Natur Austausch-Thread
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Würde mich interessieren, was Du dazu meinst.
110 Folien *keuch*

Ich hab nix in die Richtung studiert - aber ich sehe, was innerhalb der letzten 11 Jahre mit meinem Grünland passiert ist, seit ich
- nur noch mit hofeigenem Festmist dünge
- den Tierbestand (früher Pferde, heute Rinder) gering halte, orientiert an den Zahlen GVE/ha für extensiv genannte Weidetierhaltung
- Randstreifen am Zaun und Areale in den Flächen stehen lasse und nur streifenweise im Wechsel mähe (Schnittgut kommt dann weg)
- als wir noch selbst Heu gemacht haben, einen späten Schnittzeitpunkt nach dem 15. Juli angestrebt habe
- seit wir kein Heu mehr machen, ein großes Stück unserer Fläche erst nach dem 15. Juli zur Beweidung freigebeDie Artenvielfalt an Pflanzen, Amphibien, Schmetterlingen, Insekten und Vögeln ist enorm angestiegen.
Viele der Arten, die in dem Vortrag gezeigt werden, haben wir hier auch - die, die hierherpassen.
Feldlerchen, Neuntöter, Goldammern, Braunkehlchen, Steinschmätzer (bis 2017 wohl nur auf Durchzug, 2018 scheint mindestens einer den ganzen Sommer hier gewesen zu sein), etc.
Bärwurz, Arnika etc.
Alle möglichen Falter - Bläulinge, Schachbrettfalter, gr. Perlmuttfalter, Schwalbenschwanz (der liebt den Bärwurz), Landkärtchen, Kaisermantel, etc. Da kommt dieses Jahr ein Schmetterlingsexperte, der mir beim Dokumentieren hilft.Alles durch extensive Weidetierhaltung entstanden - also einer Art Symbiose von Mensch, Weidetier und Natur. Früher war das eine intensiv genutzte und entsprechend gedüngte Mähfläche. Die Arnika z. B. hat dort im Boden überdauert und liess sich von selbst wieder blicken, als es wieder gepasst hat. Für mich ist tatsächlich DAS die Lösung, weil da alles ausbalanciert ist und weil ich nicht sehe, dass wir über soviele freie Flächen in D verfügen, dass man in größeren Dimensionen zwischen ökologisch landwirtschaftlich genutzt und Naturschutz trennen könnte. Einige Ausnahmen besonders schützenswerter Flächen mag es da geben, aber nicht wirklich flächendeckend über D verteilt.
Das alles würde aber eine drastische Änderung des Konsumverhaltens der Bevölkerung voraussetzen. Die macht es sich in grossen Teilen leicht, indem sie mit den Fingern auf die böse Landwirtschaft zeigt - aber wer kauft denn Rindfleisch für 3,99 das Kilo? Auch das Freizeitverhalten müsste rücksichtsvoller werden, was auch uns HH betrifft, denn Wegränder wie in Folie 33 wären heutzutage wohl beliebte Hundeklos.
Wenn man eine Fläche in Ruhe lässt, was bei nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen i. d. R. passiert, verbuscht und verwaldet sie im Laufe der nächsten Jahre.
Dann wäre sie für die Arten, die offenen Boden brauchen weg.
Die Alternative wäre mit maximalem Pflegeaufwand Hand und Maschinen anzulegen - was nicht nötig wäre, wenn da ein paar Robustrinder draufstünden. Es gibt diesen Spruch "Schützen durch Nützen"....Ich würde immer den Weg vorziehen, sich selbst unterhaltende Kreisläufe durch symbiotische Lebensgemeinschaften zu schaffen und statt "Ein-Arten-Schutz" immer eher den Lebensraumschutz wählen.
Hier sind viele Arten wiedergekommen - obwohl oder weil wir die Flächen dennoch nutzen. Nur halt weniger intensiv, mit etwas Rück- und Umsicht und tatsächlich ist es auch ziemlich erschreckend, wie wenig so viele Arten tatsächlich brauchen. Selbst dieses Wenige wird ihnen an vielen Stellen verwehrt.
LG, Chris
- Vor einem Moment
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Hi,
Schau mal hier: Natur Austausch-Thread*
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Spannendes Thema.
Ich kann mich an einen Bericht (oder Vortrag, Artikel? – puh mein Gedächtnis) erinnern, in dem ebenfalls die positive Wirkung der Beweidung mit Rindern erwähnt wurde. War oder ist ein Projekt im Nürnberger Land, wo schwieriges, also steiles oder sehr feuchtes Gelände durch die Tiere offengehalten wurde.
Die Frage wäre nun, ist das in großem Stile – wie es ja wohl notwendig wäre – durchführbar? Und wie sieht es für die Landwirte auf der Kostenseite aus. Dürfte ja auch ein entscheidender Faktor sein.
