Hundehaltung mit psychischer Erkrankung möglich?

  • Mir ist da etwas aufgefallen:
    In deinem Vorstellungspost vor 4 Wochen schriebst du: "Mein Name ist Mara, ich bin 22 Jahre alt und lebe derzeit mit meiner Katze in einer 50 qm² Wohnung in Österreich."


    Nun heißt es:


    bis vor einem halben Jahr hatte ich auch eine Katze, die mit mir zusammengelebt hat. Sie ist verstorben.

    Das ist mir nur zufällig aufgefallen und eigentlich war ich schon dabei zu schreiben, dass du dich sehr vernünftig anhörst und deine Situation offenbar ehrlich einschätzt. Dieser deutliche Widerspruch wirft aber Fragen auf im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen.

  • Mir ist da etwas aufgefallen:
    In deinem Vorstellungspost vor 4 Wochen schriebst du: "Mein Name ist Mara, ich bin 22 Jahre alt und lebe derzeit mit meiner Katze in einer 50 qm² Wohnung in Österreich."


    Nun heißt es:


    Das ist mir nur zufällig aufgefallen und eigentlich war ich schon dabei zu schreiben, dass du dich sehr vernünftig anhörst und deine Situation offenbar ehrlich einschätzt. Dieser deutliche Widerspruch wirft aber Fragen auf im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen.

    edit. Verlesen

  • Danke erstmal für die Antworten, die ich bisher erhalten habe. Es spiegelt ungefähr das wieder, was ich selbst fühle, eben dieses Für und Wider und das die Sache gut überlegt sein will.

    @RafiLe1985
    Ich verstehe deinen Einwurf mit deinen Schülern. Ich war vor fünf Jahren auch so ein Schüler. Ständig geschwänzt, Ausreden erfunden, sich gegen jede Hilfe gesträubt, Zuhause versumpft und trotz meiner Intelligenz, die ich durchaus habe, im Mittelmaß geblieben, da ich die Prüfungen gerade so geschafft habe. Davon fühl ich mich auch nicht angegriffen, weil es einfach stimmt. Es sind auch berechtigte Zweifel, ob ich Tierhaltung (insbesondere Hundehaltung, da Katzen doch um einiges genügsamer sind, solange sie Futter, Wasser und Möglichkeit zum Rausgehen haben) überhaupt leisten kann.
    Um die Frage gleich zu beantworten: Ja, ich würde es mir zutrauen. Zumindest wenn die Rahmenbedingen passen und ich mich auf mein Netz verlassen kann, wie einige schon angesprochen haben. Mein soziales Netz ist übrigens sehr unterstützend. Mein Vater, der bereits Hunde hatte, würde sich im Notfall um ihn kümmern und meine Betreuerin, die der Sache aber auch nicht ganz ohne Bedenken entgegensieht, wird mich ebenfalls begleiten, sollte ich mich dafür entscheiden.
    Ich bin seit fünf Jahren in Behandlung und habe mir Stück für Stück meine Selbstständigkeit erarbeitet, wohne wie gesagt jetzt auch seit einiger Zeit erfolgreich alleine. Ich erkenne die Signale meiner Krankheit, kann dem rechtzeitig entgegenwirken und selbst wenn es passiert, dass ich eine Downphase nicht ganz verhindern kann, hält sie nicht so lange an und ist nicht so massiv wie früher noch. Ein stationärer Aufenthalt ist auch seit einem Jahr ungefähr nicht mehr nötig, da ich den Alltag geregelt kriege.


