Milztumor zufällig entdeckt

  • Das kann passieren, wenn man bei der histochemischen Untersuchung die Dinge anders interpretiert zB. Da werden die Zellen ja mit speziellen Markern markiert und je nach Farbe weiß man dann, um welche Zellen es sich handelt. Sie hat vermutlich schon T- Zellen gesehen, denn diese kommen in der Milz natürlicherweise genauso vor, wie B- Zellen. Beide gehören zum normalen Immunsystem. Ihr Problem war die Tatsache, dass die T- Zellen prominent in höherer Anzahl vorkommen und das KANN ein Anzeichen für etwas malignes sein.

    Was man da aber auch klar sagen muss (Danke an meinen Arbeitsplatz und Erfahrung in Sachen Autoimmunerkrankungen ;-) ) ist, dass es sich bei meinem Hund um ein Mischbild handelt. Also beide Zellen und eben nicht ausschließlich T- Zellen, denn dann wäre der Fall glasklar. Es wäre etwas entartet --> ein Lymphom. Jetzt kann man aus der Probe rausfinden, ob diese T- Zellen aus ein und der selben Zelle stammen, oder aus vielen verschiedenen T- Zellen. Im ersten Fall sprechen wir von einer malignen Sache, im anderen um einen reaktiven Vorgang wie einer harmlosen Hyperplasie, also vom Immunsystem zur Abwehr generiert. Dies lässt sich aber mit der histochemischen Untersuchung alleine nicht rausfinden. Dazu braucht es einen weiteren Test.

    Das nach wie vor gute an der Sache ist, dass der Pathologe, der die erste Untersuchung der Zellen, also die Milz begutachtet hat absolut nichts bösartiges gesehen hat. Heißt die Zellen sehen in jedem Fall gesunden Zellen noch sehr ähnlich.

    Jetzt kann man nur noch abwarten, was die zweite Untersuchung ergibt.

    Was mir aber an meinem Hund sehr positiv aufgefallen ist seit die Milz draußen ist, ist dass er kaum noch Haare verliert. Mein Hund hat jahrelang gehaart wie blöd. Also 365 Tage im Jahr sehr extrem ( ich hatte ungelogen zwei Kerle in meiner Vergangenheit, die das so gestört hat, dass ich meinen Hund nicht mit in deren Wohnung bringen durfte und die Haare ständig ein Streitthema waren. Es war ehrlich extrem!) Jetzt kann ich meinen Hund anfassen, ohne das meine Klamotten aussehen wie ein Teppich und auch an den Plätzen wo er liegt, ist das kein Vergleich zu vorher. Auch dies spricht für eine Immunreaktion...

    Ich bin gespannt, ob das auf dauerhaft so bleibt, weil das finde ich richtig klasse :-)

  • Vielen Dank für Deine so ausführlichen Erläuterungen der histochemischen Untersuchungen. Wieder was dazugelernt. :smile:

    In meinen Augen gibt es nach der pathologischen Beurteilung von Probe 1 durch den Arzt doch die berechtigte Hoffnung, dass alles in Ordnung ist mit Deinem Hund.

    Ich wünschte mir sehr, unsere Zoey hätte auch als Nebenwirkung der Milzentfernung keinen Haarausfall mehr. :roll:
    Leider scheint es bei ihr umgekehrt zu sein...das Tier haart wie verrückt.

    Bei ihr hat jedoch nach der Milzentfernung das Humpeln aufgehört, was sie seit einem Jahr zeigte. Okay, Zoey hat ja einen total kranken Bewegungsapparat, so dass wir das Humpeln darauf geschoben hatten...

    doch nach der Milz-OP war dieses Milzhumpeln vorbei. Die Milz im Bauch muss dem armen Ding schon lange unangenehm bis schmerzhaft gewesen sein, was auch kein Wunder ist, denn:

    sie hatte einen golfballgroßen Tumor und ihre (riesige für einen 15 kg schweren Hund) 20 cm lange Milz hatte sich komplett um den Tumor gewickelt. :flucht:
    Die TÄ hatte so etwas noch nie gesehen.

    Ich glaube durchaus, dass eine kranke Milz den gesamten Körper sehr in Mitleidenschaft ziehen kann. Und vielleicht hatte Dein Hund durch diesen Stress bzw. die fehlgeleitete Immunreaktion tatsächlich den vermehrten Haarausfall.

