Le chien avec le sac à dos - Mit Hund zu Fuß durch Korsika

  • Sorry, für die wieder sehr lange Pause.
    Da ich diese Woche jetzt ziemlich spontan entschieden habe, dass es diesen September wieder nach Korsika geht, muss ich jetzt doch schnell hier weitermachen, damit ich es davor noch bis zum Ende schaffe.


    Eigentlich wollte ich ja dieses Jahr woanders hin, aber irgendwie habe ich noch nicht das richtige gefunden. Und da auf Korsika ja alles so problemlos geklappt hat und ich dieses unkomplizierte zelten an den Weitwanderwegen so toll fand, geht es jetzt einfach nochmal hin.
    Und ich denke mir auch, wenn nicht jetzt wann dann. Wer weiß was in Zukunft kommt...
    Diesmal werde ich wohl so grob den südlichen Teil des GR20 laufen. Hier sollte es mit Hund möglich sein und wir werden wirklich abseits von Straßen laufen und auf den sehr günstigen Bivakplätzen übernachten. Das Problem wird dann nur die Proviantbeschaffung sein. Letztes Jahr habe ich ja spätestens jeden zweiten Tag irgendwo was eingekauft oder war sogar Pizza essen.
    Da wir gleich in den Bergen starten, wird es hoffentlich nicht ganz so warm wie letztes Jahr :tropf:


    Ich freue mich jetzt auf jeden Fall schon riesig und würde am liebsten schon die ganze Zeit die Tour planen.


    So und jetzt setze ich mich mal an den Bericht des nächsten Tages, den ich dann heute Abend noch hier veröffentlichen werde, versprochen!

  • 10.09.2016 Vom Castellu di Vergio über den Lac de Nino bis zum Refuge de Manganu



    Da ich mich ja am Abend davor mit meiner neuen/alten Bekannten verabredet hatte, startete ich zum ersten Mal morgens nicht alleine, aber noch in der frühen Morgendämmerung. Erstmal geht es relativ "gemütlich" vorbei an einer Skistation und dann durch einen Wald. So viele wie hier übernachtet haben, treffen wir natürlich auf einige andere GR20-Wanderer.


    Wir erreichen schließlich den ersten Aussichtspunkt.




    Ich glaube Coco findet es auch mal ganz schön, ein paar "Bewunderer" dabei zu haben. Sie läuft mir heute fast etwas zu selbstständig. Da aber alle Wanderer total begeistert von ihr sind, lasse ich ihr ihre Freiheit und so macht sie viele Bekanntschaften. Am ersten (sehr beliebten) Rastplatz kriegt sie überall ein bisschen was zu futtern ab und ich weiß nicht, wie viele Fotos von ihr jetzt fremde Fotoalben schmücken.


    Nach dem ersten Anstieg erreichen wir die kleine Anhöhe Bocca San Pedru mit einer kleinen Kapelle.




    Ab hier geht es etwas steiniger weiter.






    Eine kleine Schafherde, die dann schnell vor Coco geflohen ist:




    Ein Zeuge des scheinbar zum Teil sehr starken Winds auf der Anhöhe




    Auch die Pflanzen verstecken sich lieber auf der windgeschützten Seite hinter den Felsen:




    Ich glaube das ist fast das einzige Foto, das ich von meiner Begleitung habe |)




    Ach nein, hier ist nochmal eins. Coco hatte auch sofort vollstes Vertrauen zu ihr.




    Die Kühe sind auf Korsika unglaublich friedlich! Und ich finde sie wunderschön! Fast jede hat ihre eigene Farbe oder Färbung.





    Und schließlich erreichen wir den wunderschönen Lac de Nino. Seit meinem ersten Besuch auf Korsika wollte ich da hin. Als Kind haben mich die Fotos im Wanderführer schon begeistert, weil es dort so viele freilaufende Pferde, Kühe und Schweine geben sollte.




    Die Spuren der vielen Weidetiere sind nicht zu übersehen






    Am Seeufer machen wir unsere Mittagspause und dank Begleitung gibt es auch mal Fotos von mir. Coco war natürlich mal wieder nicht so begeistert vom fotografieren...





    Die Tiere halten sich heute alle sehr zurück, aber genießen hier wirklich ein schönes freies Leben.




