Für die Leseratten - Der Bücherthread - Teil 2
- Hummel
- Geschlossen
-
-
Niemand eine Idee? :/ @leserinmithund Du kennst ja echt viel, weißt du vllt. was dazu?
Leider nicht, ich muss passen.
-
- Vor einem Moment
- Neu
-
-
„Loney“ beendet - Puh, das Buch muss ich erst mal verarbeiten!
So eine dichte und düstere Atmosphäre, so eine rigide Form des Katholizismus. Dass der Ich-Erzähler die Ereignisse bei jener Pilgerfahrt zu Ostern vor fast 30 Jahren auf Anraten seines Psychiaters durch Schreiben des Buches zu verarbeiten versucht, ist wirklich nachvollziehbar.
Eine Einordnung in irgendein Genre fällt mir schwer: Gruselroman - passt nur ansatzweise. Gothic Novel - trifft es auch nur teilweise. Fantasy - ist m.E. nicht korrekt, da kaum diesbezügliche Aspekte erkennbar sind. Religiöser bzw. antiklerikaler Roman - erfasst auch nur Teile des Werkes.
Manche Fragen sind für mich noch offen, die eventuell offen bleiben sollen. Manches unlogische Detail bleibt stehen - vielleicht habt ihr ja Ideen dazu. Eine normale Rezension zu verfassen, finde ich schwierig. Auf jeden Fall beachtliches sprachliches Niveau eines Autors, der im Katholizismus zu Hause ist/war und auch über einige Kenntnisse der Bibel verfügt.
Viel Lokalkolorit durch differenzierte Beschreibung der unwirtlichen Küstenregion, der Unberechenbarkeit und Gefährlichkeit der Naturgewalten, der Einsamkeit jener englischen Herrenhäuser, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint (hier: Haus eines Tierpräparators), der Tradition des Pilgerns zu einer „Holy Well“, die ich von Irlandreisen kenne.
Ich bin gespannt, was ihr Mitleser denkt...
-
Ich halte mich noch brav zurück bzgl. der Handlung. Für mich jedoch war es stellenweise ein bißchen zuviel des Guten bzgl. der Kirche. Als Rahmen durchaus sehr interessant und passte auch gut zu der Schwermütigkeit des Romans, aber manchmal waren es leider Stellen bei denen ich das Gefühl hatte, der Autor kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen und es hatte keinen Mehrwert für Handlung oder Protagonisten. Es las sich stellenweise wie eine religiöse Abhandlung die nichts mit den Charakteren zu tun hatte, das war mir zuviel. Als hätte der Autor in der letzten Messe eine Predigt gehört und müsse jetzt zwangsweise seine Gedanken dazu in seinem Buch verarbeiten.
Zum Beispiel der Monolog des alten Priesters gegen Ende am Strand, da fielen mir fast die Augen zu. Zu ausufernd und eher als theologische Abhandlung tauglich denn als Psychogramm.
Zudem fand ich auch die Balance der Charaktere nicht ganz gelungen. Während die Protagonisten, die Priester und die Eltern durchaus glaubhaft waren wenn auch stellenweise etwas überzeichnet, blieben mir die anderen Teilnehmer der Reise wirklich zu blass. Ich konnte die bis zum Schluss nicht auseinander halten.
-
Stachelschnecke : Nun, die Thematik „Katholizismus“ ist ja das zentrale Thema des Romans - dessen Plot sich daher durch viele Details als immer deutlicher antikirchlich, antikatholisch bzw. auch antichristlich entwickelt. Innerhalb einer rigiden Auslegung des katholischen Glaubens, einer strikten Beicht- und Sündenlehre, einer (einseitigen) Lehre des Opfergedankens (daher auch Karfreitag im Zentrum, nicht Ostern) besteht der Hauptzweck der Pilgerfahrt an jenen regionalen Schrein (die heilige Quelle) im Hervorrufen (man könnte auch sagen: Erzwingen) eines Heilungswunders für den stummen und geistig zurückgebliebenen Bruder des Ich-Erzählers.
