Schwieriger Hund - Frust aushalten und zur Ruhe zwingen

  • Ich denke nicht, dass eine miserable Haltung durch einen Jäger als Beispiel genommen werden sollte um das eigene Vorgehen zu legitimieren.


    Ich würde mich an einer guten, der Rasse entsprechenden Haltung orientiert.


    Da ist es wie immer eine gesunde Mischung aus allem. Normale Gassigänge, regelmäßiges Training für den jagdlichen Einsatz (ja, solche Hunde bildet man aus!), genug Ruhe, Aufenthalt im Haus, wenn vorhanden auch mal im Auslauf oder Zwinger ... und dann sind auch diese Hunde relativ normal. Zumindest sind das die jagdlich gezüchtet und geführten Pardon Russell Terrier meiner Freunde. Extremismus tut keinem Lebewesen gut.


    Arbeitslose Arbeitsrassen sind meiner Erfahrung nach allerdings oft niemals vollendet zufrieden. Die echte Jagd auf lebende Tiere ist eben durch nichts zu ersetzen.

  • genau mit der einstellung hab ich sie überfordert. schonmal gesehen, wie jagdhunde leben? die kommen ein paarmal im monat aus dem zwinger, da macht sich niemand gedanken über auslastung. "artgerechte beschäftigung" ist dann, sie auf andere tiere hetzen und jedes mal wieder zusammenflicken lassen, oder wie? wie gesagt, wir müssen uns erst da hinarbeiten, dass ich sie gezielt draußen beschäftigen kann.

    Vielleicht würde dir sogar ein Jäger helfen, deinen Fifi auszubilden, wenn du nicht so eine dermaßen überhebliche, besserwisserische Art hättest.... In der jeder andere Schuld ist... die bösen Züchter, die bösen Anlagen, etc.


    Übrigens schlafen die allermeisten Jagdhunde die ich kenne unter der Bettdecke.

  • meine parson Hündin ( 1,5 jahre) kommt aus einer Jagd-leistungszucht und ist daher darauf gezüchtet, immer auf 180 zu sein.

    und wann darf dein Hund tun wozu er gezüchtet wurde? Wann werden also ihre Grundbedürfnisse wirklich befriedigt?
    Das sind Hunde die neben der Begleitung und Arbeit auf der Jagd noch die Aufgabe hatten Hof und Haus rattenfrei zu halten. Du hast dir bewußt einen Hund gekauft der auch wirklich noch danach gezogen wurde diese Leistungen zu erbringen also bist du jetzt in der Pflicht... In einer Wohnung un d mit langweiligem Gassi wird so ein Hund nicht glücklich.

  • Also, mit Arbeitslinie kann ich natürlich nicht dienen. Aber mit einem ruckzuck reizgefluteten Hund, der mit Artgenossen in den allermeisten Fällen massive Probleme hat, ja, das hab ich hier. Und nebenher sogar einer, der bei zu viel Stress abends Krampfanfälle bekommt, richtiges dosieren ist also unerlässlich. So viel nur als kurzer Hintergrund.


    Und auf dieser Basis kann ich dir sagen: Nur runterfahren ist eine mögliche Erstmaßnahme über kurze Zeit (maximal zwei Wochen), danach wird das zu einem eigenen Problem. Im Prinzip lautet deine Aufgabe, die gesamten Elemente erst einmal getrennt zu analysieren: Wie viel geistige Anregung braucht dein Hund, um zufrieden zu sein aber nicht überfordert? Und welche Art? Wie viele Reize verträgt sie, welche davon triggern sie wie stark? Wie viel Bewegung braucht sie, wann dreht sie über? Welche Art von Bewegung tut ihr gut? Auch das Futter spielt übrigens eine oft unterschätzte Rolle! (Mein Terrorterrier darf nie völlig "leer" sein, und verträgt definitiv nicht zu viel Eiweiß und Fett. Beachte ich das nicht, merke ich das auch am Verhalten!)


