Jagdtrieb eine Frage der Erziehung?

  • Erklär mal.

    Warum? Muß ich jetzt mit dir über etwas diskutieren, daß du nicht verstehen möchtest?
    Haben deine Hunde schon jemals ein Kaninchen, eine Ente, eine Ratte oder sonstwas gestellt und getötet, oder konntest du sie dabei umleiten?

  • Mich interessiert mal die Definition von "Vollblutjäger".

    Mein erster eigener Hund war ein großer Münsterländer, FCI Gruppe 7 fallend unter Vorstehhunde. Ein typischer Jagdhund. Lief immer ohne Leine, stöberte mal nen Hasen auf, lies sich aber sofort abrufen.

    Rassetechnisch eigentlich ein Vollblutjäger, aber dank einer guten Erziehung, die er genossen hatte, hervorragend im Gehorsam.

    Dazwischen mehrere Mischlinge und ein weißer Schäfi, alle hatten Jagdtrieb, nicht wahnsinnig ausgeprägt, aber ein Reh war da durchaus interessant. Alles keine Vollblutjäger, aber Spazieren gehen war da echt anstrengend. Entweder war die Leine dran, oder ich hab alles gescannt.

    Bei meiner Hündin, bei der wegen des Ridgebacks ausgeprägter Jagdtrieb zu erwarten war, habe ich alles anders gemacht. Im ersten Jahr gab es Spaziergänge nur an der Schleppleine, Freilauf nur auf großen, einsehbaren Wiesen. Rückruf habe ich intensiv mit ihr geübt, das war so ziemlich das einzige, was im ersten Jahr für mich wichtig war. Es wurde kein Blatt, kein Insekt noch sonstwas gejagt. Es wurden keine Bälle, Stöcke oder sonstwas geworfen und gehetzt. Gerannt wurde nur auf Wiese und Feld, im Wald gab es nur auf dem Weg laufen.

    Alternativ wurden Dummies, Kinder und Ehemänner versteckt, die durfte sie dann suchen. Ich habe einen Schnüffelteppich und Intelligenzspielzeug besorgt. In der Wohnung und im Garten wurden Fährten gelegt.

    Dann wurde Freilauf ohne Schleppleine getestet. Lief gut, bis ein Eichhorn unseren Weg kreuzte und mein Hund auf den Baum krabbeln wollte, auf den das Hörnchen laut schimpfend verschwand. Also wieder Schleppleine dran.

    Sie ist jetzt 2 Jahre alt und wirklich verlässlich abrufbar bzw. versucht es mittlerweile nicht mal mehr, da ich sie immer bereits im Ansatz unterbrochen habe.

    Ob das an der Erziehung liegt, wer weiss, vllt. war sie auch nie eine Vollblutjägerin? Vllt. wäre sie eine geworden, hätte ich versäumt sie im Ansatz zu korrigieren?

    Schlussendlich kann ich nur sagen, dass ich auf diese Art, die wesentlich mehr Einsatz erfordert, als den Welpen oder Junghund im Freilauf zu lassen, einen echt umgänglichen und zuverlässigen Hund an der Leine habe. Alle meine Hunde waren ganz passabel erzogen, aber Mia ist da echt schon ganz weit vorne und das, obwohl sie ein totaler Temperamentsbolzen ist und phasenweise schwer kontrollierbar war.

    Wir sind durch unser Training ein wirklich gutes Team geworden, Ausfallerscheinungen gibt es immer mal wieder, aber nichts dramatisches.

    Was ich damit sagen will: Es schadet sicher keinesfalls, auf einen Hund, bei dem Jagdtrieb zu erwarten ist, erzieherisch etwas spezieller einzugehen. Eine Garantie, dass er deshalb nicht jagt, ist das trotzdem nicht.

  • Ich habe jetzt Seite 4 bis 9 nicht gelesen, also entschuldigt, falls es doppelt ist...

