Wie wird mein Hund erzogen und warum genau so?

  • Der Radius beisst sich ja auch nicht mit dem Mantrailing, das ist durchaus kompatibel.... Und auf Hobbyebene lassen sich mit entsprechendem Training viele Dinge parallel betreiben, irgendwie scheine ich mich extrem unklar ausgedrückt zu haben. Klar kann und sollte auch ein Mantrailer über einen Grundgehorsam verfügen, auch wenn es da einsatzorientierte HF gibt, die recht heftige Abstriche machen bei manchen Hundetypen.

    Aber siehe mein Post oben. Was der Hund reflexhaft macht, lässt sich nicht auf Knopfdruck abstellen, ein Hund ist kein Computer, der dann einfach ein anderes Programm startet. Auch wenn das manchen Leuten altmodisch vorkommt.

    Es hat schon seinen Grund, wenn selbst zum Sparen gezwungene Diensthundestaffeln die Grenzen ihrer talentierten Allrounder anerkennen. Das schmälert die Leistung dieser Hunde und ihrer Führer keineswegs.

  • @Noctara wie lange dauert die "Umstellung" jeweils?

    von training auf disziplinierten alltag geht das inzwischen recht schnell, ne woche oder so.
    jetzt wieder auf zugarbeit umstellen... da beobachte ich grad, wie sichs verhält - wir trainieren grad ca 3 Wochen an. dass diese Umstellung länger dauert, liegt mMn aber weniger an der erziehungsmethode, sondern v.a. am Trainingsstand der Hunde. Im Sommer ist die Belastung einfach nicht so groß, da nehmen Kondition und Muskelmasse ab.

    Was mir aufgefallen ist, die Hunde sind zur Zeit tlw ZU chillig. Am abend im dunkeln, wenn ich nochmal fahren will nach dem abendessen - Da gucken die mich an, wie:"spinnt die? Jetzt nochmal raus? Es ist doch schon dunkel!!" :D Aber sie laufen, der Zug nimmt aber zu, sobald die merken, es geht wieder nach hause. Tagsüber sind die motivierter am anfang.
    Letzte Saison ging das nachts gut, aber da haben wir später erst die strecken gesteigert und waren erst mitte november so weit, wie jetzt.
    Darum denke ich, ich hab dieses Jahr die Anforderungen recht schnell gesteigert und muss mich grad selbst wieder etwas bremsen, um die Hunde nicht zu überfordern.

  • kann passieren, aber bei ziemich selbstsicheren Hunden halte ich es für nahezu unwahrscheinlich, dass dies passiert. Zumindest nicht, wenn man kein absolut grottenschlechtes Timing hat.eher umweltunsichere Hunde würde ich auch weniger über Hemmung arbeiten.

    Meine Hunde halten sich für die absoluten Platzhirsche, egal wo sie sind. Je nach Situation diskutieren die mal mehr, mal weniger über den erlaubten Radius.
    in bekanntem Gebiet sind die GsD relativ gechillt,um die Grenze eher zu akzeptieren. In neuem Gebiet hingegen ist die Neugierde oft viel zu groß, sodass ich die schonmal mehr einbremsen muss.
    dieses Erkundungsverhalten hat man ja bei unsicheren Hunden oft nicht so ausgeprägt.

    Es ist mitunter rasseabhängig, mein Akita ist immer noch unsicher, erkundet aber ohne mich, würd ich ihn ständig ableinen.

    Ich würde auch bei umweltsicheren Hunden nicht so mit Hemmung arbeiten. Wenn ich mir dein Video angucke, sehe ich aber auch kein krasses Jagdverhalten, das könntest du mit einer Leine auch nicht so einfach abbrechen, sodass es sich für immer gegessen hat.

  • + ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte:
    Wirklich selbstsichere Hunde lassen sich nicht hemmen oder viel weniger als unsichere. Deshalb genieße ich Aussagen von Hundehaltern immer mit Vorsicht.

  • "Viel weniger", da stimme ich zu. Wobei ich sagen würde: Sie achten deutlich genauer darauf, mit welcher Intention, auf welche Art und Weise, in welcher Situation und aus welchem Beziehungsstand heraus es passiert.