    Hat man all das sortiert, empfiehlt es sich einen Wochenplan zu basteln. Wie viel Bewegung, wie viel geistigen Input, wie viel Außenreize etc. braucht es, wie viel geht maximal? Und dafür müssen dann Wege gefunden werden, das umzusetzen. Bei den meisten Hunden geht das alles völlig unverkrampft auf einem Spaziergang; bei eher speziellen Hunden halt nicht. In unserem Fall lief es zum Beispiel darauf hinaus, abends immer ca. 10 Minuten zu clickern oder ähnliches, an Spaziergängen die immer gleichen entspannten kleinen Runden zu laufen, und dafür 2-3 mal pro Woche auf dem Hundeplatz sowohl im klassischen Sinne zu "arbeiten" wie auch Freispielrunden einzulegen. (Garten geht da natürlich genauso, der Kernpunkt war ein zwar freier, aber als Sicherheitszone wahrgenommener Raum.) Und nicht vergessen, das ist alles nicht in Stein gemeißelt, sondern verändert sich immer mal wieder. Wenn man es richtig macht dahingehend, dass immer mehr möglich wird.


    Das alles erfordert aber eine Menge Reflektieren, Analysieren, und natürlich Ausdauer. Dass es sich lohnt zeigt mir mein Problemfellchen jeden Tag wieder. Aber eines muss man dafür bereit sein zu tun: Sich von der Idee verabschieden, dass es mit ein wenig Erziehung schon getan ist, und man innerhalb kurzer Zeit einen völlig normalen Alltagsbegleiter hat. Vielmehr kann man sich zwar über kurz oder lang einen brauchbaren Alltag schaffen - aber nur mit enstprechendem Management und entsprechender Anpassung. Und vor allem ganz viel Empathie für die oft einander widersprechenden Bedürfnisse des Hundes, die er selbst und ohne Hilfe nicht in Balance bekommt.

  • ch ruf mal @Lucy_PRT


    Sie hat auch eine Parson Hündin, vielleicht hat sie noch ein paar Tipps für Dich. :smile:

    Ich versuche gerne, ob ich vielleicht ein paar Tipps habe - wird aber vermutlich ein etwas längerer Text werden :ops:



    Vielleicht kurz zu uns:
    Lucy ist jetzt 1 Jahre und kam mit 12 Wochen zu uns.


    Ich finde, man muss dieses Temperament, dass ein PRT mitbringt, schon mögen...
    Die Reizoffenheit und die wahnsinnige Reaktionsgeschwindigkeit haben mich in den ersten Wochen manchmal ganz schon gefordert.... und fordern mich manchmal auch heute noch.
    Andererseits genieße ich aber auch genau diese "Power" - wenn man das in geregelte Bahnen lenkt, finde ich es einfach wahnsinnig toll.



    Im Haus ist Lucy mittlerweile sehr ruhig und sehr entspannt und schläft viel.
    Manchmal merkt man über Stunden hinweg überhaupt nicht, dass hier überhaupt ein Hund wohnt.
    Draußen hat Lucy Power ohne Ende - und sobald wir uns aktiv mit Lucy beschäftigen, wird ein geheimes Raketentriebwerk gezündet ;)




    Lucy ist aus nicht-jagdlicher Zucht.
    Ich finde, dass bereits ein PRT aus nicht-jagdlicher Zucht eine gewisse "Herausforderung" ist , weshalb wir uns damals ganz bewusst gegen einen PRT aus jagdlicher Leistungszucht entschieden haben.



    Hast Du Dich gezielt für die jagdlich geführte Linie entschieden?
    Falls ja - gab es da einen bestimmten Grund?
    Hattest Du Dich allgemein für einen PRT interessiert - oder kam das einfach nur, weil Du den Welpen retten wolltest - ganz unabhängig von der Rasse?




    Ist gesundheitlich alles abgeklärt worden?
    Schilddrüse usw.?


