Tierschutzhund ständig angespannt

  • So eine Sorte von Hundeschule kann man sich tatsächlich sparen, da habt ihr vollkommen recht.

    Manchmal kann Jemand hier im Forum einen guten Trainer in eurer Nähe empfehlen, wenn ihr euer ungefähres Wohngebiet angebt.

    Oder gibt es einen Hundeverein in eurer Nähe? Oder Rettungshundestaffel oder so was?


    Ich denke, bei Tony müsstet ihr viel an den Basics arbeiten. Und er müsste einerseits ein gutes Abbruchsignal auftrainiert bekommen (unter Profianleitung!) und andererseits Alternativverhalten angeboten bekommen.

  • Danke für die gute Tipps Donna 63.


    Wir hatten soeben eine sehr unschöne Erfahrung. Wir sind die normale Morgenrunde gelaufen. Auf dem anderen Ende des Fußballplatzes hat ein Man mit seinem großen Hund trainiert. Der hat Tony irgendwann entdeckt, war ohne Leine und ist deshalb auf uns zugerannt. Ich habe mich versucht dazwischen zu stellen, aber Tony ist von der Art "Fight" statt freeze und deshalb bellend in die Leine gerannt. Der andere Hund hat richtig viel gebellt und wollte zum Tony hin, der natürlich nicht mehr mal wusste wo vorne und hinten ist. Ich habe den anderen Hund versucht zu verjagen, sogar mit leichtem Beintritt aber ohne Erfolg. Einfaches Weiterlaufen wollte auch nicht gelingen, weil der andere Hund immer mitgekommen und von seinem Herrchen nicht eingefangen werden konnte.


    Bin dann wieder zurück in der ursprüngliche Richtung gelaufen und habe hinter mir gehört wie der Hund komplett zusammengeschimpft und am Halsband hochgehoben wurde. Als wir aus der Sichtweite waren habe ich Tony dann sitzen lassen und am Rücken gestreichelt, aber man hat dabei gemerkt dass er sich von mir abgedreht hat. Auf dem nach Hause weg schien er dann relativ "wieder normal".


    Das schafft jetzt aber natürlich einen sehr großen Vertrauensbruch :verzweifelt: Und jetzt muss ich ihm auch noch alleine Daheim lassen weil ich einen Termin habe. Puh.


    Wir wohnen in Heilbronn, falls jemand einen Tipp für einen guten Trainer hat, der erstmal weiß wie mit Reizempfängliche Hunde umzugehen.

  • Wichtig wäre hier, dass jemand mit diesem Hundetyp umgehen kann und zwar in der Form, dass nicht die Auslastungsnummer kommt ...

    Genauso.


    Wir hatten einmal eine privatstunde und der Trainer hat Wert auf positive Bestärkung gelegt und uns "Click für Blick" geraten. Dies funktioniert bei Tony aber nur bis zu einer gewissen Distanz. Wenn der Hund auf der anderen Straßenseite ist, fängt er an zu bellen. Sogar wenn er den anderen Hund kennt und normalerweise sehr schön mit dem spielt!

  • Ach Mensch, der Hund ist völlig normal.

    Alles was Du schreibst entspricht seiner Rassemischung, Geschichte und Entwicklung.


    Da muss nichts rein interpretiert werden mit reizempfänglich, vertrauensverlust…


    Der Hund muss erstmal in Ruhe ankommen, sich an Euch und Eure Anforderungen, Lebensgewohnheiten gewöhnen.

    Woher soll er denn bei der Geschichte wissen, dass er nun bei Euch bleibt, ihr die Vertrauenspersonen seid?

    Und klar jagt der, hat er von klein auf nicht anders gelernt.


    Ich würde mit einem Trainer ganz in Ruhe am besten in Einzelstunden, das Junghundeprogramm abarbeiten.

    Er ist nun zwar schon älter, aber das entspricht seinem Wissens- und Erfahrungsstand und auch ihr lernt dabei.

  • Wir hatten einmal eine privatstunde und der Trainer hat Wert auf positive Bestärkung gelegt und uns "Click für Blick" geraten. Dies funktioniert bei Tony aber nur bis zu einer gewissen Distanz. Wenn der Hund auf der anderen Straßenseite ist, fängt er an zu bellen. Sogar wenn er den anderen Hund kennt und normalerweise sehr schön mit dem spielt!

    Das ist auch zu hoch gegriffen. Ihr braucht erst Mal Basistraining ohne andere Hunde.

  • Angesichts der Tatsache, dass Tony erst seit 6 Wochen bei euch lebt und das Zusammenleben so gut funktioniert, habt ihr einen sehr guten Job gemacht, Glückwunsch erst einmal dazu. Die Lebensumstände eures Hundes in den ersten Monaten waren ziemlich katastrophal, Deprivation, Hunger, Vernachlässigung. Erstaunlich, dass Hunde unter solchen Umständen überhaupt überleben können!


    Ich kann nur raten, gebt dem Hund viel Zeit, erwartet wenig und freut euch über jeden kleinen Fortschritt. Bezüglich der Leinenaggression würde ich Einzelstunden bei einem erfahrenen Trainer nehmen, der euch beim Spaziergang begleitet und sich die Situation vor Ort anschauen und bewerten kann. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht.


