Ängstlicher Chihuahua

  • Ich habe mir das Zeigen und Benennen gestern nochmal hier im Forum ein bißchen durchgelesen und wir haben heute morgen mal angefangen zu üben. Wenn wir von weitem einen Hund gesichtet haben habe ich gesagt "Hund" und ihr ein Leckerchen gegeben. Wir hatten Glück. Vorm Bäcker waren zwei kleine Hunde angebunden und wir sind langsam drauf zu gelaufen. Immer wenn sie hingeguckt hat habe ich gesagt Hund und ein Leckerchen gegeben. Nach 3x hat sie dann bei dem Wort Hund schon den Kopf zu mir gedreht und mich angeguckt. Ich hoffe das war richtig so? Wir sind dann weiter und aus einem Gartentor kam plötzlich ein Hund ein paar Meter vor uns raus. Da wurde natürlich wieder gebellt. Der Hund wurde in ein Auto verfrachtet und wir gingen weiter. Nach ein paar Metern habe ich gefragt "Wo ist der Hund" und sie hat den Kopf gedreht und zurück zu dem Haus geguckt wo der Hund rausgekommen war.
    Kann ich jetzt also davon ausgehen, dass sie weiß was das Wort Hund bedeutet und zumindest halbwegs verstanden hat um was es geht?! Das wärs ja. An die Hunde vorm Bäcker konnten wir recht nah (bis auf ca. 5 Meter) rangehen ohne Reaktion. Sie hat nur geguckt und bei "Hund" den Kopf zu mir gedreht wegen der Belohnung.


    Machen wir das so richtig? Und die Begegnungen dann immer abbrechen und in die andere Richtung gehen bevor sie anfängt zu bellen. Habe ich das so richtig verstanden? Wenn sich eine Hundebegegnung nicht vermeiden lässt weil der Hund plötzlich auftaucht oder man da einfach vorbeigehen muss weils keinen anderen Weg gibt dann einfach wortlos vorbeigehen und sie bellen lassen? Und dann aus der Entfernung wenn sie ruhig ist nochmal fragen "Wo ist der Hund?" und belohnen wenn sie nur guckt?


    Hach ja wir werden weiter üben und hoffen jetzt auf viele Hunde, aber wenns geht bitte angeleint. :gut:


    Ich stelle fest: Auch ein kleiner Hund ist eine große Herausforderung. Meint man vorher so gar nicht.

    • Neu

    Hi


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    • Ja, das hast du richtig verstanden und umgesetzt! :smile: Sie scheint es ja schon sehr schnell begriffen zu haben, super!


      Wenn ihr plötzlich einem Fremdhund begegnet, hast du verschiedene Optionen. Das Bellen zu vermeiden ist wichtig, aber es wird nicht immer klappen. Ich mach dir mal eine Liste für solche Überraschungsbegegnugen:


      - Umdrehen und gehen, nicht hektisch werden
      - Hund hochnehmen, mit Beruhigungswort oder -satz beruhigen
      - einen großen Bogen laufen um den anderen Hund herum, also seitlich ausweichen
      - stehenbleiben, in die Hocke gehen und den Hund hinter dich nehmen


      Muss man schauen, worauf sie gut anspricht. Wenn sie sich auf dem Arm wohlfühlt, wäre das bei einer sehr kritischen Situation bei der ein Fremdhund direkt vor euch auftaucht und ihr nicht ausweichen könnt (weils vielleicht zu eng ist), ideal wenn du sie einfach hochnimmst - auch wenn sie bellt, beruhigt das viele Kleinsthunde schnell.
      Meistens klappt das Weggehen nicht so richtig gut, weil sie dann den Fremdhund hinter sich hat, was wieder Druck erzeugen kann und sie nervös macht.


      Ein Beruhigswort kannst du etablieren, indem du z.B. wenn du sie durchkraulst oder ihr schmust ein bestimmtes Wort oder einen Kurzsatz immer wiederholst. Etwa eben "relax" oder "gut", möglichst dann auch mit ruhiger, tiefer Stimme.
      Mit solchen ruhigen, sehr schönen und angenehmen Situationen lädst du dieses Beruhigungswort immer wieder auf, und dann kann es in brenzligen Situationen sehr gut den Hund beruhigen, bzw. auch das Bellen ggf. abstellen.
      Bei Dex streichle ich dann auch an seiner liebsten Stelle, der Brust, und beides zusammen bringt ihn gut runter.

