Plötzliche Verhaltensänderung (Verschlechterung)

  • Abend zusammen, seit heute mache ich mir etwas Sorgen um Kalya, da sie seit heute früh plötzlich wieder deutlich unentspannter ist. Wir sind seit etwa 2 Wochen ohne Mauli, sie ging an lockerer Leine, läuft an der Futterhand, Menschen draußen usw. haben sie schon länger nicht mehr interessiert.

    Es kam an sich schon vor, dass mal das eine oder andere Gassi etwas schlechter war, vielleicht mal durch Hunger oder Wind oder andere Faktoren. Das hat sich bis zum nächsten Gassi aber auch wieder gebessert. Heute früh dachte ich auch noch das gibt sich wieder, aber ihre Anspannung blieb den ganzen Tag erhöht. Für sie ist das mittlerweile sehr untypisch, als ob wir auf ein mal wieder ein halbes Jahr zurückgefallen wären vom Verhalten.

    Eigentlich war es schon gestern Abend, da habe ich sie wie immer abends nochmal rausgestellt zum lösen, aber sie wirkte irgendwie nicht bei der Sache, auch leicht unkonzentriert. Normalerweise schüffelt sie hier und da, pinktelt dann und wir gehen ins Bett, das war auch so angewöhnt. Sie hat aber eine halbe Ewigkeit wie abwesend geschnüffelt und pinkeln spielte keine Rolle.

    Heute den Tag über hat sie draußen auch wieder stärker alles gecheckt und war oft kaum ansprechbar. Auch ohne Stress-Situationen reagierte sie oft gar nicht auf Ansprache, hat durch Leckerchen hindurch geguckt und ich musste sie anstupsen, damit sie wieder auf mich reagiert. Es wirkte von ihrer Reaktion dann tatsächlich so, als ob sie erst durch das Anstupsen wieder zurück in die Realität kam.

    Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, sie hat sich so verhalten als ob sie plötzlich kein Gabapentin mehr bekommen hätte, aber ich bin mir ganz sicher, dass sie die bisherigen 2 Tabletten wirklich geschluckt hat und nicht wieder ausgespuckt. Ich habe heute den TA angerufen, weil mir ihr Verhalten schon auffällig anders vorkam, aber die Praxis ist natürlich seit gestern 2 Wochen im Urlaub.

    Eine Gewöhnung soll es bei Gabapentin bei höheren Dosierungen geben, mit 3x 100mg ist sie bei ihrem Gewicht sehr niedrig dosiert. Vom TA empfohlen wurde damals zu Beginn 200mg 3-4x täglich. Die einzige Veränderung war, dass sie seit 1,5 Wochen eine Darmsanierung mit Sivomixx bekommt (Milchsäure- und Bifidobakterien) davon seit 1 Woche 2 Beutel/Tag. Das bekommt sie im zeitlichen Abstand von 3-4 Stunden zum Gabapentin.

    Ich bin aktuell ratlos, Schmerzen oder Unwohlsein zeigt sie zumindest nicht, Kot ist bestens, Trinkverhalten normal, Appetit normal, kein Gras fressen, Schleimhäute normal. Von dem, was man so als Laie grob abchecken kann. Bei mir ist auch nichts anders, auch in der Wohnung und der Umgebung keine Veränderungen.

    Hat von euch vielleicht noch jemand Ideen, was die Verhaltensänderung verusacht haben könnte?

  • Zyklus?

    Sollte nicht mehr vorkommen.

    Warum? Kastriert? Die haben nach wie vor einen Zyklus. Sie bluten bloß nicht. Bei meiner Frühkastratin damals konnte ich genau sagen, wann sie Welpen gehabt hätte. Sie hatte in einem Halbjahresrhythmus Phasen, da mochte sie potente Rüden auffällig gern und passend zeitversetzt die Phase, da wollte sie alle töten. (Wäre die Zeit gewesen, in der die Welpen da gewesen wären.)

  • mit 3x 100mg ist sie bei ihrem Gewicht sehr niedrig dosiert. Vom TA empfohlen wurde damals zu Beginn 200mg 3-4x täglich. Die einzige Veränderung war, dass sie seit 1,5 Wochen eine Darmsanierung mit Sivomixx bekommt

    Nur so als spontane Idee ohne viel fachliches Wissen:

    Gabapentin wird vor allem im Darm aufgenommen. Wenn du jetzt am Darm rumbastelst, könnte ich mir schon vorstellen, dass sich da was verändert und der Körper den Wirkstoff anders aufnimmt als zuvor.