    Und kann ein Teil der Problem evtl. daher kommen, weil Deine Hündin durch die einseitige Schwerhörigkeit vielleicht verunsichert ist?



    Ansonsten gehe ich nachfolgend auf ein paar Punkte ein, die mir aufgefallen sind.



    Ich möchte ganz ausdrücklich betonen, dass alles, was ich nachfolgend schreibe natürlich nicht allgemeingültig ist und ich nur von den Erfahrungen mit meinem PRT berichten kann.
    Da Dein Hund in vielen Bereichen anders reagiert, als ich das von Lucy kenne, möchte ich Dich bitten, meine Tipps wirklich nur als Anregung zu verstehen und nicht einfach 1:1 umzusetzen.


    das hört sich auch gut an, aber ich würde den langen Spaziergang vielleicht auf 30-40 Minuten eingrenzen. Ich bin mir auch unsicher, weil sie gerade wenig Auslauf hat bei der Methode ( wir gehen hier in der Stadt nur um den Block und ich lasse sie schnüffeln) hier gibt es eine kleine Wiese, vielleicht gehe ich da einmal am Tag mit ihr hin und sie kommt für ein paar Minuten an die schleppleine, damit sie wenigstens ein bisschen herumlaufen kann. Ich muss halt wenigstens den Rückruf und den Maulkorb mit ihr üben, weil sie mit den meisten Hunden unverträglich ist und ich nicht riskieren will, dass sie irgendwann zu nah an einen anderen Hund kommt und zubeißt. Also vielleicht dann: 1. Runde 15-20 Minuten, dann maulkorb und Entspannung/streicheln 2.runde 30-40 min mit Gang zur Wiese, bisschen schnüffeln und abrufen, danach wieder Entspannung 3. Runde nur zum lösen und dann Entspannung.



    soll auch langweilig sein, weil ich das langsam ausbauen will. die trainerin meinte, ich soll erstmal soviel wie möglich rausnehmen und dann schauen wir weiter


    Ich habe bei Lucy die Erfahrung gemacht, dass ein PRT sich nicht langweilt.
    Wenn er zu wenig sinnvolle Auslastung bekommt, dann sucht der PRT sich einfach selbst eine Auslastung ;)
    Meist nicht unbedingt das, was man sich als Halter da so wünschen würde...


    Ich habe mich vor Lucys Einzug bei uns sehr intensiv mit dem Thema "Ruhe lernen" beschäftigt.
    So wirklich geklappt hat das allerdings trotzdem nicht...


    Zum Glück hatte ich ein paar Stunden bei einem sehr gutem Trainer, der mir gesagt hat, Ldass ich in ruhiger Umgebung durchaus auch länger mit Lucy unterwegs sein darf.


    Und ab diesem Zeitpunkt war es, als hätten wir den "Ausschalt-Knopf" gefunden.
    Lucy war deutlich entspannter und ruhiger, als sie mehr Auslastung bekommen hat.
    Mit "Ruhe lernen" hat Lucy am Tag vielleicht 15 Stunden geschlafen (viel zu wenig für einen Welpen/Junghund) und hat sich in der restlichen Zeit einfach selbst beschäftigt.


    Als wir Lucy sinnvolle Beschäftigung angeboten haben (z.B. Suchspiele, ein bisschen Clickern, spielerische Dummy-/Apportiertraining usw - natürlich nicht alles an einem Tag), hat Lucy freudig mitgemacht - und plötzlich sehr viel mehr geschlafen, weil sie einfach insgesamt entspannter war und sich nicht dauernd selbst eine Aufgabe gesucht hat.


    Lucy braucht einfach ein Ventil für die ganze Energie, die in ihr steckt.



