"Unhöflicher" Hund - Spielen ohne Rücksicht auf Verluste

  • Heute morgen im Park bin ich in eine Gruppe von Hunden mit einem professionellen Gassigeher geraten. 7 Hunde, wir plötzlich mittendrin. Ich hab dann abgeleint, weil wir komplett eingekreist waren und der Typ die Hunde auch nicht gerufen hat (die machen ja nix). Und es klappte problemlos.

    Er rannte erst hinter einem Labbi her, der ihn zwischen den Bäumen aber einfach abgehängt hat. Dann spielt er lange mit einem JRT - der war winzig, aber hatte ne sehr klare Körpersprache. Und wenn meiner zu wild wurde, hat ihn der Schäferhund der Gruppe in seine Grenzen gewiesen. 3 weitere Hunde waren dabei, die kaum spielten und eher ruhig ihrer Wege gingen. Zu denen ist er mal hin, aber höflich und mit Respekt (ein Blick eines großen Rüden hat gereicht, um seine Hüpfhibbelei einzudämmen).

    Ich bin dann ne Weile mitgelaufen. Er kam 5-6 mal zu mir und ich hab ihn wieder laufen lassen.

    Nach 20 Minuten traf der Gassigeher zwei andere - wir standen inmitten von 20 freilaufenden Hunden.

    Ich bin einfach weitergegangen, hab gepfiffen und - er kam! Mit fliegenden Ohren! Und ging problemlos neben mir entspannt nach Hause.


    Vielleicht sollte ich ihm für mind. 3 mal pro Woche eine Gruppe suchen? Vor allem inmitten der 20 Hunde war er total entspannt und cool. Umso mehr, desto ruhiger... nicht ängstlich, aber einfach Teil der Gruppe. Und es gibt dann eben kein "Opfer", obwohl da Hunde aller Größen und Rassen dabei waren.

    Gerade so eine Gruppe mit erwachsenen, souveränen Hunden müsste ihm doch wirklich gut tun.

  • Die Frage ist: Bist du wirklich kompetent genug die Körpersprache der anwesenden Hunde zu lesen, während da so viele um dich rum wuseln? Und kannst du den Moment erkennen, kurz bevor es kippen würde? Und macht dein hund wirklich nur positive Erfahrungen, hat keinen Stress und kontrolliert auch die anderen Hunde nicht? Sind die anderen Hundehalter in der Lage einzugreifen, wenn es nötig ist bzw. erkennen sie das überhaupt? Behältst du im Hinterkopf, dass sich das Verhalten eines jeden Hundes sekündlich ändern kann, erkennst das und stehst nicht da und bist mit Quatschen oder so abgelenkt?


    Falls ja spricht vermutlich nichts gegen eine solche Gruppe. Das halte ich für einen 6er im Lotto mit Zusatzzahl. Schon allein, dass der Gassigänger die Hunde in Fremdhunde reinknallen lässt spricht absolut dagegen. Lieber kontrollierten Kontakt mit einem souveränen Althund statt einer großen Gruppe.


    Ich würde mir die Einschätzung einer Gruppe nicht zutrauen, mein Hund ist allerdings auch kein Fan solcher Ansammlungen.

  • Bist du wirklich kompetent genug die Körpersprache der anwesenden Hunde zu lesen, während da so viele um dich rum wuseln?

    Naja, ich beobachte ja nicht alle 7 bzw. 20, sondern im Wesentlichen meinen. ;)

    Die Hunde sind das alle gewohnt und komplett entspannt. Sie kennen das nicht anders.

    Und macht dein hund wirklich nur positive Erfahrungen, hat keinen Stress und kontrolliert auch die anderen Hunde nicht?

    Er ist schon in einem gewissen Grad positiv aufgeregt. Aber ich hatte den Eindruck, dass gerade die große Anzahl es für ihn einfacher macht.

    Er hat bisher nur in Spaziergängen mit EINEM anderen Hund so ein Stalking-Verhalten gezeigt. In der Gruppe verteilt sich seine Aufmerksamkeit. Zumal da auch Hunde dabei sind, die sein Verhalten ignorieren oder ihn in Ruhe kontrollieren. Die bleiben völlig ruhig. Das ist für ihn ein tolles Vorbild.


    Was mir sehr positiv aufgefallen ist: Nachdem ich ihn aus der Gruppe abgerufen hab, lief er völlig entspannt direkt neben mir entspannt nach Hause! Der war nicht "drüber", sondern im Gegenteil, zufrieden.