    Aus einigen Beiträgen und auch aus meiner Erfahrung mit anderen Hundehaltern meine ich zu erkennen, dass das "Problem" mit dem Jagen bei vielen ist, dass sie viel zu spät mit dem "AJT" anfangen. Da wird der Welpe großgezogen und man achtet auf vieles, aber nicht auf die wirklich elementaren Dinge, wenn das Ziel ein freilaufender Hund einer eher jagdtriebigeren Rasse sein soll. Impulskontrolle, SUperwort oder Pfiff, KEIN Hetzen von bewegten Objekten (Bälle, Spielzeuge ect), Tiere zum Tabu erklären von klein auf (im Idealfall direkte Belohnung von Umorientierung zum Menschen) und zB Anlagen wie Vorstehen fördern, wenn vorhanden, sind zB so Dinge, die man nicht erst nach einem Jahr anfangen kann, wenn es einem wirklich ernst ist.
    Aber da wird dem Weimeraner dann das Bällchen geworfen, weil es ja so schön einfach ist, der Vizsla darf Vögel ärgern oder das Laub im Herbs jagen... Aber wenn der Hund dann groß ist, ist all das auf einmal falsch und das große AJT beginnt. Das kann man definitiv einfacher haben. Ist zwar jede Menge Arbeit, aber es zahlt sich aus! Alf zB ist sein erstes Lebensjahr lang nichts hinterher gelaufen, was sich bewegt hat. Er durfte sein Spielzeug holen, wenn es ruhig lag oder es suchen gehen. Geworfen wurde erst, als er das aushalten konnte abzuwarten. Jedes noch so kleine Anstarren von Amseln war bereits tabu und wurde mit Nein kommentiert, sobald er wusste, was das bedeutet. Natürlich gab es dann ne riesen Party, wenn er daraufhin zu uns schaute. Und so war das erste jahr für den Hund lehrreich und witzig, es gab viel Party und Superleckerchen. Und für uns Menschen war es ein ständiges achtsam und konsequent sein...Anstrengend manchmal vielleicht, aber es hat sich gelohnt. es gab dann in der Entwicklung noch ein paar "Rückfälle", wo wir das gelernte wieder aufgefrischt haben, aber das waren vielleicht 5 Wochen insgesamt, wo dann auch mal ne Leine dran blieb.
    Heute sieht das so aus : Aufspringende Feldhase 2m neben uns? Kein Problem! Ein Sprung Rehe 10m neben uns? Perfekt angezeigt und Leckerlie abgeholt! Reh rennt 5m vor ihm über den Weg? Alf rennt 3-6 Galoppsprünge, stoppt auf Pfiff und kommt auf den nächsten zurück und will Spielzeug haben....

    Hält man sich vom ersten Tag an an einige Regeln und bleibt dabei wirklich konsequent, dann hat man mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit irgendwann einen Hund, der nicht einfach losrennt oder sich im schlimmsten Fall stoppen lässt. Zugleich hat man aber als Halter eines solchen Hundes die Pflicht und Verantwortung, ihm angemessenen Ersatz zu bieten. Was da angemessen ist, entscheidet der Hund, was ihm keine Freude bereitet, bringt auch nichts. Alf ist Mantrailer, das liegt ihm, macht ihm irre Spaß und fordert ihn.

    Zudem muss man seinen Hund trotz all der guten Erziehung immer gut im Auge behalten und ihn gut lesen können! Das ist nicht einfach und mal eben quatschend mit der Freundin durch den Wald ist einfach selten drin. Ein paar Gehrinzellen müssen immer auf den Hund und die Umgebung achten, um das gelernte Anzeigen des Wildes zB auch erkennen zu können. Auch die noch so tolle Impulskontrolle ist irgendwann erschöpft...

    Fazit: Natürlich kann man mit Erziehung vieles im Griff behalten, bei dem einen Hund mehr, beim anderen weniger. Am besten gelingt das, wenn es von klein auf möglich ist. Aber selbst für meinen Alf, der vom ersten Tag an all die oben beschriebenen Dinge lernte, auf Pfiff mit der Pfeife in den verrücktesten Situationen kommt und Tiere in der Umgebeung brav durch Vorstehen anzeigt, lege ich nicht meine Hand ins Feuer, dass er nicht mal losrennt.... Das Restrisiko bleibt, deswegen verbringt er aber kein Leben an der Leine. ABer er bleibt in wildreichen Gebieten angeleint, das kann man gut an seinem Verhalten erkennen. Denn trotz der Erziehung bleibt er ein Jagdhund, dafür werde ich ihn nicht bestrafen. Wenn er es nicht zurückhalten kann, weil einfach zu viel Wild in der Nähe ist oder er vielleicht auch mal nen aufgeregten Tag hat, bleibt eben die Leine dran und er kann sich bewegen, ohne, dass ihn ständig jemand ermahnen muss, sich zusammenzureißen.
    Zu sagen, dass das allen NUR Erziehung sei, halte ich für zu einfach. Und NUR ist es ohnehin nicht, das ist ein Ar*** voll Arbeit....

  • Ein Vollblutjäger ist für mich ein Hund, der sowohl auf Spuren als auch auf Sicht jagt und dann so in seinem Wahn ist, dass er sogar an der Leine durch nichts (was ihn nicht körperlich stark schmerzt) davon abzubringen ist. Da ist nämlich jegliches Training aussichtslos.
    Mein Dackelrüde war so einer, der hat auch mal einen Igel im Garten unter den Thujen hervorgeholt und ihn dann ohne Rücksicht auf Verluste auseinander genommen. Ich musste ihm dann ein paar Stacheln aus dem Hals und den Lefzen ziehen.

  • aus meiner Erfahrung mit anderen Hundehaltern meine ich zu erkennen, dass das "Problem" mit dem Jagen bei vielen ist, dass sie viel zu spät mit dem "AJT" anfangen.