    Das ist aber natürlich von Hund zu Hund sehr unterschiedlich.
    Was den einen Hund total überdrehen lassen würde, ist für den anderen Hund das "Ventil", seine Energie abzulassen, damit er überhaupt zur Ruhe kommen kann.




    das ist echt psychisch nicht einfach. Dazu kommt, dass wir mehrere Baustellen haben, sie ist anderen Hunden gegenüber wie gesagt recht aggressiv (mit leinenpöbeln etc) und ich versuche, umso kontrollierter und ruhiger zu sein. Das pöbeln hab (wenn der Abstand passt) ich schon ganz gut im Griff mit zeigen und benennen. Es ist so dass wir meist vier von sieben Tagen in der Stadt sind, den Rest sind wir am Land bei meinem Freund, der seit einem Monat einen Hund bei sich hat (in ganz üblen Zustand aus einem Zwinger geholt), deswegen ist sie da noch unruhiger, aber wir arbeiten da auch mit der Trainerin. Der zweite Hund hat aber auch den Vorteil, dass wir mit ihm social walks machen können und sie hundekontakt hat, bei dem ich nicht befürchten muss, dass sie beißt, weil die beiden ganz gut klarkommen.Die Trainerin hat nur gemeint, wir fangen mit der Hausnummer an und dann schauen wir was passiert. Sie meinte, stadthunde sind viel ruhiger, weil die dauernden reize einen "grundstress" erzeugen, der den Hund kopfmässig beschäftigt. Wenn ich sie in die Box schicke, steht sie ständig wieder auf und läuft rum. Sie hat eine große flugbox, alles andere würde sie zerlegen.

    So, wie Du Deinen Hund beschreibst, wirkt er auf mich sehr reizoffen.
    Und gerade für reizoffene Hunde kann das Stadtleben einen hohen Hintergrund-Stress erzeugen - was dann wiederum dazu führt, dass alle weiteren Situationen durch diesen bereits bestehenden Hintergrund-Stress noch stressiger empfunden werden.
    Für einen reizoffenen Hund ein ziemlich doofer Kreislauf :( :


    Ich sehe da - bei dem von Dir beschriebenen Hundetyp - absolut keine positive "Kopfarbeit", sondern einfach nur viel zu viele Reize.


    Auch der zweite Hund kann für Deinen Hund Stress bedeuten.
    Daran kann man arbeiten - aber dafür muss man erst erkennen, ob es für den Hund stressig ist oder nicht.

  • Ich muss die Beiträge leider teilen, weil ich über das 10.000-Zeichen-Limit komme :ops:


    Du hast einen Parson aus Jagdleistungslinie und glaubst allen Ernstes, dass der mit ein paar Runden um den Block in der Stadt ausgelastet ist? Dein Hund dreht am Rad, weil ihm tot langweilig ist und er einen Job braucht.
    Ruhe gut und schön, aber ein Hund aus einer Arbeitslinie braucht auch Artgerechte Beschäftigung.


    Ja, das kann ich voll und ganz unterschreiben.


    genau mit der einstellung hab ich sie überfordert. schonmal gesehen, wie jagdhunde leben? die kommen ein paarmal im monat aus dem zwinger, da macht sich niemand gedanken über auslastung. "artgerechte beschäftigung" ist dann, sie auf andere tiere hetzen und jedes mal wieder zusammenflicken lassen, oder wie? wie gesagt, wir müssen uns erst da hinarbeiten, dass ich sie gezielt draußen beschäftigen kann.

    Gegenfrage:
    Glaubst Du, dass es PRT, die so gehalten werden, wie Du es beschreibst, gut geht?
    Und glaubst Du, dass ein Hund, der so gehalten wird, alltagstauglich ist? Aber genau diese Alltagstauglichkeit verlangst Du ja von Deinem Hund.