    Behältst du im Hinterkopf, dass sich das Verhalten eines jeden Hundes sekündlich ändern kann, erkennst das und stehst nicht da und bist mit Quatschen oder so abgelenkt?

    Ich quatsche nicht. Der Profi auch nicht. Wir haben 3 Worte gewechselt und sind in die gleiche Richtung gelaufen. Dabei hat mein Hund sich mit seiner Gruppe bewegt.

    Schon allein, dass der Gassigänger die Hunde in Fremdhunde reinknallen lässt spricht absolut dagegen.

    Ich kenne den schon ne Weile. Der kennt seine Klienten und meinen Hund. Der hat da einfach null Problem drin gesehen. Und er weiß, dass er die Hunde tatsächlich jederzeit da wegbekommt, wenn es nötig wird. Der ist echt entspannt unterwegs...


    Er selbst hat leider keinen Platz für meinen... sonst hätte ich mir das überlegt. Ich glaube, so 2-3 Runden mit dieser Gruppe pro Woche könnten meinem echt helfen, das Thema Hundekontakte in den Griff zu bekommen.

    Mein Gefühl derzeit sagt, dass ein deutliches Reduzieren der Hundekontakte nicht hilft, sondern nach hinten losgeht. Er interessiert sich leider neuerdings auch fürs Jagen, das war vorher für ihn nicht interessant. Aber zugleich merke ich, dass das derzeitige Vorgehen insgesamt gut ist, um unsere Beziehung und den Gehorsam zu festigen.

    Mal schauen, wie wir weitermachen... ich bin gespannt, was die Trainerin sagt.

  • Ich kann dir nur den Rat geben, das gut zu dosieren und genau im Auge zu behalten, und ihn in der Gruppe nicht 'einfach machen zu lassen'. Das kann - wenn man nicht immer alles richtig interpretiert - auch richtig schön in die falsche Richtung gehen.


    Wenn ich noch mal zurück könnte, würde ich mir 2, 3 ruhige, souveräne Hunde suchen und "langweiliges" Nebeneinanderherlaufen dem spannenden Drauflosbollern vorziehen.

  • und ihn in der Gruppe nicht 'einfach machen zu lassen'

    Das passiert auch jetzt nicht. Wers übertreibt, geht an der Leine.

    "langweiliges" Nebeneinanderherlaufen dem spannenden Drauflosbollern vorziehen

    Ja, am besten für ihn wäre eine gesunde Mischung. Das erhoffen wir uns vom Wechsel der Gruppe ab nächster Woche.


    Er will und muss auch mal Spielen dürfen. Das ist doch nichts schlimmes. Er muss aber lernen, ein Nein zu akzeptieren und vor allem nicht von jedem Hund zu erwarten, dass er mitspielt. Ich muss mich noch mal nach einem geeigneten Gassipartner umschauen für Gänge zu zweit.

  • Ich hab ja nicht gesagt "lass das". Ich warne nur davor, dass "Spielen" auch gerne mal fehlinterpretiert wird und man das, weil es ja so schön ist, mal aus den Augen verlieren kann.


    Mehr kann ich dann zu dem Thema auch nicht beitragen.

  • Ich hab ja nicht gesagt "lass das". Ich warne nur davor, dass "Spielen" auch gerne mal fehlinterpretiert wird und man das, weil es ja so schön ist, mal aus den Augen verlieren kann.

    Alles klar, danke.

    Ich hab den schon sehr genau im Blick und erkenne, wenn er den Junghund auspackt. ;)

    Deswegen würde ich ihn ja mit bestimmten Hunden gar nicht erst laufen lassen. :)

  • Im Hinblick auf offline-Hundekontakte hat dieses Vorgehen aber leider eher eine negative Wirkung. Bei den Gruppengängen fällt er negativ auf, weil er völlig drüber ist. Wie angestaut... er findet kein Ende beim Spiel, ist aufdringlich usw. Er bekommt Auszeiten an der Leine, aber es ist mit der Junghund-Gruppe nicht mehr tragbar. Wir starten jetzt nächste Woche einen Versuch mit einer anderen Gruppe, wo nur erwachsene Hunde drin sind. Die spielen wohl auch mal, haben aber insgesamt mehr Selbstbewusstsein und norden ihn hoffentlich eher mal ein. Es wäre schon schade, wenn ich ihm das noch nehmen müsste.

    Warum mutest Du ihm diese Offline-Gänge denn zu?

