Extreme Aufregung und Hochspringen

  • Hallo zusammen,


    ich habe kein passendes Thema gefunden, wenn es einen ähnlichen Feed gibt, lösche ich meinen wieder :)

    Es ist mir etwas peinlich darüber zu sprechen. Bitte steinigt mich nicht, das war mein Ersthundefehler :(


    Meine Hündin aus dem italienischen Tierschutz, Angsthund, Mischling 30 kg, geschätzt 7 Jahre, seid bald 5 Jahren bei mir, ist mittlerweile in fast allen Alltagssituationen entspannt und hat ein gutes Grundgehorsam.

    Die einzige Baustelle ist ihre riesen Aufregung wenn Besuch kommt und das damit verbundene extrem stürmische Anspringen der Besucher, was leider von mir die letzten Jahre verstärkt bzw. nie konsequent unterbunden wurde :(

    Sie hat gelernt, der Besuch kommt nur für SIE.


    Ich binde sie mittlerweile an ihrem Platz an oder sperre sie ins Schlafzimmer (in der Hoffnung, dass sie sich dort beruhigt und ich sie wieder herauslassen kann), denn auf dem Platz bleiben ist undenkbar. Sie ist allerdings so aufgeregt, dass sie aus vollem Herzen schreit (Ja, das kann man nicht bellen, weinen oder jaulen nennen), und das hält sie länger durch als ich, denn ich wohne in einer Mietwohnung und auch nach einer halben Stunde ignorieren hört das nicht auf.

    Es ist eine freudige Aufregung, denn sie macht es bei Menschen die sie kennt und mag. Verbunden ist das Verhalten mit wedeln, hecheln und Übersprungshandlungen wie auf die Couch hoch und runter springen oder Wasser saufen, sprich sie hat mindestens so viel Stress dabei wie ich.

    Das Verhalten zeigt sie auch genauso, wenn wir draußen Menschen treffen die wir kennen.


    Sie hat dann einen Erregungszustand, in dem sie überhaupt nicht mehr in der Lage ist, sich zu beruhigen oder ansprechen zu lassen.


    Mein Plan ist, weiterhin am Platz anbinden und ignorieren, ich denke, nur viele Wiederholungen werden helfen das Verhalten in den Griff zu bekommen.

    Aber vielleicht habt ihr Tipps, wie ich ihr etwas helfen kann sich zu beruhigen, bevor einer von uns noch einen Herzinfarkt bekommen ;)


    Danke im Voraus,

    Janine mit Peaches

  • Ich glaube nicht, dass du mit Ignorieren weiter kommst. Das Verhalten scheint ja irgendwie selbstbelohnend zu sein und sollte meiner Meinung nach unterbrochen werden.


    Ich glaube, ich würde sie angeleint bei mir behalten und versuchen, im ersten Ansatz einfach mal zu sehen, dass alle vier Füße auf dem Boden bleiben. Und darauf dann weiter aufbauen.

    Vielleicht wäre auch ein Tellington Touch hilfreich? Es gibt da doch irgendwelche Touches die beruhigend wirken sollen. Ja, ist vielleicht doof, wenn du gleichzeitig Besuch hast, aber ich persönlich würde in so einem Fall lieber den Hund touchen/massieren, als ihn im Nebenzimmer schreien lassen.


    Da sich das Verhalten schon so lange festigen konnte, wird sich das vermutlich nicht von heute auf morgen abstellen lassen.

    Aber einen Versuch wäre es bestimmt wert. Ich denke, so habt ihr ja bestimmt beide keine rechte Freude an eurem Besuch.

  • Hallo Turbofussel, danke für deine Antwort.


    Nein im Nebenzimmer lasse ich sie nicht, das war nur eine Notlösung.

    An der Leine behalten und festhalten gelingt mir nicht, sie schafft es trotzdem mich und den Besucher mit ihren Krallen zu verletzen.

    Eine Massage oder Berührungen sind in dem Moment der Aufregung auch undenkbar.