Viele Aspekte weisen darauf hin, dass der traditionelle christlich-katholische Glaube als überholt angesehen wird: das zerschlagene Kruzifix vor der Kirchentür, die mit Ketten verschlossenen Türen zur Kirche, die makabere „Vogelscheuche“ im Wald mit Dornenkrone, der zerbrochene kleine Krug mit okkultem Inhalt zur (vergeblichen) Hexenabwehr, die düstere Szene im Keller, bei der ein neugeborenes Baby als neues Opfer die Heilungswunder der Anwesenden und des Bruders erwirkt (Szenen einer satanischen Kulthandlung), die verwilderten und verlassenen Kultorte, der alte Priester, der den Glauben an Gott verliert und sich vermutlich umbringt uvm.
Wie Hurley in einem Interview sagte, stammt er selbst aus einer großen katholischen Familie, hat sich aber als Jugendlicher vom Glauben abgewandt - wenngleich ihn die Liturgie einer Messe noch berührt. Was hat also der Autor im seinem Debüt an eigenen Erfahrungen mit dem Katholizismus verarbeitet? Inwiefern stellt der Roman (und vor allem die dominante Mutter, die den Leser nervt und verärgert) mit der Umdeutung der Opferungslehre seine persönliche Abrechnung mit seiner Kindheits-Prägung bzw. dem Christentum an sich dar?
-
ich spoiler mal meinen Eindruck von "The Loney", eben beendet.
Es lässt mich gespalten zurück, ich fand es sehr anstrengend, aber auch berührend.Gestehe, in der Mitte etwas quergelesen zu haben, denn ich kann einfach mit Glauben aller Art nichts anfangen. Da haben mich diese Riten, Überzeugungen, die Marabea ja so gut erklärt hat, ehrlich gesagt gelangweilt. Das war zuviel.
Sehr stark dann die letzten 3 Kapitel, der Abfall vom Glauben bei Father Wilfred, die kritische Haltung des Father Bernard, Tontos und Hannys Entwicklung- das letzte Kapitel hat mich etwas versöhnt.
Was die Charaktere der "Nebenfiguren" angeht, bin ich bei Stachelschnecke , die waren mir zu ununterscheidbar.
Und Mummer und Farther- ein Übersetzungsproblem? Furchtbar.
Ein schwieriges Buch, eine Herausforderung und Danke also erneut an @Brauni2012 für den Tipp.
Das hat mich wirklich geschafft, gefesselt, auch etwas entnervt und davon muss ich mich erholen.
Eindruck hat es jedenfalls bei mir hinterlassen, uneingeschränkt empfehlen würde ich es nicht.
-
-
ich spoiler mal meinen Eindruck von "The Loney", eben beendet.
Was die Charaktere der "Nebenfiguren" angeht, bin ich bei Stachelschnecke , die waren mir zu ununterscheidbar.
Und Mummer und Farther- ein Übersetzungsproblem? Furchtbar.
Ich hab noch knapp 50 Seiten vor mir, aber so viel kann ich schon sagen: das Problem mit den ununterscheidbaren Nebenfiguren habe ich nicht, auch wenn mir in den ersten Kapiteln alle Unterscheidungen (Personen, Orte und Zeiten) schwer fielen. Das hat sich dann für mich sehr schnell aufgelöst, als die Geschichte in Gang kam. Eventuell ist das ein Übersetzungproblem, denn ich finde, dass die Charakterisierung aller Figuren zu einem beachtlichen Teil in ihrem regional und sozial gefärbten Sprachgebrauch liegt. Zu dieser Charakterisierung gehört meiner Meinung nach auch die offensichtlich nicht übersetzte Verunstaltung von "mum" und "father" bei den Eltern (bei den Priestern ist "father" immer richtig, nur beim Vater wird es verhunzt).