Auf die Konsumentenseite würde ich erstmal keine großen Hoffnungen setzten. Und zwar weniger wegen der berühmten „Geiz-ist geil“ Mentalität, sondern weil hochwertige Lebensmittel wirklich ins Geld gehen und viele sich das einfach nicht leisten können.
Die Idee der „Extraflächen“ für Artenschutz lässt mich noch nicht ganz los. Finde ich ebenfalls sehr ansprechend. Wenn es Probleme gäbe, dafür genügend Flächen zu finden, warum nicht bereits ausgewiesene Naturschutzgebiete, Naturparks oder Landschaftschutzgebiete in Teilen dazu hernehmen?
Viele Mosaiksteinchen ergeben auch ein Bild. -
Hi,
Ich würde immer den Weg vorziehen, sich selbst unterhaltende Kreisläufe durch symbiotische Lebensgemeinschaften zu schaffen und statt "Ein-Arten-Schutz" immer eher den Lebensraumschutz wählen.
auch ich empfinde dies als richtigen Ansatz. Für die meisten Leute, die sich nicht so für den Umweltschutz / Landschaftsschutz / Biodiversität interessieren, ist es aber einfacher wenn man den Schutz beispielsweise eines beeindruckenden Greifvogels in den Mittelpunkt stellt, und dieser halt ein bestimmtes Umfeld ( eben das Schützenswerte) braucht, um überhaupt in dem Revier leben zu können.
So ist es Folge des Schutzes einer bestimmten Art, dass zig andere ebenfalls davon profitieren. Die Ansätze können sich also ergänzen, wenngleich es zuweilen tatsächlich so wirkt, als würde man sich bestimmte Arten rauspicken.Man kann nur versuchen Landwirte zu überzeugen im Sinne des Naturschutzes zu agieren, auf europäischer Ebene gibt's derzeit keinen Rückenwind, die Agrarlobby scheint Frau Klöckner mittlerweile im Griff zu haben, und das Umweltministerium spricht manchmal aber eben nur manchmal mit dem Landwirtschaftsministerium ohne dass über -haupt große Debatten bekannt würden wo man unterschiedlicher Meinung ist oder was man zum besseren wenden will. ( Das G. Thema mal ausgenommen)
Ich selbst habe leider nicht die Möglichkeiten von Chris 2406. Ich habe ein kleines Haus mit Garten.
Aber hier leben im Frühjahr hunderte von Molchen, im Sommer nistet hier eine mittlerweile gar nicht mehr so kleine Mauerseglerkolonie, im Herbst suchen Igel Unterschlupf und finden einen und im Winter gibts für alle Singvögel reichlich Futter. In diesem Jahr sind hier auch , wenn auch nur wenige Grünfinken wieder mit dabei.LG
Mikkki
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Die Idee der „Extraflächen“ für Artenschutz lässt mich noch nicht ganz los. Finde ich ebenfalls sehr ansprechend. Wenn es Probleme gäbe, dafür genügend Flächen zu finden, warum nicht bereits ausgewiesene Naturschutzgebiete, Naturparks oder Landschaftschutzgebiete in Teilen dazu hernehmen?
Viele regionale Artenschutzprojekte scheitern daran, dass die Menschheit nicht mehr gewillt ist, in einem bestimmten Rahmen Rücksicht zu nehmen.
Da stapfen Schneeschuhwanderer durch ausgewiesene, gut beschilderte Auerhuhn-Rückzugsgebiete, lassen HH ihre Hunde in Brachflächen, die für Bodenbrüter angelegt worden sind, all sowas.
Oder finden, wie hier in meinem Dorf plötzlich Techno-Festivals statt und man steht als Lästling da, weil man der Meinung ist, dass Braunkehlchen wichtiger sind als sowas.Solche Kampagnen wie die hier müsste es mehr geben:
Home - Respektiere deine GrenzenViele Mosaiksteinchen ergeben auch ein Bild.
Ja, unbedingt.
Und ich bin auch der Meinung, dass tatsächlich jeder etwas dazu beitragen kann.Ich kann mich an einen Bericht (oder Vortrag, Artikel? – puh mein Gedächtnis) erinnern, in dem ebenfalls die positive Wirkung der Beweidung mit Rindern erwähnt wurde. War oder ist ein Projekt im Nürnberger Land, wo schwieriges, also steiles oder sehr feuchtes Gelände durch die Tiere offengehalten wurde.
Wenn Dich Beweidungsprojekte im Naturschutz interessieren, schau mal hier hinein:
Übersicht über das Fachinformationen-Angebot der AkademieSo ist es Folge des Schutzes einer bestimmten Art, dass zig andere ebenfalls davon profitieren. Die Ansätze können sich also ergänzen, wenngleich es zuweilen tatsächlich so wirkt, als würde man sich bestimmte Arten rauspicken.
Ja, natürlich. Eine besondere Art als Zeigerart in den Vordergrund zu stellen, die ein wenig den "Bambi-Effekt" bei den Leuten auslöst, schadet nicht.