    Mögen die Haare nun am Tier dranbleiben...und kein Kerl der Welt sich jemals wieder daran stören. :motzen: Selbst wenn's wieder rieseln sollte eines Tages. :nicken:

  • Schon interessant, was sich so alles verändert wenn ein Organ fehlt :-)

    Das ist es eben, was alle jetzt Beteiligten so stutzig macht. Die meisten hätten nach diesem Befund gar nicht erst weiter untersuchen lassen, denn der Pathologe hat klar die Diagnose "follikuläre Milzhyperplasie" gestellt. Nur wegen eben diesem Zusatz dass man ein bösartiges follikuläres Lymphom (das gut differenziert wäre in dem Fall) generell bei dieser Diagnose nur unter dem Mikroskop nicht ausschließen könne, hab ich das auf Anraten meiner TA noch gemacht. Das wurde aber ausgeschlossen in der weiteren histochemischen Untersuchung.

    Und bei meinem sah man unter dem Mikroskop erst gar keinen "Tumor", so wie bei deiner Zoey (schon deine Beschreibung macht mir Gänsehaut), sondern flukturierende Zellen, die über die gesamte Milz verteilt sind. Diese hat meine TA beim US und nachdem sie die Milz in der Hand hatte als kleine Knötchen beschrieben. Mehrere, die eben nicht zentriert waren.

    Ich bin sehr froh, dass die Onkologen (zwei, die bei unserem Besuch in München dabei waren) das ganze nicht einfach nur nach dem zweiten Pathologiebericht beurteilen, auf dem steht "Krebs", sondern dass sie da auch hellhörig wurden und das noch bevor ich mit meinen Zweifeln überhaupt zur Sprache kam und das diese jetzt zusammen mit ihrer Pathologin und meiner TA das ganze nochmal anschauen.

    Ich war mit meinem Kleinen heute Morgen 45 Minuten einmal um den See an dem ich wohne. Der rennt rum wie eine Rakete. Keine Spur von Schwäche oder sonst was...

  • Also, ich war heute beim Kontroll Ultraschall des Bauches. Es gibt keinerlei Auffälligkeiten. Weder in den Organen, noch in den innenliegenden Milzknoten. Die sind noch nicht mal minimal vergrößert und das obwohl er gerade eine große Bauch OP hinter sich hat und man das erwarten könnte!

    Ich bin eher stille Mitleserin und wünsche euch einfach nur Alles Gute.
    Was mich aber interessiert: Was meinst du mit innenliegenden Milzknoten?

  • Ich finde es wirklich beeindruckend, dass der Patient schon wieder so fit ist nach seiner Milzentfernung.

    Häufig tritt nämlich nach der Entfernung der Milz zunächst einmal eine spürbare Anämie auf, sowohl durch den Blutverlust durch die fehlende Milz selbst als auch durch die Veränderungen in der Blutbildung, was sich erst einspielen muss.

    Unsere Hündin war in den ersten Wochen nach der OP zwar durchaus gut drauf und wollte auch wieder spazieren und laufen - doch bei diesen eher kurzen Gängen wurde dann ihr Akku durch die Anämie quasi von einem Schritt auf den anderen ganz plötzlich leer und sie war so schlapp, dass wir sie nach Hause tragen mussten.

    Es war sehr schwierig, da die Strecke immer genau abzuschätzen, die passend für sie war - es war auch stets unterschiedlich, je nach Tagesform.

    An einen 45-minütigen Spaziergang im Raketentempo wäre bei uns 3 Wochen nach dem Eingriff absolut nicht zu denken gewesen.

    Ich freue mich, dass es Deinem Hund so gut geht!

    Es ist wirklich ein sehr außergewöhnlicher Fall bei Euch.
    Bereust Du es möglicherweise manchmal, die weiterführende Untersuchung veranlasst zu haben?

  • Ja, ich hab auch damit gerechnet, dass er da eine Weile in den Seilen hängt. Aber man merkt ihm wirklich gar nichts an. Er war darüber auch nicht sehr begeistert, dass ich ihn habe die ersten zwei Wochen nicht rennen lassen. Der hätte gewollt, hätte er gedurft :-D

    Beim Gassi merkst du gar nichts. Der hat die selbe Power wie vor der OP und spielt auch wieder mit seinen vier Aussie Freunden auf dem Feld.

    Meine TA hat ein spezielles Gerät zur Milzentfernung. Mit diesem geht auch während der OP sehr wenig Blut verloren ( außer eben das, was in der Milz noch vorhanden ist). Das scheint ihn überhaupt nicht zu stören.

