Welpen-Austausch Teil 4

  • Also ich kenn das durchaus - je nach Welpe, dass da gern mal geschrieen wird. Genau wie bei Hundekontakt, wenn es da mal ne Ansage gibt. Ich erlebe Hunde als sehr unterschiedlich in ihren Charakteren ;-) Und ich finde es auch - aber das sehen wir wohl anders - nicht richtig, Hundeanfängern jegliches Gespür abzusprechen. Das ist oft tausend Mal besser als verkopftes Herangehen.

  • Wo ist egal. Wie? Fell greifen und deutlich zupfen. So deutlich, dass der Hund es definitiv merkt - es darf ihn aktiv nicht nur unterbrechen, sondern stören. Merkt man an der Reaktion.

    Und dann ist es wichtig, dass er - wenn er einen dann eben anschaut, weil man ihn ja gerade unangenehm gemaßregelt hat - auch den Blick zurück bekommt, den man meint. Nämlich: Fehler, mein Freund. Runtertakten. - Nimmt er das an - prima - einfach wieder machen lassen ohne dauernd zu kontrollieren und immer und alles im Auge zu haben.

    Noch mal aber - ist für den Welpen meiner Meinung nach das Richtige gewesen - weil ich das authentisch umsetzen kann und es eher der Hundetyp "muss sich mal spüren" war. Ist keine Pauschalbauanleitung.

  • Ja, zudem muss man auch einfach ein Gespür entwickeln für seinen Hund. Wie oft habe ich es im Training, dass da besitzer vor mir stehen, die so gar kein Gespür, gar keine richtige Verbindung, außer über die Leine, mit ihrem Hund haben. Die sind meist sehr nett zu ihren Hunden, aber haben null Gespür für ihr Tier, null Timing.

    Wie sagte meine Reitlehrerin früher "oh Gott, schon wieder welche die sich besser ein Fahrrad, statt ein Pferd gekauft hätten!"

    So ähnlich erlebe ich es auch öfter.


    Ich möchte nicht von so einem kleinen wutbürger mit nadelspitzen Zähnen gebissen werden, dass ist für mich einfach ein no go.

    Bauchgefühl hilft oft bei Timing und wie viel Druck es halt braucht, darum sollte man sich als ersthund ja auch eine Rasse/einen Hund anschaffen, der Fehler in Erziehung und Ausbildung verzeiht, damit man eben ein eigenes Gespür entwickeln kann.


    Und wer kennt das nicht von einigen Trainern in einigen Bereichen den Spruch "den ersten Hund, versaut man eh!" Das ist nicht böse gemeint, aber es ist viel wahres dran.


    Lg

  • Die sind meist sehr nett zu ihren Hunden, aber haben null Gespür für ihr Tier, null Timing.

    Und dann schlägt das "sehr nett" auch mal um, wenn man vom Trainer oder "Hundeversteher" hört "setz dich mal durch", "der nimmt dich nicht ernst", "werde mal deutlicher". Weil das Timing und das Gespür werden dadurch nicht besser. Abbruch setzen ist das eine, aber genau wissen, wieviel Druck, wann man den Druck wieder rausnimmt und vor allem den Hund in etwas positives entlässt (damit meine ich keine Kekse, aber wenn der Hund sich dann zurück nimmt, muss er zumindest den Stimmungswandel beim Menschen merken) oder auch nur zu erkennen, ob der Hund in der Situation irgendeinen Schimmer hatte, was der Mensch eigentlich will, ist das andere.


