Hund hat Probleme mit Fremden

  • @buihuu
    Und was wenn der Hund von seinem Platz aus bellt bzw. i-welche Agressionen zeigt?
    Kann man den Hund doch gar nicht auf den Platz schicken :???: .
    Einfach nur korrigieren würde den Hund wohl nur noch mehr verunsichern, weil es aus seiner Sichtweise ja das korrekte Verhalten ist und er sonst nichts mit sich anfangen kann.
    Lg,
    Desiree

  • Klar, je mehr der Hund hohldreht und je weiter im roten Bereich er ist, umso schwieriger ist es natürlich. Hunden die schon beim Anblick eines Menschen im roten drehen muss ich also erst mal eine Distanz zum Reiz einräumen und dafür sorgen, dass diese Distanz sich auch erst mal nicht verringert. Das wird erst mal nicht immer gelingen. Ich muss zudem meine Korrektur an die Intensität meines Hundes anpassen. Idealerweise korrigiere ich, bevor der Hund rot sieht, weil dann natürlich meine Korrektur nicht so intensiv sein muss. Und natürlich kommt es dabei auf den Hund an, was den einen beeindruckt, kann den anderen traumatisieren oder noch mehr verängstigen, deshalb bin ich hier vorsichtig mit Ratschlägen, weil ich ja den Hund gar nicht einschätzen kann. Ich kann aber ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung mit einem angstaggressiven Hund (nicht zur unreflektierten Nachahmung empfohlen) geben: Der Hund liebt Wasser und sieht das als etwas positives, ich weiß also, dass ich hier keine irreparablen Schäden anrichten kann. Wenn dieser Hund im roten Bereich ist, erreiche ich einen sofortigen Abbruch seines Verhaltens mit einer Blumenspritze, mit der ich auf seine Flanke ziele. Der Hund hat das genau zweimal gemacht, bis er verstanden hat. Er war zu diesem Zeitpunkt im dunkelroten Bereich und im Begriff, einen Besucher auf der Couch anzuspringen. Weitere zwei Male hat es gebraucht, die Blumenspritze nur in die Hand zu nehmen um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.


    Und präventiv für alle, die mich jetzt vielleicht ob der ach so brutalen Wasserspritzen-Methode an den Pranger stellen: der Hund ist heute ausgeglichen und toleriert Fremde im Haus problemlos. Natürlich hat er seinen Rückzugsort und weiß, dass er dort sicher, geborgen und störungsfrei unterkommt, wenn er das möchte. Er hat weder Angst vor Wasser, noch zittert er beim Anblick einer Blumenspritze. Aber er lebt ein ausgeglichenes Leben.

  • Und was wenn der Hund von seinem Platz aus bellt bzw. i-welche Agressionen zeigt?
    Kann man den Hund doch gar nicht auf den Platz schicken .
    Einfach nur korrigieren würde den Hund wohl nur noch mehr verunsichern, weil es aus seiner Sichtweise ja das korrekte Verhalten ist und er sonst nichts mit sich anfangen kann.

    Natürlich korrigierst Du ihn auch auf dem Platz. Er hat das nicht zu tun. Punkt. Das verunsichert ihn nicht, das zeigt ihm nur was richtig und was falsch ist. Damit ermöglichst Du es Deinem Hund sich dauerhaft in unserer Welt zurecht zu finden und gibst ihm sogar Sicherheit. Versuch doch den Gedanken mal zuzulassen, dass eine Korrektur keine Strafe ist. Eine Korrektur ist eine Korrektur, nicht mehr und nicht weniger. Sozusagen ein Stopschild für den Hund. Im Straßenverkehr empfindet doch ein Stopschild auch niemand als Strafe.

  • Natürlich korrigierst Du ihn auch auf dem Platz. Er hat das nicht zu tun. Punkt. Das verunsichert ihn nicht, das zeigt ihm nur was richtig und was falsch ist. Damit ermöglichst Du es Deinem Hund sich dauerhaft in unserer Welt zurecht zu finden und gibst ihm sogar Sicherheit. Versuch doch den Gedanken mal zuzulassen, dass eine Korrektur keine Strafe ist. Eine Korrektur ist eine Korrektur, nicht mehr und nicht weniger. Sozusagen ein Stopschild für den Hund. Im Straßenverkehr empfindet doch ein Stopschild auch niemand als Strafe.