    • Vorm Bäcker waren zwei kleine Hunde angebunden und wir sind langsam drauf zu gelaufen. Immer wenn sie hingeguckt hat habe ich gesagt Hund und ein Leckerchen gegeben. Nach 3x hat sie dann bei dem Wort Hund schon den Kopf zu mir gedreht und mich angeguckt.


      Wir sind dann weiter und aus einem Gartentor kam plötzlich ein Hund ein paar Meter vor uns raus. Da wurde natürlich wieder gebellt.


      Nor so am Rande...
      Das könnte man mit einem Satz von Patricia McConnell erklären. Sinngemäss sagte sie mal: Ein ängstlicher Hund hat immer mehr Angst vor etwas, das auf ihn zukommt als vor etwas, auf das er selbst zugeht.
      "Fearful dogs are ALWAYS more afraid of something coming at them than they are at approaching something themselves."
      http://www.patriciamcconnell.c…og-are-more-afraid-of-men

    • Hallo,


      erstmal vielen Dank an persica für den tollen Tipp mit dem Zeigen und Benennen. Wir waren gestern in einem Park wo jede Menge andere Hunde waren. Wir sind für unsere Verhältnisse gut durchgekommen. Unsere Kleine bellt und kreischt inzwischen nicht mehr so hysterisch wenn sie einen Hund von weitem sieht. Sie geht teilweise nur in die Leine und knurrt leise. Wenn sie bellt lässt sie sich von mir schnell beruhigen. Wir konnten sogar in einem Cafe mit ihr draußen sitzen obwohl ein paar Tische weiter noch 2 Hunde saßen. Sie hat schon kurz gebellt ließ sich aber schnell wieder beruhigen und das "Hund-Spielchen" inklusive Leckerli wenn sie nur so hinguckt scheint dann interessanter zu sein als zu bellen :-) Wir konnten uns zwischen mehreren Hunden doch relativ unspektakulär bewegen. Nicht wie am Anfang wo jeder Hund auf 20m Entfernung hysterisch angebellt wurde. Die Bögen die ich um Hunde machen muss damit sie nicht bellt werden auch langsam kleiner. Und mit Leckerli sowieso :-)


      Dass Hunde die sich auf uns zu bewegen bedrohlicher sind als welche die nur irgendwo stehen haben wir gestern auch feststellen können :-)


      Nun habe ich noch eine andere Frage und würde mich freuen wenn jemand was dazu sagen kann. Mein Hund mag es absolut nicht, wenn unterwegs Fremde sie ansprechen, sich vielleicht noch zu ihr runter bücken oder noch schlimmer beugen und womöglich noch die Hand hinhalten. Allerdings bellt oder knurrt sie in dem Moment nicht sondern geht auf die Hand zu, schnuppert kurz dran und schnappt dann ohne Vorwarnung zu. Nun denke ich ja dass ein Hund sich nicht von jedem anfassen lassen muss. Ich sage ja auch immer sie mag das nicht aber ein süßer kleiner Hund scheint mir eine extreme Anziehungskraft zu haben und wenn man nicht aufpasst hockt doch wieder jemand unten und streckt ihr die Hand hin :verzweifelt:


      Nun ist das gestern abend wieder passiert und ich habe mir dann anhören müssen, dass ein Hund der beißt ja gar nicht geht und ich an diesem Problem unbedingt arbeiten müsse denn der Hund schnappt ja nicht nur in die Luft sondern wirklich nach der Hand.


      Ich habe das bis jetzt nicht als schwerwiegendes Problem gesehen. Es mag halt nicht jeder Hund von Fremden angefasst werden. Bei einem unbekannten Schäferhund oder Rottweiler würde man auch nicht die Hand hinstrecken und versuchen Kontakt aufzunehmen sondern den würde man einfach vorbei gehen lassen und fertig.