    Also muss das Ziel sein, ihn darin zu unterstützen, diese Alltagstauglichkeit zu erlangen. Das geht aber nicht, wenn man sich den "Worst Case" als Beispiel (oder Rechtfertigung) heraussucht.



    ich bekomme mit, wie die hunde leben und von ihren geschwistern leben schon zwei nicht mehr, eins ist ziemlich arg gebissen worden vom fuchs. ich kenne zwei jäger näher, die haben die hunde immer im zwinger


    Eigentlich total OT - aber da ich ein gewisses Verständnis für die Rasse wichtig finde, möchte ich doch genauer darauf eingehen:


    Es ist nicht typisch, dass PRT sich bei der Jagd "zerlegen" lassen und dann zusammengeflickt werden müssen.
    Der PRT soll den Fuchs stellen bzw. aus dem Bau jagen - er soll ihn weder beißen noch töten - und sollte einen direkten Kampf wenn irgendwie möglich vermeiden.



    Zitat aus Wild und Hund:
    "Ein Abwürgen des Fuchses im Bau war und ist bei dieser Rasse als abnormal anzusehen und war als Zuchtziel nie erwünscht. Mit Passion, Ausdauer und Härte und gleicher Sicherheit wie andere Erdhunderassen sprengt er Reineke aus dem Bau."
    Quelle: JACK RUSSELL TERRIER - Der Gentleman unter den Terriern - WILD UND HUND



    Zitat auf der Homepage des PRTCD:


    "Er demonstriert auf Totsuchen genauso sein Können, wie als Stöberhund z.B. bei der Jagd auf Schwarzwild. Am Wild bringt er genügend Schärfe mit, um z.B. den Fuchs aus dem Bau zu drücken, Schwarzwildrotten zu sprengen oder Schalenwild zu stellen. Fremd ist ihm jene blindwütige Schärfe, die so manchen anderen Hunden oft das Leben kostet. Durch seinen Jagdverstand sind schwerwiegende Verletzungen durch Sau oder Fuchs äußerst selten, dem ausgewachsenen Dachs begegnet er unter der Erde i.d.R. mit Vorsicht und geht ihm zumeist aus dem Weg."


    Quelle: … als Jagdhund | Parson Russell Terrier Club Deutschland e.V. (PRTCD)


    (die farblichen Markierungen sind in beiden Fällen von mir)



    Ich muss es an dieser Stelle leider fragen:
    Hast Du Deinen Hund aus einer seriösen Zucht?


    Natürlich kann bei der Jagd auch immer etwas passieren - aber irgendwie kommt es mir komisch vor, dass es laut Deinen Schilderungen anscheinend bereits mehrere Hunde bei der Jagd ums Leben gekommen sind...




    Da kann ich mich @Mini-Sofawolf nur voll und ganz anschließen.


    Du hattest geschrieben, dass Dein Hund sich nicht lange konzentieren kann.


    Aus meiner Sicht weist das entweder auf großen Hintergrund-Stress hin - oder auf Fehler im Training, wie z.B.

    • der Hund weiß, was er machen soll, weil die Übung nicht kleinschrittig genug aufgebaut wurde
    • der Hund wird nicht genug oder nicht mit der für ihn "richtigen" Belohnung belohnt
    • der Hund hat keinen Spaß an der angebotenen Auslastung
    • die Ablenkungen sind für die Trainingsstufe noch viel zu hoch


    Denn ein gesunder und und einigermaßen entspannter PRT kann sich bei Sachen, die ihm Spaß machen eigentlich sehr gut konzentrieren.




    Rest folgt gleich... sonst wird es wieder zu lang :ops:

  • Jetzt mein "Erst-Hilfe-Plan", den ich für Lucy anwenden würde, wenn sie das Verhalten Deiner Hündin zeigen würden:


    An dieser Stelle aber nochmal der Hinweis, dass ich Deinen Hund nicht kenne und meine Tipps in eurem Fall auch komplett nach hinten losgehen könnten.


    • Den Tagesplan des Hundes ganz genau anschauen:
      - Was könnte ihn stressen / ihm Angst machen / ihm unangenehm sein?
      - können diese Situationen vorerst gemieden werden?
      - Und wie können diese Situationen langfristig so aufgebaut werden, dass der Hund mit ihnen einigermaßen gut umgehen kann?