    Das nächste, was ich hier sagen werde, wird hier vermutlich kritisch aufgenommen, aber auch das verstehe ich.
    Ich denke, ein Hund würde mich nämlich auch noch zusätzlich strukturieren. Egal ob es jetzt Welpe oder Althund ist, es ist ein Partner, der verlangt und der eben Bedürfnisse hat, die erfüllt werden müssen. Ich hatte auch schon wochenweise einen kurzzeitigen Pflegehund, eine sechs Jahre alte Mischlingsdame. Das hat sehr gut funktioniert, vor allem weil ich dann auch wirklich sehr gerne aufgestanden und spazieren gegangen bin. Alleine und ohne wirklichen Grund neigt man eher zum Zuhausebleiben. Es war eine Aufgabe, die mir gut tat. Etwas zu haben, für und mit dem man den Tag gestaltet. Einen Begleiter, der mit dabei ist und der sich einfach freut bei einem zu sein. Ich habe in den paar Wochen viel gelernt und es war auch wirklich eine Art Seelenwäsche. Man kam mit Menschen leichter ins Gespräch und ich war auch nicht so unsicher oder zurückhaltend. Die Nachbarschaft ist auch sehr hundefreundlich.
    Auch wenn das viele vermutlich nicht gern hören, es wirkt auch der eigenen Vereinsamung entgegen. Ein Hund ist natürlich kein Ersatz für menschlichen Kontakt, aber es erleichtert doch vieles.


    Ich halte nach wie vor die Augen offen im Tierheim, ob sich da vielleicht doch etwas ergibt. Das mit den Assistenzhund wäre auch eine Möglichkeit, aber ist die Anschaffung nicht irrsinnig teuer durch die ganzen Ausbildungen? Abgesehen davon sind die meisten denke ich eher als Blindenhunde oder bei Diabetes im EInsatz? Von Assistenzhunden bei psych. Erkrankungen hätte ich bei uns nicht viel gehört.


    @GruenerTee


    Am Ende hat mir aber der Hund gut getan. Er ist meine Routine für den Alltag, meine Herausforderung an der ich wachse. Mittlerweile arbeiten wir auf die Begleithundeprüfung hin. Wir sind trotz einiger Hürden durch meine Krankheit zum guten Team zusammen gewachsen. Seit ein-zwei Jahren läuft alles reibungslos ab. :bindafür:


    Ja, das ist eben das, was für mich dafür spricht. Es wäre eben eine Routine, ein Anhaltspunkt, was man den ganzen Tag jetzt über macht, etwas, wonach man planen kann. Das klingt jetzt für einige vermutlich wieder sehr kritisch, aber ist es wirklich so schlecht? Manche holen sich einen Hund, weil sie mehr rausgehen wollen, oder Sport treiben oder als Komplettierung ihrer Familie, warum also nicht auch um für sich selbst Struktur zu schaffen? Pensionisten holen sich ja oft aus diesem Grund auch ein Haustier, damit sie den ganzen Tag nicht bei "Richter Alexander Holdt" sitzen. Was natürlich nicht heißt, dass ich einen Hund nur aus bloßen Therapiezwecken möchte.
    Ich bin wie gesagt auch gewillt wirklich an mir zu arbeiten, um sicherzustellen dass es dem Hund gutgeht und wir zusammen ein gutes Team werden. Es ist keine leichtfertige Entscheidung.


    An Spitz dachte ich übrigens auch. Ich kenne zwei Mittelspitze, die zwar fröhlich und allzeit bereit sind, aber auch sehr gut mit ruhigeren Phasen auskommen und unproblematisch sind, wenn man sich durch den spitzüblichen Dickkopf und der Junghundphase durchsetzt.


    @Lockenwolf


    An Pudel hätte ich niemals gedacht! Ich dachte, das sind eben sehr agile, lauffreudige Hunde, die sehr anspruchsvoll sind? (Damit meine ich ausnahmsweise nicht die Fellpflege...)
    Die Kleinpudel, die ich kenne, erlebe ich schon als sehr...eigen. Eine Tante hatte einen Kleinpudel, der aber extrem aggressiv war. Vermutlich eher der typischen Kleinhund-Problematik geschuldet, da man ihm alles durchgehen ließ.
    Wo ich jetzt darüber nachdenke, gibt es auch eine sehr nette Kleinpudeldame in der Nachbarschaft. Die spielt auch wirklich sehr zärtlich mit den Kindern und ist sonst wirklich sehr gut drauf.
    Unterscheiden sich die Großpudel und die Kleinpudel charakterlich voneinander?

