Der "gefährliche" Hund

Zitat

aber die häufig zu findende Darstellung des aggressiven, stets nach vorne gehenden und sofort auf angriff schaltenden HSH ist es doch auch nicht oder?

Nein und ja.

Die Kangals, um die es in dem Zeitungsartikel ging, haben ihre vorhandene Genetik aufgrund des übewiegenden Territorialverhaltens eben genau doch in der Art umgesetzt, dass sie den Dackel totgebissen haben. Diese Kangals hatten keine Chance, ihre Genetik auszuleben, die auf Schutzverhalten basiert.

Zitat

Was ich kenne und so lese ist es in erster Linie der imposante Krawall der das so in der Außenwirkung transportiert, oder sehe ich das falsch?

Man sieht es diesem Hundetyp an vielen Kleinigkeiten an, ob er aufgrund von Schutzverhalten agiert oder aufgrund von Territorialverhalten.

Das Schutzverhalten hat immer deutlich defensive Anteile. Sieh Dir als Beispiel mal hier den Kangal bei ca. Minute 1:03 an, der agiert, weicht aber vor dem sich nähernden Kameramann zurück:

Irgendwo in meinem Foto-Fred hab ich ein Video von den damals noch jungen Mc`s, als ich verkleidet mit Bankräuber-Maske und Einmal-Malerkittel an meiner Fläche vorbeilaufe und "Wraaaaah" rufe. Da sieht man zurückspringende Mc`s, die mich vorher, als ich neutral war, den Zaun entlang begleitet haben, dann auf den Reiz hin kurz zurückweichen und mich daraufhin verbellen, bis ich mich wieder normal verhalte.

Wenn Du dagegen die Beschreibung vom Vorbeigehen bei den Tauchaer Kangals von @Clover hier in diesem Beitrag

RE: Der "gefährliche" Hund

liest, ist das eine völlig andere Liga.

Da hätte ich mir eine Windel geschnappt und wäre abgezischt.

Zitat

Zitat

Nein, Selbstläufer sinds weißgott nicht.

Es ist sicher kein Selbstläufer, aber die häufig zu findende Darstellung des aggressiven, stets nach vorne gehenden und sofort auf angriff schaltenden HSH ist es doch auch nicht oder?

Was ich kenne und so lese ist es in erster Linie der imposante Krawall der das so in der Außenwirkung transportiert, oder sehe ich das falsch?

was man aber auch nicht vergessen darf, und das hat ja auch McChris schon angesprochen: ein Großteil der Kangals in Deutschland leben doch eben gerade nicht als Herdenschutzhund.

Viele werden doch bei Familien gehalten und sind daher eben 'arbeitslos'.

Das geht ja schon bei vielen Gebrauchshunden, die auf die Zusammenarbeit mit dem Menschen selektiert sind, nicht wirklich gut. Aber bei so selbstständig und eigenständig agierenden Hunden dann halt oftmals noch weniger.

Und, was eben auch eine Rolle spielt: so ein Kangal ist halt auch verdammt groß. Ich habe mal kurz gegoogelt, da werden Gewichte bis 60 kg angegeben. Da sehen selbst meine durchaus großen Hunde alt aus dagegen.

Also wenn es zum Vorfall kommt, dann sind halt auch fast alle anderen Hunde unterlegen und die Menschen haben ihre liebe Mühe, den sehr großen Hund zu bändigen.

Zitat von miamaus2013

ein Großteil der Kangals in Deutschland leben doch eben gerade nicht als Herdenschutzhund.

Viele werden doch bei Familien gehalten und sind daher eben 'arbeitslos'.

Wie auch höchstwahrscheinlich diese beiden Kangals:

https://www.rundblick-unna.de/…e-zusaetzlich-aufgehetzt/

Zitat

Ein Diensthundeführer der Polizei Unna konnte die aufgeregten Tiere schließlich sichern. Sie sind jetzt im Tierschutz.

In DO-Scharnhorst griffen in der Nacht zu Samstag zwei frei laufende Hirtenhunde (Kangals) mehrere Passanten an.

Von 1.15 Uhr an versuchten Polizisten, die Tiere zu sichern. Gegen 3:00 Uhr fanden sie sie am Hallenbad – bei einer etwa 15-köpfigen Gruppe, die um die Hunde herum im Kreis stand und sie durch hetzende Rufe zusätzlich reizte.

Zum Glück konnten die Hunde von der Polizei eingefangen werden, bevor noch mehr passiert ist.

Leider findet sich bisher nichts über die Haltungsbedingen oder wieso die Hunde ohne Halter in der Stadt herumliefen.

Vielleicht kann @Clover selbst noch mal was dazu schreiben, wie sie den Kangal in dem Video da oben im Vergleich zu dem "Erlebnis" mit den Tauchaer Kangals erlebt. Das wäre sicher sehr interessant.

Dass übrigens der Rinderhalter oben auch nur von Territorial-Verhalten spricht, ist für einen Hundetrainer eher schade, aber unter den nicht-Hundlern unter den Weidetierhaltern leider ebenfalls weit verbreitet.

In der Größenordnung ca. 60 kg bewegte sich ja auch das Schmuckstück, was Moro zerlegt hat.

da hat man einfach keine Chance mehr

vor solchen Hunden wie im Video hätte ich keine Angst.... die Kommunikation ist mir da völlig klar

Hier ist das Video von meinen - ich trage da Maler-Kittel, Sturmmaske und hab mich mit Raumspray eingesprüht , ausserdem baumelt an meiner Schulter ein XXL-Plüsch-Schwein und ich habe einen Besen geschultert. Die Hunde sind da nicht ganz 1,5 Jahre alt und die kleinen Signale wie Gähnen und andere kleine Unsicherheiten sind wohl in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass sie mich dennoch erkennen und sie mit dem "was zum Teufel treibt die Alte" ein wenig überfordert sind - das Paßwort sollte Kangal sein:

Was aber zu erkennen sein sollte, ist die Fähigkeit, rasch umzuschalten in den "aktiven Modus" und das genauso rasche wieder Runterfahren.

Ich will das Thema HSH jetzt gar nicht bis zum Erbrechen ausufern lassen, aber es ist wichtig, dass man auch als HH die Unterschiede im zugrunde liegenden Verhalten erkennt und dazu trägt das hier hoffentlich bei.

Sehr interessante Diskussion, aber das letzte Video ist privat. Magst du vielleicht das Passwort verraten?

Zitat

das Paßwort sollte Kangal sein: