Junghund Blues

  • Hi!


    Ich denke, so wie mir geht es gerade sehr vielen, aber ich finde es immer recht heilsam, wenn man sich ein bisschen austauschen kann. Aktuell bin ich mit meinem 11 Monate alten Vischel-Rüde wohl komplett in der Pubertät angekommen. Er war ja von Anfang an immer ein weniger, naja, durchsetzungsstärker und auch eher unsensibel (gerade für einen Vischel), aber das habe ich auch irgendwie immer an ihm geliebt. Die letzten Wochen ist er dann aber schleichend zu einem richtigen Tyrannen geworden und ich merke, wie ich immer gereizter werde und mir langsam die Kraft ausgeht.


    Da kommt gerade so viel zusammen:


    • Befehle befolgt er eigentlich noch ganz gut, gerade Abruf und Bleib im Freien funktionieren fast wie bei einem Roboter (unheimlich). Sitz und Platz geht auch in Ordnung (er bleibt zwar nie lange an einer Stelle und meckert auch immer, wenn er das machen muss, aber okay).
    • Er ist sehr, sehr ungeduldig geworden: Wenn er im Auto ist und sich nicht bewegen darf, fiept er permanent. Das geht so weit, dass ich letztens fast einen Unfall gebaut habe. Ignorieren ignoriert er :) und wenn ich ihn anscheiße, ist´s ihm auch egal. Wenn ich sein Essen nicht schnell genug bringe, wenn er irgendwo hin will – er fiept, fiept und fiept. Ignorieren bringt gar nichts. Speziell beim Füttern ist es mittlerweile krass geworden. Ich habe auch schon mal das Fütterungsritual umgestellt, also nicht DIREKT füttern, wenn wir nach Hause kommen, sondern ihn mal warten lassen, aber das macht es nicht wirklich besser. Er galoppiert dann durch die Wohnung, umrundet mich permanent, setzt sich hin, fiept und rennt wieder um mich rum (wie ein Haifisch).
    • Leinenführigkeit war bei uns immer schwierig (ist aber wohl bei Vizslas generell so). Er schafft immerhin so 20 Minuten einigermaßen ordentlich, aber manchmal zieht er auch wie doof. Ich habe mir jetzt angewöhnt, dass ich immer vor ihm laufe, um ihn ein bisschen auszubremsen. Das geht eine zeitlang gut, aber dann wird er aufmüpfig und springt mich an, bzw. knabbert in mein Hinterteil (er pöbelt). Ignorieren bringt nix. Aus bringt nix. Ich muss ihn dann echt festhalten und beruhigen. Heute Morgen war ich so genervt, dass ich ihn auf den Boden runtergedrückt und fixiert habe. Ich weiß, der Alphagriff ist totale scheiße, aber ich war direkt nach dem Aufstehen einfach noch nicht bereit für den Stress. Er hat dann sofort den Schwanz eingezogen und auch ein bisschen gezittert (hat mir total leid getan), war aber auch für ganze drei Minuten brav. Danach sind wir dann wieder zur Routine zurückgekehrt.
    • Sobald wir einen Hund an der Leine sehen, fängt er an wie doof an der Leine zu reißen (dabei hat er mir schon mal den Arm verdreht). Ich stelle mich dann immer zwischen ihn und den anderen Hund und versuche seine Aufmerksamkeit zu bekommen, aber keine Chance. Er ist wirklich super sozialisiert, spielt mit anderen Hunden, hört auf, wenn sie nicht wollen oder wenn ich ihn abrufe und auch an der Leine will er eigentlich nur mal schnuppern. Aber dieses stürmische lospeitschen ist krass.
    • In der Wohnung fängt er mittlerweile an, jedes verdächtige Geräusch anzubellen. Eine Ermahnung bringt nichts. Gut Zureden bringt nichts. Es wird einfach bei jedem verdammten Geräusch gebellt. In Restaurants etc. macht er dies wiederum aber nicht.
    • Sein Kontaktverhalten hat sich auch sehr verändert (und das macht mich teilweise echt traurig). Teilweise erdrückt er mich mit Zuneigung: Er darf auf der Couch liegen, wenn ich auch darauf liege und die Hundedecke ausgerollt ist. Dann lässt er sich auf meinen Brustkorb fallen, so das ich kaum noch atmen kann :), legt den Kopf auf meinen Bauch oder versucht auf meinen Schoß zu krabbeln und legt den Kopf auf meine Schulter, wenn ich im Büro am Schreibtisch sitze. Das ist süß. Dann gibt es aber auch noch Variante B (das ist die, die mich traurig macht). Da darf ich ihn gar nicht anfassen. Er gähnt dann, leckt sich immer mit der Zunge über die Nase (Stress), zieht teilweise den Schwanz ein, wenn ich zu ihm komme (und da ist im Vorfeld nichts passiert – kein Schimpfen – gar nix). Er kommt dann manchmal zu mir auf die Couch, wedelt mit dem Schwanz und legt sich hin. Sobald ich ihn dann aber anfasse, gähnt er, fixiert meine Hand und legt sich irgendwann ein paar Zentimeter weiter weg. Sehr seltsam.