    Ich habe zumindest bei meinem Hund beobachtet, dass sein Gabapentin weniger gut wirkt, wenn er irgendwelche Magen-Darm-Geschichten hat. Ob es den umgekehrten Effekt (also eine verminderte Aufnahme durch eine verbesserte Darmflora) aber auch gibt? Keine Ahnung. Vielleicht hat der Darm durch die Kur aktuell auch einfach viel zu schaffen und dadurch ist die Aufnahme vom Gabapentin zweitweise etwas schlechter.

    Solange euer Tierarzt noch im Urlaub ist, würde ich da aber auf keinen Fall rumprobieren. Das Problem besteht ja „erst“ seit 2 Tagen? Dann würde ich erstmal abwarten, ob es sich von selbst wieder gibt, sobald die Darmkur durch ist. Wenn nicht, könnt ihr ja immer noch hochdosieren.

  • Gabapentin wird vor allem im Darm aufgenommen. Wenn du jetzt am Darm rumbastelst, könnte ich mir schon vorstellen, dass sich da was verändert und der Körper den Wirkstoff anders aufnimmt als zuvor.

    Das mit der Aufnahme ist gut zu wissen! Oder es wird jetzt besser aufgenommen als vorher, und die aktuelle Dosis wäre damit vielleicht zu hoch. (Ändere ich nicht ohne Rücksprache)

    Anfangs bei höherer Dosis war es zumindest so, dass durch die leichte Sedation auch die kognitiven Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit, usw.) runtergefahren wurden. Was anfangs auch gewollt war, aber erst bei Schrittweiser Reduzierung der Dosis und mehr Wahrnehmung der Umwelt waren dann Lernfortschritte möglich.

  • Bekommt sie das Gabapentin den speziell als Unterstützung fürs Verhalten oder eigentlich für was anderes?

    Ich frage, weil wir es damals eingeschlichen haben und da ganz deutlich wurde, dass die Effekte aufs Verhalten schon bei deutlich geringerer Dosierung eingesetzt haben als die schmerzstillende Wirkung, für die es eigentlich gedacht war.

    Veränderungen am Verhalten habe ich z.B. schon bei 2x täglich 50 mg (auf 14 Kilo Körpergewicht, also auch unterster Rand) bemerkt. Die schmerzlindernde Wirkung hat aber erst bei 2x täglich 100mg eingesetzt.

    Ich habe hier das Glück, dass das Hundchen auch bei den 2x täglich 100mg nicht neben der Spur ist. Ich kann also genug Gabapentin geben, dass es wirkt, wie es soll, ohne dass der Hund damit ausgeknockt ist.

    Wenn dein Hund da aber im Verhalten empfindlicher drauf reagiert, ist halt die Frage, ob das für euch überhaupt das Richtige ist. Wenn es eh „nur“ für die Psyche eingesetzt wird, ist das natürlich egal, dann kann man es ja runterdosieren, bis es halt passt. Aber wenn es z.B. vorrangig zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, dann braucht es nunmal ne gewisse Dosierung, um zu wirken. Und wenn die deinen Hund als Nebenwirkung zu arg sediert, dann macht es möglicherweise Sinn, sich langfristig nach anderen Medis umzuschauen. Bringt ja nichts, wenn ne schmerzlindernde Wirkung den Hund ausknocked und ne positive Wirkung aufs Verhalten dafür die Schmerzen nicht lindert.

  • Bekommt sie das Gabapentin den speziell als Unterstützung fürs Verhalten oder eigentlich für was anderes?

    Bekommt sie nur unterstützend zum Verhaltenstraining.

    Wenn dein Hund da aber im Verhalten empfindlicher drauf reagiert, ist halt die Frage, ob das für euch überhaupt das Richtige ist.

    Bisher war es ja gut, wir haben ursprünglich mit 600mg/Tag angefagen, und konnten Schrittweise auf 400 und aktuell 300mg/Tag reduzieren. Die aktuellen 300mg/Tag bekommt sie seit ca. 2-3 Monaten, damit war sie auch stabil vom Verhalten und hat weitere Fortschritte gemacht. Bis eben zur plötzlichen Verschlechterung seit gestern.