  • @RafiLe1985


    Noch kurze Ergänzung: Übrigens ist meine Situation nicht mehr vergleichbar mit der deiner Schüler. Gerade Schule/Ausbildung ist für eine Depression teilweise absolutes Gift. Leistungsdruck, zeitlicher Druck, Druck vom Lehrpersonal, Prüfungen, allgemein die Auseinandersetzung mit dem Rest der Klasse, dann noch Zukunftsängste...Mir ging es wirklich richtig schlecht, gerade in meiner Ausbildung, die ich kurzzeitig begonnen hatte und das waren nur zwei Tage in der Woche. Da war ich aber auch noch nicht eingestellt und in keiner Behandlung. Momentan lebe ich wirklich absolut ruhig, meine einzige Aufgabe ist Alltag. Und in diesen Alltag traue ich mir (mit Unterstützung durch Trainer, Eltern und Betreuerin für die erste Zeit, da es doch mit Stress verbunden sein wird) einen geeigneten, passenden und vor allem sehr umsichtig ausgewählten Hund zu.

  • Hallo,


    ich habe nun nicht alle Antworten ganz genau gelesen, mag dir aber aus meiner Erfahrung berichten.


    Ich bin psychisch krank, unter anderem eben auch Depressionen und Soziophobie.


    Und aus ziemlich genau den selben Gründen wie du, habe ich vor 4 Jahren mit der Hundehaltung angefangen.
    Ich wollte einen Hund, damit ich Verantwortung für "etwas" übernehmen muss, ich gezwungen bin rauszugehen.


    Das hat bei mir gut funktioniert.
    Klar, gab es mal Tage, an denen mein Hund etwas kürzer kam, als sonst, aber auch gesunde Menschen haben Tage an denen sie mal krank sind, oder keinen großen Bock haben.


    Bewusst habe ich mich für einen älteren Hund entschieden damit ich in die Hundehaltung "reinschnuppern" konnte. Das war für mich ideal!


    MIr fallen auch viele Dinge, die ich für den Hund tue, um einiges leichter.
    Ich habe manchmal Probleme einzukaufen, auf fremde Menschenmassen zu stoßen.
    Muss ich für den Hund einkaufen - kein Thema.
    Gehe ich mit dem Hund zur Hundeschule, fällt es mir zwar schwer, aber ich tue es dennoch. Würde ich es für mich machen, würde ich kneifen.


    Nach dem Tod meines Hundes letzten Jahres war für mich klar, dass ich einen Welpen möchte.
    Ob ich nochmal einen Welpen holen würde? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
    Ich habe Schlafstörungen - mit Welpe bin ich gefühlt gar nicht mehr zum schlafen gekommen.
    Ständig hatte ich Angst dass ich etwas falsch mache.
    Ich habe mich selber enorm unter Druck gesetzt, dass ich möglichst alles richtig mache.
    Die ersten 3 Monate waren wirklich hart! Ich bin auf dem Zahnfleisch gegangen, ich war total verzweifelt und war kurz davor das kleine Hundeding wieder zurück zu geben.


    Einen Ein-Mann-Hund würde ich allerdings nicht empfehlen. Ich habe einen ein-Mann-Hund und es ist echt verdammt schwer, ihn irgendwo in Betreuung zu geben, weil ich weiß dass er total leidet.


    Da du ja scheinbar in einem guten sozialen Netz bist, würde ich es probieren.
    Aber wie gesagt - ich würde eher einen älteren Hund geben.
    Die sind fertig, die sind reif, die bringen nicht von einem auf den anderen Tag ein riesen Chaos, man muss nicht alle halbe Stunde (wenn es doof läuft) zum Pipimachen rennen, grobe Schnitzer in der Erziehung verzeiht ein älterer Hund eher mal, als ein junger Hund.


