Generalisierte Angststörung - Angst vorm draußen sein

  • momentan ist sie jetzt seit ungefähr plus minus 2 1/2 monaten nur im Garten unterwegs auf anraten der verhaltenstierärztin. ...... und dann sobald sie raus muss, fällt der hund in sich zusammen.


    Nur im Garten wird sich ihr Verhalten meiner Meinung nach nicht ändern. Es braucht die Konfrontation mit der Angst. Daher würde ich möglichst am Anfang einmal die Woche vorne zur Haustür raus mit ihr und hinten rum in den Garten gehen. Sofern das räumlich möglich ist. Also kurzer Gang in Angst, aber sie wird schnell wissen, dass es nur ein kurzer Weg ist bis sie in Sicherheit im Garten angekommen ist. Evtl. kannst du nach einigen Monaten dann auch etwas weiter bis in den Garten gehen.


    Das wäre ein Vorteil für sie, wenn sie weiß, dass euer Gang immer im Garten endet. Besser, als wenn du mit dem Auto irgendwohin fährtst, wo sie nie weiß, wann sie wieder heim darf.


    Meine Hündin hatte anfangs panische Angst im Auto. Sie hat jede Fahrt mehrfach gekotzt und Seen gespeichelt. Daher bin ich anfangs auch nur 1 x die Woche eine kurze Strecke gefahren, irgendwann 2 x die Woche. Nach gut eineinhalb Jahren hat sie auf der Rückfahrt das erste Mal nicht mehr gekotzt. Später ist sie sogar freiwillig eingestiegen und wurde eine souveräne Mitfahrerin.

  • Ich habe speziell danach gefragt, weil mir dazu zwei Dinge eingefallen sind.


    1. ich hatte mal einen TS Hund, der auch ein wirkliches Extrem war. Shapen war super - aber ich bin immer auch nur bis „zur Linie“ gekommen damit.

    Was dort den Durchbruch gebracht hatte war ein Tipp einer Trainerin aus Österreich. Sie meinte: Koppel die Belohnung mal komplett ab von dir und deiner Existenz. Mach eine selbstbelohnende Aktion draus.

    Sprich: Überwindung immer so niedrig setzen, dass es geht und über das selbstbelohnen den Wert des eigenen Mutes quasi intrinsisch steigern. Mein Part war immer nur quasi eine Freigabe in die Situation

    Beispiel: Beim ersten Mal lag nur ein recht großes Stück Wurst neben einer leeren Flasche, so dass es weggenommen werden konnte, ohne die Flasche zu berühren oder irgendein Geräusch auszulösen.

    Das Ende war ein komplett ohne mein Zutun aus eigenem Antrieb in nen Karton voller Flaschen mit Kieseln springen und nach Futter wühlen.

    Es war zunächst komisch mich und meine Bestätigung ganz raus zu halten, hatte aber ein deutlich besseres, schnelleres Ergebnis, weil der Hund aus sich heraus auf sich stolz war und ich glaub das hat es einfach „stärker“ noch in der Wirkung gemacht, weil das Selbstbewusstsein nicht von außen gegeben wurde (in seiner Wahrnehmung).


    2. ein Border mit extremer Schuss Angst ist über Beutespiele, die ihn sehr stark gemacht haben (am Anfang jede Gegenbewegung mit „Du bist stärker, ich kann nicht mehr“ und Beute hergeben bestätigt- irgendwann hatte der Hund richtig Bock auf „kämpfen“) - diese hohe extreme Aufregung mit viel Hormonausschüttung hat nach zwei Jahren ein Medikament freies Silvester ermöglicht (neben Hilfen wie Thundershirt und Co).


    Ob das für euch was bringt, kann ich aus der Distanz natürlich nicht beurteilen, aber vielleicht ist ja ein für dich neuer Denkansatz dabei, der euch hilft.

  • Nur im Garten wird sich ihr Verhalten meiner Meinung nach nicht ändern. Es braucht die Konfrontation mit der Angst. Daher würde ich möglichst am Anfang einmal die Woche vorne zur Haustür raus mit ihr und hinten rum in den Garten gehen. Sofern das räumlich möglich ist. Also kurzer Gang in Angst, aber sie wird schnell wissen, dass es nur ein kurzer Weg ist bis sie in Sicherheit im Garten angekommen ist. Evtl. kannst du nach einigen Monaten dann auch etwas weiter bis in den Garten gehen.

    das wäre ideal, aber nicht möglich da die Häuser nebenan und hinten abschließen... wir haben eine weile jedes mal die fahrt zu den eltern gemacht, mit deren hund spielen, dort fühlt sie sich auch genauso wohl wie bei uns. aber da ist der gang zum auto halt auch wieder ein noch zu großer schritt. da ist ihr verhalten auch nur wieder schlimmer statt besser geworden. glaube, wenns ihr ein wenig besser geht, würde das auch sehr gut funktionieren, dass sie sich anfängt zu freuen raus zu kommen. momentan ist der weg zum auto und vom auto zum haus viel schlimmer als die freunde aufs dort sein. und immer haben meine eltern natürlich auch nicht zeit für Besuch.

