Charlies Sozialisation

  • Achso, und noch was - Du hast dazu nichts geschrieben, aber es ist eine Falle, in die viele tappen:


    Weniger ist mehr. Kurze Spaziergänge, viele Ruhepausen dazwischen und Beschäftigung erst, wenn der Hund ca. ein Jahr alt ist.

    • Neu

    Hi


    hast du hier Charlies Sozialisation* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • ich kenne einige solcher hunde welche schon im frühen alter stark reaktiv sind. einige davon aufgrund schlechter haltung als welpen oder ganz einfach wegen genetischer disposition.


      das wichtigste ist diese hunde nicht zu überlasten. solche hunde brauchen meist extrem viel ruhe.


      Auf der einen Seite soll man ja nicht schimpfen, weil der Hund das als "mitbellen" versteht, auf der anderen Seite bewirkt ignorieren ja, dass er denkt, das "Wegbellen" hätte funktioniert


      genau. deshalb ist die beste möglichkeit das "training" so zu gestalten dass er zwar die reize wahrnimmt, aber noch nicht so stark erregt ist sie zu verbellen. das tut man mit abstand und intensität (vor allem in der geschwindigkeit der reize). beim "training" bitte darauf achten dass dies extrem anstrengend ist, gerade für einen welpen. nach 1 - 2 kreuzungen sollte schluss sein.


      mein hund hat anfangs extrem auf autos reagiert. ich habe 4 wochen hauptstrassen gemieden, bei entgegenkommenden autos den hund auf den arm genommen. das problem war nach 4 wochen weg.


      mit dem fahrrad haben wir kontrolliert geübt. zuerst das fahrrad ganz langsam in grossem abstand geschoben. dabei ruhiges verhalten belohnt. nach einigen wochen aufsteigen und langsam in grossem abstand vorbeifahren.


      man kann von "kontrollierbarem stress" und "unkontrollierbarem stress" sprechen. während der kontrollierbare stress das lernverhalten fördert (er ist sogar überlebenswichtig) ist unkontrollierbarer stress (wie bei deinem hund, er "dreht völlig ab") sehr ungesund und kann sogar erlerntes wieder "löschen". daher solltet ihr alles unternehmen dass der hund keinen situationen ausgesetzt ist in welchen er unkontrollierbaren stress ausgestzt ist. das heisst ganz einfach abstand halten, wege meiden auf welchen dies nicht möglich ist, strassenseiten wechseln, richtungen wechseln.

    • Hallo zusammen,


      erst einmal vielen Dank für all die Kommentare! Ich versuche jetzt mal, so gut es geht auf jeden einzugehen:


      @dagmarjung
      Danke für den Link zum Thread zu Deprivationsschäden. Ich hab jetzt einige Seiten gelesen und finde meine Situation (leider) in dem ein oder anderen Fall wieder ... :| Dass der kleine Kerl keine Umweltgewöhnung erfahren hat, wurde uns ja schon gesagt. Wir haben uns heute einen weiteren/neuen Hundetrainer hier in der Nähe herausgesucht, der sich vielversprechend anhört. Danke schön!


      @Pebbles2010
      Was die Empfehlungen angeht, hast du allgemein natürlich Recht. Ich muss aber sagen, dass es schon enorm gut tut, einfach mal darüber zu reden/zu schreiben und Hinweise zu erhalten. Und was die Wurst betrifft, meinte ich tatsächlich Fleischwurst. Aber auch die zieht nicht. Was die Objektfixierung betrifft, haben wir da auch schon erste Erfahrungen - der Futterball jedenfalls ist nach zwei Tagen wieder in der Kiste verschwunden. Wir möchten keinen "Bällchenjunkie" ...


      @flying-paws
      Mit dem Titel hast du natürlich recht. Ich schau gleich mal, ob ich das noch ändern kann.
      Die Gewöhnung an Sozialpartner hat auch nur mäßig stattgefunden, aber die Umweltgewöhnung fehlt völlig. Ich merke das in immer mehr Situationen. Ich habe auch das Gefühl, dass die Reaktionen eher heftiger werden. Vermutlich hat sich der Hund aber von Anfang an so furchtbar gefühlt, es nur noch nicht gezeigt/zeigen können vor lauter Überforderung.
      Was den Trainer betrifft, haben wir uns heute einen neuen gesucht, ihn nur noch nicht erreichen können. Eine Arbeitskollegin meines Freundes kennt ihn, ich hoffe, dass er einen Zugang zu Charlies Problem findet. Ich danke dir auch für den Hinweis, dass es eben darum geht, diese Reize wahrzunehmen, nur in ganz geringen Dosen, und nicht darum, wegzusehen. Das ist etwas, das ich beherzigen werden - es klingt absolut logisch. Das mit dem Maulkorb werden wir angehen müssen, so blöd ich das finde, ja.
      Dass der Hund ganz viel Ruhe braucht, hat meine Tierärztin mir auch schon gesagt - sie hat zwei Aussies und meinte "ganz piano". Bei ihr fühle ich mich tatsächlich sehr gut aufgehoben. Wir gehen drei kleine Runden am Tag (+ Pipi-Gänge natürlich) und in der Wohnung wird auch ganz viel "Ruhe" (= schlafen, kuscheln, entspannen) geübt. Sie meinte, wir sollten in der Wohnung bloß nicht toben - drinnen wäre Ruhezone.


