Bürohündin bellt Kunden an, Leckmatte, Lösungsidee sinnvoll?

  • Hallo liebes Forum,


    Seit vier Monaten lebt die kleine Mischlingshündin Nisha bei mir. Nisha ist ungefähr zwei Jahre alt. Nisha kommt ursprünglich aus Rumänien und lebte hier in Deutschland zwei Monate auf einer Pflegestelle, bis sie dann zu mir kam.


    Nisha zeigt sich fremden Menschen gegenüber etwas unsicher und zurückhaltend, ist aber freundlich.


    Nisha begleitet mich zur Arbeit ins Büro. An meine Kollegin, mit der ich mir das Büro teile, hat sie sich schnell und gut gewöhnt. Ich habe Nisha von Anfang an einen eigenen Bereich im Büro eingerichtet, der durch ein Kindergitter gesichert ist.


    Täglich kommen zwischen 2-6 Kunden in mein Büro, die für Nisha natürlich erstmal fremd sind. Die Kunden klingeln, bevor sie das Büro betreten.

    Die ersten Tage lag Nisha von sich aus in ihrem Bereich und hat sich erstmal alles angesehen. Die Kunden bitte ich stets, Nisha erstmal zu ignorieren. Sie hatte natürlich schnell heraus, dass das Klingeln eine fremde Person ankündigt. Also fing Nisha an zu bellen, sobald der Kunde das Büro betrat.

    Ein hohes, aufgeregtes Bellen.

    Ich habe dann folgenden Ablauf integriert und mit Nisha geübt:

    1. Kunde klingelt = Nisha geht eigenständig in ihren Bereich

    2. Nisha bekommt eine Leckmatte

    3. Kunde betritt das Büro und wird gebeten, Nisha zu ignorieren

    4. wenn Nisha ruhig bleibt und Kunde einverstanden ist, entlasse ich Nisha aus ihrem Bereich und sie darf dem Kunden „Hallo sagen“


    Dieser Ablauf klappt auch mittlerweile richtig gut. Nisha bellt so überhaupt nicht mehr. Sobald sie ihren Bereich verlassen darf, schnüffelt sie meist einmal kurz am Kunden, holt sich auch mal eine kleine Streicheleinheit oder ein Leckerlie ab, geht dann meist eigenständig wieder in ihren Bereich zurück und legt sich hin. Der Kunde ist dann kein Thema mehr für sie.


    Nur jetzt kommt das große ABER:

    Nisha bleibt nur ruhig, wenn sie zu Beginn ihre Leckmatte bekommt. Lasse ich die Leckmatte weg, geht sie zwar auch in ihren Bereich, bellt aber von dort aus wieder eine Zeit lang aufgeregt herum.


    Denkt ihr, dass ich da einfach noch mehr Geduld haben muss oder hat vielleicht nochmal jemand eine andere Idee/Lösungsansatz für mich?

    Denn natürlich möchte ich Nisha nun nicht für immer täglich bis zu 6 Leckmatten geben. :woozy_face:

  • Da hat sie dich gut erzogen :tropf:


    Du hast dadurch eine Erwartungshaltung bei ihr aufgebaut. Sie verbindet klingeln jetzt mit der Leckmatte und dem Leckerlie des Kunden. Natürlich ist sie aufgeregt, wenn es plötzlich nichts gibt.


    Ich würde sie auch gar nicht hallo sagen lassen bei den Kunden. Für mich klingt sie verunsichert und oder überdreht.


    Das mit dem Klingeln = Platz ist gut und macht Sinn, das würde ich weiter fördern, aber ohne die Leckmatte. Klingeln -> Platz -> kleine Belohnung (Leckerlie) und danach ignorieren. Bellen aussitzen bzw. auch mal eine Ansage machen, es einfach unterbinden. Ich bin ja ein Fan von umlenken und Alternativverhalten, aber manche Dinge muss man einfach abbrechen. Vorausgesetzt sie kennt einen Abbruch.


    Solange der Kunde da ist darf sie den Bereich nicht verlassen. So lernt sie irgendwann das gar nichts spannendes passiert wenn ein Kunde kommt.

  • Danke für deine Antwort! In so eine Richtung habe ich auch schon überlegt und das macht Sinn!

