Ochsen als Wolfsschutz?

  • Mit Jungtieren sind auch nicht Kälber gemeint, sondern so etwa 1-jährige aufwärts, die dann auf einzelne Wölfe auch energisch losgehen können. Es geht da schon in erster Linie ums Mit-Verteidigen der Herde, aber eben immer auch mit dem Hintergrund, dass im Fall X der Verlust für die Herde als Ganzes ein gerissenes Jungtier weniger schlimm wiegt, als wenn ein erfahrenes Alttier gerissen würde.


    LG, Chris

  • wenn ich an die Schottische Rinderherde meiner Schwester denke, da sind auch Kälbchen dabei, nach meiner Vermutung wäre sie nicht genügend wehrhaft gegen Wölfe. Die sind alle, auch der Bulle, ganz liebe und sehr ruhige Plüschis. Und dort gibt es Wölfe.
    Meine Schwester hat es so eingerichtet, daß sie immer in den Stall gehen können. Und sie sind dort oft. Die Wiesen liegen hinter dem Stall, das läßt sich dort so einrichten. Ob das ein Wolfsschutz ist, weiß ich nicht.

  • Es gibt ja ganz unterschiedliche Szenarien, wenn Wölfe Rinderherden angreifen.


    Szenario 1 ist, dass die Wölfe (manchmal tatsächlich auch nur einer), versuchen, unter der Geburt das neugeborene Kalb abzugreifen. Das machen sie häufiger, manchmal ziehen sie das Kalb auch regelrecht aus der Kuh heraus - aus Wolfssicht ein effizientes, recht risikoarmes Vorgehen, weil die Mutterkuh sich zur Geburt von der Herde absetzt. Ab einem bestimmten Punkt der Geburt kann die Mutterkuh die nicht mehr aufhalten und ist in diesem Moment sehr wehrlos. Die Stoffwechsellage um die Geburt herum ändert sich und das ist für Wölfe "riechbar", das darf man nicht vergessen. Wölfe können über größere Entfernungen (etwa 2 km) potentielle Beutetiere geruchlich erfassen, wenn sie an Mutterkuhweiden in geringerer Distanz vorbeilaufen, bekommen sie auch mit, wenn Geburten anstehen.


    Szenario 2 ist, dass die Wölfe Mutterkuh und Kalb/Kälber in der Phase angreifen, in denen die beiden sich noch zwecks Bindungsaufbau abseits der Herde aufhalten.
    Das sind dann gern die Risse, wo das Kalb gerissen wird und die Mutterkuh durch Hetzen mit Genickbruch tot aufgefunden wird.


    Szenario 3 ist, dass Wölfe gezielt Jungvieh-Herden angreifen. Die Tiere sind noch nicht so erfahren, wie Alt-Tiere, lassen sich meist recht rasch ins Laufen bringen und dann ist schnell ein Tier von der Herde separiert.


    Szenario 4 ist - wie in dem Bison-Video z. B. - der Versuch, mit mehreren Wölfen intakte Herden anzugreifen. Auch da geht es immer darum, die Herde in Bewegung zu setzen und zu versuchen, ein Tier zu separieren. Das ist in den meisten Fällen ein unerfahrenes Jungtier, es kann aber auch ein älteres Tier sein, dass in irgendeiner Art und Weise grad eingeschränkt ist, durch Lahmheit, Krankheit, Alter.


    Und dann gibts noch alles mögliche dazwischen - Kälber liegen gern mit i-was im Rücken, das ist auch mal der Zaun. Bei zu hoch angesetzten Zäunen ist ein Kalb am Rand schnell rausgezogen. Manche Kälber sind auch schon draussen, weil die Zäune nicht immer kälbersicher sind - da hilft dann auch keine Herde mehr.


    Man muss extrem umdenken - die Gruppenstruktur überdenken, die Einzäunung überdenken, gewohnte Abläufe überdenken. Bei Blockabkalbungen könnte man z. B. in den ersten Kälber-Lebenswochen besonders geschützte Flächen nutzen und ab einem bestimmten Alter der Kälber auf etwas weniger Fort-Knox-Flächen umziehen.


    Was gar nicht gehen wird, ist auf Herdenschutz zu verzichten - denn es geht nicht immer allein um Risse an sich, sondern auch um nervöse Herden, die sich nicht mehr handeln lassen und so auch für die Betreuer gefährlich werden, es geht immer auch um Haftungsfragen bei möglichen Ausbrüchen.


    LG, Chris

  • Auch, wenn Moschusochsen nix mit Rindern zu tun haben, sondern zu den Ziegenartigen zählen - hier kann man sich mal deren Strategie anschauen, mit Raubtieren umzugehen:


    Wenn Herden das so beherrschen, haben sie gute Chancen, was Wölfe angeht.
    Den Nutztierherden ist aber vieles durch die Auslese auf Umgänglichkeit abhanden gekommen.


    LG, Chris

  • wenn ich an die Schottische Rinderherde meiner Schwester denke, da sind auch Kälbchen dabei, nach meiner Vermutung wäre sie nicht genügend wehrhaft gegen Wölfe. Die sind alle, auch der Bulle, ganz liebe und sehr ruhige Plüschis. Und dort gibt es Wölfe.
    Meine Schwester hat es so eingerichtet, daß sie immer in den Stall gehen können. Und sie sind dort oft. Die Wiesen liegen hinter dem Stall, das läßt sich dort so einrichten. Ob das ein Wolfsschutz ist, weiß ich nicht.

