Austausch: Halter mit (vollständig) unverträglichen Hunden

  • Status bei uns: Ich hab das Gefühl wir haben jetzt nach fast exakt einem Jahr einen neuen Hund.


    Wir waren diesen Sommer 3 Mal im Urlaub und jedes Mal in Gegenden mit extrem vielen Hunden und ohne große Ausweichmöglichkeiten. Von Urlaub zu Urlaub wurde das Verhalten deutlich entspannter.


    Letzte Woche in Holland scheint dann bei Mia echt ein Knoten geplatzt zu sein. Nicht nur, dass sie auf Hunde in ein paar Meter Entfernung überhaupt nicht mehr reagiert.


    Sie freut sich sogar über Hunde die Ihr "zu Nahe" kommen und bleibt selbst beim exzessiven beschnüffelt werden ruhig.


    Klar, hin und wieder wird dann mal gebellt oder etwas Abstand gefordert, aber wenn ich überlege, dass ich letzten November bei Hundebegegnungen ab 10-20 Meter Entfernung eine "reissende Bestie" an der Leine hatte kann ich das selbst kaum glauben.


    Was bei uns geholfen hat und in Holland scheinbar wirklich zum Durchbruch geführt hat: "Vertrauen in den eigenen Hund"


    Unsere Hundetrainerin hatte uns ja schon gesagt, dass Sie bei Mia nicht die Gefahr sieht, dass sie andere Hunde verletzen will, aber dennoch ist man vorsichtig wenn man so ein 30kg schweres schwarzes, bellendes und zerrendes Etwas an der Leine hat.


    Nach den ersten positiven Begegnungen im Urlaub haben wir unser Verhalten allerdings einmal bewusst umgekehrt. Also keine Abgrenzung ziehen, den Hunden nicht aus dem Weg gehen, die Leine so locker lassen, dass sie theoretisch an den anderen Hund ran kommt - und dies auch jedes Mal zugelassen, wenn der andere Hundehalter damit einverstanden war. Dafür war eine gehörige Überwindung notwendig - aber es hat wunderbar funktioniert.


    Ich glaube sie merkt, dass wir entspannter mit anderen Hunden umgehen und überträgt das auch auf das eigene Verhalten.


    Hoffen wir, dass es so bleibt.

  • Schon lustig, wie unterschiedlich Hunde so sind.
    Würde ich bei Zoey die Leine ganz lang lassen und sie mal selbst regeln lassen, würde sie in sehr vielen Fällen explodieren, da sie einfach zu unsicher ist.
    Wenn ich sie stattdessen direkt neben mir eng führe, so dass meine Beine immer wieder zwischen ihr und dem Hund sind - geht es meistens gut, zusammen mit Leckerlies.
    D.h., wenn genug Abstand ist. X-)


    Beim Joggen allerdings reagiert sie viel weniger und lässt sich auch besser wegleiten - die Bewegung macht es da wohl.


    Ansonsten - vor der letzten Läufigkeit hatte sie die Hochphase des Pöbelns, danach wurde es besser - ich bin gespannt, wie es nach dieser Läufigkeit jetzt ist. Ob es weiter bergauf, oder wieder bergab geht. X-D

  • Mia ist ja ein recht eigensinniger Hund. Schutz von uns brauch sie da keinen. Ich vermute, dass das abschirmen und extrem kurz nehmen bei ihr eher das Misstrauen verstärkt und den Schutzinstinkt auf den Plan gerufen hat.


    Ich hab das auch ein paar Mal getestet. Sobald ich bei Hundebegegnungen die Leine straff ziehe versteift sie sich und versucht nach vorne zu gehen.

  • Ok, straff ziehen ist auch was anderes, das sendet ein anderes Signal, als kurzhalten...
    Die Leine sollte ja nach Möglichkeite immer locker bleiben soweit es geht, da sonst auch die Körperkommunikation eingeschränkt wird(besonders mit Halsband, dass auf Zug steht) - und ja, genau - es auch heißen kann: "Alarm" für den Hund.
    Also vor allem bei direktem Kontakt natürlich immer locker.


