Mein Hund macht mich wahnsinnig

  • anosh ist im allgemeinen sehr Unterwürfig - irgendwie muss ich ihn aber korrigieren? ich kann ihm ja nicht alles durchgehen lassen.

    Stell Dir vor, Du hast vor einer bestimmten Situation so große Angst, dass Du Dir tatsächlich in die Hose machst.
    Wie fühlst Du Dich, wenn Du weißt, dass sich die Situation in wenigen Sekunden wiederholen wird? Dein Stresspegel steigt, Du zappelst rum und dann... *zack* passiert es wieder.


    Durch "Korrekturen" befeuerst Du genau das, was Du vermeiden willst: Der Hund ist beim Anleinen gestresst und schleppt diesen Stress dann mit vor die Tür. Dass die Zündschnur anschließend in Situationen, in denene er Selbstbeherrschung braucht (Hundekontakt) zu kurz ist, kann man ihm nicht wirklich verdenken, oder?


    Natürlich brauchen Hunde Grenzen und natürlich sollte man einem Hund nicht alles durchgehen lassen. Aber auch ich würde Dir dringend dazu raten, Einzelstunden zu nehmen und mit einem Trainer gezielt zu arbeiten. Tu Dir und dem Hund einen Gefallen und such Dir niemanden, der noch mehr Druck auf den Hund ausübt und ihn hart korrigiert. Grenzen kann man auch sehr sauber, klar und erfolgreich setzen, ohne den Hund zu brechen.

  • Stell Dir vor, Du hast vor einer bestimmten Situation so große Angst, dass Du Dir tatsächlich in die Hose machst.Wie fühlst Du Dich, wenn Du weißt, dass sich die Situation in wenigen Sekunden wiederholen wird? Dein Stresspegel steigt, Du zappelst rum und dann... *zack* passiert es wieder.


    Durch "Korrekturen" befeuerst Du genau das, was Du vermeiden willst: Der Hund ist beim Anleinen gestresst und schleppt diesen Stress dann mit vor die Tür. Dass die Zündschnur anschließend in Situationen, in denene er Selbstbeherrschung braucht (Hundekontakt) zu kurz ist, kann man ihm nicht wirklich verdenken, oder?


    Natürlich brauchen Hunde Grenzen und natürlich sollte man einem Hund nicht alles durchgehen lassen. Aber auch ich würde Dir dringend dazu raten, Einzelstunden zu nehmen und mit einem Trainer gezielt zu arbeiten. Tu Dir und dem Hund einen Gefallen und such Dir niemanden, der noch mehr Druck auf den Hund ausübt und ihn hart korrigiert. Grenzen kann man auch sehr sauber, klar und erfolgreich setzen, ohne den Hund zu brechen.

    ich will ihn ja nicht bestrafen weil er pinkelt. Das kann ich eh nicht ändern - das pinkeln ist ja nicht das Problem.

  • Der Hund soll also unbedingt Sitz machen und sitzen bleiben wenn du ihn anleinst? Er hat dabei aber so große Angst, dass er sich einpinkelt?
    Also bei aller Liebe zu ein bisschen Struktur vor dem Anleinen.
    Geh mit Janosch zur Tür, Leine ihn an und geh mit ihm raus. Fertig. Wieso muss man d a unbedingt ein Sitz und bleib (was er offensichtlich noch gar nicht KANN) verlangen?
    Übe das bleib unabhängig von dieser Situation. Ganz in Ruhe. Mit Geduld und Leckerchen.
    Bei der Anleinsituation kein Sitz verlangen. Dann musst du ihn auch nicht korrigieren. Erst wenn er das bleib perfekt beherrscht versuchst du es mal vor dem Anleinen.
    Wenn er zu wild hin und her springt und du ihn schlecht anleinen kannst, dann setz dich mal auf den Boden, Locke ihn zu dir, krahl ihn und lein ihndabei zufällig an.
    Geht das nicht, dann nutze eine Situation davor. Also du sitzt auf dem Sofa, Janosch in deiner Nähe. Ihr wollte Gassi gehen. Also leine ihn einfach auf dem Sofa an.
    Für meinen Hund war das anleinen auch ein großes Problem. Nicht weil er hektisch hin und her gesprungen ist, sondern weil er große Angst hatte. Wenn ich dann noch ein Sitz verlangt hätte, hätte ich es gleich sein lassen können. Ich habe irgendwann herausgefunden, dass ich mit ihm ruhig vor die Türe gehen kann und er draußen viel weniger Angst davor hat.
    Also schau nach deinem Hund. Passe deine Erwartungen und dein Verhalten dementsprechend an.
    Und parallel suche nach einem Trainer. Der kann dir viel bessere Tipps geben als wir. Er kann euch nämlich live sehen und nicht nur spekulieren. So wie wir.