    Meine Hunde kennen auch Ansagen. Gerade bei Wild verstehe ich da wenig Spaß. Oder den anderen Hunden hier Futter klauen, so als Beispiel. Aber dieses pauschale "werd halt deutlicher" bei Menschen, die da eh kein Gespür für haben, das kann mE auch ganz arg nach hinten losgehen. Und wer ein gutes Gespür dafür hat, fragt halt eher nicht, der kann das. Daher finde ich Internet-Tipps zu dem Thema immer sehr, sehr schwierig. Ich könnt jetzt auch den Abbruch bei meinem Sheltie-Jungspund beschreiben (der mitnichten einen deutlichen Griff ins Fell beinhaltet), aber hilft letztlich auch keinem. Denn was ein Hund letztlich als Grenze empfindet und ab welchem Punkt der Mensch wieder umschalten muss und wie ausgeprägt beides, ist extrem individuell. Oder ob der Hund dafür eine Alternative kennen (lernen) sollte. Sowohl was die Situation angeht als auch was den Hund angeht.

  • Ich habs ja schon öfters hier im Thread geschrieben, als unsere Welpe/junger Junghund war, haben sie Ansagen in bestimmten Situationen extrem angestachelt und da wäre sie die Eskalationsleiter bis zum bitteren Ende mitgegangen. Und das obwohl sie sehr sensibel, eher unsicher und ganz und gar nicht "die Weltherschafft" an sich reißen wollte. Sie konnte da nicht aus ihrer Haut und ist extrem hochgedreht. Also haben wir in solchen Situationen ruhiges Management betrieben. Es hat sich bei ihr verwachsen und ich bin froh, dass ich nach anfänglichem rumprobieren die Eskalationsleiter nicht mitgegangen bin.


    In anderen nicht so aufregenden Situationen dagegen konnte sie Ansagen gut annehmen. Z. B. Pferdeäpfel fressen wollen draußen, das hat sie schnell angenommen, dass man die nicht fressen darf.


    Also was ich sagen will, man kann einfach nicht pauschalisieren und muss sich halt auf den jeweiligen Welpen einstellen.

  • Und das obwohl sie sehr sensibel, eher unsicher und ganz und gar nicht "die Weltherschafft" an sich reißen wollte.

    Vermutlich nicht obwohl, sondern genau deshalb? (Megan ist auch so)

  • Und das obwohl sie sehr sensibel, eher unsicher und ganz und gar nicht "die Weltherschafft" an sich reißen wollte.

    Vermutlich nicht obwohl, sondern genau deshalb? (Megan ist auch so)

    Ja das vermute ich auch. Sie ist so der Typ, der sehr schnell hochdreht und sehr reizoffen ist, aufgrund ihres Charakters war sie eben sehr schnell drüber und dann war sie eben wie im Tunnel manchmal.


    Das klingt jetzt schlimmer als es war, insgesamt war sie schon ein sehr pflegeleichter Welpe/Junghund und jetzt mit einem Jahr hat sie sich eh total super gemacht :herzen1:

  • Es ist wichtig, dass der Mensch sich wohlfühlt, mit dem was er tut. Wer mit seinem Hund ohnehin klar kommt, dem ist imA trotzdem mehr gedient damit, sich nicht an Trainer und Hundeversteher zu wenden, sondern einfach zu machen


    Gerade die sensiblen, schnell hochdrehenden Hunde brauchen meiner Erfahrung nach deutlich mehr klare Führung, weil sie damit ein regelrechtes Geländer haben, an dem sie sich festhalten können. Wenn ich überlege, ich hätte Hilde - und die ist einer der sensibelsten, nervenärmsten Hunde, die ich kenne bei gleichzeitigem Mali-Turbo inkl gut ausgerpägtem Wehrbereich - einfach mit "rein positiv" erzogen, die wäre völlig hilflos gewesen und sich ununterbrochen um die Ohren geflogen.

  • Grundsätzlich Zustimmung


    Gerade die sensiblen, schnell hochdrehenden Hunde brauchen meiner Erfahrung nach deutlich mehr klare Führung, weil sie damit ein regelrechtes Geländer haben, an dem sie sich festhalten können. Wenn ich überlege, ich hätte Hilde - und die ist einer der sensibelsten, nervenärmsten Hunde, die ich kenne bei gleichzeitigem Mali-Turbo inkl gut ausgerpägtem Wehrbereich - einfach mit "rein positiv" erzogen, die wäre völlig hilflos gewesen und sich ununterbrochen um die Ohren geflogen.

