Ausgeprägte Leinenaggression beim neuen Hund

  • Woche 17+5

    Wenn der Zweitkinderbeauftragte nicht daheim ist, muss man notgedrungen doch Kind und Hunde zusammen legen.

    Diesmal Kurzfreilauf ohne Kindbeteiligung, dann bleibt Raum und Konzentration für Beobachtung und Einschreiten in potentiell problematischen Situationen.

    Zäune sind ja so ne Sache. Das Galgöchen läuft wenn, dann fast immer nur mit Zaun drum rum ein paar Minuten frei. Es reagiert nicht mehr auf jede Furz am Zaun wie anfangs. Andere Hunde und manche Menschen sind aber weiterhin Thema.

    Neulich ganz blöd, weil ich neben heulendem Eigenkind (Und ich finde nichts unnötiger in Hundeausläufen als Kinder. Deshalb auch nur das hinterste Eck im leeren Auslauf für die "Unverträglichen". Mit Vorgabe: Nicht essen. Nicht laufen. Nicht schreien. Sitzen bleiben. Wir gehen gleich wieder)

    Vater der sein Kleinkind zum Hunde beglotzen nötigt. Kind mit Händen in der Hundezone. Galgöchen sah es vor mir, fand das nicht gut und raste hin. Es trägt natürlich Beißkorb. Das wär so ne Situation gewesen, wo es wahrscheinlich schnappt.

    Der Vater bleibt natürlich stehen und säuselt ewig aufs Kind ein: "Der wollte nur spielen!" Ich bin dezent explodiert. Der wollte nicht spielen.

    Jedenfalls. Den Laufteil vorher erledigt. Gemeinsam spazieren gehe geht ganz gut. Solange uns keiner mit Hund rein läuft. Dann muss ich Kind aus der potentiellen Tobezone schubsen.

    Das Galgöchen war weitestgehend vergnügt und entspannt. Verhielt sich komplett normal desinteressiert einer Hündin gegenüber, die es auf ner Auslaufwiese schon mal aus 5 Metern Entfernung getroffen hatte und mampfte Käse.

    Flexileine in den Momenten sehr gut. Hund erforscht und gewinnt an Umweltsicherheit. Sobald es aber irgendwo eng wird und zuviele Menschen gleichzeitig von mehreren Seiten kommen, ist Flexileine wieder totaler Mist, obwohl Hund dann neben mir geht. Steuerung und hinter mich nehmen ungünstig. Vorallem weil auch der Große heute mal an der am Gürtel gesicherten Flexileine lief, weil beide bisschen Seele baumeln Schnupperbedarf hatten, statt strammer Kurzleinenschritt, der neben dem Kurzbeiner mit eingebauter Endlossschleife "Kann ich Süßigkeiten? Sind wir bald daaa?" ohnedies nicht funktioniert, wegen zu langsam.

    Mir fällt auch jetzt erst manchmal auf, wieviel sich insgesamt verändert hat. Beim Seniorhund und seiner Partnerin in Crime wuchs ich über die Jahre in nachlassenden Energielevel rein und dass eh alles funktionierte. Jetzt sind da 2 Hunde mit jüngerem Energielevel (unlängst den noch verbliebenen Altgalgo im Viertel getroffen. Der ist nun 12 oder 13 und ansich noch recht fit. Trotzdem: enorm, der Unterschied zwischen einem alten Hund und noch eher jungen oder mittelalten Hunden. Fällt einem gar nicht auf, wenn man es immer hat.

    Jetzt, wo ich es selber nimmer habe, einen alten Hund mit zu haben, find sehr krass, wie sehr man sich eigentlich an das Nachlassen von Bewegungsdrang, Jagdtrieb und Energie gewöhnt hatte und den reduzierten Zustand als "War schon immer so" empfand. Nö. Der war auch mal so wie de beiden Burschen. Nur doofer, kleinhundesicherer und verträglicher.)

    Im Grunde gute Runde. Trotzdem muss ich das in nächster Zeit nicht mehr haben Hund und Kind zusamnen, abseits von zum Kindergarten fahren und dann allein weiter zum Hundeprogramm.

  • Bzgl. der Zaunsache muss ich mir echt was überlegen. Derzeit gibt es keine erreichbare halbwegs galgöchenkompatible Fläche, wo garantiert niemand vorbei geht. Es ist unfassbar, wo neuerdings ständig wer daher kommt in den unerwartetsten Momenten. Oder es war immer schon so und fiel nicht auf, weil kein Hund ein ernstes Zaunthema hatte.

    Zwar ist es grenzdebil und fahrlässig kleine Kinder auf fremde Hunde loszulassen, auch wenn ein Zaun dazwischen ist (und wömöglich hat das Galgöchen eher auf seltsamer Mann, der sich da am Zaun bückt und sein Kind halb rein schiebt, reagiert) und irgendwann fehlt sogar mir das Verständnis. Ich halt mich seit jeher nahezu krampfhaft an Hundehaltungsverordnungen und krieg bestimmt irgendwann Magengeschwüre vor lauter Rücksichtnahme und wenn man auf expliziten Hundeausläufen Hunde (noch dazu zusätzlich gesichert) nicht mehr laufen lassen kann, dann...

    dann krieg ich demnächst wirklich eine ernst zu nehmende Auszuckkrise.

    Aber... natürlich will ich trotzdem kein hinrasen, pöbeln oder gar schnappen am Zaun. War auch, bis auf Hunde, echt schon so, dass ich sicher war, okay, da kann ich ihn jetzt laufen lassen.

    Denn ohne Freilauf, Minutenfreilauf zumindest, nein. Da wird eine Galgöchenhaltung dann echt grenzwertig in meinen Augen. Nur Leine ist zuwenig. Nur Leine ist eine solche Einschränkung für einen solchen Hund. Find ich ganz übel, wenn die gar nie rennen können.

  • (Dafür ist mir jetzt klar geworden, warum, abgesehen von es gibt jedes Jahr noch mehr Hunde und Der Trend geht zum Dritt- Vierthund, seit einer Weile immer son Stau an den bisher gut für nicht ganz verträgliche Hunde nutzbaren (und allen anderen) Freilaufflächen herrscht.

    Danke Wiener Hundehalternovelle.

    Gelistete Hunderassen dürfen sich mittlerweile ausschließlich auf Hundeauslaufflächen ohne Leine und Beißkorb bewegen. Vorher durften die wie alle anderen mit Beißkorb frei laufen (Und deren Halter haben sich halt wie alle anderen auch nicht dran gehalten)

    Top Idee in mehrerlei Hinsicht. Tendentiell nicht besonders fremdhundekompatible Hundetypen auf Hundeausläufe verbannen oder tendentiell relativ sportliche Hundetypen zu lebenslang Leine verdonnern.

    Das kann sich nur ein Sadist ausgedacht haben. Die Wiener Tierschutzbeauftragte und ein paar beratende Beamte dürften welche sein. Anders kann ich mir den Unfug nicht erklären. )

  • Gelistete Hunderassen dürfen sich mittlerweile ausschließlich auf Hundeauslaufflächen ohne Leine und Beißkorb bewegen. Vorher durften die wie alle anderen mit Beißkorb frei laufen (Und deren Halter haben sich halt wie alle anderen auch nicht dran gehalten)

    Diese Novelle wird wohl daran liegen, dass sich deren Halter nicht an die Beißkorbpflicht gehalten haben.

    Das Ergebnis ist: Noch weniger Möglichkeiten und noch strengere Regeln.

    Bei dem Erlebnis mit diesem fremden Vater-Kind-Gespann, hattest du da dein Kind mit?

    Vielleicht hat dieser Vater ja deshalb den irrigen Schluß gezogen, das Galgöchen wäre kinderlieb und könne gefahrlos betatscht werden?

    Menschen denken manchmal so seltsam ... obwohl der Hund Maulkorb aufhat.

  • Ja, mein Kind war (blöderweise gewissermaßenl mit.

    Wenn ich es aus dem Augenwinkel richtig mitgekriegt habe, hat er die Streichelzoonummer auch am anderen Auslauf abgezogen.

    Aber Kind auf fremde Hunde los schicken, scheint generell recht beliebt zu sein. 2 jähriger torkelt auf uns zu, während ich (kinderlos) unser Haus betreten will. "Der hat keine Angst vor Hunden". Äh.... ja... aber das rechtfertigt nicht, dass Sie das Kind aufn Hund loslassen.

    "Mein Kind hat keine Angst vor Hunden" ist so ungefähr so ein "Schnell weg hier" Satz wie "Meiner will nur spielen".

    Ich hatte bisher immer Glück, dass alle Hunde hier tendentiell kinderfreundlich bis Kinder gewohnt waren und auch das Galgöchen Kindern gegenüber meistens relativ neutral bis okay ist.