  • Nein, du verdrängst das Problem dann nicht, du nimmst einfach den Druck aus der Situation raus.


    Er muss darauf vertrauen können, an der Leine sicher zu sein vor unerwünschten Kontakten.


    Und bitte springe über deinen Schatten, auch Menschen zurechtzuweisen, die es gut meinen! Mich hat das anfangs auch Überwindung gekostet ;-). Aber gerade bei kleinen Hunden ist das oft notwendig.


    Was das Korrigieren betrifft, reicht bei einem so sensiblen Hund schon eine sanfte Ansprache aus. Konsequent musst du in der Wortwahl und in deinen Handlungen sein, scharfe Worte braucht so ein sensibelchen nicht. Wenn er Angst hat, sind Zurechtweisunfen ohnehin nicht angebracht.

  • Hi erstmal :smile:


    Zunächst kurz und knapp: dein Hund hat Umstellungsstress.


    D. h. sein Stresslevel ist derzeit per se schon mal erhöht. Kommen auf diesen Stresslevel noch weitere stressauslösende Reize drauf, zeigen sich unverhältnissmäßig hohe Verhaltensweisen.


    Umstellungsstress = Für diesen Hund haben sich mindestens zum vierten Mal die Lebensumstände geändert: Weg vom ersten Leben (erster Lebensumstand) in ein Tierheim (zweiter Lebensumstand), von da zur Pflegestelle (dritter Lebensumstand) nun zu dir (vierter Lebensumstand).
    Bei dir ist er jetzt ca. 3 Monate. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er diesen neuen Lebensumstand als sicher und dauerhaft für sich empfindet.


    Gib ihm Zeit - und nehme ihm den Stress!


    Er scheint dich als besondere Bezugsperson auserkoren zu haben - aber kann er dich wirklich schon einschätzen?
    Vielleicht (das ist eine Vermutung, die ich persönlich aber als nicht unerheblich betrachte und deshalb für meine eigene, innere Haltung berücksichtigen würde) hält er dich deshalb so sehr unter Beobachtung, weil er einfach noch sehr unsicher dir gegenüber ist und dich deshalb genau unter Beobachtung hält, UM dich besser einschätzen zu können :???:


    Genau das kannst du wunderbar nutzen, um ihm zu zeigen wie du tatsächlich tickst; ich würde hier die Eigentschaften "Geduld, Nachsicht und Freundlichkeit" bevorzugen.


    Je sicherer dein Hund diese Eigenschaften bei dir als verlässlich ansieht, desto eher kann er sich auch in der Außenwelt darauf verlassen und HILFEN in stressigen Situationen annehmen lernen.


    Dem Pinkeln nun übermäßige Angst oder Beschwichtigungsintention zu geben ... dazu kann ich mir kein Urteil erlauben, denn ich sehe den Hund nicht, und selbst wenn - ich kann nicht in seinen Kopf hinein sehen.


    Was ich aber weiß: Dieses spontane Pinkeln ist ein Anzeichen für Stress (und wenn du meine vorigen Ausführungen mal dazu nimmst, mit dem "er kennt dich noch nicht zur Genüge, und kann dein Handeln noch nicht verlässlich einsortieren, dann erkennst du auch einen möglichen Konflikt bei ihm, den deine Strenge dann auslöst - und das ist wieder STRESS), und Stress wirkt sich auf das vegetative Nervensystem aus, welches nicht willentlich zu beeinflussen ist - und Stresspinkeln ist eine von vielen möglichen Reaktionen, die dann ausgelöst werden.


    Statt eines strengen, und damit stressauslösendem "Sitz" kannst du besser hingehen und im die Intention vermitteln: Ich will jetzt was von dir - aber das ist überhaupt nichts Böses, was ich da will. Versuche es mal mit einem Leckerchen (wenn es hilft, ein Superleckerchen) VOR dem Anleinen, das Leckerchen als Signal: JETZT kommt etwas Schönes!


    Zu deinen Außensituationen:
    Auch hier - wie weit meinst du kann dein Hund sich da schon auf dich verlassen, darauf, dass du Situationen einschätzt und ihm hilfreich zur Seite stehst?
    Ich meine, auch hier sind noch (nachvollziehbare und durchaus normale!) Defizite, für die weder du noch dein Hund etwas kann.