    Dazu kann ich nur sagen; mein Terrier mit dem ausgeprägten Jagdtrieb fing erst mit ca 15 Monaten an zu jagen. Vorher hat er nichts in der Richtung gezeigt, dann aber heftig.
    Sein Vorgänger zeigte schon mit ca. 6 Monaten Jagdtrieb, ihn konnte ich aber im Erwachsenenalter von jedem Wild abrufen.
    Und nu?


  • Haben deine Hunde schon jemals ein Kaninchen, eine Ente, eine Ratte oder sonstwas gestellt und getötet, oder konntest du sie dabei umleiten?

    Wenn sie Ratten, Kaninchen, Enten, Schwalben, Krähen gezielt jagen und töten, sind sie dann in deinen Augen Vollblutjäger?

  • Dazu kann ich nur sagen; mein Terier mit dem ausgeprägten Jagdtrieb fing erst mit ca 15 Monaten an zu jagen. Vorher hat er nichts in der Richtung gezeigt, dann aber heftig.Sein Vorgänger zeigte schon mit ca. 6 Monaten Jagdtrieb, ihn konnte ich aber im Erwachsenenalter von jedem Wild abrufen.
    Und nu?

    Mein Drahthaar hat auch erst mit 1 1/2 Jahren überhaupt jagdliches Interesse an Wild gezeigt, vorher war das nur Neugier wenn da mal ein Vogel hockte o.ä. Gerade als Welpe und sehr kleiner Junghund jagen die ja nicht, die probieren sich aus und entdecken die Welt, da lernen sie dann direkt, was geht und was nicht. Bzw für welches Verhalten in Verbindung mit Tieren sich lohnt.
    Bis zum beginnenden Interesse hatte er schon so viele Dinge gelernt, dass dieses Interesse darüber gut lenkbar war und ist. Wir mussten das bisher Gelernte nur noch auf die neuen Situationen und Motivationen anwenden.
    Genau das meine ich ja, man darf damit nicht erst anfangen, wenn der HUnd ganz offensichtlich jagd. Es gibt so viel, was man vorher mit einem jungen Hund schon tun oder lassen (vor allem hetzen geil finden durch Spielzeug werfen) kann, um das nicht auch noch zu fördern.Und man kann ihm DInge beibringen und etablieren, die sein Bedürfniss stillen, zB zu Suchen und zu Finden. In der Zeit vor dem Interesse an der Jagd kann der Hund schon einiges lernen, was dann Mensch und Hund hilft, das später aufkeimende Interesse daran im Griff zu behalten. Das heißt nicht, dass der Hund dann kein Wild jagen will. Aber er hat bis dahin schon gelernt, sich gut zusammenzureißen (Impulskontrolle) und wie man sich bei bewegten Objekten oder Tieren verhält (Umorientierung zum Menschen zB). Das macht es dann viel einfacher.

    Hunde die am Wild ganz ohne Training abrufbar sind, gibt es zu hauf, das bedeutet aber nicht, dass man sich darauf verlassen sollte.

    Und ih sagte ja bereits, dass die Möglichkeiten von Hund zu Hund verschieden sind und das sicher nicht bei jedem Hund dazu führt, dass er nicht unkontrolliert losrennt. Aber die Chancen steigen enorm.

  • Wenn sie Ratten, Kaninchen, Enten, Schwalben, Krähen gezielt jagen und töten, sind sie dann in deinen Augen Vollblutjäger?

    Ein Hund, der stellt und auch tötet, ohne sich davon abhalten zu lassen, ist ein Vollblutjäger.

    Der wäre übrigens auch, ohne mit der Wimper zu zucken, auf ein Wildschwein losgegangen.

  • Dazu kann ich nur sagen; mein Terrier mit dem ausgeprägten Jagdtrieb fing erst mit ca 15 Monaten an zu jagen. Vorher hat er nichts in der Richtung gezeigt, dann aber heftig.Sein Vorgänger zeigte schon mit ca. 6 Monaten Jagdtrieb, ihn konnte ich aber im Erwachsenenalter von jedem Wild abrufen.
    Und nu?

    Meine Hündin hat das Jagen mit circa 6 Jahren entdeckt. Vorher konnten Rehe in 10 m Entfernung an uns vorbei rennen.

  • ne mußt Du nicht, außer Du magst aufrichtig, im Antijagdthread sind ja auch Beiträge in diese Richtung :)

    Ich schick dir morgen eine PN dazu :)


    Ein Hund, der stellt und auch tötet, ohne sich davon abhalten zu lassen, ist ein Vollblutjäger.
    Der wäre übrigens auch, ohne mit der Wimper zu zucken, auf ein Wildschwein losgegangen.

    Ich kenn mich nicht so wirklich gut aus, aber sollten sich arbeitende Jagdhunde nicht abbrechen lassen? :???:
    Wären das dann keine Vollblutjäger?

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