Veggie, Vegan oder Omnivor - was interessiert Euch daran?
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@pinkelpinscher
Hmmh - die Angst vor der Vergänglichkeit, Tod und der (ich mag nicht Brutalität schreiben) Nichtigkeit des Lebens ist aber doch die Quelle jeder westlichen Philosophie - ganz stark seit dem Christentum? Und vor allem auch in der philosophischen Neuzeit, beginnend mit Descartes wundersamer Kopfgeburt des Menschen im „Cogito ergo sum“ (die das Augustinussche „Zwischen Kot und Urin werden wir geboren“ kommentiert hat)?
Ich befürchte, ich kenne jetzt keine speziell „vegane Philosophie“ (bin außer hier nicht in den Social Media unterwegs und im RL noch nie damit konfrontiert worden). Aber Negierung der Vergänglichkeit bzw. Kompensation für die grundlegenden narzisstischen Kränkungen ist meiner Meinung nach für einen großen Teil menschlichen Denkens die Triebfeder. Doch auch für die Rationalisierung und Industrialisierung der Lebensmittelproduktion und Verwaltung der Tier- und Pflanzenwelt als Sache. Und für übermäßigen Konsum. Verdrängung haben wir doch alle irgendwo zur Kunstform erhoben, das ist kein „veganerspezifisches“ Problem.Da has Du mit allem Recht. Und gerade die Industriealisierung der Lebensmittelmittelproduktion geht mit einer großen Entfremdung und Verdrängung einher.
Trotzdem oder gerade deshalb, interpretiere ich Veganismus als einen Gegenpart am anderen Ende des äußeren Spektrums, als eine Haltung mit (nicht immer, aber tendentiell, bewusst oder unbewusst) philosophisch-religiösen Charakter, nicht nur als reine Ernährungsform.
Und damit unterscheidet er sich von anderen Ernährungsformen.
Mit Glauben und Hoffnung haben indirekt mehr Ernährungsformen zu tun. Jede Diät irgendwie. Aber das durchdringt nicht so viele Lebensbereiche.
Veganismus funktioniert nur ohne Ausnahmen. Es bedarf strikter Ernährungsvorschriften und Regeln.
Es geht nicht allein um Nahrung, es geht um Leid. Bzw. die Verhinderug dessen. Durchwegs auf sehr individueller, nicht kollektivistischer Basis. Nicht "Das Lamm Gottes nimmt hinweg die (UNSERE) Sünden der Welt" sondern, "Danke, aber ICH will das nicht, ICH verzichte" (So ein bisschen überspitzt formuliert und nicht theologisch ausgereift)
Ich esse. Um mehr geht es mir meistens nicht. Mal vegetarisch, mal vegan, mal mit Fleisch. Ich bin nicht gebunden, nicht verpflichtet.
Das kann mein vegan lebendes Umfeld nicht. Ich sehe da durchaus Parallelen zwischen kosher, halal und vegan.
Im Veganismus wähne ich, je nach Ausprägung, eine Vanitasverdrängung zu erkennen, die sich jedoch dergestalt manifestiert, dass nicht wie in der Medizin der menschliche Tod möglichst hintan gehalten werden soll, sondern der anderer Spezies.
Ich sehe im Veganismus als breitere gesellschaftliche Strömumg - auch - eine Art Kompensationshandlung in einer sehr verrückten Welt und eine Art Stützkorsett der Selbstregulierung.
So erlebe ich im direkten Umfeld Veganismus unter anderem (Zugehörigkeit zu einer sozialen oder politischen Gruppe etwa) als eine Art Essstörung, wo, über den Faktor Nahrungsvorschriften, eine gewisse innerpsychische Stabilität zu erlangen versucht wird.
(Bitte, das heißt nicht, dass Veganer einen an der Klatsche haben. Manche sicher. Wie bei allen Nichtveganern auch). Auch hier ein in gewisser Weise nahezu religiöser Touch im Sinne von externen Geboten (im Gegensatz zu Gesetzen auch den tiefsten Privatbereich betreffend) verpflichtet sein, die einem umgekehrt auch Sicherheit und Trost spenden. Und eine Identifikation mit eben diesen Geboten, die ja omnipräsent sind.
Den weiteren Aspekt, dass ich völligen Verzicht auf tierische Produkte oder auf die wie auch immer geartete "Ausbeutung" von Tieren, aus mehreren Gründen nicht sinnvoll oder überhaupt komplett umsetzbar finde, solange es Tiere gibt (es dem Einzelne nicht absprechen will, verzichten zu wollen, aber in der Gesamtheit nicht für den humanen Weg oder den artgerechten, in Bezug auf das Tier Mensch, halte) mag ich grad gar nicht en Detail eingehen, da wären wir bei 967903 Seiten Streitgespräch.
Heißt übrigens trotzdem nicht, dass ich dafür plädiere, möglichst viel Fleisch zu essen oder überhaupt welches zu essen. Oder dass ich industrialisierte Tierhaltung immer toll fände.
Ist nun keine top ausgefeilte Analyse und zum Teil am Klo getippt, aber so irgendwie seh ich das.