      Ich würde gerne mal eure Einschätzung hören. Normales Verhalten, grade für einen eher unsicheren Hund, oder schlimme Macke an der man unbedingt sofort arbeiten muss, weil ein bissiger Hund ja gar nicht geht? Mich wundert halt dass sie nicht knurrt sondern schnüffelt und dann zuschnappt. Ich käme aber auch nie auf die Idee einem fremden Hund ohne zu fragen die Hand hinzustrecken. Deshalb habe ich keine Erfahrung ob das öfter vorkommt. Unser voriger Hund (Tierheimhund) wollte auch von Fremden nicht angefaßt werden. Allerdings war der halt größer und da wurde das einfach nicht ständig versucht. Deshalb fand ich das bisher nicht ungewöhnlich. Sie ist bei uns nämlich kein bisschen bissig sondern derartig verschmust und verspielt und liegt z.B. bei meiner 3jährigen Tochter auf dem Schoß und schläft. Ich habe großes Vertrauen zu ihr, sonst dürfte sie nicht da liegen.
      Aber dieses "bissiger Hund" geht mir irgendwie nicht mehr aus dem Kopf.

    • Das ist ein interessantes Thema mit den "grabschenden" fremden Leuten. Mein Hundeopa hat damit auch ein Problem und ich habe mir für ihn auch schon oft ein Pitbull- oder Rottweilerkostüm gewünscht ;-) Eine hingestreckte Hand findet er total doof, verfällt in ein Freeze und explodiert dann, oder an einem guten Tag warnt er immerhin durch ein Knurren und bellen.


      Unsere Hundetrainer sagt, dass so eine hingestreckte Hand für einen Hund eigentlich total unhöflich wäre, keiner findet das toll. Manche Hunde akzeptieren es eben.


      Da mein Hund schon so alt ist, werde ich nicht mehr viel versuchen mit ihm an dem Problem zu arbeiten. Somit ist eben mehr Mangement meinerseits gefragt. Wenn er ein paar Jahre jünger wäre, würde ich mir noch einige menschliche Trainingspartner suchen :-)


      Unser Management sieht so aus:


      - Wenn genug Zeit für Erklärung da ist (und die Leute einigermassen verstehen worum es geht), sage ich, dass der Hund nicht gerne angefasst wird, wenn sie jedoch Kontakt zu ihm wünschen, können sie ihn an sich schnüffeln lassen. Ich biete den Leuten an, dass sie seitlich in die Hocke gehen und meinen Opa einfach an ihrem Ärmel schnüffeln lassen (das reicht ihm auch als Info).
      - Viele Leute (besonders ältere) können nicht mehr gut in die Hocke. Da sage ich, dass ihm das Schnüffeln am Hosenbein reicht.
      - Ausserdem warne ich immer, den Hund nicht anzufassen. Oft muss man etwas übertreiben, damit es die Leute kapieren - leider.
      - da mein Hund dummerweise auch oft neugierig zu den Leuten geht, muss ich ihn abrufen bevor die Hand kommt
      - wenn möglich, behalte ich den Hund angeleint hinter mir


      Unsere Hundetrainerin hatte auch noch ein paar Tipps:
      - man kann den Hund hinter sich (hinter dem Bein) im "Safe" haben. Das hat man auftrainiert.
      - möchte man dem Hund die Angst vor fremden Menschen nehmen, geht das auch mit dem "touch"-Trick. Dh. man bringt dem Hund bei, auf "touch" die Hand (oder was anderes) mit der Schnauze zu berühren. Daraufhin bekommt er ein Leckerchen. Das kann entweder von dir kommen oder (advanced) auch von der fremden Person

    • Dex mag das meistens auch nicht, ist aber mittlerweile deutlich entspannter geworden.
      Aber grundsätzlich bitte ich dann darum den Hund nicht anzufassen wenn er deutlich zeigt, er mag nicht, und begründe einfach ehrlich damit, dass er Angst hat. Normalerweise wird das gut akzeptiert, wobei wir auch oft den Leuten einfach aus dem Weg gehen.
      Wenn er die Tendenz zur Kontaktaufnahme hat, lass ich ihn bei ok wirkenden Leuten auch mal machen. Er darf das also öfter mal selbst entscheiden, und das hat ganz gut geholfen dass er lockerer geworden ist, weil niemand ihn dahin drängt, sich von allen anfassen zu lassen.



