4-monatiger Husky kaum zu bändigen

  • Weil was falsches fressen unter Umständen lebensgefährlich sein kann? Und wieso kann mein Hund nicht in Ruhe futtern?
    Natürlich wird sowas hier geübt, aber zwei-, dreimal, dann ists gut, dann sitzt dass zumindest bei uns ohne Probleme.


    Hat doch nichts damit zu tun dass ich derjenige bin der unbedingt Ressourcen zuteilen will so wie ich gerade lustig bin.


    Und ja, ich habe auch schon Menschen in der Pflege Essen kurz vorenthalten wenns dafür einen wichtigen medizinischen Grund gab.


    "Weckt ihr ihn und jagt ihm aus dem Körbchen, um ihm zu zeigen, wer ihm das weiche Kissen zu Verfügung stellt? Nein? "


    Polemik kann man sich bei mir sparen.

  • Hallo @Nevado!


    Da hast du ja gleich in die Vollen gegriffen. Oder: Einen Hund bekommen, an dem du bestimmt sehr wachsen kannst. :smile:
    Ich möchte dir aus eigener Erfahrung eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten mit auf den Weg geben.


    Hör auf, der Chef, Rudelführer, was auch immer sein zu wollen. Denn es klingt so, als setzt du dich damit unter Druck. (Ich muss aber..., der Hund muss aber...). Du trägst die Verantwortung, das ist klar. Das möchtest du ja auch. Aber das geht auch ohne "Chef", autoritär oder ganz strikter Regelpocher zu sein.


    Überleg dir vielleicht erstmal, welche Grenzen du wirklich hast. Warum dir diese Grenzen wichtig sind.
    Nur so z.B. und zur Veranschaulichung: Der Hund soll nicht auf die Couch. Warum ist dir das wichtig? Ist dir das überhaupt wichtig? Oder ist das eher so ein: Soll er halt nicht, weil er das nicht soll. Weil andere gesagt haben, dass er das nicht soll?


    Je besser du deine eigenen Gründe für Grenzen kennst, desto entspannter, geduldiger und besser kannst du die daraus entstehenden Regeln durchsetzen. Da musst du kein Chef sein. Da bist du einfach Teil einer Beziehung und in einer Beziehung hat jeder seine Grenzen, die andere respektieren müssen - sonst läuft es nicht, es stellen sich Frust und Unzufriedenheit ein. Selbst dein Chef muss deine Grenzen respektieren, sonst wird das Arbeitsverhältnis extrem angestrengt und anstrengend. Und je besser das Verständnis für die eigenen Grenzen und die Grenzen anderer, desto einfacher fällt das Respektieren.


    Mal ein Beispiel von mir: Hund gehen nicht zuerst durch die Tür oder das Gartentor. Das hat nicht so wirklich gut funktioniert, als ich diese "Ich bin der Rudelführer-Phase" hatte, in der ich das ja so machen musste, weil die mir sonst auf der Nase rumtanzen.


    Dann hab ich das in Frage gestellt und bemerkt - mir ist das nicht wichtig, um Chef zu sein. Mir ist das in manchen Fällen wichtig, weil es sicherer ist. Dann sehe ich nämlich, ob da draußen gerade mal wieder ein freilaufender Hund angepirscht kommt und kann meine Hunde schützen. Oder ich sehe zuerst, ob ein Wildtier, eine verletzte Katze oder sonstwas im Garten ist. Und mit diesem Wissen bin ich viel ruhiger und mit längerem Atem an die ganze Sache rangegangen. Da konnte ich die 50. Wiederholung ohne Frust - denn mir was das Ziel viel wichtiger, als "Der hat mich gefälligst als Chef zu sehen und zu machen, was ich sage und wenn er das nicht macht respektiert er mich nicht oder ich bin einfach unfähig". Daraus wurde stattdessen "MIR ist das wichtig, weil ich sie sicher wissen will und das muss ich ihnen beibringen. Und zwar so, dass sie es verstehen." Verstehst du, was ich meine?


    Aus Machtspielchen wurde Zielorientierung. Und Zielorientierung sollte immer mit individueller Anpassung einhergehen, denn ich kann nicht jedes Individuum in die gleiche Form pressen. Ich kann nur bei jedem Individuum schauen, wie ich mit ihm zu dem Ziel gelange.


    Zugleich hab ich durch das Hinterfragen das Regelwerk rigoros abgespeckt. Weil mir vieles einfach nicht wirklich wichtig war. Das war irgendjemandem wichtig aber hatte für mich keine Bewandtnis.


    Und zu den Leuten, die schon so viel Erfahrung haben und alles so viel besser können:


    Weder mehrere Jahrzehnte Hundehaltung (Erfahrung), noch vermeintlich gehorsame Hunde sind ein Garant für ein schönes Leben miteinander.


    Manche Hunde haben Angst vor ihren Haltern - während die Halter stolz darauf sind, dass der Hund so schön kuscht / unterwürfig / gehorsam ist.


    Andere Hunde sind einfach von Anfang an so und der vermeintlich talentierte Halter hat sie nur noch nicht versaut.