    Bei der Dürrekatastrophe musste ich allen Ernstes mal ein unbeaufsichtigtes Kleinkind AUS DEM BEIẞKORB wieder raus ziehen. Das kam so überraschend und ich war erst mal nur baff, drehst Dich einmal um, ist da ein Kind und hat die Finger im Maul vom Hund. Im Beißkorb.

  • Hundundmehr

    Spoiler anzeigen

    Gelistete Hunderassen dürfen sich mittlerweile ausschließlich auf Hundeauslaufflächen ohne Leine und Beißkorb bewegen. Vorher durften die wie alle anderen mit Beißkorb frei laufen (Und deren Halter haben sich halt wie alle anderen auch nicht dran gehalten)

    Diese Novelle wird wohl daran liegen, dass sich deren Halter nicht an die Beißkorbpflicht gehalten haben.

    Das Ergebnis ist: Noch weniger Möglichkeiten und noch strengere Regeln.

    Die Novelle ist eher mal wieder Anlassgesetzgebung und richtet sich ja, wie alle Einer-schreibt-vom-anderen-ab-Rasselisten, vorallem gegen 3 Rassen. American Staffordshire Terrier, American Pit Bull Terrier und Rottweiler, ev. noch Bullterrier und Staffordshire Bullterrier, letztere hauptsächlich aber, weil die auf die Schnelle eh kaum einer auseinander halten kann.

    "Endlich" gab es ja in Österreich wieder einen ziemlich grausigen Vorfall, wo ein Kind von einem frei laufenden Rottweiler angegangen und so schwer verletzt wurde, dass es 20 Tage später im Krankenhaus verstarb.

    Ne besoffene Hundehalterin und ein Hund, der ausgesprochen ungünstig auf Bewegungsreize reagiert und dort wo er lief nicht frei bzw nicht ohne Beißkorb laufen hätt dürfen.

    Nunja. Jetzt haben, nach verpflichtendem Führschein auch alle Listenrassen dauerhaft Leinen- und Beißkorbpflicht und deren Halter dürfen jederzeit angehalten werden und zum Alkoholtest gezwungen werden plus die Hunde relativ leicht und mit viel Spielraum für Willkür abgenommen werden.

    Wer will, dass sein Hund sich noch irgendwie frei bewegen darf, muss auf eingezäunte Hundeausläufe ausweichen. Was die Vorfallrate in Sachen Hund zu Hund Aggression vermutlich deutlich erhöhen wird, weil die besagten Rassen (neben etlichen nicht gelisteten) als erwachsene Hunde häufig ganz und gar keinen Bock auf Fremdhunde haben.

    Der möglicherweise problematische Halterkreis hält sich weiterhin an gar nix, alle anderen haben echt Probleme, ihre Hunde noch halbwegs artgerecht und sinnvoll zu halten.

  • Woche 17+6

    Mit Kohlenhydraten im Magen und 2 Kopfschmerztabletten sieht es nicht mehr so schlimm aus, wie es mir vorkam.

    Galgöchen ist heut ausgebüxt. Allerdings auf einer, wie vorberechnet menschen- und hundefreien Strecke mit optischem und tatsächlichem Abhauschutz, denn kein Mensch braucht nen Hund mit 50, 60 km/h über die Straßen fetzen. Aber das Tor zur städtischen Gärtnerei war offen, das auch überschaubaren Bereich lag. Gewollt hätt ich, dass das Galgöchen davor bleibt. Wie auch der Junior, der vorher kurz von der Leine durfte.

    Galgöchen raste mit einem Affenzahn direkt dort hinein und drehte irre Runden über den Komposthaufen.

    Die Katzenfutterpfeife funktioniert weiterin 1A und der Hund hat das Tempo gebraucht, geärgert hab ich mich trotzdem. Über wen genau weiß ich gar nicht, eigentlich war ich basisgrantig, denk ich.

    Auf Basis schlechte Laune mit dem Galgöchen raus ist nie gut.

    Dabei liefen andere Dinge im Grunde gut. Das Galgöchen ist draußen nicht komplett angstfrei, aber ich halte es nun für in der Lage, unseren Radius zu erweitern.

    Was uns gleichzeitig in ruhigere Gefilde brächte und hundefreundlichere Wege eröffnet.

    Wir schaffen es nun bis an den mit der Straßenbahn nicht allzu weit entfernten Stadtrand. Und da mein hundloser Alltag momentan gefühlt hauptsächlich daraus besteht, in diversen Stadtteilen auszukundschaften, wo es geeignete Flächen gibt, hab ich einige neue entdeckt.