    Und ich bin ehrlich, es gibt Tage, da würde ich am liebsten im Bett bleiben und mir einfach nur die Decke über den Kopf ziehen.
    Aber da ist ein Lebewesen, das auf mich angewiesen ist, für das ich verantwortlich bin und dann gehe ich doch raus.


    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles gute!

  • Ja, es ist möglich auch als Mensch mit psychischen Problemen
    einen Hund zu halten. Der Hund darf nur niemals drunter leiden -reicht wenn es einer tut..


    Es kommt drauf an, wie sehr man sich im Griff hat & organisiert ist. Man kann sich halt nicht wochenlang verkriechen oder nur mal 3 Tage komplett hängen lassen - auch wenn Kopf & Körper eigentlich danach schreien.
    Es ist manchmal nicht leicht - aber die positiven Erlebnisse mit Hund sind (zumindest für mich) so wertvoll & auch heilsam, dass ich jede Mühe auf mich nehme.


    Wenn Du magst, schreib mir mal ne PN. Ich möchte hier nicht alles ausbreiten, ist mir zu öffentlich - aber vielleicht bringt dich der Austausch ja weiter.

  • Ich denke schon, dass du auch mit Depressionen einen Hund halten kannst. Allerdings würde ich dir keinen aus der Hütehundkategorie empfehlen. Die neigen etwas zur Übersensibilität und spiegeln oft Befindlichkeiten der Halter extrem wieder. Vielleicht wäre eher ein "Gemütstier", wie zum Beispiel ein Labrador oder ein netter, in sich ruhender Gesellschaftshund geeignet - ein Hund, der in sich ruht, fröhlich ist und sich nicht so leicht von äußeren Dingen aus der Bahn werfen lässt. Das würde dir langfristig vielleicht am ehesten helfen. Ein Spitz ginge vielleicht auch, allerdings kenne ich mich mit deren Temperament nicht so gut aus.

  • @Mercutio


    Erstmal danke für deine offene und ehrliche Stellungnahme zu meinem kritischen Post. Ich wollte nicht alle psychisch Erkrankten über einen Kamm scheren (wie mir vorgeworfen wurde), aber ich habe eben die Beobachtungen geschildert, die ich tagtäglich in meinem Job mache.


    Wenn du es dir in deiner jetztigen Lebenssituation zutraust, einen Hund zu halten, spricht natürlich nichts dagegen, wenn die Unterstützungssysteme mitziehen. Das hast du ja schon abgeklärt.


    Was in deinem Fall gegen einen Welpen spricht, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen... Mit einem erwachsenen Hund aus dem Tierschutz kannst du teilweise genau die gleichen "Probleme" haben wie mit einem Welpen. Und nein, dass soll nicht heißen, dass alle Tierheimhunde einen Knacks haben. Aber ich habe eben schon mehrfach mitbekommen, dass Hunde von den Mitarbeitern als stubenrein/kinderlieb/verträglich/etc. angepriesen wurden und die Realität dann eine ganz andere war. Ich würde, wenn du einen Hund aus dem TS nimmst, auf jeden Fall nach Empfehlungen suchen. Hier im Forum oder vielleicht hast du Bekannte, die mit einer Orga schon besonders gute Erfahrungen gemacht haben?


    Was in deinem Fall vielleicht auch ein Geheimtipp sein könnte, wäre ein erwachsener Hund, der über seinen Zuchtverband ein neues Zuhause sucht. Diese Hunde werden in der Regel umständehalber abgegeben und sind meist auch schon "fertig".

  • Als kleiner Tipp:


    In deiner Situation würde ich keinesfalls einen Hund aus dem Ausland nehmen, egal ob Welpe oder erwachsener Hund. Für dich wäre m.E. ein Hund besser, der bereits in der "deutschen Zivilisation" mit Familienleben herangewachsen ist.

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