Warum verdienen Tierärzte so wenig???

  • Ein Riesenproblem in Tierarztpraxen ist auch die Zahlungsmoral der Kunden, die Praxen haben alle große Ausstände und oft schlechte Aussichten an ihr Geld zu kommen. Was ich erst kürzlich gehört habe ... wenn ein Tierarzt eine Behandlung macht, muss er die darauf entfallende Umsatzsteuer abführen auch wenn er das Geld gar nicht bekommen hat. Der Tierarzt macht also auch noch Verlust.

    Während meiner Studienzeit hatte ein Kollege, bei dem ich Praxissemester machte, mal gesagt, dass im Schnitt die Kleintierkliniken in der Umgebung Ausstände in sechsstelliger Höhe haben. Ohne die Gewissheit, das Geld jemals zu sehen.
    Und die Zahlungsmoral ist in den letzten 20 Jahren deutlich schlechter geworden ....

  • Du stellst das so dar, als ob das körperliche Gründe hätte oder lese ich das falsch? Ich glaube ja, dass es eher moralische sind.


    Da glaubst Du was falsches .... wer irgendwelche unsinnigen moralischen Probleme hat, kommt idR erst gar nicht bis zum Staatsexamen ... die selektieren sich schon vorher raus.

  • yane: Bei uns im Semester war das anders, da gab es durchgehend rege Diskussionen + Streitereien zu diversen "praktisch moralischen" Fragen und ich kenne auch jetzt TÄ mit ganz verschiedenen Einstellungen.


    Und außerdem steht man als TA ja auch in der Verantwortung sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.

  • Ich dachte immer, sie verdienen ganz gut, ähnlich wie Ärzte halt....
    Aber das scheint ja überhaupt nicht zu stimmen.

    Ist halt sehr unterschiedlich ... wie überall.


    Gut haben es die TÄ im Staatsdienst, aber den finden viele TÄ langweilig.


    Alternativen? Eigene Praxis mit hohem unternehmerischem Risiko oder angestellt mit den üblichen Gehaltsabstufungen.

  • Zu meiner Studienzeit war es in etwa so abzusehen, dass im Endeffekt mindestens 1/3 der Studierenden in irgendeiner Form mit der Lebensmittelindustrie zu tun haben wird. Und darauf zielt ja das Kommentar von wegen "moralische Gründe, nicht im Grosstierbereich zu arbeiten" ab.


    Und ja, wer damit Probleme hat, sucht sich besser ein anderes Studium.


    Die moralischen Diskussionen gab es bei uns auch schon. Das fing beim zoologischen Praktikum an, ging weiter bei den Physiologie Übungen, Anatomie Siten, OP Übungen und Schlachthof Praktikum.


    Eigentlich wäre ich dafür, dass jeder, der Tiermedizin studieren wil vor Studienbeginn ein Praktikum absolvieren muss. So wie es an der Uni Witten-Herdecke für die Mediziner Pflicht ist (oder zumindest zu menr Zeit war). Das würde viele rosarote Mädchenträume von der heilen Tierarztwelt ganz schnell ad absurdum führen.


    Ich erinnere mich da an eine Diskussion, da meinte eine Kommilitonin, dass man als Tierarzt moralisch verpflichtet sei, jedes Tier nach bestem Wissen und Gewissen zu behandeln. Und wenn der Besitzer nicht zahlen kann, dann ist das halt so. Aber dem Tier dürfe man eine Behandlung doch nicht verweigern rsp. Einschläfern, nur weil der Besitzer nicht zahlen kann oder will.


    Klar, kann man Abgabevertrag, Tier selbst behalten, evtl. Über Tierheim Behandlung bezahlen und Tier dann ans Tierheim abgeben, .... Aber unbegrenzt kann man das auch nicht machen.

  • Ich denke wer von vorneherein absolutes Schwarz/Weiss Denken in Bezug z.B. auf Großtierpraxis/Massentierhaltung hat, wird es im Studium natürlich schwer haben, da gebe ich dir absolut Recht.


    Das ist jetzt OT, daher packe ich es mal hier rein:


  • Ich dachte immer, sie verdienen ganz gut, ähnlich wie Ärzte halt....
    Aber das scheint ja überhaupt nicht zu stimmen.
    Sie arbeitet in einer Kleintierpraxis und verdient 10,80 € netto die Stunde
    Wie kommt das?


    TA geht nun mal nicht ohne Studium und „Lehrjahre
    sind keine Herrenjahre“, das wissen angestellte TÄ
    auch und insofern versteht sich die anfangs geringe
    Bezahlung.


    Wir dürfen nicht vergessen, die können zu Beginn kaum
    einen geraden Schnitt führen und müssen jetzt erst mal
    richtig lernen. In der Praxis sowie im OP-Saal.
    So ein junger TA in einer TK, anlässlich meines Notfalls.
    Dieser ist dankbar über den Job und seine geringe
    Bezahlung zu Anfang, so auch versteht. Er sprach über
    etwas über 9 Euro/Std. Brutto.
    Einen guten Job zu bekommen, soll wohl auch nicht so
    einfach sein.


    Auf jeden Fall muss zu Beginn mangelnde Fachkompetenz mit eingerechnet
    werden und die kann nicht mit einem hohen Einstiegsgehalt belohnt werden.
    Wenn dazu Hinweise/Kontraindikationen/Verbote der Hersteller ignoriert werden
    und daraus Todesfolgen entstehen, ist eine Gehaltsstufung mehr als verständlich.
    So meine Erfahrungen mit TÄ der neuen Generation mit und ohne Praxis und
    nunmehr auch eine kleine TK.


    Behandlungspflicht in Notfällen besteht, auch ohne Geld.
    Der TA selbst schuldet keinen Erfolg, so dass in jeden Fall zu zahlen ist, also
    kann der Notfall auch bezahlt werden. Ich zahle Jahrzehnte immer gleich cash
    und kann die TÄ in dieser Frage schon verstehen, wenn Kosten weiterlaufen und
    Personal bezahlt werden muss.

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