    Und dann geht es weiter. Wir lassen die ganzen Tagestouristen am See zurück und die meister GR20er sind schon früher weitergelaufen.







    Am frühen Nachmittag erreichen wir die Bergerie de Vaccaghia, wo wir wieder auf mehrere "alte Bekannte" treffen. Hier gibt es leckeren selbstgemachten Käse, Brot umsonst dazu und gekühlte Getränke. Alle Vorräte werden mit Packpferden geliefert und die Eigentümer sind richtige alteingessesene Korsen. Es geht wirklich lustig zu an der Hütte, sogar Musik erklingt auf der Holzterrasse.
    Der Ausblick von der Terrasse auf die weite Ebene mit Kühen, Schafen, Pferden uns Eseln ist wirklich schön.




    Ein paar der anderen Wanderer entschließen sich dazu, schon hier an der Bergerie ihre Zelte aufzubauen. Wir überqueren aber noch die Ebene und schlagen unser Lager am Refuge Manganu auf.
    Wir erreichen das Refuge noch am Nachmittag und haben trotzdem Probleme eine einigermaßen ebene Fläche für unsere beiden Zelte zu finden, da schon einige Wanderer vor uns da waren.
    Nach einer kleinen Dusche setzen wir uns an den offenen Kochplatz und ich teile meine Tütensuppe mit meiner Mitwanderin.


    Und eigentlich hätte das ein wunderschöner, lustiger Abend werden können...ja, wenn da nicht dieses unglaublich kurze, aber unglaublich heftige Gewitter gewesen wäre...und ich eine meiner schlimmsten Nächte bis jetzt durchleben musste...


    Hier ist erstmal die Zusammenfassung von komoot:
    https://www.komoot.de/tour/12315457


    Ich habe ja noch überlegt, ob ich das hier überhaupt erzählen soll, aber möchte es eigentlich auch nicht verschweigen. Zum Glück ist ja letztendlich alles gut ausgegangen...Da es mit einem Spoiler nicht klappt und ich die 10.000 Zeichen mit dem ganzen Bericht überschreite, packe ich die abendlichen und nächtlichen Erlebnisse in einen eigenen Beitrag...

  • Die ersten leisen Donner waren schon an der Bergerie zu hören gewesen und Coco fand es nicht toll, blieb aber noch relativ entspannt.
    Am Refuge angekommen, nahm ich sie dann doch lieber an die Leine. Ihr Geschirr hatte ich ihr ausgezogen und so hatte sie nur noch ihr korsisches Halstuch an und eben besagte 1,20 m Leine.
    Coco lag also unter dem Tisch während wir unsere Suppe schlürften. Und plötzlich gab es einen einzelnen unglaublich lauten Donner, der von den hinter der Hütte liegenden Felswänden akustisch nochmal unglaublich verstärkt wurde. Das kam so plötzlich und so laut, dass auch die meisten Menschen zusammenzuckten.


    Coco zuckte aber nicht nur zusammen, sondern schoss unter dem Tisch heraus. Ich versuchte noch die Leine zu erwischen (die ich natürlich nirgends festgebunden hatte, weil Coco ja bis zu diesem Augenblick ganz ruhig da lag), schaffte es noch kurz Coco am Rückenfell festzuhalten und dann war sie hinter mir im Erlengebüsch verschwunden.
    Erst dachte ich noch, sie würde sich einfach im Gebüsch verstecken oder wenigstens am Zelt oder in der Hütte Unterschlupf suchen.


    Ich machte mich also auf die Suche und die Leute an der Hütte erzählten mir, dass der Hund über die Brücke und den Weg zurück gerannt wäre. Das war der Weg den wir 1-2 Stunden davor hergekommen waren.
    Ich war nur barfuß unterwegs, lieh mir also ein paar FlipFlops und ging ein Stück den Weg weiter immer nach Coco rufend... Ein paar spät ankommende Wanderer meinten, der Hund wäre an ihnen vorbeigerannt. Also war Coco schon ein ganzes Stück weiter...