Aber ein Beispiel dafür, wie schräg manche solcher Ein-Arten-Projekte laufen können, gabs vor einigen Jahren hier in Oberfranken. Den Ort weiss ich nicht mehr, da ging es um Neuntöter. Da hat wer vom Vogelschutz Neuntöter auf einer Fläche gesehen und alles wurde dran gelegt, die Fläche neuntöter-freundlich zu gestalten.
Es wurden Dornenbüsche gepflanzt ohne Ende.
Mit dem Effekt, dass innert weniger Jahre alles verbuscht war und den Bodenbrütern und Neuntötern die offenen Flächen zwischen den Büschen fehlten.
Der Bestand brach dramatisch ein und erst eine grossangelegte Busch-Entfernungsaktion hat alles wieder gerichtet.....das war....schräg.Man kann nur versuchen Landwirte zu überzeugen im Sinne des Naturschutzes zu agieren, auf europäischer Ebene gibt's derzeit keinen Rückenwind, die Agrarlobby scheint Frau Klöckner mittlerweile im Griff zu haben, und das Umweltministerium spricht manchmal aber eben nur manchmal mit dem Landwirtschaftsministerium ohne dass über -haupt große Debatten bekannt würden wo man unterschiedlicher Meinung ist oder was man zum besseren wenden will. ( Das G. Thema mal ausgenommen)
Die Agrarlobby sind nicht die einzelnen Landwirte. Das muss man immer wieder betonen!
Den Landwirten sind in vielen Dingen durch die Agrarpolitik (die genauso schräg läuft wie das obige Neuntöterprojekt) die Hände gebunden. Die können und DÜRFEN nicht mal einfach so machen, wie es in Sachen Natur- und Artenschutz Sinn machen würde.
Wer einmal einen Landwirt kennen gelernt hat, der Fördergelder für 5 Jahre zurückzahlen musste, weil die Flächenangaben fürs Kulap um ein paar qm nicht gestimmt haben, kann verstehen, warum da z. T. nur zögerlich mitgemacht wird, oder eigentlich schon etablierte Flächen wieder aus den Programmen genommen werden.Diese ganzen Naturschutz-Programme für Landwirte sind sehr kompliziert, gehen z. T. an der landwirtschaftlichen Praxis vorbei und sind wenig flexibel, wenn z. B. so ein Dürrejahr wie das vergangene eintritt, wo schlichtweg das Futter fürs Vieh nicht ausgereicht hat. Manche Bundesländer haben rasch reagiert und problemlos auch Vorrangflächen zur Beweidung freigegeben, in anderen Bundesländern ging das nur auf Einzelantrag mit Bearbeitungszeiten, bei denen man sich gefragt hat, ob das Vieh derweil von Luft und Liebe leben soll.
Ich könnte auch Fördergelder in Anspruch nehmen, die Anträge wären aber nerviger als die Steuererklärung. Aber ich schaue lieber mit dem Fernglas, ob die Bodenbrüter durch sind mit ihrer Brut und entscheide danach, ob die Rinder auf die Fläche können - nicht nach einem bestimmten Stichtag.LG, Chris
LG,
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Hier ist z. B. ein unglaublich wertvolles Weideprojekt, sowas würde ich mit meinen Herrschaften auch gern leisten, aber die gemeindeeigenen Waldstücke, die an meine Flächen grenzen, sind aufgeräumter Wirtschaftswald:
Life-Projekt Große Hufeisennase - LBV -
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Hat jemand eine Idee, zu welchem Tier dieser Schädel gehört? Mehr war vom Tier leider nicht da.
Vielleicht ein Marderartiger? Also Fretchen, Nertz, Marder oder so. Wie groß war den der Schadel? Also wenn es um die 8cm waren könnte es hinkommen.
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Ne, der war größer als 8cm
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Kurzfristige und großflächige Lösungen sind eher nicht in Sicht, schließe ich aus dem Gelesenen. Und es ist auch schwierig in dieser komplexen Welt, in der Alles mit Allem zusammenhängt.
So widersprechen ja auch teilweise die Ziele des Umweltschutzes den Zielen des Artenschutzes.
Beispiel Windräder: Man geht davon aus, dass pro Jahr 250 bis 300Tausend Fledermäuse an diesen Geräten ihr Leben lassen. Gehäkselte Vögel und Insektenkrusten auf den Windmühlenflügeln konterkarieren und relativieren die Bemühungen um den Artenschutz.
Dieses Dilemma dürfte nicht so leicht auszuräumen sein.
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Hi,
in diesem Bereich könnte durch Verbrämung vielleicht noch einiges erreicht werden. Vielleicht kann man irgendwann
durch Ultraschall erreichen, dass Fledermäuse sich gar nicht erst nähern. Ansonsten wirklich schwierig..LG
Mikkki
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Huch, wer oder was soll verbrämt werden?
Oder meinst du Vergrämung?
LG - Vor einem Moment
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