Es ist doch "nur" ein Hund - Unterschiedliche Erwartungen und Einstellungen rund um Vierbeiner

  • Ich hab ein bisschen ein Problem mit der Mensch/Tier-Unterscheidung. Das Mensch-Sein ist eine Selbstzuschreibung, die grundsätzlich dazu dient, die Ausbeutung der Tiere zu rechtfertigen und sich von ihnen abzugrenzen. Würden Aliens auf der Erde landen, wären wir alle - Tiere und Menschen - einfach nur Geschöpfe der Erde. =) An dieser Stelle kann ich die Human-Animal-Studies empfehlen, die sind super. :bindafür:


    Das heißt aber NICHT, dass ich es ok finde, wenn Hunde in "menschliche" Rollen gepresst werden. :ugly: Meine Eltern haben ihre Hunde total zu kontrollieren versucht, meine älteste Schwester ist stolz darauf, dass ihr Hund auf Befehl hin macht etc. :fear: Deswegen würde ich nie nie nie meinen Luke so behandeln und ich will einfach, dass er an meiner Seite ist, dass es ihm gut geht und wir zusammen Spaß haben können. :herzen1:

  • Würden Aliens auf der Erde landen, wären wir alle - Tiere und Menschen - einfach nur Geschöpfe der Erde.

    Trotzdem würden Aliens auch feststellen, dass unter den Geschöpfen große Unterschiede herrschen. Macht den Menschen nicht besser als zB den Hund (der Hund kommt wenigstens nicht auf die dumme Idee, den einzigen Planeten den wir alle zusammen bewohnen so hemmungslos auszubeuten). Die Aliens würden schnell feststellen, dass die Haltungsbedingungen der unterschiedlichen Spezien auch sehr speziell und unterschiedlich sind. Und sie würden feststellen, dass der Mensch offenbar eine enge Symbiose mit Hund und Katze eingegangen ist und diese Tiere ihm wichtiger sind, als alle anderen auf diesem Planeten. :ka:


    Oh so viel Potential für endlose philosophische Diskussionen. :D

  • Man hat ihn sich ins Haus geholt (wie jemand schon schrieb gegen seinen Konsens)

    Vielleicht hab ich zu unaufmerksam gelesen, ich weiß jetzt nicht, wo das steht, aber egal.
    M.E. nach ist das fast nie gegen den Konsens des Hundes (wenn man nicht gerade grobe Fehler macht). Eben deshalb, weil Hunde nahezu "rasse"-übergreifend menschliche Gesellschaft und Interaktion mit Menschen schätzen und sehr oft auch anstreben.
    Dass der Mensch mit Hunden und -deutlich eingschränkter - Katzen eine Symbiose eingegangen ist, ist eine recht anthropomorphe Formulierung. Denn auch Hund (und in gewissem Sinne auch Katze) sind ebenfalls von sich aus diese Beziehung eingegangen. Was die Verpflichtung ja nur verstärkt.
    Und dass Hunde oder auch Katzen wichtiger seien als andere Tiere auf dem Planeten, das ist doch eine Aussage, die allein auf Wohlstandsgesellschaften, meistens im "Westen" bestehend, zutrifft. Hunde und Katzen werden ja in bestimmten Erdteilen gegessen und entsprechen voher gehalten bzw behandelt.

  • Erst einmal: Euch allen Danke für die Antworten und Einblicke!


    Human-Animal-Studies

    Hast du dazu einen Link oder Buchtipp?


    ---


    nach ist das fast nie gegen den Konsens des Hundes

    Die meisten Hunde laufen einem nicht vom Züchter oder Vorbesitzer aus nach Hause hinterher, oder? Die werden vom Menschen ausgewählt und mitgenommen. Teils über Landesgrenzen hinweg gefahren oder geflogen, ohne zu wissen, zu wem sie kommen und was gerade passiert. Wo ist denn da und wo kann denn da Konsens sein? Nur weil Hunde vielleicht generell Menschennähe mögen, heißt das ja nicht, dass meine ausgerechnet mich ausgewählt hätten. Die sind eben hier gelandet, ohne gefragt zu werden oder eine wirklich Wahl zu haben.