    Ja, und wenn du es ohne Gespür und Timing statt über "positiv" über "Maßregelung" versucht hättest? Das Timing etc. wird ja nicht besser, bloß weil man die Methoden ändert


    Es schreibt sich so leicht "setz eine deutliche Grenze". Ich kann das bei meinen Hunden. Aber wenn das Gespür und Timing und Alternativverhalten nicht da ist, hast du da eher schnell einen Boorerang, denke ich.

  • Also ich bin ja ein Fan von Mittelwegen und Balance. Bei uns gibt und gab es immer beides. Ich setze Grenzen und arbeite gleichzeitig mit positiver Verstärkung und Training. Ich finde, dass das auch das Schwierigste an der Hundeerziehung ist - das richtige Maß und "seinen" Weg zu finden.

    Wenn ich so durch den Hundehalterkreis blicke, den ich kenne, wird auch eher über Grenzen setzen gearbeitet als über positive Bestärkung. Gerne mit dem faden Beigeschmack "Hilflosigkeit" oder aus Sturheit, weil man eine schnelle Lösung sucht - in der Regel nicht erfolgreich, ohne Konzept oder Plan, mit viel Frust für Hund und HF. Aber genauso kann ich meinem Hund nicht die Welt schön-markern. Es gibt viele Wege und Sackgassen :ka:

    Ich finde das Wort Führung ja viel passender. Führung kann ganz verschieden aussehen, hat viele Graustufen, beinhaltet aber doch die selben Kompetenzen.


    Die unkompliziertesten und häufigsten Hundehalter hier, sind die, die einfach managen. Der Hund jagt? Dann kommt der halt an die Leine. Der Hund kläfft wenn es Gassi geht? Ist doch egal, Leine dran und los - der hört schon wieder auf. Da werden weder Grenzen gesetzt, noch Verhalten trainiert. Man lebt einfach damit, was man bekommen hat und ist trotzdem glücklich.


    Das Zweithäufigste was ich kenne, sind Leute die planlos "Grenzen setzen" und eigentlich gar nicht viel Zeit in die Erziehung oder gar Training stecken wollen, aber einen gewissen Leidensdruck haben oder wert auf Außenwirkung legen. In der Regel gelingt ihnen nicht, was sie erreichen wollen und "Vorbild" ist ein berühmter TV-Hundetrainer :hust:


    Konsequenz, Beharrlichkeit, positive Methoden oder sogar ein Trainingskonzept mit vernünftigen Grenzen haben hier die aller, aller wenigsten. Positives Arbeiten und Training mit Konzept ist für mich schon fast ein Internet-Phänomen. :hust:


    So ab 4./6. Monaten vergessen viele hier die guten Vorsätze und Motivation - das Training aus der Welpengruppe muss fürs Leben gereicht haben und man muss sich bloß ordentlich durchsetzen, wurde doch alles positiv aufgebaut, der sture Bock will nur nicht. :lol: Oder es wird sich eben dem Schicksal ergeben und man gehört zu Gruppe 1.


    Für mich ist Grenzen setzen aber auch eine Basis des Miteinanders. Ich werde nicht gebissen, ich werde nicht angesprungen, es wird nicht vom Tisch geklaut, es werden keine Hunde angepöbelt, andere Haustiere werden in Ruhe gelassen, etc.. Grundsätzliche Hausregeln und Miteinander eben. Aber je mehr es in Richtung "Anforderungen der Gesellschaft" geht und weg vom Naturell Hund, desto mehr wird trainiert, dass der Hund es leisten kann sich entsprechend durch die Gesellschaft zu bewegen :nicken:.

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