Reaktivität - never ending Story
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Als Zora vor vier Jahren in mein Leben getapst ist, hatte ich keine Ahnung wie oft ich wegen ihr weinen werde, weil ich einfach ratlos war.
Eigentlich startete alles handelbar mit Ängsten vor fremden Umwelteinflüssen: Unbekannte Gegenstände, Geräusche, Menschen die "seltsame" Dinge taten,...
Wir haben uns gemeinsam an alles heran getastet (ihr hab keine Vorstellung wie viele Autos, Bäume, Mülleimer und sogar Mülltüten ich gestreichelt habe in den ersten Monaten)...Erfolgreich: Fahrräder, Autos und alle gängigen anderen Umweltreize jucken Zora nicht mehr. Aber eine Sache blieb: fremde Hunde würden gnadenlos angebellt...Hund in 100m Entfernung? Zora rastete komplett aus und steigerte sich so hinein, das der andere Hund schon fünf mal an uns vorbei war bis sie sich beruhigt hatte...und ich? Ich könnte ihr nicht helfen, unsere Bindung war noch nicht fest genug...Zora war mitten in der Pubertät und wesentlich eigenständiger in ihren Entscheidungen als es mein alter Hund je gewesen war. Es wurde alles in Frage gestellt, was ich ihr anbot.
Daraufhin suchte ich mir eine Hundeschule in der mir (weil stupides Clickern das Problem nicht lösen konnte und individuelle Lösungsfindung anscheinend zu anstrengend war) bescheinigt wurde: der Hund ist aggressiv und nicht verträglich.
Durch Zufälle lernten wir allerdings in den Folgewochen gleich mehrere Hunde kennen (alle aus dem Auslandstierschutz) mit denen sich Zora blendend verstand. Ich habe also nochmal einen neuen Trainer gesucht und mit seiner Hilfe große Fortschritte mit Zora machen können, da er mir gezeigt hat meinen Hund zu lesen und Hintergründe ihres Verhaltens zu verstehen: unsicherer Hund, reaktiv bei anderen Hunden an der Leine, die frontal auf uns zukommen (Wahrscheinlich Angst vor Konfrontation und fehlende Handlungsstrategien). Mit viel Geduld und Spucke sind wir mittlerweile so weit, dass wir an 70% der Hunde vorbei kommen (je nach Tagesform, entgegenkommenden Hund, Situationsdynamik,....) und wenn Zora reagiert, bekomme ich sie in 90% der Fälle easy aus dem Tunnel, sie versucht sich an mir zu orientieren und in Kommunikation zu bleiben, doch manchmal ist der Reiz dann doch zu groß.
Und genau da kommen wir nicht wirklich weiter...ich würde Zora gerne genug Sicherheit geben, dass sie es schafft an anderen Hunden entspannt vorbei zu laufen, bzw. ihr vermitteln, dass von den entgegenkommenden Hunden erstmal keine Gefahr für sie ausgeht und sie nicht in eine Interaktion gehen muss.
Wir haben schon vieles probiert, aber so richtig gepasst hat auch nix...unser Hundetrainer gibt mir auch nur Vorschläge, die wir schon ausgetestet haben.
Hat vielleicht von euch jemand Erfahrungen mit Reaktivität und vielleicht noch den ein oder anderen Trainingsimpuls? Ich möchte weiter dran bleiben, damit bald so viele unserer Ausflüge wie möglich entspannt für uns beide sind.
Danke schonmal für euren Input und Liebe Grüße 😊
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Nach 4 Jahren weiß sie was sie tun sollte, wenn euch nicht wöchentlich irgendwelche negativen Situationen wo sie attackiert wird wiederfahren wäre es am simpelsten das was du möchtest durchzusetzen und den Rest klar zu verbieten.
Einfach klar führen und verbindlich sein, das ist bei unsicheren Hunden auch so wichtig.
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Nach 4 Jahren weiß sie was sie tun sollte, wenn euch nicht wöchentlich irgendwelche negativen Situationen wo sie attackiert wird wiederfahren wäre es am simpelsten das was du möchtest durchzusetzen und den Rest klar zu verbieten.
Einfach klar führen und verbindlich sein, das ist bei unsicheren Hunden auch so wichtig.
Hi und danke für deinen Input.
Tatsächlich orientiert sie sich gut an mir und ich habe auch hart daran gearbeitet sie klar durch diese Situationen zu führen. (Wie gesagt 70% der Begegnungen laufen mittlerweile stressfrei, bei einem Teil ist sie zwar aufgeregt, schafft es aber mit dem Fokus bei mir zu bleiben und bei einem geringen Teil reagiert sie dann doch kurz (also kein krasser Reinsteigern mehr über Minuten wie früher sondern wirklich kurz und lässt sich auch mit dem Fokus direkt wieder zurück holen und läuft mit mir weiter)- ein unglaublicher Fortschritt im Vergleich zu den vergangenen Jahren).
Vielleicht ein anderes Beispiel: bei uns gibt es genau zwei Hunde in der Gegend die sie richtig blöd findet - schon tausend Mal gesehen bei. hassi- sie weiß genau dass sie nicht Pöbeln muss und das schafft sie, weil sie die Hunde halt schon so oft gesehen und ihre Spuren gerochen hat)
Ich spreche allerdings wirklich von ungeplantem Übersprungsverhalten, das hauptsächlich Auftritt, wenn uns mehrere Hunde gleichzeitig entgegen kommen oder große Hunde, die wir nicht kennen - am besten noch mittig auf dem Weg oder rennend.