  • Ich meine damit, dass die meisten Hunde, die ich in den letzten 30 Jahren kennenglernt habe, viele davon aus dem Tiersschutz, auch fortgeschrittenen Alters, so manche aus dem Ausland, nach gewisser Eingewöhnungzeit absolut zufrieden mit der Situation wirkten, von sich aus Interaktionsversuche mit dem jeweiligen Besitzer unternommen haben, Neues hinzugelernt und Altes ablegen konnten.
    Huch: ich sehe gerade, dass ich da offenbar mangelndes Leseverständnis an den Tag gelegt habe. Shame on me. Ich habe "gegen den Konsens des Hundes " irgendwie genau gegenteilig gelesen. Sorry, löschen kann ich nix mehr.

  • @Bubelino
    Jennja hat auf der Seite vorher geschrieben, dass sich ihre Hunde nicht ausgesucht haben, bei ihr zu leben. Auch meine Hunde hatten da wenig Einfluss drauf. Ich habe mich in sie verguckt und ab da mussten sie sich mit mir arrangieren. Die wenigsten Hunde suchen sich ihre neuen Besitzer/Halter/Freunde fürs Leben selbst aus. Meist ist es ja doch der Mensch. Aber Hunde sind ja sehr anpassungsfähig und kommen (was ja auch teilweise wirklichen deren großes Pech ist) mit dem minimalsten aus. Eben weil sie sich ja so stark an ihre Menschen binden. Manchmal auch ungeachtet dessen, wie dieser mit ihnen umgeht.



    Dass der Mensch mit Hunden und -deutlich eingschränkter - Katzen eine Symbiose eingegangen ist, ist eine recht anthropomorphe Formulierung. Denn auch Hund (und in gewissem Sinne auch Katze) sind ebenfalls von sich aus diese Beziehung eingegangen. Was die Verpflichtung ja nur verstärkt.

    Wir sind beide (Hund und Mensch) Nutznießer dieser recht speziellen Verbindung und Partnerschaft. Heutzutage mehr auf der emotionalen Ebene als vor einigen Jahren noch, aber wir haben alle unsere Vorteile daraus.


    Heute Morgen, als ich wach wurde und meine Hunde mich am Bett begrüßt haben, hatte ich eine sehr starke emotionale Reaktion darauf. Ich fand es einfach nur schön, das sie da sind und sich darüber freuen, dass ich wach geworden bin und direkt mal eine kleine Schmuseeinheit abgeholt haben.


    Meine nächste emotionale Reaktion kam, als mein Rüde eben häufig im Passgang lief. Ich machte (mache) mir Gedanken und Sorgen.


    Ich bin froh, dass meine Hunde da sind und ich mache mir meine Gedanken darüber, wie es mit meinem Senior weitergehen soll.


    Nur damit ich nicht zu kühl oder kalt rüberkomme, wenn ich von meinen Hunden schreibe. Auch wenn ich sie scheinbar degradiere mit dem Wort NUR, sind sich emotional sehr stark in mir verankert und werden nach besten Gewissen von mir umsorgt und geliebt.

  • Wow - 3 Buchstaben, die so unterschiedlich interpretiert werden können, dass man daraus sogar ganze Lebensphilosophien ableiten kann, ich finde das total spannend.


    Im Umkehrschluss für mich bedeutet das aber auch, dass ich bei so vielen Interpretations-Varianten weiterhin immer erst mal nachfragen werde, wie dieses Mini-Wörtchen "nur" situativ grad tatsächlich gemeint ist, ehe ich mich in einer Diskussion ins Zeug legen und meine Variante zu Grunde lege.


    LG, Chris

  • Bei mir ist und bleibt ein Hund "nur" ein Hund. Wenn es hart auf hart kommt steht bei mir immer der Mensch an 1. Stelle und erst dann kommt der Hund.

