns zuerst Trazodon. Es gab keine positiven Effekte, ich hatte sogar das Gefühl dass er durchs duselig werden eher noch mehr Angst hatte. Ich hab das wochenlang durchgezogen weil es ja immer einige Wochen dauert bis sich der Spiegel komplett aufgebaut hat.

    das hatten wir auch verschrieben bekommen, Trittico bei uns. (Handelsname)
    Das haben wir 4 Wochen gemacht, und dann gewechselt. Beim Sertralin jetzt, weiß ichs nicht. Wie gravierend spürbar war die Veränderung denn? Kam die sofort? Wie war es vor Medikament/wie danach?

    Man sagt es braucht Minimum zwei Jahre unter den Medikamenten bis man sie wieder langsam ausschleichen kann. Also diese Angstgeschichten sind einfach ein Marathon und voller Aufs und Abs. Gerade wenn man keinen konkreten Auslöser hat, sondern die Angst vor der Angst. Das ist sehr zermürbend. Es gibt hier auch einen Angsthunde Thread, falls du dich da mal durchlesen willst.

    In den Angsthunde-Threat bin ich schon reingefallen, hab viel gelesen, war der Grund für die Anmeldung hier. Das ist echt toll, so viele Erfahrungen an einem Ort zu haben. Da hatte ich meistens jedoch (korrigier mich, falls falsch) Geschichten gelesen wo zumindest ein grobes Spazieren gehen an sehr reizarmen Orten möglich war, oder eher spezifische Ängste wie Fahrräder oder Gewitter.

    Hatte auch Kontakt mit Hundebesitzerin mit Angsthunden in meiner Gegend, bei denen war aber ein Spaziergang in irgendeiner Form irgendwo möglich, selbst wenn total abgelegen oder um 4 Uhr früh.

    Habe mich auch drauf eingestellt, dass sie vielleicht für immer eine "Hauskatze" bleibt, bei der Übernahme.
    Aber Hoffnung hat man halt immer, und gönnen würd ich es ihr halt anders, weil sie drinnen und im Garten so ein toller Hund ist...

  • ich kann sonst mal den Befund suchen.

    Wenn du mal irgendwann Zeit/Lust hast stelle es doch gerne mal hier ein.

    Wie äußert sich das bei deinem?

    Mal kurz gefasst: völlig drüber sein wenn man raus geht, Augen gehen hektisch nur noch hin und her auch wenn der Hund still steht, kreischen, völlig verspanntes laufen, rumrasen usw. Wenn man es so schreibt hört es sich so an wie halt manch ein unausgelasteter Border Collie aber so ist es nicht. Lässt sich nur schwer beschreiben.

  • Sky kam zu uns mit 7 Monaten und hatte bis dahin wirklich nichts erlebt. Keine Sonne kein Regen, kein Auto, da war draußen wirklich ALLES gruselig.

    Und klar jedes draußen war blöd, weil ja immer auch was "schlimmes" passierte... aus seiner Sicht. Nun hatten wir nicht den Luxus eines Garten... wir mussten raus. Am Anfang nur nebens Haus... warten... wieder rein und er hat sich prompt drinnen gelöst. Blöderweise hatte er auch noch Giardien. Nach ein paar Wochen sind wir erst wieder rein, wenn er wenigstens gepinkelt hatte. Schlau wie er ist, hob er das Bein, ließ einen Spritzer raus und flüchtete wieder Richtung Tür.

    Unser Trainer hat ihn total überfordert-ich sollte draußen mit ihm arbeiten... ging gar nicht... und ihn durch Abhärtung an draußen gewöhnen... war total falsch bei diesem Hund.

    Okay... heute ist Sky 3,5 Jahre und gerade erst hatte er Panik weil Kinder Ball spielten. Aber wir können spazieren gehen... immer die gleiche Strecke... da fühlt er sich sicher und dort geht vieles.

    Auch Sky ist eigentlich ein toller und irgendwie auch mutiger Hund.

    Ich konnt machen und tun was ich wollte... der Hund schien draußen nichts lernen zu können... und im Nachhinein... wahrscheinlich war es auch so. Denn erst als der schlimmste Teil der Pubertät durch war, war er erst in der Lage zu lernen. Ab da wurde vieles zumindest irgendwie trainierbar.