    Viell Glück weiterhin!

  • "am Halsband hochgehoben" :shocked: !

    Der arme andere Hund!


    Achwas - das schafft keinen Vertrauensbruch zwischen Tony und dir , das sind Situationen, die ( leider !) immer mal vorkommen.

    :streichel:


    Ich schließe mich unbedingt meinen Vorschreibern an und hoffe, dass einer aus eurer Ecke vielleicht noch Jemand mit einem guten Trainertipp kommt?


    Ruhe reinbringen ist wichtig, ganz viel Alltagsroutine mit vielen, vielen gleichen Wegen und Abläufen. Ganz wenige feine kleine ruhige! zb Suchspiele. Lass deinen pfiffigen Tony ankommen, gib ihm Sicherheit durch Alltagsgeborgenheit, Ruhe, liebevolle Konsequenz.

    Zuhause einen festen Ruheplatz, wo er gut runterkommen kann.

    Und wenn er völlig übers Ziel hinausschießt, muss eben auch mal ein klarer Abbruch kommen.

  • Eben beim Spaziergang mit meinem Hund hab ich nochmal über Tony so vor mich hin sinniert :winken::denker:;). Ihr steht quasi da, wo ich vor anderthalb Jahren mit Donna war...


    Erst Neu-Besitzer- Glück und totale euphorische Begeisterung(ziemlich kurz :muede:) , dann Entsetzen und Frust über das, was mein Hund so auspackte. Dann -so nach ca 3 oder 4 Monaten- der kurze Moment, wo ich dachte:" Mist, so hab ich mir das aber nicht vorgestellt", und wir fast aufgegeben hätten...

    Und dann auf den Hosenboden setzen und gradlinig ein Problem nach dem anderen anpacken.


    Ich kann dir nur Mut machen: es lohnt sich, denn du bekommst unendlich viel von deinem Hund zurück!


    Hier ist das, was ich noch so vor mich hin gedacht hab:


    Ihr müsst jetzt natürlich nicht für alle Zukunft mit Tony permanent nur "langweilige" Leinespaziergänge machen und ihn nur schonen. Das ist jetzt nur erstmal die Zeit des " Runterkommens".


    Euer Hund braucht quasi drei "Lebenssäulen" von euch, auf denen er sein Leben stabil aufbauen kann: er braucht Auslastung für Körper, Seele und Geist.


    Also muss er natürlich auch mal die Beine strecken und toben und spielen und all das, was einen Junghund glücklich macht :cuinlove:. Aber da euer Rückruf (noch) nicht funktioniert, müsstet ihr Tony zb später über eine längere Zeit nur mit Schleppleine laufen lassen (Achtung: Handschuhe anziehen!). Und er darf sich dabei nicht komplett weg ballern, da müsst ihr drauf achten und vorher schon nach Hause aufbrechen.


    Für Tonys Seele ist euer sicheres und geborgenes Zuhause notwendig und dass er lernt, dass er euch vertrauen darf. Hier braucht es viel Ruhe und Schlaf und viel Lächeln von euch im Gesicht für seine Spierenzchen, aber auch klare Regeln.


    Und dann für den Geist: das komplette Junghund-Training muss gemacht werden: Das darfst du und das nicht, Sitz und Bleib, Rückruf, "raus da", "hier lang", wie benimmt mit man sich eigentlich überhaupt in verschiedenen Situationen. Dafür braucht ihr unbedingt einen Trainer, das bekommt man als Anfänger nicht gut genug hin, denke ich. Kleine Schnüffelspielchen, viel Kuscheln.

    Und dann - viel später - ein gutes Hundehobby, welches man so ein bis zwei mal die Woche ausübt.


    Sorry für den fürchterlich langen Text :ops:


  • Ja, das wäre auch meine Einschätzung bei allem, was ich lese. Wenn die empfohlene Einarbeitung in die Rassespezifika des adoptierten Hundes am Ende dazu führt, dass sich ein Halter nicht mal mehr traut, dem Neuankömmling die Grundregeln der Hund-Beziehung-Beziehung klar zu vermitteln, läuft nach meinem Empfinden was nicht rund. Ich würd's "naiver" angehen; es ist in erster Linie: ein Hund.


    Häng' solche Erlebnisse wie das jetzt mit dem anderen Hund nicht so unglaublich hoch, das schafft zu allen anderen Zweifeln noch mehr Unsicherheit und Verspanntheit. Passiert, abhaken, weiter geht's. :-)


    Es ist coronabedingt gerade superschwer, Trainer für Hausbesuche und Einzelstunden zu finden, vermutlich wirst Du weiter fahren müssen. Es lohnt sich aber. Wobei ich Dir rate, Dir vorher genau anzusehen, welche Ideen der/die Trainer/in zur Hundeerziehung hat. Was Dir nicht stimmig scheint (Erfahrungsberichte und Bewertungen im Internet helfen vielleicht auch weiter), würde ich direkt aussortieren - und Methodenhopping und Trainerwechsel wenn irgendwie möglich vermeiden.

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