Ich bin noch nicht ganz sicher, ob das die Bedeutung hat, die ich ihm zuschreiben möchte: Ich habe den Eindruck, dass unter anderem diese Verunstaltung einen Hinweis auf den psychischen Zustand des Erzählers gibt? Der scheint ja ein gesundes Kind zu sein - aber in manchen Details schimmert mir der Zweifel durch.
Ich warte sehr gespannt auf die Auflösung.
-
Das hat mich wirklich geschafft, gefesselt, auch etwas entnervt und davon muss ich mich erholen.
Eindruck hat es jedenfalls bei mir hinterlassen, uneingeschränkt empfehlen würde ich es nicht.
Dieser Meinung schließe ich mich komplett an. Ich denke es kommt darauf an, mit welcher Haltung man diesen Roman liest. Aus Beschreibung und Inhaltsangabe heraus war es einfach nicht ersichtlich dass die Gewichtung auf Glauben und Religion so stark sein würde. Man rechnet eher mit einem Gruselroman, der sich um einen verfluchten Landstrich dreht. 'The Loney' selbst, also der Ort an sich, ist hingegen austauschbar für die Geschichte. Das hätte auch an vielen anderen Orten spielen können. Aus Unterhaltungssicht hat das Buch einige Schwächen (Charaktere, zumindest im Deutschen, Lücken in der Erzählung, unlogische Sprünge, seitenweise Monologe die sehr (zu sehr für den allgemeinen Leser) in die Tiefe gehen). Liest man es aber als Gleichnis und sucht nach Symbolik, ist es sicher ein Meisterwerk. Ich hatte es unter dem ersten Gesichtspunkt gelesen. Und da blieben so einige Fragen offen.
Ich weiß auch nicht wie realistisch es ist, dass sich ein Priester derart unterbuttern lässt von jemandem wie 'Mummer'. Die Bezeichnungen haben mich am Ende tatsächlich ziemlich entnervt zurückgelassen. Warum übersetze ich es nicht in Vater Bernard? Gibt's im Deutschen doch auch. Aber Father, Farther... grausam. Und dann natürlich ein extremer Schnitt... erst beschäftigen wir uns nur mit menschlichen Abgründen und einem düsteren Landstrich, und plötzlich gibt's ein Wunder- das mit dem Baby fand ich dann auch solala. Die Idee an sich war gut und passte auch gut ins Konzept, aber mir war das alles zu lückenhaft und abgehackt. Ohne ein paar Fragen zu beantworten wirkt es doch arg konstruiert. Gut, ich akzeptiere jetzt mal dass eine übersinnliche Komponente im Buch vorkommt und es tatsächlich so war dass sie sich Babies gekauft haben, um ihre Sünden und Krankheiten darauf abzuladen. Aber... wie sind sie drauf gekommen? Welche Rituale wurden genutzt? Was für Menschen sind die Männer eigentlich, was für Lebensläufe haben sie? Auch die waren nämlich sehr blass, ausser dass der Hund eben alles zerfleischte was er fand (jaja, die Symbolik mit dem Lamm hab ich durchaus verstanden) und die anderen böse schauten und bedrohlich wirkten. So sehr der Autor bei anderen Dingen in die Tiefe geht- die drei lässt er komplett aussen vor, obwohl sie doch der integrale Bestandteil der Handlung sind. So wirkte es auf mich irgendwie... unrund. Irgendwelche Männer kaufen irgendwelche Babies (warum machen sich die Mütter eigentlich keine Gedanken darüber?) und benutzen sie, um sie dann weg zu werfen. Das ist mir zu wenig. Da hätte für mich deutlich mehr Hintergrund kommen müssen.
Dann hab ich es so verstanden, dass Hanny das Baby letzten Endes erschossen hat, korrekt?