    Viel stehen und gucken hilft Sky und auch fordern ohne zu überfordern. Gerade vor ein paar Tagen habe ich ihn genötigt durch den Wald zu gehen obwohl Kinderstimmen zu hören waren. Ich habe ihn immer wieder ein paar Schritte mitgenommen (hinter mir her geschleift) ihn dann wieder nur gucken lassen, solange bis wir bei den Kindern waren und dann ging es plötzlich... an den Tag, an der Stelle mit diesen Kindern...

    Viel viel Zeit, noch mehr Geduld, nur ganz ganz wenig arbeiten, damit genug Löffelchen für draußen da sind, wenig laufen und viel gucken und auch immer mal wieder gezielt fordern. Das ist zumindest unser Weg und für uns richtig.

  • Wenn du mal irgendwann Zeit/Lust hast stelle es doch gerne mal hier ein.

    Habe beim TA nach dem Befund mal per Mail angefragt, finde gerade nur Klinische Chemie/Hämatologie in meinen Chaos. Ist jetzt doch auch ein Zeitchen her. Aber es wurde laut TA t4, freies t4 und tsh getestet. Ich poste ihn hier rein sobald ich ihn habe!

    Theoretische Frage dazu: wäre die Ängstlichkeit bei einer Schilddrüsen Thematik nicht generell ein Problem, und nicht nur so partiell in nicht-umzäunten Bereichen? Kenne mich da nicht wirklich aus. Sie kann ja durchaus total relaxed und entspannt sein im richtigen Umfeld.

  • Ich konnt machen und tun was ich wollte... der Hund schien draußen nichts lernen zu können... und im Nachhinein... wahrscheinlich war es auch so. Denn erst als der schlimmste Teil der Pubertät durch war, war er erst in der Lage zu lernen. Ab da wurde vieles zumindest irgendwie trainierbar.

    das klingt toll, wie viel ihr geschafft habt! ich hoffe, da komm ich mit meiner Maus auch mal hin. Den selben Spaziergang zur selben Uhrzeit in reizarmer Umgebung (mitten im Wald, einsam) haben wir jetzt seit Monaten versucht, und leider keinen Millimeter Veränderung... ich hoffe, dass die Psychopharmaka uns einen Fuß in die Tür setzen lassen. Zumindest so 1 Sek. länger, bevor Panik ausbricht, wo ein Lernen passieren kann. In meinem Kopf müsste sie ja nur kurz innehalten und überlegen, bevor sie in Panik verfällt, damit ich irgendwas positives in sie verbal oder essbarer Natur in sie reinstopfen kann. aber das ist natürlich leichter gesagt als getan :grinning_face_with_smiling_eyes:

  • Den selben Spaziergang zur selben Uhrzeit in reizarmer Umgebung (mitten im Wald, einsam) haben wir jetzt seit Monaten versucht, und leider keinen Millimeter Veränderung...

    Kommt dein Rüde da auch mit?

    Spaziergang? Oder Spazierenstehen?

    Spazierenstehen hat hier leichte Verbesserungen gebracht. (Wir hatten keine andere Wahl. Sky hat fast drei Jahre gebraucht um Autofahren zu können. Also raus gehen/ fahren. Stehen bleiben und vor der Panik wieder rein. Ist Natürlich ein riesen Aufwand für vielleicht 2 Minuten irgendwo hin zu fahren. Aber ich würde es versuchen, ob man damit weiter kommt

  • Theoretische Frage dazu: wäre die Ängstlichkeit bei einer Schilddrüsen Thematik nicht generell ein Problem, und nicht nur so partiell in nicht-umzäunten Bereichen? Kenne mich da nicht wirklich aus. Sie kann ja durchaus total relaxed und entspannt sein im richtigen Umfeld.

    Das lässt sich pauschal nicht so sagen. Bei manchen Hunden äußert es sich nur in manchen bereichen. Meine Hündin zum Beispiel hat im Haus plötzlich panische Angst vor Fluginsekten. Nur im Haus. Sonst nirgends. Wenn die Schilddrüse eingestellt ist sind die Probleme wieder deutlich besser bis hin zu weg.

    Ich würde jetzt bei deinem Hund nicht von einer alleinigen Schilddrüsenproblematik ausgehen (wenn überhaupt ein Problem vorliegen sollte). Es geht eher drum das diese ja mitunter eine Rolles pielen könnte (rein theoretisch). Interessant wäre zusätzlich noch der T3 gewesen wenn es um Verhaltensprobleme geht.