    Als ich die Leckmatte weggelassen habe, habe ich das Bellen auch ignoriert und irgendwann hat es aufgehört. In unserem Alltag zuhause bin ich sehr konsequent und diskutiere auch gerne Dinge mit Nisha aus. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist mir dieses Aussitzen/Ausdiskutieren vor meinen Kunden (die ja nicht alle so ein Verständnis für Hunde haben) unangenehm und ich werde dadurch dann leider innerlich selber schnell unruhig.

    Daher überlege ich, ob es nicht auch noch einen anderen Weg gibt? Würde „Ausschleichen“ vielleicht auch Sinn machen? Also nach und nach immer weniger Frischkäse auf die Leckmatte geben und irgendwann gibt es nur noch ein einfaches, kleines Leckerlie?

  • Ich würde auch zusehen, dass es sich in richtung: Fremde leute ignorieren entwickelt.


    Klingeln = platz.


    Keine bespaßung/Streicheleinheiten etc durch diese Menschen.


    Leckmatten oder knabbereien die länger beschäftigt, sind als Hilfsmittel meiner Meinung nach voll okay, würde ich irgendwann aber ausschleichen. Wenn du sie nass fütterst und das geruchstechnisch geht, kannst du ihr auch ihr futter bzw teile davon auf diese weise verabreichen. (wobei eingematschtes trockenfutter sicher auch geht und weniger riecht?)


    Kann mir vorstellen, dass das vor Kunden nicht nur unangenehm sondern vl auchnicht so professionell wirkt, falls um was wichtiges geht, die Kunden werden ja nicht kommen, weil ihnen langweilig zuhause ist.


    Hast du die möglichkeit im Büro das klingeln + platz zu üben? Meinst du, deine Kollegen könnten da dann und wann zeit für so ein spielchen haben? Einfach damit sich das festigt.

  • Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort!


    Ich kann jederzeit auch außerhalb der Geschäftszeiten zum Üben ins Büro und meine Kollegen helfen auch gerne.


    Gerade schwirrt folgender Plan in meinem Kopf herum:

    1. Klingeln = Platz weiter festigen

    2. Kunden werden nicht mehr von Nisha begrüßt

    3. Die Leckmatte erstmal weiter nutzen

    4. Sobald Nisha sich daran gewöhnt hat, die Kunden gar nicht mehr zu begrüßen und direkt nach der Leckmatte wieder zur Ruhe kommt, diese dann schrittweise ausschleichen


    Macht das Sinn? :woozy_face:


    Es gibt mittlerweile 2-3 Kunden, die regelmäßig kommen und über dessen Aufmerksamkeit Nisha sich sehr freut. Ich frage mich, ob es es in Ordnung wäre, wenn Nisha diese „Stammkunden“ weiterhin begrüßt oder sollte sie lieber wirklich absolut gar keinen Kundenkontakt haben, damit langfristig Ruhe in die Situation kommt?

  • Bei mir hätte sie gar keinen Kundenkontakt mehr, weil das die Erwartungshaltung enorm erhöht und gerade wechselnde Verstärker (mal gibt's was, mal nicht - in diesem Fall Kontakt) ein Verhalten ganz besonders festigen. Kunden gehen sie nix an, die sind stinklangweilig. Gerade bei unsicheren Hunden führt dieses "sich nicht kümmern müssen" zu viel mehr Entspannung und auch im Hinblick darauf, dass bei Nisha erst so kurz bei dir ist und sich noch stark entwickeln wird, fände ich es gut, das Thema direkt anzugehen und für sie die Regeln zu klären. Oft steckt bei den Rumänen auch Herdenschützer oder robuster Hofhunde-Landschlag mit drin, dann ist es um so wichtiger, dass sie letnt, Besuch ist nicht ihr Problem.

    Ich denke, ich würde erstmal den Abbruch (also ein "Lass das!") ordentlich festigen, dazu parallel außerhalb der Bürozeiten mit Menschen, die sie nicht (gut) kennt, das Klingelthema üben und dann, wenn beides soweit sitzt, auch über Abbruch srbeiten, wenn der Kunde da ist und sie laut wird.

  • Danke!


    Ich denke so werde ich es angehen.