    Ich ging also zurück zum Zelt, zog meine Wanderschuhe an und machte mich auf den Weg zurück zur Bergerie. Mein Gedanke war ja, dass Coco den gleichen weg zurückgerannt war, den wir tagsüber gekommen waren und vielleicht in der Bergerie Unterschlupf gesucht hatte.
    Auf dem Weg zur Bergerie fragte ich jeden nach einem Hund/Dog/Chien, welche Sprache auch immer verstanden wurde, aber keiner hatte einen gesehen.
    Auch an der Bergerie hatte niemand einen Hund gesehen. Sie versprachen mir aber, sofort per Funk bei "meiner" Hütte anzurufen, wenn sie einen Hund sehen sollten.


    Langsam wirklich verzweifelnd ging ich zurück zum Refuge und hoffte still darauf, dass Coco inzwischen von selbst wieder zurück gekehrt war. Leider musste ich diese Hoffnung wieder verwerfen...Und jetzt wusste ich auch nicht mehr, in welche Richtung ich weiter suchen sollte. Vom Refuge gingen Wanderwege in verschiedene Richtungen und wenn Coco nicht den gleichen Weg genommen hatte, den wir hergekommen waren, konnte sie eigentlich überall sein.


    Ich packte also die Hundepfeife und meine Stirnlampe ein und machte mich nochmal auf die Suche auf der großen Ebene. In diese Richtung war Coco ja auf jeden Fall gerannt. Langsam wurde es dunkel und die Kühe starrten mich aus der Dunkelheit an. Da Coco an der Bergerie nicht vorbeigekommen war, suchte ich die Ebene weiter ab. Irgendwann traf ich dann auf ein paar Jäger mit ihren Hunden, die natürlich auch auf mich aufmerksam wurden, da ich in der Dämmerung durch die Macchia stolperte. Sie fragten mich also, ob ich was suche und mit meinem stümperhaften französisch konnte ich ihnen die Situation erklären. Ich erwartete schon einen Anschiss, weil mir der Hund ausgekommen war, aber die waren alle sooo verständnisvoll und meinten dass sie Coco gesehen hätten.
    Vor etwa 1 1/2 Stunden sei sie an ihnen vorbeigerannt und das Flusstal weiter flussabwärts. Natürlich nicht auf der Seite, wo der Weg verläuft, sondern auf der weglosen. Die Jäger erklärten mir aber, dass ich einfach den Weg weiterlaufen solle und irgendwann käme eine größere Lichtung (oder so?) und dort solle ich immer weiter nach dem Hund rufen und pfeifen und sie würde bestimmt zurück kommen.
    Die Leute waren echt supernett. Sie wollten dann noch meine Handynummer damit sie mir Bescheid sagen könnten, wenn sie den Hund finden würden. Und als ich erklärte, dass ich hier in den Bergen ja keinen Empfang hätte, meinten sie irgendwann würden sie mich schon wieder erreichen.
    Einer wollte dann wissen, wie lange ich denn überhaut noch hier auf der Insel wäre und einer anderer antwortete sofort "Natürlich bis sie ihren Hund wieder gefunden hat!" :streichel:


    Ich lief also im Dunkeln den schmalen Pfad das Flußtal entlang, wo wir eigentlich erst am nächsten Tag weiterwandern wollten. Und tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf. Was wenn Coco irgendwo mit der Leine hängen geblieben ist und ich sie nicht mehr finde? Warum war ich so blöd und habe ihr nur das Halstuch angezogen? So hatte sie natürlich keine Tasso- oder Adressmarke und auch wenn sie gefunden wurde, müsste man erstmal den Chip auslesen, um zu wissen wem sie gehört. Und würde man das hier in Korsika machen? Wenn sie dem Flußtal immer weiter folgen würde, käme sie in eine größere Stadt. Dort würde sie auf jeden Fall irgendjemand finden. Aber was dann? Wie sollte ich hier in Korsika wieder zu meinem Hund kommen?


    Ich ging also im Dunkeln immer weiter und rief und pfiff immer wieder nach Coco.
    Und auf einmal hörte ich eine Antwort. Ein leises jammern und fiepen. Ich rief immer mehr und lauter und dann hörte ich ein platschen. Und irgendwann sah ich zwei Augen in der Dunkelheit und meine Coco rannte auf mich zu.
    Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, was das für eine Erleichterung war. Meine Tränen verwandelten sich in Freudentränen.
    Coco musste mich also wirklich gehört haben und ist von der anderen Flussseite zu mir herübergekommen.
    Nach einer kurzen aber intensiven Begrüßung machten wir uns zusammen auf den Weg zurück zum Refuge.
    Kurz darauf trafen wir dann sogar nochmal die Jäger, die sich kurz mit mir freuten.