      @lajosz
      Wir wohnen sehr ländlich. Wir müssen ein Stück die Straße hoch und sind dann schon im Feld oder im Wald (je nach Richtung). Die meisten Probleme entstehen aber nicht im Feld oder Wald, sondern auf dem Weg dahin. Menschen, die plötzlich aus der Haustüre kommen, zum Beispiel. Im Feld könnte ich einfach vom Weg AUFS Feld ausweichen, wenn wir "eingezingelt" werden, aber was mache ich bis dahin? :|
      Man liest ja immer, dass man den Hund nicht auf den Arm nehmen soll, aber ich hab das schon einmal gemacht, weil er so einen Stress hatte ... :( : er hat sich dann ganz doll in mich reingekuschelt und die Schnauze in der Jacke versteckt. War das falsch? Oder wäre es sogar eher richtig? Ich bin da etwas ratlos ... es waren nur Menschen beteiligt, keine Hunde.
      Ich werde so gut es geht versuchen, diesen Stressoren vorzubeugen.


      Ich möchte mich ganz herzlich bei euch allen bedanken! Ich bin wirklich angetan von diesen hilfreichen, konstruktiven Antworten hier, ich bin dankbar für jeden Hinweis, wie wir das in den Griff bekommen. Wir wissen, dass wir einiges vor uns haben. Von daher ganz lieben Dank für all eure Hilfe hier, das tut sehr gut!

    • Nimm deinen Hund ruhig auf den Arm, wenn ihm das hilft. Er soll sich bei dir sicher und geborgen fühlen. Wenn er bei dir Schutz sucht und findet, muß er nicht bellen und beißen.


      Der alte Ratschlag, Hunde nicht auf den Arm zu nehmen, bezieht sich auf kleine Pöbler mit übersteigertem Ego, die sich dann oben noch mal doppelt so stark fühlen und stänkern.


      Dagmar & Cara

    • einen ängstlichen welpen würde ich aber durchaus auf den arm nehmen in schwierigen situationen.


      und ja, man kann nicht sämtliche situationen so gestalten wie man es möchte, manchmal spielt einem die umwelt einen streich. aber man sollte möglichst darauf achten solche momente zu umgehen, so gut wies halt möglich ist.

    • Hallo,


      deine Beschreibung hätte vor 2 Wochen noch auf meinen Hund passen können. Er ist jetzt 10 Monate alt und wir hatten diesselben Probleme wie ihr. Mehrere Trainer haben ihn sich schon angeschaut aber große Fortschritte hatten wir nicht gemacht. Seit letzter Woche haben wir wieder eine neue Trainerin die uns empfohlen hat, die Schilddrüse untersuchen zu lassen und siehe da, er hat eine Unterfunktion trotzdem er so jung ist. Jetzt bekommt er seit einer Woche Medikamente und er ist schon viiiiel entspannter geworden, dabei bekommt er grad noch die halbe Dosis. Er reagiert einfach nicht mehr auf alles. Passanten, Fahrradfahrer und die meisten Autos werden schon ignoriert, an anderen Hunden, Vögeln und Joggern arbeiten wir noch, aber es ist deutlich besser. Also ich würde euch empfehlen, seine Schilddrüse checken zu lassen, uns hätte das viel Zeit und Geld gespart hätten wir das schon früher gemacht.

    • Hi, Sebastian hier (der dritte im Bunde). Auch von mir noch mal herzlichen Dank für die Hilfe.
      Wir haben bisher wohl instinktiv einiges richtig gemacht, anderes aber auch falsch. Die Bindung und Beziehung zum Hund ist bereits sehr eng, ich würde sagen er mag uns sehr und vertraut uns und genießt unsere Nähe. Wir haben im von Anfang an auch sehr viel körperliche Nähe gegeben, dies war ihm vorher wohl fremd und in Angstsituationen hilft ihm das ganz offensichtlich.
      Was wohl nicht so gut war war die Reizüberflutung, der er ausgesetzt war, er ist von 0 auf 100 in die Stadt- und Landumwelt geraten und hat sehr viele Einflüsse in kurzer Zeit erlebt. Darunter auch viele, die ihm sehr Angst gemacht haben, Autos und andere bewegende Gegenstände zum Beispiel. Davor haben wir ihn nicht genug geschützt. Seltsam ist, dass es bereits ein paar Tage gab, an denen man mit ihm in der Stadt gut gehen konnte ohne dass er zu abgelenkt war. Daran ist jetzt leider nicht mehr zu denken.
      Tagsüber ist er bei mir im Büro mit vielen hundefreundlichen Menschen und 2 vierbeinigen Arbeitskollegen. Mit den Hunden ist er noch nicht so warm, auch weil sie sich nicht sonderlich für ihn interessieren, bei den Menschen ist es typabhängig, von Kollegen, die er schon zum Spielen auffordert bis zu denen, zu denen er sich noch nicht hin traut (die sich aber auch nicht so intensiv mit ihm beschäftigen).
      Was noch auffällt an ihm ist dass er stark bellt wenn jemand das Büro betritt (bzw. sich noch draußen vor der Türe befindet) oder bei uns zu Hause an der Türe etwas zu hören ist. In diesem Fall handelt es sich also nicht um eine konkrete räumliche "Bedrohung" die auf ihn einwirkt, sondern die Situation, dass ein Mensch kommen könnte, den er nicht kennt. Falls jemand Tips hat, wie man ihn besser daran gewöhnen kann (auch viele "Fehlalarme" ;) ) wäre das super :)
      Hundetrainerin wurde gestern nicht erreicht, versuchen wir heute weiter.


      liebe Grüße!