      Wer trotzdem grabscht, wie neulich eine entfernte Verwandte, und nicht auf seine Signale achtet, der kriegt dann ggf. auch mal seine Zähne zu sehen oder zu spüren - ich sag mal selbst schuld! Sie meinte dann, ich müsse den Hund doch mal erziehen, das ginge ja garnicht! Angst ist aber nunmal nicht einfach so wegzuerziehen, das dauert - und manchmal würd etwas mehr Rücksichtnahme den Leuten echt gut tun, aber stattdessen müssen immer alle anderen gefälligst angenehm sein, damit man sich nicht verbiegen muss.
      Diese Ansicht, dass alle Hunde Kuschelallgemeingut sein müßen ohne sich wehren zu dürfen, finde ich sowieso unmöglich! Ich muss ja auch nicht alles begrabbeln, was hübsch aussieht...

    • Vielen Dank für eure Einschätzung. So furchtbar unmöglich ist es dann also doch nicht wenn ein Hund nicht von jedem angefaßt werden will. So habe ich es bisher auch gesehen. Inzwischen kommen wir ohne Bellorgien durch unsere Spaziergänge, ich kann mich auch problemlos mit Leuten unterhalten. Nur so etwas wie "Oooooh du bist aber süß" plus angucken und runterbeugen scheint für unsere kleine Krawallschachtel das Signal zum Angriff zu sein. :roll:

    • Klingt doch super!
      Naja, und das andere wird mit der Zeit auch sicherlich noch werden, da braucht es wohl auch einfach noch mehr positive Erfahrungen. Z.B. könntest du ihr in solchen Situationen -wenn Leute sich über sie beugen- anbieten, dass sie auf deine andere Seite läuft, oder einfach hinter dich geht. Somit weicht sie aktiv aus, was die für sie bedrohliche Ausgangslage entschärft, und somit wird ihr Verbellen wieder unnötig.
      Dann hätte sie ein Alternativverhalten, das für alle Beteiligten angenehm ist.


      Aber ihr seid ja wirklich auf einem guten Weg! :smile:

    • Ja wir sind inzwischen auch froh und zuversichtlich. Ich glaube das überträgt sich auch vom Halter auf den Hund. Wenn man selbst ängstlich und unsicher ist weil man erstens nicht weiß wie der Hund reagiert und zweitens nicht weiß wie man selbst reagieren soll dann reagiert auch der Hund so.


      Schade finde ich nur dass sie gar nicht mit anderen Hunden spielt. Mit den anderen Chihuahuas aus dem Rudel wo wir sie geholt haben hat sie so schön gespielt als wir dort waren. Mit fremden Hunden mag sie ja eh generell keinen direkten Kontakt bisher. Mit den beiden Hunden mit denen wir jetzt regelmäßig spazieren gehen läuft sie mittlerweile schön mit und freut sich auch inzwischen sie zu sehen. Das hat auch gedauert. Wir sind einen Tag spazieren gewesen und am nächsten Morgen wurden sie wieder angebellt als hätte sie sie noch nie gesehen ... Der eine (Chihuahua-Mix, also ihre Größe) hat anfangs auch versucht mit ihr zu spielen. Aber das blockt sie ab. Bzw. sie forderte ihn mal auf und als er mitmachen wollte wurde sie wieder unsicher und knurrte. So hat er es nun aufgegeben und läuft nur noch neben ihr her.

    • Meine Hündin spielt auch nicht. Ich finde, das ist ihr gutes Recht. Sie ist ja nicht auf der Welt, um für mich den Pausenclown zu machen. Aber weil du erwähnst, dass sie das bei der Züchterin noch gemacht hat: Es kann auch an der Umgebung liegen. Wenn sie sich draußen nicht komplett sicher fühlt, dann will sie sich da vielleicht (noch) nicht "fallen lassen."

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