    Manche Halter rühmen sich mit dem Gehorsam ihrer Hunde und das die fressen, was auf den Tisch kommt, nie mäkeln (dafür wurde durch Aushungern gesorgt)- aber selbige Halter schaffen es einfach nicht, dass die Vierbeiner draußen nicht mehr Staubsauger spielen und dabei sogar in einer Tour Steine und Kot aufnehmen.



    Sorry für die Länge aber ich hoffe, das konnte dir helfen.

  • @straalster wow ich bin ja echt schlecht im Formulieren und oft fällt mir gar nicht alles ein aber du sprichst mir aus der Seele. Hunde die so kuschen kenn ich auch ich möchte das nicht und nehm dafür lieber manches in Kauf, manches schaff ich auch einfach nicht weil es mir nicht wichtig ist in so Situationen manage ich halt nur. Ich hab am Anfang auch vieles über Bord geworfen weil es mir nicht wichtig war ich muss schließlich mit dem Hund zusammen leben und nicht irgendwer. Das muss man sich alles überlegen. Mein Bauchgefühl hatte ich am Anfang komplett abgeschaltet weil ich einfach viel zu verkopft an alles rangegangen bin. Das Bauchgefühl ist einfach das wichtigste und man sollte unbedingt drauf hören.

  • Weil was falsches fressen unter Umständen lebensgefährlich sein kann?

    Und um den Hund das beizubringen, muss man mit dem Futternapf üben? Gibt es nicht Massen von anderen Möglichkeiten, wie man mit ihnen üben kann?


    Übrigens gibt es auch Pfützen, bei denen es gefährlich sein kann wenn der Hund daraus trinkt. Das zu verhindern muss man ihm ja auch anders beibringen, als ihm den Wassernapf zu nehmen.



    Und ja, ich habe auch schon Menschen in der Pflege Essen kurz vorenthalten wenns dafür einen wichtigen medizinischen Grund gab.

    Essen vorenthalten ist eine andere Sache als Essen wegnehmen. Einem Menschen, der nicht komplett dement ist, kann man es noch erklären, warum man handelt wie man handelt. Einem Hund nicht.



    Polemik kann man sich bei mir sparen.

    Das war keine Polemik, sondern eine Frage. Und nein, kann man nicht beantworten, weil es eben keinen Sinn macht. Ebenso wie das Stören beim Essen einer Hauptmahlzeit.


    Notfälle ausgeschlossen. Und so einen Notfall ist mir in all den Jahren, die ich mit Hunden lebe noch nicht untergekommen.


    Guter Text @straalster. Als ich meinen ersten Hund angeschafft habe, musste ich auch alles richtig machen, damit die Aussenwelt meinen Hund mag. Das ich damit den Hund völlig bekloppt gemacht habe.... Das ist auch erst später in den Sinn gekommen.
    Dazu gehört auch das Futter wegnehmen. Der Hund muss sich zu jeder Zeit das Futter wegnehmen lassen. Ich habe es dadurch geschafft, aus meinen Hund einen angespannten Schlinger zu erziehen, weil er einfach nicht mehr wusste, wann ich ihn das nächste Mal beim Fressen störe. Dazu haben wenige Wegnahmen gereicht. :ka: Deswegen habe ich mittlerweile was gegen diesen Tipp. Er ist nicht zielführend. Im Gegenteil. Hätte ich damals statt dem Rüden meine Hündin hier gehabt, dann hätte ich wohl einen futterverteidigenden Hund. Die macht da nämlich nicht so mit wie der Herr.
    Mittlerweile ist es so, dass der Hund mir gefundenes Fressen draußen erstmal zeigt und ich es erstmal evaluiere und dann eventuell freigebe. Und das haben wir nicht einmal üben müssen.

  • Der Hund muss sich zu jeder Zeit das Futter wegnehmen lassen.

    Den Gedankengang verstehe ich schon aus Sicherheitsgründen, hab aber den Eindruck, es ist bei vielen einfach nur pures Machtspiel - wie du das ja auch schon ausgedrückt hast.


    Die Hauptmahlzeit als Übung wegzunehmen ist tatsächlich eine der Sachen, die ich auch in der Chef-sein-müssen nicht gemacht habt. Zum einen hätte das nix gebracht, weil hier einfach keiner verfressen genug ist. Futter ist keine Ressource, die es sich zu verteidigen lohnt (All you can eat). Die wussten also schon, dass "der Dosenöffner nimmt den Teller weg" höchstens Nachschlag bedeutet. :D
    Zum anderen ist Essenszeit eben Essenszeit und keine Trainingszeit.
    Netter Nebeneffekt: Ich kann jedem hier jederzeit das Essen wegnehmen ohne jedwede Gegenwehr oder Stress zu erzeugen.


    Das finde ich generell toll. Wenn man auf Macht aus ist, wird irgendwie alles zum Kampf, der andere wird zum Gegner und es gibt viel Frust. Es kommen Sätze, wie "ich lass mir doch nicht auf der Nase rumtanzen" zustande. Wenn man sich davon verabschiedet, wird plötzlich ne ganze Menge leichter und entspannter und man erreicht manche Ziele einfach als netter Nebeneffekt.