    • mein hund bellt seit 14 monate immer wenn jemand das büro betritt. ich will euch keine angst machen, unser hund hat eine entwicklungsstörung.


      da euer problem identisch mit dem unseren ist (wobei ich meinen hund nun zuhause lasse, was wohl bei einem welpen nicht möglich ist) kann ich euch erzählen was wir alles im büro unternommen haben.


      erstens ist es toll wenn der hund eine box hat. nicht als strafe, man muss diese auch nicht schliessen. der hund bekommt viel kauartikel und leckerlies in der box, so wird diese zum positiven rückzugsort.


      der hundeplatz sollte wenn möglich so gestaltet werden dass die menschen nicht frontal an den platz hingehen.




      ihr könnt gegenkonditionieren, immer wenn jemand in die nähe des büros kommt, also ab dem punkt an welchem spannung ersichtlich ist. futtertube ist da sehr praktisch, sobald jemand kommt schon reinfüllen. kann dazu führen dass der hund plötzlich verknüpft: kommt jemand, gibts was leckeres. dann kann man beginnen ein alternativverhalten einzuüben.


      wie raufasertapete schon beschrieben hat wäre es eine möglichkeit dass der hund eine unterfunktion hat. ich weiss nicht ob es sowas in deutschland gibt, aber eventuell wäre eine abklärung beim verhaltenstierarzt eine gute sache.


      wir benutzen zusätzlich einen adaptil stecker im büro, das ist ein pheromon welches die mutterhündin produziert, dieses soll beruhigend wirken. gibts auch als spray, unser hund hat immer ein halstuch um welches damit besprayt wurde. es ist kein zaubermittel, bei unserem hund hat es aber eine kleine wirkung.

    • Jaa zu bellen kann ich mitmelden.
      Mein Hund wurde nach 3Tagen mit ins Büro genommen...hat dann auch funktioniert trotzdem wenn ich nochmals von vorne anfangen dürfte würde ich verbessen.


      Er hat immer seinen Riesenpolster wo er drauf liegt aber, ne Box für Kompletten Rückzug wär denke ich besser gewesen.


      Ich habe ihn als kleiner mit 2m Leine und Geschirr am anfang an meinem Schreibtisch gesichert...bevor wir ne Schwingtür wg dem Hund bekommen haben.
      Leine war ihm sch..egal der Schlaft eh bis Mittags.


      Das Wort Decke also dorthin und dort bleiben habne wir erst vor kurzem kennengelernt finde es aber super.


      sorry Bellen...Wenn er nicht gebellt hat obwohl Geräusch dann Gutti (ma muss scho schnell sein). Wenn ich durchs Fenster Lieferant gesehen hab hab ich ganz leicht den Fuß auf ihn abgestellt und wenn er dann nicht gebellt hat Gutti.


      Im Büro bellt unser Hund nur wenn ein Hund reinkommt also fast nie.
      Zuhause allerdings bellt er schon.
      lg LinouAlexandra

    • O.k., den Hinweis mit der Unterfunktion behalten wir mal im Kopf, gibt es andere Anzeichen außer dem Verhalten, die auf eine Unterfunktion schließen lassen? Bei Menschen verursacht das meines Wissens ja eher Gewichtszunahme und Müdigkeit...


      Das Gegenkonditionieren versuche ich, ist aber sehr schwer, der Hund hört ne Stecknadel fallen und kommt mir eigentlich immer zuvor, heißt - er bellt schon, bevor man ihn ablenken konnte, kann man dann nur noch nachholen...
      Ich habe ihn heute nicht mehr selber zur Hundewiese gehen lassen, da springt und kläfft er nämlich an der Leine jedem nach, der in seine Nähe kommt, sondern ihn getragen, da war er schon etwas relaxter. Mir ist aufgefallen, dass er auch zu bewegenden Objekten in der Ferne vornehmlich Autos und Radfahrer, die eigentlich nicht bedrohlich wirken sollten, stark hin zieht. Ich vermute mal es ist also nicht nur Angstbellen, sondern auch etwas Hüte/Jagdverhalten dabei - machts nicht einfacher...


      lajosz: Was heißt Entwicklungsstörung? Bedeutet dass dass er einfach nur langsamer ist, oder dass seine Entwicklung nicht richtig abläuft, er also auch eine Verhaltensstörung hat? Ist das angeboren? Woher habt ihr die Information?

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