    Das sagst du so einfach^^. Nur der Hund kennt so etwas wie ein Stoppschild gar nicht und erst gar nicht, wenn er gestresst ist bzw. im roten Bereich wie du es sagst.
    Ich hab auch mal meinem Hund "Grenzen" aufgezeigt mit "Nein". Weißt du was sie einfach gemacht hat? Sich ganz klein gemacht.
    Ist ja super, dass es bei dem einen Hund geklappt hat, aber meine kommt damit nicht wirklich klar :ka: . Jedenfalls nicht, wenn sie gestresst ist oder Angst hat.
    Lg,
    Desiree

  • erstmals möchte ich betonen dass ich niemanden verurteile fürs wasserspritzen. im gegensatz zum schlagen und schreien ist das eine humane strafe. und wenn ich strafe sage dann meine ich das auch. eine strafe definiere ich so: ein unangenehmer reiz, führt zum sofortigen abbrechen des verhaltens, das verhalten wird nicht wieder gezeigt.


    ich hab da einfach grosse bedenken, wegen einer fehlverknüpfung. was wenn der hund die strafe nicht mit dem verhalten verbindet. der hund hätte den spritzer auch mit der fremden person verbinden können, mit dem sofa oder dem halter.


    strafen kann sehr sehr effektiv sein wenn man verhalten korrigieren will- aber im gegensatz zum menschen (ich meine damit dein stopschild vergleich) kann man dem hund nicht rational erklären warum er bestraft wurde. ein hund kann gerüche, geräusche und alles andere mit dem negativen reiz verknüpfen. zudem können wir nur sehr schwer die intensität einer strafe abschätzen. ein wasserspritzer kann einige hunde total kalt lassen, andere hunde aber ganz schrecklich erschrecken, vielleicht sogar traumatisieren.


    ein beispiel für die fehlverknüpfung:
    wir haben mit einer trainerin schlepptraining gemacht. da waren viele vögel, welche gerne gejagt werden. unsere trainerin sagte, sobald ein vogel fixiert wird, gibt es einen ruck. ich hab also immer ein wenig an der leine gezuppelt. die trainerin meinte, das müsse intensiver geschehen. sie hat 4 grosse hunde, nahm die leine, und es gab einen gehörigen ruck. der hund flog, stosste dabei an eine der holzkiste (die waren fürs training da, der hund musste da hoch, und sitz machen). die trainerin hat ihren fehler eingeräumt, meinte aber beschwichtigend, dieser hund wird niemals wieder vögel fixieren... denkste! es wurde nämlich nicht das fixieren des vogels, sondern die holzkiste mit der strafe verbunden. das resultat ist dass der hund die box mied, und noch ein jahr später in panik verfällt wenn wir holzboxen, holztabletts und dergleichen sehen,


    ich bin eben sehr vorsichtig, ich würde nicht einmal wattebäusche werfen :D

  • zudem: ein reiz führt zu einer emotion, die emotion führt zu einem verhalten. bei angst ist für den hund, aber auch für den menschen aggressives verhalten eine legitime verhaltensweise. warum also albern verhalten korrigieren wenn ich die emotionen des hundes verändern kann?


    wenn ein kind angst hat vor dem monster unterm bett, dann bestrafen wir doch auch nicht das weinen. wir wollen erreichen dass das kind keine angst mehr hat. noch schlimmer, wir bestrafen das kind fürs weinen, es darf nun nicht mehr weinen, und sucht sich eine andere strategie.

  • Das sagst du so einfach^^. Nur der Hund kennt so etwas wie ein Stoppschild gar nicht und erst gar nicht, wenn er gestresst ist bzw. im roten Bereich wie du es sagst.
    Ich hab auch mal meinem Hund "Grenzen" aufgezeigt mit "Nein". Weißt du was sie einfach gemacht hat? Sich ganz klein gemacht.
    Ist ja super, dass es bei dem einen Hund geklappt hat, aber meine kommt damit nicht wirklich klar . Jedenfalls nicht, wenn sie gestresst ist oder Angst hat.

    Jeder Hund sollte ein Stopschild und seine Grenzen kennen, damit er im Ernstfall handelbar ist. Aber Du musst Dir Deine Hürde ja nicht gleich total hoch legen. Es macht wenig Sinn, das im roten Bereich zu trainieren, sondern in reizärmeren Situationen.