    Ehrlich gesagt hab ich schon ein paar Mal gedacht, ich hätte das lassen sollen. Die Diagnose des Pathologen war eindeutig geschrieben : Milzhyperplasie, follikulär. Und das hätte er nicht so klar geschrieben, wenn er in den Zellen unter dem Mikroskop was gesehen hätte, das wirklich verdächtig für ihn ausgesehen hätte. Hier hat Zuccini in meinem Post ihren Pathologie Bericht mit einem T- Zell Lymphom gepostet und in dem kannst du klar schon unter dem Mikroskop den Untergang der Zellen, Infiltration in andere Gewebe und eine hohe Zellteilungsrate sehen. Da war das schon ganz klar ein maligner Befund auch ohne die Zellen in der histochemischen Untersuchung noch anzufärben. Dies war bei meinem Hund nicht der Fall. Die Zellen die er gesehen hat, waren klar differenzierte follikuläre Aggregate ohne den Hinweis auf Malignität.

    Nur dieser kleine Hinweis, die noch nicht mal eine Empfehlung gewesen ist, hat meine TA dazu veranlasst das noch anzuschauen und ich dachte mir dann, gut besser die 100 % Gewissheit.

    Daraus wurde dann aus etwas harmlosem und dem Ausschluss des follikulären (B-Zell) Lymphoms noch was viel schlimmeres :loudly_crying_face:

    Es ist wirklich sehr schwer damit gerade umzugehen, die Angst hängt wie ein Damokles Schwert über meinem Kopf, ich beobachte meinen Hund ständig auf irgendwelche Anzeichen und ich habe eine Scheiß Angst, dass es am Ende doch die T- Zell Variante ist, die sich da bisher sehr gut versteckt hat.

    Aber alleine die Tatsache, dass der Hund nicht mehr haart (wirklich ihr hättet das sehen müssen wie extrem das jahrelang gewesen ist, ich hatte unzählige Beschwerden von Freunden und auch von meinem Vermieter, der mir dann nahe gelegt hat, dass ich mir eine eigene Waschmaschine zulegen muss, weil er das nicht mehr ertragen kann, ständig die ganzen Haare von meinem Hund selbst nach zweimal waschen seiner Klamotten an selbigen zu haben). Jetzt finde ich nur vereinzelt mal ein Haar von ihm, selbst in meinem Bett. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht und ich bin mir sicher, dass das mit einer Überaktivierung des Immunsystems kam, was den Wachstumszyklus der Haare enorm gestört hat. Also die Hyperplasie hatte er zu 100 %, so wie es der Pathologe diagnostiziert hat und zwar schon viele Jahre!

  • Ich kann wirklich so sehr mit Dir mitfühlen. All Deine Gedanken, die unbeantworteten Fragen, das Hadern, die Angst und die Sorge...
    all das zerrt so sehr an den Nerven und man ist 'irgendwie gar kein Mensch mehr' in solchen Zeiten.

    Es gäbe natürlich auch noch die Möglichkeit, darüber nachzudenken, ob Du das letzte ausstehende Pathologieergebnis denn wirklich noch wissen willst
    und stattdessen nicht lieber auf 'Start' zurückgehst - hin zu Pathologieergebnis 1.

    Denn: sollte es sich im schlimmsten Fall wirklich um ein T-Zell-Lymphom handeln (was ich nicht glaube!) - dann würdest Du in der kommenden Zeit mit einen Krankheitswissen leben, welches Dir, außer immensen Sorgen, gar nichts bringen würde, denn es gibt derzeit behandlungstechnisch ja gar nichts zu tun.

    Dafür könntest Du dann Pathologieergebnis 1 mental in Dir verankern und mit Blick auf Deinen gut gelaunten und fitten Hund Eure gemeinsame Zeit genießen. Und vermutlich würde Dein Vertrauen mit jeder Woche, mit jedem Monat, in dem es ihm gut geht, wachsen und Dir mehr Gelassenheit geben.

    So einiges spricht in meinen Augen nämlich dafür, dass dieses 'was-immer-es-auch-war' in der Milz Deines Hundes, nach der OP in seinem Leben keine Rolle mehr spielen wird.

    Auch die Beobachtung mit dem Haarausfall und Deine Gedanken über eine Überaktivierung des Immunsystems finde ich total nachvollziehbar. Und wenn er diese Hyperplasie schon mehrere Jahre hatte, dann war es sehr wahrscheinlich kein T-Zell-Lymphom.

    Klar...manchmal kann man Läuse und Flöhe gleichzeitig haben - genauso wie Glück im Unglück. Und diese Möglichkeit wäre ja auch im schlimmsten Falle gegeben: nämlich dass ein T-Zell-Lymphom so früh entdeckt wurde, bevor es sich systemisch ausbreiten konnte. Und so sähe es bei Euch 'im Falle wenn' ja wohl aus, wenn ich das richtig verstanden habe.