    Dein Beispiel zeigt sehr schön, wie sehr man sich doch mit der Chef-Einstellung selbst ins Bein schießen kann.


    Zum Glück hatte ich die Phase nicht beim ersten Hund und wusste damit schon, dass es anders geht.
    Und ich hatte damals schon den Dicken und der hat meinen Schwachsinn nicht mitgemacht. Bei einem anderen Hund wäre ich damit vielleicht durchgekommen. Aber ich finde es immer noch peinlich und bekloppt von mir, dass ich das gemacht habe. :headbash:

  • Ich bin seit dem auch deutlich entspannter. Ich setze mir keinen zeitlichen Rahmen mehr, wann der Hund etwas gelernt haben muss.


    Und es gibt durchaus Dinge, die ich einfach nicht mehr durchsetze wie früher. Damals hätte ich darauf bestanden, dass mein Hund beim Kommando Sitz sitzt. Heute... nun ja. Meine Hündin mag draußen in bestimmten Situationen nicht sitzen. Also verlange ich es auch nicht von ihr. :ka: Ich seh es nimmer so eng.


    Sie ist auch ein Hund, der den ganzen Chef-Mist nicht mitgemacht hätte. :D Da wäre ich echt an große Grenzen und Hürden gestoßen. Und sie hätte das mit dem Futter wegnehmen nicht mitgemacht. Ich hätte mir hier einen Beisser ranziehen können damit. Sie hat immer schon ganz klar kommuniziert, dass sie meine Anwesenheit beim Fressen nicht wünscht. Per Körpersprache. Hätte ich da einfach weiter gemacht, hätte sie begonnen zu knurren und die nächste Instanz wäre das Abschnappen gewesen. Darauf hatte ich auch kein Bock. Also darf der Hund in Ruhe fressen und gut ist. Als sie irgendwann soweit war, meine Nähe ertragen zu können, gab es schonmal was zusätzlich in den Napf. Dadurch hat sie gelernt, dass es nicht negativ ist, wenn ich an den Napf muss. Dann habe ich den Napf beim Fressen auch einfach mal gehalten und ich denke wenn ich es wollte, könnte ich den Napf mittlerweile auch nehmen, ohne dass sie die Krise bekommt.


    Hunde sind sehr individuell und deswegen können so Pauschalvorschläge schon mal schnell in die Hose gehen. Hatten wir, wenn ich mich recht erinnere in einem anderen Thread ganz aktuell auch als Problem. Dem Hund wurde der Napf weg genommen, nun sammelt und verteidigt er seine Ressourcen. :ka:

  • Seit ich hier täglich erlebe, dass es dieses "als-erster-durch-die-Tür"-Ding auch unter Hunden gibt und dass das ganz rigoros durchgesetzt wird, tue ich das nicht mehr als absoluten Blödsinn ab.

  • Klar gibt's das unter Hunden, derjenige der am neugierigsten ist und sich durchsetzen kann es der erste, das hat aber nichts mit Chef zu tun.
    Als erstes durchgehen tun sowieso nur die auf die man am leichtesten verzichten kann weil die die ersten sind die erwischt werden in der Gefahr :ugly:

  • Hunde sind sehr individuell und deswegen können so Pauschalvorschläge schon mal schnell in die Hose gehen.

    Jupp. Wollen manche nur eben noch immer nicht wahr haben aber es ändert sich ja anscheinend zumindest ein wenig.


    Noch etwas, das vielleicht (nicht nur) für dich @Nevado interessant sein könnte:


    So wie @PocoLoco auf das Futter wegnehmen als Übung allergisch reagiert, ist es bei mir mit dem Knurren verbieten.
    Es fallen ja auch hier im Forum Sätze wie "mein Hund hat mich gefälligst nicht anzuknurren". Als mich der Dicke anknurrte, dachte ich mir "Ach du, Sch***e - da hab ich ja jetzt richtig was verbockt." Nicht, weil ich das als respektlos von ihm empfand oder weil ich eine Machtverschiebung befürchtete. Sondern weil ich seine Grenzen so sehr übergangen habe, dass er knurren musste, um sie zu verteidigen. Das hat mich dann von dem Chef-Blabla geheilt. Hätte ich das verboten, hätte er halt zum Beißen übergehen müssen.



    Als erstes durchgehen tun sowieso nur die auf die man am leichtesten verzichten kann weil die die ersten sind die erwischt werden in der Gefahr


    Meine Hunde opfern mich also??? :D


    Bei vielen Tieren gehen zuerst die Mütter / stärkere Tiere, z.B. aus einem Bau raus und die Kleinen kommen hinterher - aus Sicherheitsgründen und eben nicht, weil sie das Vorrecht haben und Chef sind. Ich finde es ja auch nicht blödsinnig, zuerst durch Tür oder Tor zu gehen - aus Sicherheitsgründen aber nicht (mehr), weil ich meine das so machen zu müssen um als Chef respektiert zu werden.

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