    Wenn der Besuch dann ein paar Minuten da ist ist das Problem auch gegessen, aber nur wenn sie ihn „begrüßen“ durfte.


    Aber ich denke, wenn ich sie anbinde an ihrem Platz, ist das ja nicht selbstbelohnend, da sie ja nicht an den Besuch ran kommt.

    Ich denke darüber nach, ihr dann einen Kauartikel oder eine Möhre zum Knabbern zu geben zum Stressabbau.


    Mein größtes Problem sind die fehlenden Wiederholungen, ich kann ja nicht jeden Tag Besuch einladen…

  • Aber ich denke, wenn ich sie anbinde an ihrem Platz, ist das ja nicht selbstbelohnend, da sie ja nicht an den Besuch ran kommt.

    Nein, das ist nicht selbstbelohnend. Aber wenn sie über einem bestimmten Stresslevel drüber ist, kann sie auch nicht mehr lernen. Und das sollte halt schon auf die eine oder andere Art gegeben sein, damit es langfristig was wird.

    Die Touches müsstest du ja in besuchsfreien Zeiten mit ihr aufbauen, damit sie dann Wirkung zeigen können. Also beispielsweise abends aufm Sofa oder so damit anfangen und ein kleines Ritual aufbauen. Oder vielleicht noch besser auf einem Stuhl (Besuchssituation) und den Hund zwischen deine Beine nehmen. Dann habt ihr bei Besuch schon mal eine Basis, mit der ihr weitermachen könnt.

  • Ich denke ignorieren und anbinden ist die denkbar schlechteste Lösung, das macht den Stress und den Frust erst so richtig groß und feuert die Erregung erst recht an.

    Kann sie Futter nehmen? Kannst du sie mit Futter beschäftigen und runter fahren? Nimmt sie Spielzeug? Wann beginnt die erste Erregung? Wenn es klingelt? Wenn du zur Tür läufst? Wenn der Besuch rein kommt? Ist ist besser ihr eine Alternative zu geben und zu zeigen, was sie stattdessen tun kann. Und damit meine ich nicht sämtliche Impulskontrolle aufzubringen und auf ihrem Platz zu bleiben, wie du merkst, ist das nicht immens schwer und nicht leistbar.

    Sie denkt nicht, dass der Besuch nur für sie da ist, ihr ganzes Verhalten schreit nach Stress und Konflikt.

  • Kann der Hund außerhalb von Besuchssituationen längere Zeit entspannt auf einem ihm zugewiesenen Platz bleiben?


    Wenn nein, ist das der erste Trainingsschritt.


    Wenn ja, muss man überlegen, wie man nun die Ablenkung langsam steigern kann. z.B. liegendes Spielzeug, rollendes Spielzeug, fliegendes Spielzeug. Das gleiche mit Futter. Vorbeigehende Menschen, hüpfende Menschen, (mit (Hunde-)Spielzeug) spielende Menschen...


    Weiter muss man an den einzelnen Besuchs-Triggern arbeiten:

    - Verknüpfung zwischen Klingel = Besuch/Aufregung lösen.

    - Verknüpfung Mensch = Aufregung lösen.

    usw.


    Wie reagiert dein Hund draußen auf (bekannte) Menschen? Kann er trotzdem gewohnt gesittet an der Leine gehen? Kommandos umsetzen?

    Wenn nein, kann man hier auch viel trainieren - draußen hat auch den Vorteil, dass man die Trainingssituation (v.a. Abstand zum (bekannten) Menschen) relativ flexibel beeinflussen kann.

  • Hallo zusammen,


    ich möchte auf eure Fragen eingehen:


    Ich weiß nicht, wie ich das mit den Berührungen einbauen könnte. Es geht ja um den Moment, wenn ich die Tür öffnen muss. Da kann ich ja nicht mit ihr ruhig dasitzen. Wenn der Besucher dann da ist und sitzt. ist es ja wieder in Ordnung.