    • Einen abgelegenen Weg bzw. ein abgelegenes Gebiet mit möglichst wenig Außenreizen (z.B. Menschen/Hunde/Wild) suchen
      Dort würde ich mit dem Hund ganz lange spaziergehen (2-3 Stunden, falls gesundheitlich nichts dagegenspricht) - Bewegung baut Stress ab.
      Ganz gemütlich und ganz ohne Stress gehen, den Hund schüffeln lassen, sich zwischendurch einfach mal mit dem Hund auf eine Wiese setzen usw.
      Wenn möglich würde ich eine etwas längere Leine nehmen, damit der Hund sich gut bewegen kann.


      Das ganze würde ich mindestens 2 Wochen so beibehalten, denn bis der Hund seine ganzen Stresshormone abgebaut hat, dauert es mehrere Tage


      In dieser Zeit würde ich versuchen, Spaziergänge in stressigen Gegenden komplett zu vermeiden, damit der Hund aus dem Kreislauf erst einmal herauskommt.


      Bei uns passt übrigens ein einziger, aber dafür langer Spaziergang am Tag viel besser. Bei 3 Spaziergängen ist Lucy immer in Erwartungshaltung, dass es gleich wieder losgeht. Bei einem Spaziergang am Tage entspannt Lucy sofort nach dem Nachhause-Kommen und schläft dann mehrere Stunden ganz ruhig.



    • Zeitgleich zu 1 und 2 würde ich mir überlegen, welche Belohnungen für Deinen Hund besonders wertvoll sind.


      Für viele Hunde sind Leckerchen absolut toll - Lucy findet sie langweilig und überbewertet.
      Würde ich Lucy danach beurteilen, wie gut sie sich mit Leckerchen belohnen lässt, wäre sie ein sehr unmotivierter Hund.
      Dafür ist Lucy mit Spielzeug wunderbar zu motivieren.


      Für andere Hunde ist z.B. Buddeln eine Belohnung, oder ins Wasser springen dürfen usw.
      Ich weiß nicht, wie weit Du Dich mit dem Thema bereits beschäftigt hast - falls Du dazu noch Infos möchstest, kannst Du gerne fragen. Und wenn Dich das Thema an sich genauer interessiert, gibt es auch sehr interessante Literatur (z.B. "Verstärker verstehen" von Viviane Theby)


    • Eine sinnvolle Beschäftigung suchen
      Ich würde dazu mit ruhigen Suchspielen im Haus anfangen.


      Hat Dein Hund ein Lieblingsspielzeug bzw. spielt er gerne?


      Das finde ich besonders einfach aufzubauen.
      In diesem Fall könntest Du dieses Spielzeug als "Suchobjekt" nehmen und darüber eigentlich sehr einfach und schnell spannende Suchspiele aufbauen.


      Wir haben das so aufgebaut:
      Ich habe ein Spielzeug genommen und damit kurz mit Lucy gespielt (damit sie das Spielzeug im Kopf hatte), habe Lucy dann in den Flur gebracht, die Tür für ein paar Sekunden geschlossen und das Spielzeug gut sichtbar im Wohnzimmer ausgelegt.
      Tür auf - Lucy mit "Such Esel" (den Namen des Spielzeugs kannte sie schon, das ist aber keine Voraussetzung) losgeschickt und sie hat natürlich den Esel geholt, weil sie ja weiterspielen wollte.


      Wir haben dann kurz weitergespielt - dann habe ich Lucy wieder in den Flur gebracht, die Tür geschlossen - und den Esel ein bisschen weiter von der Tür weggelegt - aber immer noch gut sichtbar.