Ich nehme Zora immer auf die reizabgewandte Seite und laufe auch einen kleinen Bogen - das hilft ihr ungemein, ist nur leider nich immer möglich.
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Ihr seid ja offenbar weit gekommen.
Und wenn ich die Prozentangaben oben richtig deute, bellt sie und zieht an der Leine bei etwa jeder zehnten Hundebegegnung - aber auch nur kurz.
Bei ihren Erzfeinden reagiert sie immer so - aber auch da nur kurz.
Mit dem Stand deinen Frieden zu machen, ist keine Option?
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Ihr seid ja offenbar weit gekommen.
Und wenn ich die Prozentangaben oben richtig deute, bellt sie und zieht an der Leine bei etwa jeder zehnten Hundebegegnung - aber auch nur kurz.
Bei ihren Erzfeinden reagiert sie immer so - aber auch da nur kurz.
Mit dem Stand deinen Frieden zu machen, ist keine Option?
Im Schnitt hauen die Zahlen hin.
Bei den "Erzfeinden" reagiert sie tat nochmal immer (da, wenn überhaupt auch anders als in diesen Momenten mit fremden Hunden und vor allem kann sie es da steuern und dadurch kann ich auch reagieren, weil ich sie mittlerweile gut lesen kann).
Versteh mich nicht falsch: ich bin super stolz auf das was wir erreicht haben und ich stresse mich damit auch nicht mehr. Ich denke einfach, da wir sowieso immer wieder in solche Situationen kommen werden (Fremdhundebegegnung) und weil es ja trotzdem in den Momenten auch für Zora nicht schön ist, kann ich ja trotzdem schauen ob ich noch die ein oder andere kleine Stellschraube in unserem Training finde 😅
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Ich glaube, die Stellschraube könnte dann in Richtung dessen gehen was Co_Co vorgeschlagen hat.
Denn das Prinzip hast du ihr vermittelt und ja auch lang genug geübt. Dann ist es irgendwann wirklich am zielführendsten sehr deutlich zu machen, dass etwas nicht okay ist.
Oder du lebst halt damit, dass du einen Hund hast, der seinen Erzfeind anpöbelt.
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Zu 90% hast du deinen Hund schon ganz ok bei Hundebegegnungen, aber du willst 100%. Wenn man mit dem Anspruch drangeht, ist man sicher nicht so entspannt und gelassen, wie man sein müsste, um die Situation noch weiter zu verbessern.
(Bei den Vor-vorgängern unserer Hündin hatten wir, aus heutiger Sicht, ausgemachte Leinenpöbler dabei. Alle haben es überlebt. Ich finde es nachvollziehbar und ehrenhaft, dass man an sowas trainieren möchte. Aber mal so als verwegener Gedanke: man muss es gar nicht.)
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Ich glaube, die Stellschraube könnte dann in Richtung dessen gehen was Co_Co vorgeschlagen hat.
Denn das Prinzip hast du ihr vermittelt und ja auch lang genug geübt. Dann ist es irgendwann wirklich am zielführendsten sehr deutlich zu machen, dass etwas nicht okay ist.
Oder du lebst halt damit, dass du einen Hund hast, der seinen Erzfeind anpöbelt.
Ich habe gerade gesehen, dass aus dem einen Satz in meiner vorherigen Antwort ganz schöner Buchstabensalat geworden ist 🫣
Es sollte heißen: bei den beiden "Erzfeinden" reagiert sie tatsächlich eher selten (bzw. Kommt auf die Idee es zu probieren) da sie in diesen Momenten bewusst entscheidet zu Pöbeln und ich dieses Verhalten gut unterbinden kann, da ich ihre Körpersprache im Vorfeld für lesen kann.
Und was diese Alltagsstruktur und Grenzen angeht, bin ich total bei Co_Co: Zora braucht hier einen klaren Rahmen und Verlässlichkeit und dahingehend arbeite ich auch weiterhin an mir.
Mir geht es allerdings um die Begegnungen mit Fremdhunden, bei denen sie wirklich einfach ungeplant auf den Reiz reagiert (obwohl wir zum Beispiel schon fast vorbei sind an den Hunden)
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Sie reagiert weil sie die Möglichkeit hat , bzw du ihr die gibst.
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Zu 90% hast du deinen Hund schon ganz ok bei Hundebegegnungen, aber du willst 100%. Wenn man mit dem Anspruch drangeht, ist man sicher nicht so entspannt und gelassen, wie man sein müsste, um die Situation noch weiter zu verbessern.
(Bei den Vor-vorgängern unserer Hündin hatten wir, aus heutiger Sicht, ausgemachte Leinenpöbler dabei. Alle haben es überlebt. Ich finde es nachvollziehbar und ehrenhaft, dass man an sowas trainieren möchte. Aber mal so als verwegener Gedanke: man muss es gar nicht.)
Du hast Recht, natürlich lasse ich mich (vor allem an den "schlechten" Tagen) dadurch manchmal nach wie vor verunsichern, weil ich mich frage was ich falsch. Das war früher schlimmer (dadurch war das Verhalten sicher auch extremer). Ich habe die ersten beiden Jahre ständig an mir gezweifelt. Und es ist für mich auch ein langer Prozess gewesen bzw. ist es nach wie vor in diese Rolle hinein zu wachsen
Ich wünsche mir glaube ich einfach irgendwann an einen Punkt zu kommen, wo ich nicht mehr das komplette Umfeld abchecken muss um ihr die Sicherheit zu vermitteln sich nicht auf Außenreize fokussieren zu müssen.
Wahrscheinlich brauche ich auch keine Tipps für Zora sondern für mich 😅
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