  • Solche Birder habe ich ab und zu "kennen gelernt".

    Das waren Border Collies aus Vermehrerzucht oder Hüteleistungs"vermehret"Zucht, ohne Arbeit am Vieh durchdrehen und mit Arbeit am Vieh normal im Alltag sind oder eben mit der Arbeit am Vieh zumindest ein akzeptables Leben führen konnten.


    Selbstverständlich ist es sehr gewagt, das hier zu schreiben, weil ja viele meinen BC kann man gut mit Sport "auslasten".

    Ich gehe davon aus, dass der Hund, der ja schon mit Psychopharmaka behandelt wird, gut ärztlich untersucht wurde.

    Wäre es mein Hund, würde ich ihn unter guter Betreuung an Schafe antesten lassen.

  • Ich finde auch dass ihr schon viel geschafft habt und denke der Schritt zum Gassi gehen im Wald ist einfach noch zu groß.

    Läuft der Hund im Garten oder eingezäunten Gebiet ausschließlich frei oder geht da auch mit Leine oder Schlppleine laufen?

    Wenn Leine an sich noch negativ ist würde ich die Leine in der Wohnung und im Garten vollkommen ohne Absicht diese zu verlassen neu aufbauen

    Wenn angeleint sein in sicherer Umgebung funktioniert würde ich da z.b. bei geöffneter Gartentüre an der Leine oder Schleppleine das gliche machen wie sonst anfangs komplett ohne Absicht den Bereich zu verlassen. Und dann eben langsam weiter vortasten. Alternativ oder parallel kannst du auch an fremden aber eingezäunten Orten üben bzw die Stabilität der Einzäunung langsam zurückfahren.

    Ich würde auch bedenken dass du ja nicht weißt was beim weglaufen in welcher Umgebung passiert ist. Vielleicht war das traumatische Erlebnis sogar im Wald oder dieser ist für deinen Hund zu unübersichtlich .

    Es könnte also Sinn machen mal eine andere Umgebung zu testen z.B. könnte dein Hund sich im freien Feld sicherer fühlen weil er Gefahren früher sehen kann und nicht jede Sekunde etwas hinterm nächsten Baum lauern kann

  • Ich würde Dir da auch gerne Mut machen: 7 Monate ist keine lange Zeit also es kann zukünftig noch viele Weiterentwicklungen geben. Zudem sieht man selbst, die kleinen Schritte häufig nicht, die der eigene Hund schon geschafft hat. Wenn man dann aber zurückschaut, wie die Anfänge waren, erkennt man erst, wie weit man bereits gekommen ist.

    Und ja, das können Trippelschrittchen sein. Es ist aber eben kein Stillstand.

    Viel viel Zeit, noch mehr Geduld, nur ganz ganz wenig arbeiten, damit genug Löffelchen für draußen da sind, wenig laufen und viel gucken und auch immer mal wieder gezielt fordern. Das ist zumindest unser Weg und für uns richtig.

    Kann ich so vollumfänglich unterschreiben. Insbesondere der Faktor Zeit, gucken lassen und sich die Löffelchen für draußen aufbewahren. :D Genau so klappt es bei uns gerade auch zufriedenstellend.

    Und den Alltag vorhersehbar gestalten... Es ist und bleibt natürlich ein Balanceakt. Etwas fordern muss man definitiv. Sonst bleibt der Hund auf der Stelle stehen und bewegt sich niemals aus seiner Komfortzone. Das muss aber natürlich sehr reguliert passieren und wenn der Hund gerade überhaupt Kapazitäten für hat.

    Wenn dein Hund zuhause und im Garten entspannen kann, denke ich schon dass es möglich ist, das langfristig auszuweiten. Besteht denn die Chance, einfach (ohne den Gedanken "Wir gehen jetzt spazieren") vor die Tür zu gehen (ich meine nicht den Garten) und einfach rumzustehen oder rumzusitzen. Quasi zur Desensibilisierung? Das evtl. nachts wenn gar nichts los ist.

    Und das wirklich OHNE Zeitplan im Hinterkopf: "Nächste Woche gehen wir dann ein paar Meter". Einfach nur sein und nichts tun. Und das aber verlässlich, immer gleich über einen langen Zeitraum. Und irgendwann, wenn sie sich an der Stelle entspannt oder neugierig wird, ein paar Meter weitergehen und dort einfach sein und gar nichts tun.

    In meinem Kopf müsste sie ja nur kurz innehalten und überlegen, bevor sie in Panik verfällt, damit ich irgendwas positives in sie verbal oder essbarer Natur in sie reinstopfen kann. aber das ist natürlich leichter gesagt als getan :grinning_face_with_smiling_eyes:

    Nachdem ich deinen Eingangsbeitrag gelesen habe, war mein erster Gedanke: Mein HUnd ist zum Glück nicht sooo schlimm dran. Aber nun fallen mir doch Parallelen auf:

    Das kopflose in Panik verfallen, ohne innezuhalten. Ohne das man überhaupt eine Chance hat, einen Fuß in die Tür zu kriegen. Quasi ein Automatismus.... Das hatte Yoshi die erste Zeit bei jeglicher Fremdhundesichtung. Egal wie weit weg der HUnd war.

    Yoshi wurde sein erstes Lebensjahr an der Kette gehalten und war dann weitere vier Jahre in einem Einzelzwinger in einem ungarischen Tierheim.

    Ich hab ihn nun 1 Jahr und wir machen Fortschritte. Wir sind noch laaaange nicht bei einem "normalen" Verhalten. Es ist ein extrem zäher und anstrengender Prozess... aber wir machen, langsam aber sicher, kleine Fortschritte. Definitiv.

    Früher mussten wir bei Hundesichtung den Spaziergang abbrechen, weil er vor Stress gar nicht wusste, wohin mit sich. Für ihn war aber generell einfach jeder Spaziergang ein Gang durchs Kriegsgebiet. Das ist z.B. auch nicht mehr so. Solange wir seine bekannten Wege gehen, ich ihn entschleunige und wir neue Wege langsam einführen, hat er da sogar Spaß dran und ist richtig locker.

    Die Verhaltenstrainerin die ich habe, hatte mir da Ansätze nahe gebracht, die tatsäclich für uns die größten Erfolge brachten. U.a. eben auch, seine Erwartungshaltung zu ändern und an Reizpunkten herumzustehen und gar nichts zu tun, damit der Hund Zeit hat seine Umgebung wahrzunehmen und einzuordnen. (Da tagsüber das Risiko zu groß war, das dort plötzlich ein fremder HUnd auftaucht, haben wir das nachts gemacht und sind tagsüber nur zum pinkeln weiter rausgefahren)

    Eine weitere Parallele die mir, zu deinem Hund, auffällt: In seinem getakteten Alltag wirkt Yoshi wie ein ganz normaler HUnd. Ist frech und witzig. Er hat z.B. auch keine Angst vor Feuerwerk, das draußen knallt. Oder vor einer großen Plastiktüte dich ich auspacke.

    Und dann nehme ich eine knisternde, kleine Papiertüte vom Tisch und er flüchtet plötzlich in Panik und traut sich nicht mehr zu mir. Er traut sich plötzlich nicht durch eine Tür, durch die er schon X mal gelaufen ist, weil sie einen Ticken weiter zu ist, als sonst. Oder weil die Flurtür bei meinen Eltern nicht aus Holz, sondern aus Glas, ist, will er nicht hindurch laufen. In fremde Kofferräume springt er nicht. Nur in SEINEN Kofferraum. Den mag er sogar und springt sehr gerne rein.

    Kleine Veränderungen können ihn schon verunsichern. Es funktioniert wunderbar, solange die Situation für ihn kalkulierbar und bekannt ist.

    in reizarmer Umgebung (mitten im Wald, einsam)

    Nur als Anmerkung: Ich finde Wald ist eine sehr anspruchsvolle Umgebung was Reize angeht. Sehr, sehr viele Gerüche, die aufgrund des dichten Bewuchses, auch noch lange am Boden bleiben. Viele Geräusche (von Tieren, den Bäumen usw.) Der Hund kann, wegen der beschränkten Sicht, "Gefahren" nicht frühzeitig sehen.

    Wald ist für meinen Hund z.B. sehr schwer. Ich taste mich da gerade heran aber richtig spazieren kann ich mit ihm da auch (noch) nicht. Am einfachsten fällt ihm tatsächlich Feld. Da kann er weit sehen und hat nicht das Gefühl, er könnte hinterrücks überrascht werden.

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