Meine Lieblingsstellen waren die, in denen sich Hanny mithilfe seiner Gegenstände verständlich gemacht hat (wie kommt man nochmal von dem Namen Andrew auf Hanny?- Namen, das immerwährende Thema in diesem Buch...). Wenn er mit traurigem Gesicht seinen Dinosaurier hervorholte, hätte ich heulen können- diese Stellen haben mich sehr berührt, aber sie waren rar gesät.
Unterm Strich werde ich sein zweites Buch auch noch lesen, obwohl ich einige Kritikpunkte an Loney habe. Was er hervorragend kann, ist Atmosphäre aufzubauen.
-
Ich brauchte nach "The Loney" etwas vollkommen anderes und amüsiere mich gerade königlich bei
Shaun Bythell, Tagebuch eines Buchhändlers
Der Autor führt einen etwas chaotischen, sicher wunderbaren Laden für gebrauchte Bücher in Schottland und erzählt in Tagebuchform davon. (Es ist real, ihn und den Laden gibt es.)
Mitsamt der schrulligen Kundschaft (ich kenn einige der Typen, ich schwöre es!
), den Schwierigkeiten der Besorgung, des Verkaufs, dem Internet (einige sehr gute Anmerkungen zum Thema Preisbindung und zu Jeff Bezos), seinen Teilzeit- Angestellten, Freunden, Wasserschäden im Schaufenster und Ankäufen skurriler Sammlungen zu entlegensten Themen.....es ist absolut köstlich, ich kichere auf fast jeder Seite.
Einiges, sogar vieles kann ich nachvollziehen, anderes nicht- aber das ist ziemlich egal, es ist ein Buch für Leser und Buchkäufer und ich liebe es!
Trockener, britischer Humor vom Allerfeinsten, wunderbar.
-
Meine Mutter hat sich einen E-Bookreader gekauft und ich möcht ihr ein paar Bücher dafür schenken, aber da wir unterschiedliche Sachen lesen, bin ich recht unschlüssig, was ich ihr kaufen soll.
Ich schreib euch mal, was sie in letzter Zeit gern gelesen hat, vielleicht kommen da ein paar Ideen:
- Ein ganzes halbes Jahr/J.Moyes bzw. die ganzen 3 (?) Teile davon
-Krimis, die in Skandinavien spielen (Da hat sie aber so viele, das möcht ich nicht unbedingt schenken)
-So "Familiendramen", die in mehreren Zeitabschnitten spielen, wie z.B. Sommerlicht/Adele Geras, gerne auch aus anderen Zeitepochen
-"Lustige" Krimis wie "Ausgejodelt"/Eva Rossmann
-Sakrileg/Robert Langdon und solche Sachen, also generell so Kirchen-Verschwörungstheorie-Bla
Was sie gar nicht mag:
-Horror: Für "The Ring" hat sie mich tagelang verflucht
-John Katzenbach
-Zu viel Gewalt in Büchern, sowas wie "Cupido" oder "Morpheus"/Jilliane Hoffman findet sie grausig
-Bücher in Richtung David Safier oder Tommy Jaud
-Jack London (
)
-Sowas wie "Wir müssen über Kevin reden" findet sie auch schrecklich
Vielleicht habt ihr ja Ideen, es sollte nur als E-Book verfügbar sein, also keine ganz alte Schinken und unbedingt in deutscher Sprache.
-
Ihr seid alle so schnell. Ich bin nun auf S. 150 bei The Loney.
Eure Spoiler habe ich nicht gelesen.
Den Rest kann ich aber zum Teil bestätigen.
Für mich persönlich: zu viel Kirchengedöns
Ich muss echt viel nachschlagen.
Das raubt mir manchmal die Lust.
Ansonsten fehlt mir bisher etwas der rote Faden... mit den Charakteren habe ich bisher kein Problem. - Aber ich weiß ja nicht was noch kommt.
Mal abwarten....
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!