  • Das Ende war ein komplett ohne mein Zutun aus eigenem Antrieb in nen Karton voller Flaschen mit Kieseln springen und nach Futter wühlen.

    das klingt sehr sehr toll! das probiere ich auf jeden fall aus, vielen dank! könnte mir gut vorstellen, dass das bei ihr gut wirkt.

    ich glaube, da muss ich nur vorsichtig sein, dass ich die angstgrenzen gut sehe und es wirklich einfache challenges sind. sie merkt sich leider sehr schnell dass futter zb oft in gruseligen situationen da ist - nimmt dann kein futter mehr, lässt es liegen, selbst bei spaßigen sachen, weil - könnt ja gleich was in der nähe sein das angst macht- sie generalisiert diese situationen leider oft schneller als andersrum.

    beutespiele gehen bei ihr sehr gut, sie hat sehr viel trieb und ich sag immer scherzhalber -maliborder- zu ihr :rolling_on_the_floor_laughing: die hängt sich an jedes seil das krokodil. das würde ich auf jeden fall gerne probieren mehr einzubauen, bin mir aber unsicher wie ich das am besten bei statischen objekten mache.

    bei zb fremden menschen/gästen geht das total gut, da bricht das eis innerhalb von minuten mit zerrspielen.
    hausflur oder draußen zb geht nicht, da nimmt sie leider wie gesagt durch den stress weder spielzeug noch leckerli an, sobald wir zu nah dran sind.

  • Ja, die Kunst dabei ist wirklich, die Schwelle immer genau im Blick zu haben.

    Nie Schwellig oder überschwellig. Lieber noch 20x mehr „zu wenig“ als Herausforderung als einmal im Grenzbereich. Der Hund darf nie merken, dass er sich gegen eine Angst überwindet.

    Das gilt für beide Ansätze.


    Das Gute ist: Es muss ja nicht auf Biegen und Brechen schnell gehen. Das „schlechteste“ Ergebnis (wenn man immer schafft unterschwellig zu bleiben) dass der Hund halt ne Weile länger Spaß hatte, ohne einen Schritt weiter zu gehen.

    Der Satz „Gibst du dem Tier das Gefühl, 15 Minuten Zeit zu haben, wirst du dein ganzes Leben brauchen. Gibst du ihm das Gefühl, dein ganzes Leben Zeit zu haben, bekommst du es in 15 Minuten“ hat mir sehr gute Anleitung gegeben.



    Ganz viel Erfolg wünsche ich euch auf jeden Fall.

  • PS: fällt mir bei der Beutegeschichte ein. Wenn du erstmal in komplett problemloser Atmosphäre das lustige Spiel „Ich zerre Frauchen durch den Raum“ etablierst, dann könntest du das im nächsten Schritt noch ein gutes Stück VOR dem Grenzbereich praktizieren

    Und wenn das für sie eine Selbstverständlichkeit ist, gehst Du mit ihr in der Beisswurst (oder was auch immer) mal erst einen Schritt zurück (ist ja immer noch vor dem Grenzbereich) und lässt Dich dann wieder mitziehen.

    Schritt für Schritt gehts dann rückwärts, nicht ohne das Spiel immer wieder auch im problemlosen Bereich zu praktizieren.

    Am besten lässt du dich von ihr auch aktivieren, so dass sie ein „Allmachtsgefühl“ bekommt.
    Vielleicht ist das ein guter Weg, dass sie sich auch irgendwann in Bereichen, die sie vorher gehemmt haben, ihren Adrenalin und Dopamin Kick holen will (das selbst Wollen, darum geht’s ja).


    Ich finde Hunde mit hoher Beutemotivation super und für einige Sachen ist das meiner Erfahrung nach der bessere Hebel als Futter.

  • Der Satz „Gibst du dem Tier das Gefühl, 15 Minuten Zeit zu haben, wirst du dein ganzes Leben brauchen. Gibst du ihm das Gefühl, dein ganzes Leben Zeit zu haben, bekommst du es in 15 Minuten“ hat mir sehr gute Anleitung gegeben.

    vielen lieben dank, das sind super tipps! das probiere ich auf jeden fall. danke fürs zeit nehmen, und fürs reinlesen.

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