    Warum?


    Das ist eine ganz ernstgemeinte Frage, weil ich da eventuell etwas anders ticke. Ob jetzt Hund, Katze, kleines Kind oder erwachsener Mensch, der dazu (gerade) nicht in der Lage ist - wenn einer beim Essen, Toilettengang oder sonstigem Hilfe braucht, mach ich da keinen Unterschied und vergebe "Plätze". Da gibt es nie "Wesen steht an erster Stelle, NUR, weil es ein Mensch ist".


    Mein Hund bekommt Futter, ich lasse auch mit mir reden wenn das Futter nicht schmeckt, ich lasse mir dann aber nicht mehr durch ständige Mäkelei auf der Nase herumtanzen.


    Wie kommst du darauf, dass es "auf der Nase herumtanzen ist"? Auch wieder, ernstgemeintes Bedürfnis nach Verständnis. Wenn meine Oma, Freunde, Tiere irgendwas nicht essen mögen, würde ich ihnen nie unterstellen, dass sie mich schikanieren oder mir auf der Nase herumtanzen wollen. Mir schmecken manche Sachen auch nicht oder ich esse sie aus Überzeugung nicht. Da geht auch niemand davon aus, dass ich sie damit ärgern will. Warum ist "Mäkeln" bei Hunden, so oft so ein Ärgernis? Ich versteh das echt nicht.

  • Ich hab ein bisschen ein Problem mit der Mensch/Tier-Unterscheidung. Das Mensch-Sein ist eine Selbstzuschreibung, die grundsätzlich dazu dient, die Ausbeutung der Tiere zu rechtfertigen und sich von ihnen abzugrenzen. Würden Aliens auf der Erde landen, wären wir alle - Tiere und Menschen - einfach nur Geschöpfe der Erde. =) An dieser Stelle kann ich die Human-Animal-Studies empfehlen, die sind super. :bindafür:

    Sehr spannendes Thema. Ich stimme da ebenfalls zu, die Unterscheidung von Tier/Mensch ist eine, die der Mensch zieht um gewisse Aktionen zu rechtfertigen bzw. um sich von allen anderen abzuheben und seine "Sonderstellung" betont. Im Grunde sind alle auf der Erde lebenden Wesen gleich: alle fühlen, denken und leben (mehr oder weniger) gleich. Das ist zumindest meine Meinung zu dem Thema und auch das, was die Human Animal Studies zu der Mensch-Tier-Beziehung sagt =)

    Hast du dazu einen Link oder Buchtipp?

    Hier:


    Und hier eine Beschreibung worum es geht: Human-Animal Studies – Wikipedia

  • Trotzdem würden Aliens auch feststellen, dass unter den Geschöpfen große Unterschiede herrschen. Macht den Menschen nicht besser als zB den Hund (der Hund kommt wenigstens nicht auf die dumme Idee, den einzigen Planeten den wir alle zusammen bewohnen so hemmungslos auszubeuten). Die Aliens würden schnell feststellen, dass die Haltungsbedingungen der unterschiedlichen Spezien auch sehr speziell und unterschiedlich sind. Und sie würden feststellen, dass der Mensch offenbar eine enge Symbiose mit Hund und Katze eingegangen ist und diese Tiere ihm wichtiger sind, als alle anderen auf diesem Planeten. :ka:
    Oh so viel Potential für endlose philosophische Diskussionen. :D

    Ja, da hast du recht. Aber es geht mir hauptsächlich um die grundlegende Unterscheidung von Mensch/Tier. Der Wurm ist wie der Hund auch ein Tier, aber wir nennen sie trotz riesiger kognitiver Unterscheidung beide "Tiere". Schweine erkennen sich im Spiegel und sind so intelligent wie Hunde, trotzdem essen wir das Schwein und lieben den Hund (schon allein das Wort "NUTZtier" sagt viel aus). :ugly:


    Abet stimmt, da könnten wir (gern! ;) ) ewig diskutieren. =)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!