Blindem Hund "Touch" beibringen

  • Hallo zusammen,

    Mein Hund ist vor ein paar Wochen ziemlich plötzlich erblindet (SARD) .

    Jetzt müssen wir uns in einigen Dingen trainingstechnisch umstellen.

    Vieles im Alltag klappt schon erstaunlich gut, es gibt aber auch Situationen, die natürlich eher schwierig sind. Gerade wenn es eng wird, würde ich sie gerne noch besser anleiten. Weil mein Hund klein ist, ist ein Griff ins Geschirr immer eher umständlich, deshalb habe ich an ein Target zum "andocken" gedacht, z.b. eine Fliegenklatsche. Das Ziel ist ich sehe da ist eine Engstelle oder schwierige Situation, ich stoppe meinen Hund, docke ihn an der Fliegenklatsche an und kann ihn daran durch die Situation durchführen.

    So jetzt komme ich zum eigentlichen Problem: Wie baue ich das auf, bzw wie sorge ich dafür, dass der Hund das Target wahrnimmt?

    Würdet ihr über berührung arbeiten? Also natürlich nicht schlagen oder so sondern z.b. leicht an der Schulter antippen oder entlangstreichen.

    An der Schulter antippen mache ich auch wenn ich die Aufmerksamkeit meines Hundes möchte und die Ohren gerade auf Durchzug geschaltet sind

    Oder würdet mit einem besonderen Geruch o.ä. arbeiten? So einen Futterstick möchte ich nicht verwenden, weil mein Hund dazu neigt hektisch zu werden und gar nicht mehr auf seine Umgebung zu achten, wenn man ihm Futter vor die Nase hält. Also ich würde es natürlich belohnen und auch mit Leckerlis auftrainieren, aber eben nicht die ganze Zeit mit Futter vor ihrer Nase rumwedeln

  • Ich habe bei meinem SARDS-Hund die besten Erfahrungen mit Stimme gemacht, sprich: vor Hindernissen mit "Vorsicht!" anhalten, Leine wieder lockern und dem Hund Zeit und Ruhe geben, das Hindernis selbständig zu erkunden und zu umgehen.

    Das hat meine Kümmel nach der ersten, schweren Schockphase phantastisch hinbekommen, und zwar per Tastsinn über die Pfoten. Ich habe wirklich gestaunt, wie großartig sie im Freilauf draußen wieder klarkam, nur an der "Leine" meiner Stimme. Beim Manövrieren in engen Ecken habe ich mich übrigens doch runtergebeugt und sie eben per Fingerschnippen dirigiert, auch das ging bald sehr gut.

    Ganz viel Glück für euch - und natürlich eine möglichst lange Überlebenszeit!

  • Ich würde es mit einem speziellen Duft probieren, an irgendeinen Target angemacht.

    Kein Futterduft, sondern sonst etwas, es gibt ja viele Duftöle, Tees etc.

    Vielleicht auch davor ein Klicker, dass sie weiss, dass du etwas von ihr willst.

  • Danke für die schnelle Antwort, das Kommando Vorsicht und selbst erkunden verwende ich auch und das klappt schon ganz gut. Man merkt echt schon dass sie sofort anfängt zu tasten wenn ich das sage.

    Freilauf klappt bei ihr eh nicht wegen Jagdtrieb, aber an der Schleppleine kommt sie auf Teer- und Schotterwegen schon gut klar.

    Auch ein Stopp-Kommando verwende ich und kannte sie vorher schon. Damit kann ich sie auch auf ein paar Meter Entfernung anhalten und dann hingehen und helfen, bevor schlimmeres passiert.

    Nur für die Situation die du mit Fingerschnippen löst hätte ich gerne noch eine bessere Variante.

    Ich wohne im Schwarzwald, wo es viele schmale Trampelpfade als Wanderwege gibt, die ich gerne mit meinen Hunden laufe. Ich nutze diese Wege eigentlich sehr gerne zum Gassi gehen und wandern mit Hund. Dafür sollen meine Hunde hinter oder vor mir laufen, weil neben mir zu wenig Platz ist.

    Zur Zeit lasse ich solche Wege natürlich weg, aber ich habe es mir schon als Ziel gesetzt diese Wege irgendwann wieder mit meinem Hund laufen zu können. Natürlich ohne Zeitdruck und wenn es nicht klappt geht die Welt auch nicht unter, aber ich will es versuchen.

    Dafür brauche ich aber eine praktikable Lösung.

  • Nur ins Blaue überlegt und ohne, dass ich weiß ob das funktioniert:

    Ich würde mit einer Reitgerte arbeiten und dem Hund beibringen dem Tippen mit der Gerte auszuweichen (oder sich gerade in diese Richtung zu wenden?) Das Tippen vorher natürlich verbal ankündigen.

    Ein vorsichtiges Tippen an der Schulter links heißt also z.B. mehr rechts gehen. Ähnlich würde man ja auch mit Pferden arbeiten.

    Das dürfte deutlich einfacher sein, als ein Target, das der Hund ja schnell "verliert" und nicht so einfach wiederfindet.


    Ein "bleib dicht hinter mir" sollte auch ohne Hilfsmittel zu trainieren sein. Er hört und spürt dich ja vor sich.

  • Cherubina Das mit der Reitgerte oder dem weichen auf Berührung bzw darauf zulaufen (das würde ich einfach testen und die Variante weiter fördern, die mein Hund von sich aus anbietet) finde ich eigentlich eine ganz gute Idee. Das werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Vielleicht finde ich auch irgend eine Art von Teleskopstab dafür, den ich immer dabei haben kann ohne dass er zu sperrig ist.

    Ich berichte mal wenn ich es getestet habe.

  • Im Zweifelsfall tut es sicher auch die traditionelle lange Haselgerte, die du dir bestimmt irgendwo schneiden kannst. Die wurde nicht umsonst lange als Dressurgerte benutzt, weil: liegt gut in der Hand, ist gerade, aber flexibel und gegen das Ende hin so dünn, dass du damit ganz leicht und weich tippen kannst.

  • Ein vorsichtiges Tippen an der Schulter links heißt also z.B. mehr rechts gehen. Ähnlich würde man ja auch mit Pferden arbeiten.

    Langer Stock (evtl. auch Wanderstock?) oder Reitgerte finde ich auch eine gute Idee - evtl. aber eher den Hund "dagegen lehnen" lassen? Weiß nicht warum - könnte mir aber intuitiv vorstellen, dass das mindestens ebenso praktikabel ist wie "weichen lassen".

    Beim Weichen musst du ja immer um den Hund herum (oder drüber weg langen), andersherum wäre die Gerte zwischen euch und der Hund käme dann näher ran.

  • Gersi Drüber langen ist bei einem kleinen Hund der meine Körpersprache nicht wahrnimmt eher nicht das Problem.

    Ich würde gerne in jede Richtung dirigieren können also muss ich so oder so mal über den Hund drüber langen.

    Idchen Danke ja genau an sowas habe ich gedacht, ich wusste nur nicht wonach ich suchen soll

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