    Wenn Dein "NEiN" bei Deinem Hund dazu geführt hat, dass er verängstig war (und sich klein gemacht hat, so deute ich das mal), musst Du an Deiner Ausstrahlung und an Deiner Intensität arbeiten. Sicherlich hat eine entsprechende Körpersprache mit dazu beigetragen, dass Du den Hund verängstigt hast. Schwer zu beurteilen aus der Ferne. Aber in jedem Fall kam schon mal eine Botschaft beim Hund an. Und an einem "NEIN" ist ja auch noch keiner gestorben ;)

  • Jeder Hund sollte ein Stopschild und seine Grenzen kennen, damit er im Ernstfall handelbar ist. Aber Du musst Dir Deine Hürde ja nicht gleich total hoch legen. Es macht wenig Sinn, das im roten Bereich zu trainieren, sondern in reizärmeren Situationen.
    Wenn Dein "NEiN" bei Deinem Hund dazu geführt hat, dass er verängstig war (und sich klein gemacht hat, so deute ich das mal), musst Du an Deiner Ausstrahlung und an Deiner Intensität arbeiten. Sicherlich hat eine entsprechende Körpersprache mit dazu beigetragen, dass Du den Hund verängstigt hast. Schwer zu beurteilen aus der Ferne. Aber in jedem Fall kam schon mal eine Botschaft beim Hund an. Und an einem "NEIN" ist ja auch noch keiner gestorben ;)

    Nein umgebracht nicht, aber meine hatte auch schon Angst vor Bürste, Smartphones, Linieale... hab manchmal das Gefühl, die malt sich das schlimmste Szenario aus O.o". Na ja, eventuell versuch ich es nocheinmal mit einem sanftaren "Nein". Momentan klappt es aber mit der Gegenkonditionierung ganz gut^^.
    Deswegen würde ich der TS auch empfehl einfach mal ein wenig auszuprobieren, was denn bei ihrem Hund am besten klappt.
    Lg,
    Desiree

  • eine strafe definiere ich so: ein unangenehmer reiz, führt zum sofortigen abbrechen des verhaltens, das verhalten wird nicht wieder gezeigt.

    Etwas als Strafe zu verstehen setzt voraus, dass der Hund sein Verhalten reflektieren und es in den Kontext zu den Reaktionen seines Umfeldes darauf setzen kann. Ich denke nicht, dass Hunde das können. Das ist in meinen Augen eine rein menschliche Sichtweise. In der Hundewelt gibt es keine Strafe im eigentlichen Sinne. Ein Hund reagiert rein instinktiv und immer unmittelbar in der Situation. Er reagiert so wie er es gelernt hat. Ersetze Strafe durch Korrektur, dann schließe ich mich Deiner Definition voll und ganz an. Wie machen es denn die Hunde unter sich? Beobachtet man ein Rudel, sieht man doch, dass offensichtliches Fehlverhalten unmittelbar korrigiert wird (durch einen "Warnbeller", einen angedeuteten Biss u.ä.). Damit ist es dann auch schon gut, jeder geht wieder seiner Wege, keiner wird ausgegrenzt, weggeschickt, bekommt Futterentzug o.ä. Das wäre für mich eine Strafe, die es aus meiner Sicht in der Hundewelt schlichtweg nicht gibt.

    ich hab da einfach grosse bedenken, wegen einer fehlverknüpfung. was wenn der hund die strafe nicht mit dem verhalten verbindet.

    Natürlich besteht immer latente Gefahr einer Fehlverknüpfung. Wenn ich mich aber so durch meine Mensch-Hunde-Beziehung "quäle", dann dürfte ich ja nie auch nur ansatzweise Verhalten korrigieren. Die Kunst ist es doch, das Verhalten auf den Punkt genau in dem Moment zu korrigieren wo es auftritt. Seinen Hund lesen zu lernen. Klar, das ist nicht einfach, aber machbar. Und wenn das gelingt ist doch die Gefahr einer Fehlverknüpfung nahezu ausgeschlossen.

    aber im gegensatz zum menschen (ich meine damit dein stopschild vergleich) kann man dem hund nicht rational erklären warum er bestraft wurde.

    Genau, weil der Hund die menschliche Strafe schlichtweg nicht kennt (s.o.).



    warum also albern verhalten korrigieren wenn ich die emotionen des hundes verändern kann?

    Weil ein Hund, der aggressives Verhalten in Schlüsselsituationen erlernt hat, lernen muss, dass das falsch ist. Natürlich bin ich auch der Meinung, dass es nicht nur bei der Korrektur bleiben sollte. Auch die Ursache sollte gefunden und an dieser gezielt gearbeitet werden.


    Ach ja, Deine Trainern hast Du aber schon gewechselt, oder? Das was Du beschriebst grenzt ja schon an Tierquälerei. Und die Schlepp war dann wahrscheinlich noch am Halsband, nicht am Geschirr, befestigt? Sorry, aber da fällt mir nichts mehr zu ein. :mute:


    Und wenn du durch das berühmte "Wattebauschwerfen" bei Deinem Hund einen Verhaltensabbruch bewirkst, dann ist das doch super und ihr habt euren Weg gefunden :D Niemand spricht davon, dass Korrekturen weh tun sollen.

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