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Hi
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Frage an die anderen Vegetarier/Veganer: Ist euch sowas auch aufgefallen? Also dass ihr einen noch so kleinen Anteil an Tier rausschmeckt?
Ne, ist mir überhaupt nicht aufgefallen. Bzw. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt noch Milchprodukte seit dem gegessen habe, in denen tierisches Lab oder gelatine war, außer einmal bei Parmesan und der hat halt nach Käse geschmeckt.
Ansonsten schaue ich sehr genau auf die Inhaltsstoffe, nutze auch Codecheck und wenn ich mir ganz unsicher bin, kaufe ich es nicht.
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Die Parallelen zwischen koscher, halal und vegan sehe ich zum Beispiel gar nicht.
Veganismus verhindern Tierleid, das andere potenziert tierleid noch ins unermessliche und gehört endlich endlich verboten, so wie es auch im Gesetz steht.
Als Veganer würde ich
mit diesen Menschen gemeinsam in einen Topf geworfen zu werden
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Ich kotze da schon als Vegetarier. Genauso wie bei der Unterstellung, Veganer hätten alle eine Essstörung. Dann auch noch mit dem dämlichen beisatz, man würde ja nicht behaupten, Veganer hätten einen an der Klatsche... Aber böse formuliert wurde eben genau das behauptet. Denn eine Essstörung ist nichts anderes, als eine psychische Erkrankung.
Veganern hier zu sagen, sie wären psychisch krank finde ich echt mehr als daneben!
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Die Parallelen zwischen koscher, halal und vegan sehe ich zum Beispiel gar nicht.
Veganismus verhindern Tierleid, das andere potenziert tierleid noch ins unermessliche und gehört endlich endlich verboten, so wie es auch im Gesetz steht.
Als Veganer würde ich
mit diesen Menschen gemeinsam in einen Topf geworfen zu werden
Die ursprüngliche Idee dahinter liegt tatsächlich in Tierleidvermeidung.
Weder Islam noch Judentum sind Tierschutzdebatten fremd.
Halal und kosher bezieht sich außerdem keineswegs auf eine Schlachtungsform. Sondern erst mal nur auf "erlaubt" und "verboten".
Der mitteleuropäische Tierschutzgedanke, vorallem im Bezug auf Schlachtung, entsprang, sehr grob vereinfachend gesagt, den Tendenzen, so ab Mitte, Ende des 19 Jahrhunderts den Juden eins auszuwischen und ihnen den Zugang zu Nahrung abzuschneiden.
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Ich finde, dass solche Analysen versuchen, aus Veganismus etwas zu machen, was er nicht ist.
Ob ich aus ethischen Gründen (als Beispiel) vegan lebe oder keinen Zucker, kein Öl und kein Gluten esse, weil ich meine, dass das alles krebserregend und sehr ungesund ist - wo ist da der Unterschied?
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Das der Ursprung aus niederen Gedanken kommt heißt aber nicht, dass wir es heute wo wir es besser wissen noch tolerieren müssen.
Wir sind ein zivilisiertes Land.
Schlimm genug, was in unseren Schlachthöfen passiert..... da muss man nicht noch einen draufsetzen.
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Ich hätte mir den Seitenhieb sparen können. Dazu müsst man nämlich wissen, dass mein Vater seit Jahr und Tag Makrobiotiker ist. Und der hat tatsächlich nen Knall. Ob das ne Generation weiter gegeben wurde, keine Ahnung. Man hat so seine blinden Flecken.
Ansonsten steht da: "Mein Umfeld" nicht "Alle sind so. Immer! “
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Ich finde, dass solche Analysen versuchen, aus Veganismus etwas zu machen, was er nicht ist.
Ob ich aus ethischen Gründen (als Beispiel) vegan lebe oder keinen Zucker, kein Öl und kein Gluten esse, weil ich meine, dass das alles krebserregend und sehr ungesund ist - wo ist da der Unterschied?
Das ist wahrscheinlich zum Teil auf das Schubladendenken zurückzuführen. Alle Frauen sind so und so, alle Männer sind so und so, alle Veganer wollen bekehren. Nur wenige fragen nach, warum, wieso, weshalb ein Individuum so ist, wie es eben ist bzw. eine Entscheidung für sich getroffen hat.
Und als eine von denjenigen, die doch recht oft nachfragen, weiß ich wie häufig man für das Nachfragen eine auf den Deckel bekommt. (nicht nur auf Ernährungsfragen bezogen)
Dabei hab ich einfach Interesse an der anderen Person und ihren Beweggründen - ich will weder verurteilen noch bekehren. Aber mir ist es auch schon zeitweise vergangen, nachzufragen. Nicht etwa, weil mir jemand sagte, er möchte das nicht beantworten. Sondern weil ich direkt angegriffen wurde, weil sich der Gefragte seinerseits durch die Frage angegriffen fühlte.
Manchmal ist es ganz schön frustrierend mit den Menschen und manchmal ist es eben auch ein dummer Teufelskreis. Der eine mag nicht mehr gefragt werden, weil er damit etwas Negatives verbindet. Der andere mag nicht mehr nachfragen, weil er damit etwas Negatives verbindet. Verständnis und die Kenntnis über die ganze Bandbreite an Gründen kann damit eben nicht zustande kommen.
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