  • Ich habe dazu sehr interessante und ggf. passende Informationen gefunden:

    Quelle: https://www.lab4more.de/wp-content/upl…MuE_SH_2019.pdf

    "Das ENS (enterale Nervensystem = Darm) ist ein komplexes neuronales Netzwerk, das in der Darmwand lokalisiert ist und in der Lage ist, unhabhängig vom ZNS die Darmfunktion zu regulieren. (...) Dafür spricht, dass sich über den gesamten Darm verteilt unterschiedliche GABA-Rezeptoren befinden. Durch sie werden interessanterweise nicht nur dämpfende, sondern auch anregende Signale im ENS vermittelt.

    Verbraucht und Produktion von GABA durch intestinale Bakterienstämme

    Die Produktion von GABA durch Darmbakterien ist deutlich besser untersucht. Wie Vielzeller produzieren auch Bakterien GABA über die Decarboxylierung von L-Glutamat (...). Man weiß schon seit einiger Zeit, dass Bakterien in der Lage sind, GABA sowohl zu verbrauchen als auch zu produzieren."

    Das Sivomixx enhält u.a. Bifidobakterien und Milchsäurebakterien (Lactobacillus), und u.a. Laktobazillen haben Einfluss auf das GABA und L-Glutamat. Und Bifidobakterien haben Einfluss auf Melatonin. (Quelle Tabelle https://www.lab4more.de/wp-content/upl…MuE_SH_2019.pdf)

    Kann möglich sein, dass Kayla das Gaba geholfen hatte die ganze Zeit, weil ihre Darmflora nicht gesund war (das kam ja kürzlich durch eine Laboranalyse heraus) und jetzt durch die Darmsanierung hat sich das alles wieder normalisiert und die zusätzliche Gaba Einnahme ist zu viel geworden.

    Ich hätte es gut gefunden, wenn ein Verhaltenstierarzt dessen Spezialgebiet zusätzlich Ernährungstherapie ist, auf solche Zusammenhänge mit dem GABA hinweisen würde. Oder dann auch die Darmsanierung und Gaba Medikation viel engmaschiger begleiten. Ich habe nur eine Anleitung für die verschidenen Pulver bekommen und es hieß, wenn das leer ist nochmal eine Kotprobe bringen.

  • Leute, irgendwas stimmt mit dem Hund nicht, ihr Verhalten ist jetzt nochmal schlimmer/extremer geworden. Das kann doch kein reines "Erziehungsproblem" sein, wenn das so plötzlich schlechter wird.

    Jetzt eben beim Gassi wollte sie nach einem Kind schnappen, das mit größerem Abstand (ich gehe ja in schwierigen Situationen auch nochmal extra zusätzlich zur Seite) auf dem Gehweg gerannt war. Selbst Jogger und alles mögliche hat sie ja schon länger überhaupt nicht mehr interessiert.

    Ich weiß nicht, was mit dem Hund los ist alle Fortschritte von mindestens dem letzen halben Jahr sind von heute auf morgen weg. Ist ja nicht so, dass ich plötzlich was geändert hätte. Aber ich erkenne den Hund nicht mehr wieder.

    Es funktioniert auch nichts mehr, sie spricht wieder auf nichts mehr an, so wie früher. Ist einfach nur noch im totalen Stressmodus auf Anschlag und alles, was draußen existiert ist plötzlich wieder zu viel. Das ist doch nicht normal, dass so plötzlich der Hund derart 360 Grad sein Verhalten ändert.

    Ich werde heute noch zum Tierarzt fahren, wenns sein Muss zum Nodienst aber das kann ich nicht noch länger so laufen lassen. Nicht wegen mir, sondern ich kann den Hund nicht in dem Zustand lassen.

    Hätte sie vorhin bei der Situation mit dem Kind (das war ja vorher alles kein Thema mehr. Sie wäre dann vielleicht 10% hoch gefahren, hätte sich aber regulieren oder ablenken lassen und danach wäre sie auch wieder runter gekommen) nicht den Maulkorb drauf gehabt, wäre mehr passiert, ich hab die Zähne gehört.

    Das ist auch für sie nicht (mehr) normal, früher im Tierheim als sie noch Dauerstress hatte vielleicht. Aber nicht von heute auf morgen so ein extremer Rückfall der auch nicht besser wird.

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