Hund trotz Krankheit? Beratung gesucht

  • Ich bin jetzt mal Spielverderber:


    Dieses Thema gab es ja schon öfter und ich habe auch öfter dazu geantwortet.
    Meine Hunde sind inzwischen beide Besuchshunde in einem Wohnheim für psychisch kranke Erwachsene. Und dort sind keine Haustiere erlaubt.


    Wieso? Erstens, weil die Menschen dort so eingebunden werden, dass sie sich um sich selbst kümmern müssen, Termine haben, in Werkstätten sind, Therapien haben usw usf.
    Zweitens, weil es immer wieder sein kann, dass man stationär aufgenommen werden muss. Das geht von heute auf morgen, mal läuft es lange gut, dann gibt's einen Trigger und dann wird die Klinik angerufen. In dieser Zeit kann sich keiner kümmern.


    Und drittens, das ist einfach mein Anliegen, weil das ein Hundeforum ist: Ein Hund ist kein Therapeut. Er hat auch Bedürfnisse. Auch ein Welpe möchte mehr raus als 15min pro Spaziergang, mit einem Jahr sollte ein gesunder Hund Auslastung vom Kopf her haben und auch mal toben dürfen, längere Stecken gehen usw. Ein Hund möchte beschützt werden. Gerade in der Stadt im Gassigebiet gibt es dauernd Konfrontationen und Hundekontakt und da muss man schon für seinen Hund da sein, nicht anders herum. Andere User haben hier schon einiges darüber geschrieben.


    Und ich muss echt sagen, außer dass ich hier im DF lese, dass das voll gut klappt mit einer Depression (und hier auch noch starken körperlichen Einschränkungen), habe ich das im realen Leben leider noch nicht erlebt, obwohl oder gerade weil ich da so an der Schnittstelle bin. Sind die Leute noch nicht behandelt und medikamentös eingestellt, klappt es in der Regel nicht mit dem Hund. Der wird entweder abgegeben oder die Eltern oder der Partner (die den Hund teilweise gar nicht haben wollten und sich jetzt gezwungenermaßen darum kümmern müssen) übernehmen die Arbeit. Nicht selten bleibt der Hund dabei auf der Strecke.


    Ich weiß, dass viele Psychotherapeuten zu einem Hund raten. In 6 Fällen in meinem Umfeld wurde es befolgt, in 5 Fällen hat es nicht schön geendet. Therapeuten konzentrieren sich auf die menschlichen Aspekte - ich betone hier die tierischen Bedürfnisse.


    Ich persönlich rate deswegen von einem Hund ab, solange man sich nicht fit genug fühlt, den ganz normalen Alltag dauerhaft zu bestreiten.

  • Ich sehe das in diesem Fall weniger kritisch - einfach weil ganz offensichtlich (das wird schon im ersten Post klar) ein gutes Netz mit vielen Backup-Plänen da ist.

  • Nach dem ersten Post muss ich sagen, sehe ich bei dir keinen Hund. Soviel Unruhe durch eure Arbeitszeiten und Hund hier und und Hund da hin.


    Deine ganzen Ansprüche und Wünsche an den Hund, da hätte ich Angst dass er dabei durchdreht.


    Und wenn du dich selbst depressionsbedingt nicht motivieren kannst an manchen Tagen aufzustehen, dann fürchte ich geht das für den Hund auch nicht all zu lange gut.

  • Ich bin jetzt mal faul und schreib direkt in das Zitat rein

    Ich finde nicht, dass du der Spielverderber bist. Du weist ganz klar auf die Schwierigkeiten hin und beziehst dich auf deine fundierten eigenen Erfahrungen. :dafuer:


    Das Hundewohl sollte natürlich an erster Stelle stehen, seine Bedürfnisse müssen genauso viel zählen wie die eigenen.
    Aber wie ich manchmal die Launen meines Hundes ertragen muss und er einem gehörig auf den Nerv gehen kann, so muss Hundi auch ab und zu mit meinen Launen zurecht kommen :p


    Ich geh mit dir einig, dass die Anschaffung eines Tieres sehr wohl überlegt sein muss und wenn man nicht für die Grundbedürfnisse garantieren kann sollte man es auch lassen (und vielleicht zu einem besseren Zeitpunkt wieder aufgreiffen).

  • Liebe Moderatoren, wenn euch mein Posting zu persönlich ist, unpassend für das Forum, bitte löschen.


    Liebe @Nuryeve
    ich habe selber keinen Hund, bin hier weil ich vor Hunden Angst habe (bzw. hatte), aber habe inzwischen auch genug gelesen darüber, was Hunde brauchen und auch was es heißt einen Hund zu haben.
    ich habe auch diese fiese Krankheit Depression an der Backe, kann nach langer Zeit mit Therapie und Reha gut damit umgehen, aber es erwischt mich doch immer wieder. Auch wenn ich meine, ich weiß alles darüber, kenne die Anzeichen und kann rechtzeitig gegensteuern.


    Depression hat viele Facetten, ist nicht bei jedem gleich. Aber ich will dir gerne erzählen, wie es mir geht, wenn ich etwas "muss" in meinen schlechten Phasen und dir meine Gedanken mitteilen, bezüglich einen Hund haben.
    Das kann bei dir ganz anders sein, aber vielleicht magst du über meine Gedanken nachdenken, und es könnte dir helfen bei deiner Entscheidung.