    Da es insgesamt - zumindest in meinem Umfeld - deutlich mehr unsichere oder "pseudo sichere" Hunde, als echte souveräne gibt, kenn ich ich auch weniger davon persönlich. Aber auch hier kenne ich Beispiele von starkem, super souveränem Hundecharakter - und mit dem richtigen Frauchen absolut auch mit "Hemmung" führbar. (Und auch hier wieder: Natürlich nicht NUR...) Ich glaube, das starke Hunde einfach deutlich mehr hinterfragen welcher Menschencharakter vor ihnen steht und inwieweit die selber in sich sicher sind in dem was sie tun.

    Und wenn das Hinterfragen ergibt "Sorry, nett aber kann nix." dann lassen sie den Menschen halt gerne auflaufen (auf nette oder "unnette" Art und Weise)

  • Es hat schon seinen Grund, wenn selbst zum Sparen gezwungene Diensthundestaffeln die Grenzen ihrer talentierten Allrounder anerkennen. Das schmälert die Leistung dieser Hunde und ihrer Führer keineswegs.

    nachdem jetzt hier etwas Gegenwind kommt , wirfst du nun aber einiges durcheinander .
    Nur um ein Beispiel heraus zu greifen .. Die diensthundestaffeln trennen nicht deswegen zwischen normalen Schutzhunden und Mantrailern , Hunden zur Personensuche etc weil die Hunde das nicht zufriedenstellend könnten aufgrund ihrer sonstigen Ausbildung , sondern z.B. Weil du mit einem Schutzhund nicht an Personen suchen darfst . (Plus ein paar andere Gründe , die auch nichts mit dem von dir propagierten zu tun haben ..)

    Der allergrößte Teil wird aber trotzdem Dual eingesetzt .

  • Zum Radius:
    Mein Rüde war mehrere Jahre fast ausschließlich an der Leine, entweder kurz oder 8 m.
    Er hielt diese 8 m nach einer Gewöhnungszeit problemlos ein, ohne ständig in die Leine zu brettern (er schaffte das auch bei Wildsichtung).

    Nach intensivem Training hat er seit diesem Frühjahr wieder vermehrt Freilauf und sobald ich ihn nicht einbremse, beträgt sein Radius mindestens15-25 m......
    Er würde sich auch problemlos weiter entfernen, da er ein sehr selbstbewusster, selbstständiger Hund ist, der mich draußen nicht braucht :hust:

    Damit er seinen Radius draußen kleiner hält, müsste ich ihn permanent zurückrufen (alternativ warten lassen), so extrem "deckeln", dass er von selbst im engen Radius bleibt, geht eigentlich gar nicht,
    ich könnte ihn ins Kommando "bei mir" nehmen, das bedeutet, dass im Bereich von max. 3 m um mich gelaufen und geschnüffelt werden darf - aber das ist nicht wirklich Freilauf.....

  • Ich würde auch bei umweltsicheren Hunden nicht so mit Hemmung arbeiten. Wenn ich mir dein Video angucke, sehe ich aber auch kein krasses Jagdverhalten, das könntest du mit einer Leine auch nicht so einfach abbrechen, sodass es sich für immer gegessen hat.

    der Malamute ist im Vergleich zum Mädel nur ein moderater Jäger, das stimmt. Er hetzt nur hinterher, wenn er meint, reelle Chancen zu haben, sein Jagdobjekt zu erbeuten. Vor einem Jahr hätte ich ihn aber aus dem Losrennen nicht mehr umlenken können, schon garnicht, wenn er dann noch ein zweites Mal startet. Das ist heute noch schwer und darum gehts, er hat einen Entschluss gefasst... Täusch dich also nicht aufgrund des eher unscheinbaren äußeren Eindrucks, der Knabe hat es schon faustdick hinter den Ohren, wenn der einmal einen Entschluss gefasst hat (der Dickkopf ist da schwieriger zu händeln, als die Grundmotivation an sich. Der Jagdtrieb allein mag händelbar sein, aber den Entschluss umzulenken wirklich jagen o.ä. zu gehen ist ne Aufgabe)

    Im Video war er nicht ganz sicher, ob das, was er im Sinn hatte, tatsächlich jagdbar war. Vllt wars auch ein Hund/Mensch am Ende des Weges. Oder Fasane, die gibt's hier in Unmengen. Auf jeden Fall wars ein plötzlich auftauchender kurzer, interessanter Reiz.