    Eine mögliche Soforthilfemaßnahme ist das Freundliche-Abstand-Halten, welches dir ja auch schon empfohlen wurde, und zwar in BEIDEN Fällen: Dem anscheinend Wehrverhalten auslösenden Verhalten, welches du größeren Hunden gegenüber beobachtet hast, als auch dem überbordernden Verhalten gleichgroßen Hunden gegenüber - denn BEIDES löst auch wieder Stress bei ihm aus ... der sich auf den äußerst fruchtbaren Boden des Umstellungsstresses und der daraus resultierenden Unsicherheit dir gegenüber noch draufsetzt ...


    Zu seinem Jagdverhalten: Das könnte durchaus ein Punkt sein, den zu super nutzen kannst um die Bindung zwischen euch zu festigen - indem du ihm gezielt gemeinsames "Jagdvergnügen" mit dir anbietest. Dummytraining (ganz minimal, erst ganz kleine Schritte und Anforderungen, eben zum Kennenlernen), Futterspiele (Futter suchen lassen z. B., oder mit einem Futterbeutel arbeiten) - das sind auch Beschäftigungsmöglichkeiten, die du sehr gut im Haus anbieten kannst.
    Es geht momentan darum, ein gemeinsames Erleben mit FREUDE zu etablieren, weil du genau damit eine sichere Wohlfühlbasis für deinen Hund bewirkst.


    Der Tipp eines Trainers von "Trainieren statt Dominieren" gefällt mir dabei gut - denn durch deine Vorerfahrungen bist du andere Hunde gewohnt, und du stellst ja selber fest, wie viel Unsicherheit dieser Hund jetzt bei dir erzeugt. Du benötigst aber Sicherheit, um genau diesem Hund jetzt auch Sicherheit zu geben.


    Es wird bei ihm dauern, so zumindest meine Einschätzung aufgrund seiner Vorgeschichte - aber es lohnt sich, hier nicht die offensichtlichen Baustellen zu bearbeiten, weil das eben nur Symptome sind.


    Bindung- und Beziehungsarbeit sind hier zwar etwas langwieriger, aber mittelfristig deutlich erfolgversprechender - zumal sie (auch meiner Meinung nach) dem Lebewesen Hund als denkendes und fühlendes Individuum deutlich gerechter werden.


    Als Fazit meiner Ausführungen: Stress nehmen - und zwar auf freundliche Art; Das wäre in deinem Fall das Mittel meiner Wahl.


    Vielleicht ist ja der ein oder andere Gedanke bei meinen Ausführungen für dich hilfreich :smile:

  • Wenn du ihn (noch) nicht ableinen willst auf euren (Feld-)Spaziergängen, verwende doch eine Schleppleine, das verschafft ihm etwas mehr Raum und Bewegungsfreiheit und trägt vielleicht insgesamt zur Entspannung bei.

  • ich will ihn ja nicht bestrafen weil er pinkelt.

    Das habe ich auch nicht so verstanden. Aber Du hast geschrieben, dass Du ihn korrigieren willst, weil Du ihm nicht alles durchgehen lassen willst.
    Deshalb der hier mehrfach geäußerte Rat, Dir einen Trainer zu suchen, der Dir zeigt, welcher Weg zu Dir und dem Hund passt und Verständnis für das Verhalten des Hundes schafft.

  • Wenn du ihn (noch) nicht ableinen willst auf euren (Feld-)Spaziergängen, verwende doch eine Schleppleine, das verschafft ihm etwas mehr Raum und Bewegungsfreiheit und trägt vielleicht insgesamt zur Entspannung bei.

    er geht ja entspannt an der Leine...
    Außer es kommt ein anderer Hund..
    Und ich schreib es noch mal er hat vor der Leine/Halsband keine Angst!

  • Es scheint als wäre dein Hund kein Fan von neuen Kontakten. Du meintest ja das er zu dir sehr liebevoll ist aber bei anderen dann ziemlich angespannt ist. Vielleicht meidest du erstmal befahrene Straßen und gehst mit ihm eher auf Wiesen spazieren ? Gib ihm noch etwas Zeit und sei nicht zu streng mit ihm.
    Weil jemand das Thema private Hundetrainer angesprochen hat, an sich eine gute Idee aber kostet halt auch eine Menge. Ich habe letztens gesehen das dass bis zu 60€ pro Stunde kosten kann? Musst du halt wissen ob du das investieren willst. Ich würde dir gerne noch einen anderen Vorschlag machen aber dann motzen wieder welche rum das dass Werbung ist :roll: :lepra:

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