    Wenn die Rinder immer in den Stall gehen können, dann können es die Wölfe auch... Ein Stall bietet nur dann Schutz, wenn er so massiv ist, dass kein Wolf irgendwo durchschlüpfen oder sich durchgraben kann.


    Und das ist dann das Ende der Weidehaltung.


    @Chris2406: Was ich vergessen hatte: Wir wohnen im nördlichen SH; danke für Dein Angebot! Aber eine Herdenschutzhundeaufrüstung für die Galloways wird es nicht geben, weil es weniger zeitaufwändig und billiger ist, diesen Teil des Betriebes wieder aufzugeben. Das ist nur so lange interessant, solange man nicht noch Geld in die Hand nehmen oder mehr Zeit als die üblichen Routinekontrollen auf Kalbungen und Wohlergehen der Herde aufwenden muss.
    Das Projekt "Weidewald" dürfte es im Falle von Rissen schwer haben, Viehhalter zu finden, die mitmachen.


    Das Milchvieh bringt halt ganzjährig und regelmäßig Geld, wenn man die Kosten im Griff hat, Mastvieh, auch wenn es aus extensiver Haltung ist, nur einmal beim Schlachten.


    Blöde Frage, weil Du schreibst, Deine Kühe haben keine Kälber bei Fuß: Hast Du nicht mehr besamen lassen?


    Falls sich hier wirklich Wölfe etablieren, wird es wohl so aussehen, dass allenfalls die Milchkühe noch raus dürfen und fraglich ist, ob das Jungvieh überhaupt selber aufgezogen wird.


    Im nächsten Jahr Ochsen dazuzustellen - mein Freund kann z. B. zwei Limousinochsen aus der Nachbarschaft kaufen -, ist vielleicht besser als nichts.


    Caterina

  • Wenn die Rinder immer in den Stall gehen können, dann können es die Wölfe auch... Ein Stall bietet nur dann Schutz, wenn er so massiv ist, dass kein Wolf irgendwo durchschlüpfen oder sich durchgraben kann.


    Und das ist dann das Ende der Weidehaltung.

    der Stall ist massiv gebaut, das ist kein Unterstand. Allerdings ist er tagsüber auf, da könnten die Wölfe also rein. Nachts macht sie den Stall zu soweit ich weiß.
    Sie hat auch noch Wiesen außenhalb, da ist kein Stall, nur ein Unterstand, aber da kommen nur schon größere Jungtiere hin im Sommer, Mutterkühe mit Kalb sind immer zu Hause. Im Winter sind sie alle zu Hause.
    Ein Wolf wurde in Nähe des Ortes schon gesichtet, aber soweit ich weiß ist nichts passiert. Diese Spezialzäune hat sie noch gar nicht.
    Wenn ich das nächste Mal mit ihr spreche, werde ich sie mal fragen.


    es gibt doch seit langem eh kaum noch Weidehaltung. Die Kühe sind in den modernen computergesteuerten Boxenlaufställen eingesperrt und der Bauer holt ihnen das Frischfutter von der Wiese. Das beobachte ich hier jedenfalls so. Ja klar die Jungtiere sind noch draußen oder Mutter- Kuhherden, aber Milchkühe sieht man hier schon lange nicht mehr. Bei manchen Bauern denke ich mir die kümmern sich einen Scheißdreck um ihre Tiere, die haben noch nicht mal einen Unterstand oder einen Baum wenn im Sommer über dreißig grad sind und pralle Sonne oder es regnet ununterbrochen. Und wenn so jemand dann über Wölfe jammert, da frage ich mich dann ob das alles noch seine Richtigkeit hat.

  • Hier in der Gegend Heidekreis gibt es noch einige mit Weidehaltung und hier gibt es auch immer wieder Wolfssichtungen. Bisher sind mir „nur“ Übergriffe auf Schafe bekannt.
    Die These mit den Ochsen ist mir auch neu. Mein Bruder führt den Milchviehbetrieb weiter, ist aber ne andere Gegend. Die Kühe haben bis Oktober Weidegang.

  • Ich hab einen Freund mit Mutterkuhhaltung, der in der Herde zeitweise auch mal den einen oder andere Ochsen mitlaufen hatte. Er sagte, das wäre immer eher gutmütige Dödel gewesen - gefährlich und wachsam waren die älteren Mutterkühe, bei denen jeder Fuchs ernsthaft um sein Leben laufen mußte.

  • Wir hatten mal eine Zwillingsgeburt auf der Weide. Als wir das gesehen haben, waren die Kälber bereits tot, der Verdacht war auch Richtung Fuchs. Die Färse war von der Geburt noch sehr geschwächt, deshalb konnte sie ihren Kälbchen wohl nicht helfen :verzweifelt:

  • Die Kühe scheinen, nach dem ,was mein Freund erzählt, den Fuchs tatsächlich unter Generalverdacht zu haben. Er sagt, der braucht nicht mal zu versuchen, auf der Weide Mäuse zu fangen oder einfach durchzulaufen - die alten Tanten versuchen sofort und ernsthaft, ihn in die ewigen Jagdgründe zu schicken.


    So gesehen wären ein paar aggressive alte Damen wahrscheinlich als Wolfswächter eher geeignet als ein friedlicher Ochse? Oder, wie ich eher fürchte, ebensowenig, denn Wölfe kommen ja nicht einzeln wie Füchse?

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