    Daneben muss ich sagen, dass ich aber auch stolz auf ihn bin. Spielen mit ihm macht nach wie vor super viel Spaß. Er ist ein mega freundlicher Hund, der zur Familie, zu Freunden und Kollegen super aufgeschlossen ist. Er lernt schnell, er meistert viel souverän und bleibt auch schon ganz toll und unaufgeregt alleine im Büro oder zu Hause. Das finde ich wirklich klasse.


    Ich hoffe, dass hört sich jetzt alles nicht zu sehr nach Endzeitstimmung an, aber ich wollte das einfach mal runterschreiben und hoffe, dass es vielleicht sogar den ein oder anderen Tipp gibt :).

    • Neu

    Hi


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    • Heute Morgen war ich so genervt, dass ich ihn auf den Boden runtergedrückt und fixiert habe. Ich weiß, der Alphagriff ist totale scheiße, aber ich war direkt nach dem Aufstehen einfach noch nicht bereit für den Stress. Er hat dann sofort den Schwanz eingezogen und auch ein bisschen gezittert (hat mir total leid getan), war aber auch für ganze drei Minuten brav. Danach sind wir dann wieder zur Routine zurückgekehrt.


      Dann gibt es aber auch noch Variante B (das ist die, die mich traurig macht). Da darf ich ihn gar nicht anfassen. Er gähnt dann, leckt sich immer mit der Zunge über die Nase (Stress), zieht teilweise den Schwanz ein, wenn ich zu ihm komme (und da ist im Vorfeld nichts passiert – kein Schimpfen – gar nix). Er kommt dann manchmal zu mir auf die Couch, wedelt mit dem Schwanz und legt sich hin. Sobald ich ihn dann aber anfasse, gähnt er, fixiert meine Hand und legt sich irgendwann ein paar Zentimeter weiter weg. Sehr seltsam.


      Beim Lesen deines Textes kommt bei mir der Verdacht hoch, dass du zu ungeduldig bist und deine Launen sowie Enttäuschungen den Hund spüren lässt.
      Du hast ein Sensibelchen, Ausraster deinereits, den Hund für NICHTS auf den Boden zu drücken und fixieren, sind einfach, um es salopp auszudrücken, komplett daneben, sodass mich das Verhalten deines Hundes auch hier nicht wundert:


      Junghund verhält sich beim Streicheln komisch


      Ändere das und arbeite an deiner Geduld, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, mit einem Junghund braucht man schon Geduld.
      Ehrlich?
      Du hast keine Probleme, du machst dir welche.


      LG Themis

    • Huhu,


      also egentlich hört es sich für mich nach einem recht normalen Junghund an. Ich würde als erstes versuchen, die Frustrationstoleranz wieder auf ein normales Level zu bringen. Dann erledigt sich vieles Andere von selbst.
      Newton hat ab und an solche Anwandlung wo er meint, er müsste seinen Frust kund tun. Obwohl er ganz genau weiß, dass er nur das bekommt, was er will, wenn er sich ruhig verhält. Daran muss ich ihn aber derzeit auch des Öfteren erinnern.
      Bei der Leinenführigkeit ist bei mir das Zauberwort Konsequenz. Und zwar bei jedem Leinenspaziergang. Ich habe da gute Fortschritte mit abrupten Richtungs- und Tempowechseln gemacht. Hast du es bei Hundesichtungen schon mal so probiert, dass du einen Bogen läufst? Das klappt bei Newton super.
      Beim Kontakt zu dir, würde ich versuchen klarer zu sein. Mach dir Gedanken, was erlaubt sein soll und was nicht. Newton weiß zum Beispiel, dass auf dem Sofa kein Schabernack getrieben wird. Versucht er es doch, fliegt er runter. Auf den Schoß darf er mir gerne krabbeln, auch einmal kurz die Wange schlecken, meinentwegen. Aber einen Ohrenreinigungsdienst brauche ich nicht unbedingt...
      Wie ich schon mal per PN schrieb: Es ist wichtig, dass du für deinen Hund immer vorhersagbar bist und bleibst. D.h. keine plötzlichen Ausraster mit Auf-den-Boden-Drücken, etc. mehr. Klar sind wir alle nur Menschen und sicher ist jedem schon mal die Hutschnur hochgegangen. Aber regelmäśug sollte es nicht vorkommen.