    Dabei tut sich aber eine weitere Schwierigkeit auf. Das Zweithunddilemma.

    Dass neuer, nicht erzogener Hund zu wenig erzogenem Hund nie klug ist, war mir klar. Dass zwei Windhunde sich gegenseitig einerseits gut tun, weil da endlich einer ist, der auch so tickt, dass das aber auch komplexe Dynamiken vorallen in Sachen Jagen und andere Hunde in Gang bringen kann, theoretisch ebenfalls.

    Der Junior ist nun 11 Monate da und war in Rekordzeit sehr aufgeschlossen und mitarbeitend. In bekanter Umgebung "funktioniert" er wunderbar vorbildlich. Trotzdem ist er nicht auf dem Stand eines Hundes, mit dem man 10 Jahre zusammen gelebt hat, und... wir waren im letzten Jahr auch recht eingeschränkt unterwegs. Anfangs, weil ihm mehr zuviel gewesen wäre, dann, weil der Senior immer schlechter beisammen war, dann, weil sein plötzlich nicht mehr alleine Bleiben können nach dem Tod des Althundes ein großes, energieraubendes Thema war, das Vorrang hatte und dann, weil das Galgöchen einzog, dem noch alles zuviel war.

    Sprich: in dem eingeschränkten Bereich in dem wir uns bewegt haben, klappen so ziemlich alle Dinge recht gut mit dem Junior. Aber er kennt selbst noch nicht all unsere Möglichkeiten. Und fängt bei manchem auch wieder bei 0 an.

    Bloß, weil er in Park xy super hört, heißt das nicht, dass er das auf Wiese z auch tut. Vorallem bei Reizvorkommen.

    Und er hat noch einen "Ankommensschub" gemacht. Mehr Energie und mehr Jagdinteresse (sein Katzenthema ist ja auch nicht ganz ohne).

    Betreten wir also Neuland fürs Galgöchen, ist es das für den Junior auch. Statt auf einen, muss ich mich wieder vermehrt auf 2 Hunde konzentrieren.

    Langfristiges Ziel wär ja, mehr Freilauf für beide. Beim einen muss man aufpassen, dass er nicht abhaut und Mensch oder Tier stellt, beim anderen, dass er nicht jagen geht.

    Junior kurz von der Leine im vorher extra abgegangenen Gebiet ging ganz gut. Als kurze Trainingseinheit. Nicht als ernst zu nehmender Freilauf.

    Mitm Galgöchen. Ähm. Naja.

    Straßenbahn retour ging. Bis kurz vor Ende. Dann gings eigentlich nimmer. Galgöchen hatte wieder hechelndes Stressgesicht und war drüber. Und ich hungergrantig und alles doof.

    Der Dienstplan macht jetzt mal 2 Ruhetage für die Hunde. Ich hoffe, ich halte mich dran.

  • Woche 18+2

    Mensch fehlinterpretiert das ja gerne, aber ich habe zunehmend den Eindruck, dass das Galgöchen Streicheln, konkreter gesagt Hintern kraulen, eher belohnend findet, als Futter. Vorallem, wenn es eine Spur zu aufgeregt ist.

    "Ruhewochenende" ging fast wirklich. Bis auf einen zu gewagten Spaziergang, wo der Junior auf einem öffentlichen Platz ein bisschen leinenlos Parkour üben durfte. Da war dem Galgöchen trotz später Stunde zuviel von vornehintenseitlich los und jugendliche Partygänger sind ihm auch nicht geheuer, selbst wenn sie noch gerade gehen.

    Aber das Galgöchen auf der Parkbank auf den Schoß nehmen zum wieder runter fahren, funktionierte.

    Futter hätt es da grad nicht genommen.

  • Auf den Schoß sitzen oder auch nur die Vorderpfoten auf meinen Unterarm abstützen um stehen (und beobachten) zu können (also als würde man hinter einem einjährigen Kind knien und ihm helfen gerade zu stehen während es sich abstützt) funktioniert hier auch sehr gut. Gleichzeitig in kniffeligen Situationen ziehe ich leicht am Geschirr, der Geschirrgriff wurde als sehr positiv verknüpft. Allerdings ist das Galgöchen da ja ein paar Nummern zu groß für.

    Ich finde es schön hier mitzuverfolgen wie individuell solche Vorgehensweisen sind.

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