    Ach man, ich bin so bemüht alles richtig zu machen und ärgere mich, dass ich dieses Thema doch irgendwie falsch angegangen bin. Wäre ich von Anfang klarer gewesen, wäre es wahrscheinlich gar kein Thema mehr. Nun muss ich erstmal wieder Nishas Erwartungshaltung und auch die der Kunden ändern, denn denen fällt das Ignorieren leider auch oft schwer. :face_with_rolling_eyes:


    Mit meiner Hundetrainerin werde ich das Thema auch nochmal besprechen, aber falls hier noch jemand ein paar Tipps hat, wie so ein Abbruch richtig gefestigt werden kann, würde ich mich darüber sehr freuen.

  • Würde auch sagen gar keinen Kontakt. Sonst bleibt die Aufmerksamkeit ja immer bei der Tür und das möchtest du ja eben nicht.


    Ich verstehe dich, dass das echt ne blöde Situation ist aber den Kunden darfst du schon deutlich sagen Hund ignorieren. Man kann ja auch in freundlich deutlich sein :)

    Du kannst ja auch dazu erklären, wieso das so wichtig ist.

  • Wenn Du jederzeit mit Kollegen üben kannst, würde ich genau das nutzen.

    Meine Vorgehensweise wäre folgende. Dabei würde ich jeden einzelnen Schritt erst so gut üben und festigen, dass ich 100 Euro darauf wetten würde, dass er zu meiner vollsten Zufriedenheit zuverlässig klappt, bevor ich zum nächsten Schritt übergehe. Zu Beginn immer nach demjenigen Punkt belohnen, den Du zuletzt geübt und gefestigt hast, so dass sich eine Kette an Abläufen bildet, die für den Hund transparent und vorhersehbar sind. Ist seine Erwartungshaltung an irgendeinem Punkt zu hoch, geh einen Schritt zurück und übe diesen, bis der Hund diesen konfliktfrei ausführen und innerhalb weniger Momente (wieder) völlig entspannen kann.


    1) Klingeln -> der Hund begibt sich auf seinen Platz.

    2) Tür öffnet sich und ein Kunde betritt den Raum.

    3) Kunde tut, was Kunden eben so tun (Gespräch, umhergehen, etc.) und verlässt den Raum wieder.


    Kunden gehen den Hund schlichtweg nichts an. Ich persönlich hätte ja den Ehrgeiz, meinen Hund so zu trainieren, dass der - egal, was der Kunde tut - bombenfest auf seinem Platz liegen bleibt. Egal, ob der Kunde lockt, Kekse streut, sich merkwürdig verhält, etc. Du wirst die Erwartungshaltung nicht aus dem Hund kriegen, solange er mit dem Kunden interagieren darf oder muss.

    Die Leckmatte kaschiert im Moment das Problem, dass der Hund eigentlich zu aufgeregt ist und die Situation ihn stresst. Lecken beruhigt, bzw. kanalisiert die Erregung in eine für die Umwelt akzeptable Richtung, löst aber das Problem ist. Die Leckmatte ist trainingstechnisch gesehen einfaches Management, aber keine Verhaltensänderung. Das ist nicht per se schlecht, wird aber eben in Situationen wie Deiner zum Problem, wo Du eigentlich auf eine Verhaltensänderung - also eigentliches Training - angewiesen bist, um die nächsten Übungsschritte vornehmen zu können.

    Je nach Persönlichkeitsstruktur und Lernerfahrung Deines Hundes kann es sich lohnen, das Bellen auszusitzen und zu warten, bis er ruhig ist und ihn dann grosszügig zu belohnen. Es ist sicher auch sinnvoll, Ruhe unter Signalkontrolle zu stellen. Allerdings musst Du auch hier aufpassen, nicht wieder eine Erwartungshaltung aufzubauen und dem Hund unbewusst beizubringen, dass er erst bellen soll und aufs anschliessende Ruhehalten einen Keks kriegt. Ein wieteres Problem kann darin bestehen, dass Bellen für Deinen Hund in diesem Moment so selbstbelohnend ist, dass er damit nicht aufhört, solange die Situation nicht von Dir so verändert wird, dass er sie ruhig aushalten kann. Darauf können wir dann aber gerne eingehen, wenn es soweit ist. :smiling_face:

    Viel Erfolg!

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