      Gruß,
      Rafaela

    • Er war ja von Anfang an immer ein weniger, naja, durchsetzungsstärker und auch eher unsensibel


      und wenn ich ihn anscheiße, ist´s ihm auch egal.


      Teilweise erdrückt er mich mit Zuneigung: Er darf auf der Couch liegen, wenn ich auch darauf liege und die Hundedecke ausgerollt ist. Dann lässt er sich auf meinen Brustkorb fallen, so das ich kaum noch atmen kann :), legt den Kopf auf meinen Bauch oder versucht auf meinen Schoß zu krabbeln und legt den Kopf auf meine Schulter, wenn ich im Büro am Schreibtisch sitze. Das ist süß.

      Ich glaube, du schätzt deinen Hund falsch ein.
      "Tyrann, unsensibel..."
      Anhand deiner Beschreibungen lese ich genau das Gegenteil heraus und darum ist "ansch***en" sowie zu Boden drücken und dabei fixieren bei diesem Hund richtig fatal (abgesehen davon, dass es bei jedem Hund unfair ist).
      Anhand deines letzten Zitates gehe ich nicht von Zeichen der Zuneigung, sondern von extremen Beschwichtigungsverhalten aus.
      Auch deine anderen Threads sprechen dafür, dass dein Hund dir gegenüber große Unsicherheiten zeigt.
      Ich will dir nichts Böses, aber denke darüber nach, warum dein Hund sich so verhält.


      LG Themis

    • Ich habe ja auch einen Vischel - ja sie wirken teilweise wirklich unsensibel und dickköpfig. Das ist bei Lise aber schon Schritt zwei: Sie macht zu und hat keinen Bock mehr.


      Auch ich leide im Moment regelmäßig am Junghund-Blues. Wenn ich merke, dass es nicht mehr geht, beschäftige ich mich nicht mehr mit dem Hund, bis ich wieder fit genug bin. Punkt. Der Hund kann nichts dafür, dass man überfordert ist.


      Aber: Ich wüsste nicht, was an dem, was du beschreibst nun typisch Vizsla ist und was nicht. Die Probleme hat man mit annähernd jedem Junghund genau so, nur teilweise oder deutlich schlimmer ;) .


      Wenn du magst, können wir uns ein bisschen per PN austauschen.

      • Sein Kontaktverhalten hat sich auch sehr verändert (und das macht mich teilweise echt traurig). Teilweise erdrückt er mich mit Zuneigung: Er darf auf der Couch liegen, wenn ich auch darauf liege und die Hundedecke ausgerollt ist. Dann lässt er sich auf meinen Brustkorb fallen, so das ich kaum noch atmen kann :), legt den Kopf auf meinen Bauch oder versucht auf meinen Schoß zu krabbeln und legt den Kopf auf meine Schulter, wenn ich im Büro am Schreibtisch sitze. Das ist süß. Dann gibt es aber auch noch Variante B (das ist die, die mich traurig macht). Da darf ich ihn gar nicht anfassen. Er gähnt dann, leckt sich immer mit der Zunge über die Nase (Stress), zieht teilweise den Schwanz ein, wenn ich zu ihm komme (und da ist im Vorfeld nichts passiert – kein Schimpfen – gar nix). Er kommt dann manchmal zu mir auf die Couch, wedelt mit dem Schwanz und legt sich hin. Sobald ich ihn dann aber anfasse, gähnt er, fixiert meine Hand und legt sich irgendwann ein paar Zentimeter weiter weg. Sehr seltsam.


      Spontan würde ich das nicht unbedingt als süß bezeichnen. Irgendwie klingt das für mich nach aufdringlich, ausgelöst durch was auch immer. Der Rest klingt ein bisschen nach Schmerzen :???: .


      Ist er gesund?

    • Hi zusammen!


      Erstmal vielen lieben Dank für die tollen, hilfreichen und ernsten Antworten. Ja ihr habt Recht. Ich mache mich und dadurch wohl auch dem Kurzen zu viel Druck und interpretiere in alles zu viel rein.


      Ich werde mich aber jetzt mehr in Geduld üben und Verständnis für die Macken aufbringen (wenn er es nicht übertreibt ;) ).

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