    Und irgendwann nachts waren wir dann wieder an unserem Zelt. Mir ist erst am nächsten Tag, als ich den Weg im Hellen gelaufen bin, aufgefallen wie weit ich eigentlich in der Nacht unterwegs war. Und das nach einer Tagestour.
    Aber irgendwie hat man in so einer Situation so viel Adrenalin, dass man es gar nicht bemerkt.
    Wir verkrochen uns also erschöpft im Zelt, alle anderen waren schon schlafen gegangen. Kurz darauf kommt meine Begleiterin noch herüber und wir konnten wenigstens noch unsere Adressen austauschen, da sie am nächsten Tag schon sehr früh einen anderen Weg als ich nehmen wollte.


    Coco und ich mussten uns erst mal ausschlafen und von diesem ganzen Schreck erholen...

  • Oh man, was ein Schock.
    Der Hund in einem fremden Land weg...


    Schön, dass du so viele verständnisvolle Leute getroffen hast.


    Meine Gedanken bei dem Bericht waren nun immer "Korsika ist eine Insel, sie muss auf jeden Fall noch irgendwo sein und kann keine 100te km weit weggelaufen sein"

  • Wie schrecklich :shocked:
    Ein Glück, dass du sie gefunden hast!!


    Oh man. Fremdes Land, irgendwo im Nirgendwo, kein Handyempfang und dann sowas. Ich wäre durchgedreht vor Angst :fear:

  • Ich kann mir richtig vorstellen, wie du dich gefühlt haben musst.


    Ich hatte gerade beim Lesen schon fast Pipi in den Augen, als du Coco wiedergefunden hast =)


    Wann seid ihr denn im September auf Korsika?

  • Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, was das für eine Erleichterung war. Meine Tränen verwandelten sich in Freudentränen.

    Beim lesen habe ich schön Tränen in den Augen.
    Ich kann mir so gut vorstellen, wie du dich gefühlt hast :bussi:
    Toll, das nichts passiert ist und ihr wieder zusammen gefunden habt :gott:

  • @Treibsel Ganz so klein ist Korsika ja leider auch nicht. Ich überlege immer noch, ob Coco schon auf dem Rückweg war als ich sie wieder gefunden habe. Und ob sie vielleicht doch von selbst wieder zurück zum Zelt gekommen wäre.
    Scheinbar muss sie ja irgendwann angehalten haben, ansonsten hätte ich sie ja nie wieder eingeholt. Aber warum Madame so blindlings in eine für sie komplett unbekannte Richtung flieht, wenn sie erschrickt und nicht einfach irgendwo in der Nähe Schutz sucht :ka:


    Naja, am nächsten Tag durfte sie trotzdem wieder ohne Leine laufen und es bleibt nur zu hoffen, dass wir es in Zukunft schaffen solche Situationen zu vermeiden.
    Sie trägt jetzt immer eine Adress- oder Tassomarke und seit letztem Herbst hat sie ein Tractive, das sie trägt, wenn ich in fremden Gegenden mit ihr unterwegs bin. Leider funktioniert das auch nur mit Handyempfang.


    @magix81 und @rinski:
    Ich werde wohl wieder in der ersten Septemberwoche starten und dann ungefähr zwei Wochen bleiben. Ich hoffe, vom Wetter her ist es nicht ganz so heiß wie letztes Jahr, aber wir werden ja eher in den Bergen sein. Am Schluss aber auf jeden Fall noch ein bisschen ans Meer. Ich suche noch einen schönen ruhigen Campingplatz von dem aus ich dann vielleicht noch ein paar kleinere Touren machen kann.


    Ich sehe gerade, ich habe die Karte beim letzten Beitrag vergessen.


    Rot ist unser normaler Tourenverlauf für diesen Tag, blau ist meine Suche nach Coco, grün ungefähr Cocos Weg und am roten Kreuz haben wir uns wieder gefunden ;)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!