Unterschied Anhänglichkeit/Trennungsangst und Kontrollverlustangst

  • Moin.


    Ich habe gerade per Zufall ein Interview mit Martin Rütter gesehen und da zeigte man einen Hund bei dem er davon spracht das der Hund keine Trennungsangst hat, sondern Kontrollverlustangst, weil der Hund zu sehr verhätschelt wurde. Das fand ich interessant, weil auf den Gedanke kam ich bisher gar nicht (bei meiner Misty).


    Ich habe ja 5 Hunde. Und Misty mit ihren bald 10 Monaten.


    Seit sie 3 Monate alt ist, also schon beinahe von Anfang an, fiepte und heulte sie immer wenn ich nur kurz aufs Klo gehe oder sie vorm Tor (nennen wir es Gitter-Schiebetür, das triffts eher) hockt, während ich mir in der Küche nen Kaffee mache (sie mich aber sehen kann).

    (Die hört (auch als junges Welpe) übrigens auch nur dann mal auf, wenn ich sie mehr als 10-15 Minuten lang ignoriere, was oft genug nicht geht, weil ich ja selber raus will, raus muss oder ins Zimmer rein oder aus dem Klo raus will oder muss usw. )


    Dadurch das sie es schon seit jüngstem Welpenalter macht, glaube ich irgendwie nicht das es Kontrollverlustangst ist.


    Ich habe auch eine Kamera außen am Haus. Wenn ich also weg gehe, kann ich darauf zugreifen und sehen was da vor sich geht, zumindest bei einem Teil des Grundstücks. Ich sehe nicht wie sie ausflippt. Außer mal kurz fiepen wenn ich gerade gehe, ist da auch nix weiter. Anders als Roxy, die sich anhört als würde ich sie für immer verlassen - selbes Theater wenn ich wieder komme...und das Theater macht auch nur Roxy, Misty freut sich nur, ohne fiepen etc..

    Wenns zu lange dauert (viele Stunden, was leider mal vorkommt und nicht zu ändern ist, aber akutell noch zum Glück nur selten), fängt sie auch mal an aus Langweile nen Pot Erde leer zu buddeln oder nen T-Shirt vom Ständer zu ziehen und so Sachen. Eher harmlos.


    Ist das also eher zu Anhänglich das sie immer gleich jault wenn ich nur aufs Klo gehe oder sie kurz im Zimmer oder draußen alleine lasse, während ich was anderes mache.


    Oder ist das schon Kontrollverlustangst, schon seit dem sie 3 Monate alt war?


    Muss noch dazu sagen, daß sie auch die einzige ist, die immer und jede Nacht Rücken an Rücken mit mir schläft und immer meine Nähe sucht, wenn ich am PC sitze, ist sie unterm Stuhl, statt auf dem Bett, wenn ich im Bett liege zu 90% kommt sie und schmiegt sich an mich, gehe ich aufs Klo will sie mit, gehe ich in der Küche unten was zu trinken holen, will sie mit usw.

    Ich verhätschel sie tatsächlich auch mehr als die anderen, die von sich aus auch gar nicht so anhänglich sind wie sie. Espresso will auch immer bei mir bzw. an mir geschmiegt schlafen und ständig gekrault werden, macht aber nicht so ein Theater und verfolgt mich auch nicht so.

  • Mir leuchtet es auch nicht ein, diese Unterscheidung zu machen, weil die Übergänge ja sehr fließend sind.

    Wenn der Hund Trennungs-Angst hat, möchte er logischerweise auch Kontrolle über die Situation. Warum sollte der Hund Kontrolle über etwas haben wollen, das ihm wenig bedeutet/dessen Verlust ihm keine Angst macht?

  • Mir leuchtet es auch nicht ein, diese Unterscheidung zu machen, weil die Übergänge ja sehr fließend sind.

    Wenn der Hund Trennungs-Angst hat, möchte er logischerweise auch Kontrolle über die Situation. Warum sollte der Hund Kontrolle über etwas haben wollen, das ihm wenig bedeutet/dessen Verlust ihm keine Angst macht?

    Hier, genau ab der Stelle (18:25) kommt der Clip im Video und seine Erklärung.



    Bis dahin hatte ich mir darum nie Gedanken gemacht. Trennungsängste waren mir bekannt. Aber ähnliche Symptome wegen Kontrollverlust wegen verhätschelung, nicht.


    Nur noch mal um es klar zu stellen. Misty geht natürlich nicht so ab. Nicht mal ansatzweise. Ich kam nur durch seine Aussage auf die Idee mal darüber nachzudenken.

  • Also die Erklärung, dass der Hund denkt, die Leute kommen nicht ohne ihn klar, leuchtet mir auch nicht ein.

    Warum sollte er das denken? Nur weil sie ihm so viel Aufmerksamkeit schenken, kann es doch trotzdem Trennungsangst sein.

    Was macht dieser Hund, wenn eine andere Person auf ihn aufpasst? Flippt er dann auch so aus? Wenn nein, dann ist doch das Alleinsein an sich das Problem und nicht, dass er meint, seine Leute kommen nicht klar ohne ihn. Der macht sich mMn um sich selbst Sorgen ("Hilfe, ich werde verlassen. Niemand kümmert sich um mich.") und nicht um die Leute.

  • Was macht dieser Hund, wenn eine andere Person auf ihn aufpasst? Flippt er dann auch so aus?

    Ich glaube, das ist der entscheidende Unterschied zwischen "echter" Trennungsangst und "nur" Kontrollverlust.


    Ein Hund, der "nur" einen Kontrollverlust erlebt, sobald sich seine Bezugsperson außerhalb seiner Kontrolle bewegt, leidet auch, wenn noch jemand anders da ist, weil es eben explizit um die Bezugsperson geht. Ob der Hund sich dann wirklich Sorgen um die Bezugsperson macht, naja, das wage ich zu bezweifeln, aber zumindest erlebt er Frust, weil sich seine Bezugsperson ihm entzieht. Und ja, ich würde schon sagen, dass das neben rassetypischen Veranlagungen auch vom zu vielen Verhätscheln kommen kann. Oder anders gesagt: wenn die Halter sonst immer verfügbar sind und es dann plötzlich nicht mehr sind. Klar, dass dann Frust entsteht. Aber ich denke, das sieht man dann ?meist auch an anderen "kontrollierenden" Verhaltenseisen im Alltag.


    Unter einem Hund mit "richtiger" Trennungsangst verstehe ich dagegen einen Hund, der wirklich Angst hat, auf sich allein gestellt zu sein. Diese Angst sollte dann bei Fremdbetreuung eigentlich nicht auftauchen.

    Nichtsdestotrotz kann natürlich auch ein Hund, der immer wieder unter Trennungsangst leidet, irgendwann kontrollierendes Verhalten entwickeln (nach dem Motto: Wenn ich Herrchen/Frauchen immer im Blick habe, bin ich sicher). Aber die Ursache ist eben ganz anders gelagert und damit die zugrundeliegenden Emotionen (Frust vs. Verunsicherung).

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