    Aber auch moderates Jagdverhalten kann man mMn nicht mit einem einzigen Leinenwurf abbrechen, sodass es nie wieder gezeigt wird, würde ich meinen. Das hätte ich auch nie behauptet.
    aber darum geht es doch: nicht ausschließlich um positive Strafe, sondern um den Aufbau einer Erwartungshaltung, einer Hemmung in einer bestimmten Situation, damit die Hunde zögern, in dieser Situation bei höherer Erregung diese Hemmschwelle zu übertreten. Das ist bei solchen Hunden mit einmal nicht getan, sondern muss nach Möglichkeit jedes Mal unterbunden werden, damit sich dies festigt.
    bei solchen Hunden befindet man sich selten im Bereich der positiven Strafe, sondern eher in der negativen Verstärkung.
    und da spielt, wie Hummel schon schrieb, der Mensch eine Rolle ("Wie ernst meint ders eigentlich?")
    und wenn der Hund sehr selbstbewusst ist, dann wird da ein längerer Weg der Hemmung nötig sein, aber dafür ist imho die Gefahr irgendwelche Fehlverknüpfungen zu verursachen einfach sehr gering bei sicheren Hunden.

    wenn ich schreibe :"nach der Leine war das Thema gegessen" meine ich für diesen einen Tag und diesen einen Auslöser hat ers nicht nochmal versucht. Und beim nächsten Kontakt mit einem ähnlichen Auslöser ist die Hemmschwelle beim Hund größer den sich anbahnenden Plan auch in die Tat umzusetzen.


    + ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte:
    Wirklich selbstsichere Hunde lassen sich nicht hemmen oder viel weniger als unsichere.

    meinst du hemmen oder strafen? Ich mache da einen Unterschied.
    Hemmen heißt für mich, die Reaktionsschwelle wird nach oben gesetzt. Gehemmtes Verhalten braucht einen stärkeren Reiz, höhere Motivation oder erhöhte Erregungslage, als ungehemmtes, um gezeigt zu werden.
    Hemmen lassen diese Hunde sich, wäre ja evolutionär sinnfrei, wenn keine Hemmung stattfindet.

    wenn du strafen meinst, bin ich jedoch bei dir. Einfach aus dem Grund, dass für solche Hunde wenig Reize beeindruckend genug sind, um ein generelles Meideverhalten zu erzeugen.

  • Pino ist ein selbstsicherer, souveräner Rüde, der nur dann Gehorsam als sinnvoll ansieht, wenn er den Menschen der dahintersteht ernst nimmt.
    Er lässt sich sehr gut durch Körpersprache hemmen, aber Strafe (im Sinne von Laut werden, Sachen werfen, Leinenruck, Ignorieren bzw. Entzug von Aufmerksamkeit usw.) bewirkt bei ihm nur Dickkopf hoch 3 und einen Blick , der sagt:“Wen bitte möchtest du damit beeindrucken!?“
    Sein Radius ist bei normalen Spaziergängen kleiner, als z.b. bei Revierkontrollgängen im Wald. Er unterscheidet das sehr konsequent. Bei beiden Arten ist jedoch eines immer konstant. Er hält auf jeden Fall Kontakt zu mir. Im Wald kommt er in regelmässigen Abständen an meine Seite (ähnlich wie im Fuss laufen) und geht so ein Stück weit neben mir. Im Feld hält er Blickkontakt und verlässt nicht die Wege. Insgesamt liegt sein Radius zwischen 0 und Ca.100 Metern. Je nach Lust und Laune.
    Er macht das von sich aus, ohne Training.
    Auch beim Spiel mit anderen Hunden, kommt er immer mal wieder und sucht kurz Körperkontakt bevor er sich wieder den anderen Hunden zuwendet.
    Das funktioniert in der Form aber nur bei mir. Bei anderen verlässt er sich eher auf sich selbst. Also denke ich mal ganz frech, dass /es Hunde gibt, die Halterorientiert agieren ohne “ abhängig“ zu sein.
    Ich beobachte das vermehrt bei Hund-Halter-Teams in denen beide eine gewisse Selbstsicherheit besitzen.

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