    Spielzeug benutzt sie nicht. Mit Futter hab ich schon probiert, aber das interessiert sie in diesem Moment kein bisschen. Weder Leckerlie, Kaustange oder Kong sind da dann interessant für sie.


    Die erste Erregung ist schon wenn es an der Tür klingelt. Aktuell übe ich mit meiner Nachbarin, dass sie, wenn sie abends von der Arbeit kommt, bei mir klingelt, und ich das einfach ignoriere.


    Außerhalb der Situation wenn der Besuch rein kommt, bleibt sie auf ihrem Platz. Also sobald sie den Besucher "begrüßen" durfte und alle sitzen, bleibt sie stundenlang auf ihrem Platz.


    Nein, draußen haben wir das gleiche Problem bei ihr bekannten Menschen. Wenn wir jemanden zufällig treffen oder zum Spazieren irgendwo verabredet sind, ist an normal an der Leine laufen oder ein anderes Kommando von mir zu befolgen undenkbar. Diese Anspannung hält dann auch ein paar Minuten an, wenn wir mit der Person weiter laufen. Dann beruhigt sie sich wieder und läuft wieder ordentlich an der Leine.


    Ihr Verhalten war auch nicht von Anfang an so, sonst hätte ich direkt gemerkt, dass ich das abtrainieren muss. Sie war am Anfang extrem unsicher und zurückhaltend. Mit wachsendem Selbstbewusstsein wurde das Begrüßen der Gäste immer stärker und leider von mir nicht rechtzeitig unterbunden.

    Vielen Dank für eure Tipps und Denkanstöße, ich werde sie auf jeden Fall in unserem weiteren Training beherzigen!

    Ich muss mir vorallem ein geeignetes Alternativ-Verhalten für sie überlegen.

    Ich muss sie halt anfangs aber doch an der Leine haben, um meine Besucher zu schützen, denn sie tut einem mit ihren Krallen dann natürlich auch weh.

  • Ich hab das Gefühl, du steigst zu spät ins Training ein. In der Besuchssituation selber kann deine Hündin das erwartete Verhalten noch gar nicht zeigen. Du musst erst das Außenrum so festigen, so dass dein sich Hund auch in der Besuchssituation soweit regulieren kann, dass er das erwartete Verhalten zeigen kann.


    Eventuell wäre auch grundsätzliches Training an Frustrationstoleranz, Impulskontrolle und Arbeiten unter Ablenkung sinnvoll.


    Übrigens: Ignorieren ist idR nur in sehr seltenen Fällen ein wirksames Trainingsmittel. Beim Ignorieren erhält der Hund weder eine Information darüber, dass sein Verhalten nicht erwünscht ist, noch welches Verhalten von ihm erwartet wird. Grundsätzlich wird der Hund einfach in seinem Verhalten belassen. Wenn sich das Verhalten für den Hund richtig oder gar gut anfühlt, gibt es für ihn also keinen Grund sein Verhalten zu ändern. Im Gegenteil: macht der Hund (selbst, wenn es nur selten ist) die Erfahrung, dass er mit diesem Verhalten zum Ziel kommt, so wird das Verhalten sich immer mehr steigern.

  • Danke für deine Meinung. Was du sagst, leuchtet mir ein.


    Ich werde ganz viele Schritte vorher einsteigen, nämlich die Verknüpfung Klingel = Aufregung zu lösen und Impulskontrolle draußen und an ihrem Platz anfangs noch recht reizarm zu trainieren.


    Aber wie würdet ihr euch aktuell verhalten, wenn Besuch kommt?

  • Vielleicht Besuch einladen, der sich anders verhält als erwartet: der sich wegdreht, ignoriert, oder der irgendetwas Unangenehmes tut (Wurfschellen, Rappeldose?), um den Hund aus seiner Trance herauszuholen? Falls er dann ansprechbar ist, ein Alternativverhalten einfordern.

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