      Nach 3-4 Wiederholungen war ich mir sicher, dass sie weiß, was ich meine und habe den Esel dann ganz, ganz leicht versteckt (also z.B. vom Winkel her so hinter einen Gegenstand, dass sie den Esel von der Tür aus nicht gleich sehen konnte)


      Innerhalb von ein paar Minuten waren dann diese "Grundsteine" gelegt und in den nächsten Tagen wurden die Verstecke dann immer schwieriger.
      Erst in einem Zimmer, dann in der ganzen Wohnung, dann im Garten - und später konnten wir es sehr leicht in die Freiflächensuche aus- bzw. umbauen.



    • Überlege Dir, welche Beschäftigung DIR Spaß machen würde.
      Ich würde mit etwas Einfachem beginnen (siehe Punkt 4), damit ihr schnell einsteigen könnt, beide nicht frustriert seid, das "Zusammenarbeiten" lernen könnt usw.


      Wenn dieser erste Schritt gemacht ist, kannst Du Dir etwas überlegen, was Dir Spaß machen würde. Natürlich auch dem Hund - aber ich glaube, wenn Du richtig Spaß hast und Deinen Hund dann ganz positiv heranführst, dann ist er für fast alles zu begeistern.


      Ich finde, dass sich Nasenarbeit (Freiflächensuche, Mantrailing, ZOS usw.) sehr gut eignen - und wenn Dein Hund gerne apportiert, fände ich auch Apportier-Training gut geeignet.


      "Schnelle" Sportarten wie z.B. Agility usw. finde ich in diesem Fall eher ungeeignet, weil dabei die Hunde schnell überdrehen können. Kann aber natürlich auch sein, dass der Hund da sein "Ventil" findet - das müsste man vorsichtig ausprobieren. Ich würde aber zumindest anfangs auf ruhigere Auslastung setzen.


      Lucy z.B. geht in der Freiflächensuche total auf und hat viel Spaß am Dummy-Training.


    • Nicht in die Box sperren.
      Wenn überhaupt, dann nur mit langem und positiv aufgebautem Boxen-Training.
      Ich bin mir aber relativ sicher, dass ich Lucy damit eher stressen würde, als sie zu beruhigen... Ist aber natürlich auch wieder von Hund zu Hund unterschiedlich


      Was bei uns hilft ist kuscheln, Kontaktliegen, streicheln usw.
      Ist auch aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll ;) - weil dabei Oxytocin ausgeschüttet wird, was wiederum ein Gegenspieler der Stresshormone ist.
      Das gilt natürlich nur, wenn der Hund gerne kuschelt - falls er das nicht mag, stresst ihn der aufgezwungene Körperkontakt noch mehr.



    Bestimmt habe ich noch was vergessen... aber mehr fällt mir im Moment nicht ein.



    Vielleicht kannst Du noch ein bisschen mehr zu Deinem Hund (wie heißt die Maus eigentlich?) schreiben.


    Was macht sie gut?
    Was macht sie gerne?
    Was magst Du an ihr gerne?


    usw.


    Bestimmt finden sich da dann noch einige Anhaltspunkte, auf die man gut aufbauen kann.

  • Diese Tipps finde ich sinnvoll und super geschrieben.


    Freiflächensuche bzw Dummytraining - behutsam aufgebaut - und als Basis Suchspiele wären hier auch meine Ansatz.

  • Jaa Jäger sind schon alle echt scheisse.
    Da hats der Leistungszucht - Terrier bei dir, der ganz offensichtlich keinen Dunst von der Rasse hat, ja 1000mal besser.

  • Ein paar Sachen sind mir nun doch noch eingefallen - bzw. bei ein paar Sachen weiß ich nicht, wie ich sie einordnen soll - deshalb würde ich es gut finden, wenn Du dazu noch mehr schreiben könntest:



    das hört sich auch gut an, aber ich würde den langen Spaziergang vielleicht auf 30-40 Minuten eingrenzen. Ich bin mir auch unsicher, weil sie gerade wenig Auslauf hat bei der Methode ( wir gehen hier in der Stadt nur um den Block und ich lasse sie schnüffeln) hier gibt es eine kleine Wiese, vielleicht gehe ich da einmal am Tag mit ihr hin und sie kommt für ein paar Minuten an die schleppleine, damit sie wenigstens ein bisschen herumlaufen kann. Ich muss halt wenigstens den Rückruf und den Maulkorb mit ihr üben, weil sie mit den meisten Hunden unverträglich ist und ich nicht riskieren will, dass sie irgendwann zu nah an einen anderen Hund kommt und zubeißt. Also vielleicht dann: 1. Runde 15-20 Minuten, dann maulkorb und Entspannung/streicheln 2.runde 30-40 min mit Gang zur Wiese, bisschen schnüffeln und abrufen, danach wieder Entspannung 3. Runde nur zum lösen und dann Entspannung.

    Im "Zeigen und Bennen"-Thread hast Du geschrieben, dass Deine Hündin leinenaggressiv ist, aber Du das nicht im "herkömmlichen" Sinne der Leinenaggression einordnest, weil Deine Hündin andere Hunde nicht vertreiben will, sondern Kontakt haben möchte und sich deshalb aus Frust so an der Leine aufführt.


    Kenne ich ganz genau so aus Lexis Welpenzeit - sie hat sich an der Leine ganz schön aufgeführt - und ich war ziemlich verunsichert, weil ich die ersten Male dieses Verhalten als "Vorstufe" einer späteren Leinenaggression bzw. einer Unverträglichkeit gewertet habe.
    Und das bei ein 13 Wochen alten Welpen... das hat mich ziemlich verunsichert...


    Bei uns war es aber - zum Glück - definitiv nur Frust darüber, dass Lucy nicht zum anderen Hund durfte.


    Auch dazu kann ich Dir gerne mehr schreiben - aber ich finde, Deine Aussagen passen nicht wirklich zueinander.


    Will Dein Hund nun zum anderen Hund, weil sie freundlichen Kontakt aufnehmen möchte und ist darüber frustriert, dass sie durch die Leine daran gehindert wird?


    Oder ist sie unverträglich?



    das ist echt psychisch nicht einfach. Dazu kommt, dass wir mehrere Baustellen haben, sie ist anderen Hunden gegenüber wie gesagt recht aggressiv (mit leinenpöbeln etc) und ich versuche, umso kontrollierter und ruhiger zu sein. Das pöbeln hab (wenn der Abstand passt) ich schon ganz gut im Griff mit zeigen und benennen. Es ist so dass wir meist vier von sieben Tagen in der Stadt sind, den Rest sind wir am Land bei meinem Freund, der seit einem Monat einen Hund bei sich hat (in ganz üblen Zustand aus einem Zwinger geholt), deswegen ist sie da noch unruhiger, aber wir arbeiten da auch mit der Trainerin. Der zweite Hund hat aber auch den Vorteil, dass wir mit ihm social walks machen können und sie hundekontakt hat, bei dem ich nicht befürchten muss, dass sie beißt, weil die beiden ganz gut klarkommen.Die Trainerin hat nur gemeint, wir fangen mit der Hausnummer an und dann schauen wir was passiert. Sie meinte, stadthunde sind viel ruhiger, weil die dauernden reize einen "grundstress" erzeugen, der den Hund kopfmässig beschäftigt. Wenn ich sie in die Box schicke, steht sie ständig wieder auf und läuft rum. Sie hat eine große flugbox, alles andere würde sie zerlegen.


    Auch hier hört es sich ganz anders an, als das, was Du im "Zeigen und Benennen"-Thread geschrieben hast.


    Ich finde es aber sehr wichtig, dass man weiß, was hinter dem Verhalten steckt.


    Aggression mit Beschädigungsabsicht ist etwas ganz anderes als ein Hund, der "nur" frustriert ist.
    Natürlich kann der Frust auch in Aggression umschlagen - aber die Grundvoraussetzungen sind anders.
    Und deshalb würde ich die Probleme auch unterschiedlich angehen.


    Was sagt die Trainierin dazu?
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