    Was hast Du zu verlieren, wenn Du mit Blick auf Deinen Hund dem Leben vertraust im Hier und Jetzt?

    Und zwar unabhängig davon, was eventuell in ihm schlummern könnte?
    So wie in uns allen?

    Ich persönlich bin ja überzeugt davon, dass es unendlich viele nie entdeckte Krankheiten in Menschen und Tieren gibt, an denen sie aber letztendlich gar nicht sterben werden/gestorben sind.

    Das waren jetzt nur mal (m)ein(e) paar Gedanken zu einer zugegebenermaßen sehr alternativen Umgangsmöglichkeit mit einem noch ausstehenden Befund. ;)

  • Hi Zoey,

    dein Gedanken dazu ist toll, aber ich würde das ohnehin nie mehr aus dem Kopf kriegen, deswegen kenne ich lieber meinen Feind und weiß worauf ich zu achten habe für den Fall, dass sich was verändern sollte. Ich hätte es schlicht und ergreifend direkt bei der ersten pathologischen Untersuchung belassen sollen und den histochemischen Test gar nicht mehr machen. Aber wie sagt man so schön, das Kind ist jetzt schon in den Brunnen gefallen...

    Heute hab ich bei einer meiner aktuellen Patienten ein ähnliches Ding in den Unterlagen gefunden. Da war auch Verdacht auf ein Lymphom. Die haben im Liquor (Nervenwasser) entsprechende T- Zellen gefunden. Und was war es am Ende? Eine Autoimmunerkrankung und eben kein Krebs. Solche Dinge zeigen, auch die Pathologie ist ein sehr umfangreiches Geschehen und oft sind die Dinge nicht eindeutig...

    So ein Fall scheint mein Kleiner gerade auch zu sein :-)

    Mein Süßer ist so dermaßen fit, das glaubt mir kein Mensch, mit welcher Diagnose ich gerade beschäftigt bin. Wir waren eben unsere große Runde Gassi, nicht nur das er mir meterweit vorausrennt, nein er gräbt auf dem Acker direkt mal ein Loch, das größer ist als er selbst um an die Mäuse zu kommen, die er als Ratonero immer und überall wittert. Ich sehe da einfach so gar keinen kranken Hund. Er ist exakt so, wie er vor diesem Zufallsbefund auch gewesen ist - nur das er nicht mehr so extrem haart und ein wenig leichter geworden ist ;-)

    Aber ja, ich habe nach wie vor Angst. Große Angst und die fällt mich ehrlich immer wieder hart an. Ich bin so sehr dankbar, dass selbst die Onkologen in der LMU München das ganze wohl seltsam finden, sonst hätten sie jetzt nicht die Wiederholung der Untersuchungen + Zusatzuntersuchung angeordnet. Das hat mir gezeigt, dass ich nicht irre bin, weil ich derzeit ein anderes Bauchgefühl zu dieser histochemischen Untersuchung habe.

  • Ganz gewiss bist Du nicht mal ein kleines bisschen irre :D - und wenn, dann eher vor Sorge. Und das wäre ich auch in Deiner Situation. :nicken:

    Den geschilderten Fall mit einer Deiner Patienten und deren Befund finde ich ja sehr bezeichnend. Schon von Anfang an hattest Du ja das Gefühl eines entglittenen Immunsystems bei Deinem Hund. Nun bin ich noch viel gespannter, ob Dich Dein Bauchgefühl die ganze Zeit möglicherweise nicht getäuscht hat?

    Wie lange wird es denn vermutlich noch dauern bis zum endgültigen Ergebnis?

    Dass Du wissen möchtest, womit Du es zu tun hast bei Deinem Hund kann ich sehr gut nachvollziehen, denn das Tier ist noch jung und hat seine Lebenserwartung längst noch nicht erreicht.

    Bei unserer Hündin könnte ich mir jedoch wirklich vorstellen, käme ich in eine vergleichbare Situation wie Eure, dass ich so handeln würde wie ich oben beschrieb. Da spielt sicherlich das Alter auch eine große Rolle.

    Wenn ich so lese, wie gut Dein Hund jetzt drauf ist frage ich mich, ob ihn die kranke Milz nicht vielleicht auch vorher schon eine ganze Zeit gequält hat? All die Haare hat er ja sicherlich nicht grundlos verloren.

    Umso schöner, dass er so viel Spaß am Leben hat! Möge es noch gaaaaaanz lange so bleiben! :kleeblatt:

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