    (Fortsetzung kommt, ich schicke diesen Teil erstmal ab, bevor evtl. nochmal eine Forumsstörung kommt und das Getippte verloren geht)

  • Ok, dann schreib ich noch was dazu. Vorneweg, ich "leide" auch an rezidivierender Depression, habe Phasen wo es mir gut geht, Phasen wo es mir schlecht geht, meistens ist es so lala was bei mir Normalzustand ist.
    Und ich bin quasi "alleinerziehend" da Single.


    Mein Hund ist ein robustes Sonnenscheinchen der Marke "steh auf mein Herz und suche Freud".


    Er gibt mir unglaublich viel und mein Zustand hat sich, seit dem Gustl bei mir ist, wahnsinnig verbessert. Was Stimmung anbelangt.


    Was hier aber momentan immer noch nur mit ach und krach geht, ist der Energieverbrauch, soviel ein Hund auch gibt, soviel nimmt er auch an Energie. Füttern, sich kümmern, rausgehen, Beschäftigung... all das verbraucht Energie die ich dann anderswo, z.B. im Haushalt nicht mehr einsetzen kann.
    Wo ein gesunder Mensch nebenbei noch dies und das und jenes machen kann, bei mir gehts nicht.
    Arbeitsfähig bin ihc zwar, aber momentan noch für nur 3 Stunden am Tag.
    Sprich wenn ich wieder Arbeit habe, dann bin ich gut 4 bis 5 Stunden aus dem Haus, danach ist Hundebeschäftigung angesagt und dann bin ich platt. Da ist dann keine Energie mehr da für was mit Freunden machen, Haushalt schmeissen oder Termine erledigen.


    Bedenke das und bedenke es gut. Bei mir klappt es weil ich ein sehr engmaschiges Notfallnetz habe aber richtig krank, so dass ich in eine Klinik müsste, darf ich nicht werden. Für mich gibts nur ambulante Behandlung.


    Was mein Sonnenscheinchen betrifft, auch an 7kg Hund kann man sich wunderbar festhalten. Dennoch sollte es dir klar sein, dass du führst denn dein Hund kann es nicht. Assistenzhunde lernen zwar bestimmte Situationen zu managen, aber das ist nur ein kleiner Bruchteil und in vielen Situationen wirst du es sein, die für den Hund stark sein muss.


    Und Welpe und Junghund braucht, wenn er nicht allein bleiben kann, eine gute Betreuung. Möglichst ohne viel heute zu den Leuten, morgen zu denen. Gibt genug Threads hier im Topic wo zu lesen ist dass übermässige Fremdbetreuung durch zuviele unterschiedliche Leute den Hunden nicht gut tut.

  • ich würde einen erwachsenen Hund vorziehen, einfach weil es mit allein bleiben etc einfacher ist und man nicht so ein schlechtes gewissen hat wenn mal was nicht klappt. außerdem kann der dann schon einiges und dazu lernen und Erfolgserlebnisse haben geht auch mit einem erwachsenen Hund.
    einen Welpen würde ich sehr genau anschauen, aries zB reagiert auf viele ihm neue Situationen mit bellen aus Unsicherheit, da muss ich ihm sagen dass alles ok ist, auch bei Menschen die direkt und bedrohlich auf uns zukommen.
    Aber aus dem Bett hat er mich immer sehr erfolgreich geworfen, lieber um 3 Uhr aufstehen als pipi wegwischen.... ^^

  • Aber wie ich manchmal die Launen meines Hundes ertragen muss und er einem gehörig auf den Nerv gehen kann, so muss Hundi auch ab und zu mit meinen Launen zurecht kommen

    Depressionen sind keine Launen.


    Und nein, der Hund hat sich dich nicht ausgesucht und muss deine "Launen" aushalten, ohne eine Möglichkeit zu haben. Er ist vollkommen abhängig von dir und einfach super unfair, wenn du für ihn unvorhersehbar bist.

  • @hasilein75 und @Nuryeve: na, wieder was dazugelernt! Danke! Dann ist aber auch eine enge Betreuung des Teams durch den Trainer gegeben, oder?

    In meinem Fall nicht, aber das ist sicher nicht der Standard. Ich habe bisher in meinem Leben keinen Hundetrainer gebraucht. Wenn ich allerdings irgendwann mal Hilfe brauchen würde, wäre ich mir nicht zu fein dafür, jemanden aufzusuchen.

    Hallo Nuryeve,


    ich habe mich bei ähnlicher Symptomatik für einen Berger Blanc Suisse entschieden und hätte keine bessere Rasse, für mich, finden können.

    Würde ich von abraten, die sind häufig nicht wesensfest.
    Der Hund ist 3,5 Monate, da kann man noch überhaupt nicht sagen, wie er als erwachsener Hund mal sein wird.

    Vielleicht habe ich es überlesen: Ein erwachsener Hund ist keine Option? Gut ausgesucht aus dem TH? Ihr lernt euch kennen, geht gassi und macht ein Probewochenende aus?
    Erwachsene Hunde sind viel fehlertoleranter und belastbarer.
    Du könntest auch Pflegestelle mit Option auf Übernahme werden. So kannst du problemlos testen, ob es passt.

    Ich halte es für ungleich schwieriger, einen erwachsenen Hund zum Assistenzhund auszubilden.

    Scheinbar kommt die TE aber im normalen Alltag zurecht. Sie geht arbeiten und wohnt in einer normalen Wohnung.


    Mit Menschen die ein geschütztes Wohn und Arbeitsumfeld brauchen, ist das wohl kaum zu vergleichen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!