    Es gibt nunmal Hunde, die finden solche Kontakte ziemlich unnötig.

    In Gruppen wird halt in den seltensten Fällen "gespielt". Das ist zu 90% Management.

    Statt zu hoffen, dass eine neue Gruppe mit ausgewachsenen Hunden die Erziehung übernimmt, solltest Du Dir vielleicht ein bis zwei Leute suchen, mit denen Du ruhige Spaziergänge und freundliche Kontakte übst.

    Solche "Pöbelbegegnungen" werfen Dich doch immer wieder zurück.

    Glaubst Du wirklich, dass er in einer Gruppe mit erwachsenen Tieren völlig anders reagiert? Ich denke, dass er da genauso aufdrehen wird. Erspar EUCH das. Ihr habt beide nichts von solchen Experimenten.

    Wenn er ruhiger an anderen vorbei gehen kann: super! Bau das aus, genieß die Spaziergänge.

    Auch in Hinblick auf die "bunte Knete" halte ich von diesen "lass-ihn-mal-machen"-Treffen einfach wenig.

  • Es gibt nunmal Hunde, die finden solche Kontakte ziemlich unnötig.

    Ja, gibt es. Er findet sie aber mehr als nötig. Er will spielen. Und er kann auch richtig spielen mit dem richtigen Partner. Der ist heute mit dem JRT durch den Wald geflitzt und hatte einfach nur Spaß. Er hat nicht einmal gebellt, ist niemandem ins Gesicht gesprungen und hat sich für seine Begriffe wirklich höflich verhalten. Ja, er ist ein stürmischer Junghund, aber gegenüber den ruhigen Althunden war er heute sehr höflich und zurückhaltend.

    Mein Eindruck ist einfach, dass ihm andere Hunde wirklich fehlen, wenn ich ihm die Hundekontakte komplett nehme. Das staut sich regelrecht auf und wenn er dann einmal pro Woche in der Gruppe geht, bricht es heraus. Gestern war er drüber, heute war er total entspannt. Und vor allem war er auch hinterher komplett ruhig. Er war nach 20 Minuten mit der Gruppe ja nicht körperlich müde, aber total zufrieden. Ich merke das ja an der Art, wie er danach entspannt mit mir nach Hause gegangen ist.

    Wenn ich ihm den Gruppenspaziergang nehme, dann staut sich das insgesamt deutlich auf und das ruhige Vorbeilaufen wird immer schwieriger. Wenn er mal wirklich spielen durfte, ist er danach für einige Tage viel entspannter in Hundebegegnungen.

    Er passt halt nicht in die Junghundegruppe, weil die anderen Hunde mit seiner überschäumenden Art nicht zurechtkommen. Das will ich auch gar nicht, dass er da mitgeht. Das bringt ihm in der Tat nichts.

    Solche "Pöbelbegegnungen" werfen Dich doch immer wieder zurück.

    Weder er noch die anderen haben heute gepöbelt.

    Sonst hätte ich ihn jederzeit rausgenommen, angeleint und wäre einen anderen Weg gegangen. Er hat die 20 Minuten ja nicht mal durchgespielt, sondern lief auch einfach in der Gruppe mit. Im Grunde lernt er doch nur so, wie man sich mit anderen Hunden verhält.


    Nach den letzten Tagen hab ich eher den Eindruck, dass er täglich in der Gruppe gehen sollte. In einer passenden Gruppe natürlich. Leider hab ich die nicht.


    Ich bin auf der Suche nach passenden Hundegefährten für gemeinsame Spaziergänge. Hunde, die ähnlich spielen und damit umgehen können. So einfach ist das leider nicht... viele Leute haben ja keine Ahnung und bieten ihren Hund für sowas an, obwohl der damit eben nicht klarkäme. :(

  • Und ich glaube, genau das ist es, was ich und einige Andere hier damit sagen wollen. Mit dieser Herangehensweise machst Du Euch davon abhängig, dass Andere sich so verhalten, wie ihr es gerade gut gebrauchen könnt. So spielt das Leben aber halt nicht unbedingt.


    Und meinen Erfahrungen nach ist der Stand jetzt auch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht von Dauer, weil der Junghund sein Verhalten Artgenossen ggf. noch ändern wird. Wenn Du das nicht jetzt schon aktiv steuerst (sondern die Artgenossen passend zum Verhalten auswählst), gehst Du das Risiko ein, dass diese Änderung in eine Richtung geht, die Dir nicht zusagt.

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