    Bei Zoey habe ich es z.B. mal gesehen - Haustür - irgendwer kam - ein junger Mann - und EINMAL habe ich sie nicht ganz nah zu mir geholt - und sie bellte rum und fuhr den armen Typen an.
    Sie fühlte sich da also bedroht und alleinegelassen.


    Bei Hunden darf sie weiterhin nur hin, wenn sie eindeutig locker und freundlich von der Körpersprache ist - wie auch der andere, denn leider wird sie halt auch öfter angepöbelt und dann geht's rund, wenn der Hund in ihrer Größe ist - und zu nah.

  • Ich muss mich hier auch einreihen.. Ich habe vor 3 Monaten eine "mit allen Hunden verträgliche" Hündin aus dem Tierheim übernommen. :roll: Leinenaggression ist das eine, daran arbeite ich mit ihr von Anfang an. Es klappt auch immer besser (mit ein paar Ausnahmen wenn ich mal nicht schnell genug reagiere) und auf dem Hundeplatz finden sich zum Glück immer welche die uns helfen. Die ersten Hundekontakte ohne Leine waren okay. Sie hat wenig Interesse gezeigt, höchstens wenn der andere Hund mal zu aufdringlich war diesen weggeschickt.
    Jetzt kommt leider das ABER... Letztens waren wir ohne Leine in einem mir eigentlich gut bekanntem Gebiet unterwegs und da war ich unachtsam und habe nicht an einen Schleichweg gedacht. Da ist sie reingeflitzt und hat einen anderen angeleinten Hund gebissen. Es ist zum Glück nicht allzu schlimm ausgegangen, der Hund war beim TA und eine kleinere Wunde wurde getackert, aber ich schäme mich echt unglaublich dafür. :( :( :( Ich frage mich auch noch wieso sie das getan hat, weil die Entfernung für sie eigentlich noch groß genug war und der andere Hund angeleint war. Da hat sie normalerweise keine großen Probleme..
    Ich werde sie jetzt natürlich nicht mehr zu anderen Hunden lassen, weiter stark an der Leinenaggression arbeiten und natürlich noch viel mehr aufpassen!
    Eins muss ich hier noch rauslassen: Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich so viel über andere HH aufregen würde. Meine Hündin ist ein Shar Pei Mix, der sich wirklich deutlich die Bürste aufstellt bei Hundesichtung. Trotzdem wollen die "Tut-Nix-Halter" tatsächlich oft genug ihre unangeleinten Hunde zu meiner angeleinten hinlassen um Hallo zu sagen :lepra:

  • Ich verstehe das du dich schlecht fühlst deswegen, man macht sich dann grosse Vorwürfe.
    Aber niemand ist perfekt und zum guten Glück wurde der angeleinte Hund nicht zu stark verwundet.


    Das mit dem Aufregen kenne ich auch sehr sehr gut. Das kann man sich gar nicht vorstellen, bis man einen leinen-aggressiven Hund hat. Mir geht es auch oft so... Ich probiere mich zwar irgendwie zu distanzieren, aber es fällt mir häufig noch schwer...

  • @regenbogentanz


    :streichel: Ich kann das sehr gut nachvollziehen und verstehe dich total.



    Wir hatten hier schon mal eine ähnliche Situation. Ich war danach wirklich fertig mit den Nerven und wusste nicht mehr ein noch aus.
    Eine Freundin hat mich dann versucht wieder runter zu bringen mit den Worten: "Hätte meine Hündin wirklich den deutlich kleineren Hund töten wollen (offensive Aggression), dann wäre der kleine Hund auch Muss gewesen".... So Worte, wie wahr sie auch sind, helfen aber nicht wirklich :ugly: :ugly: :ugly:


    Ich war dann mit meiner Hündin zu Verhaltensanalyse bei einem Trainer. Der mich erstens wieder aufgebaut hat und mir auch bewiesen hat, das meine Hündin kein Monster ist, auch wenn der Unfall mit dem anderen Hund passiert ist.
    Ich war da Vormittags zu Verhaltensanalyse und am Abend zum Lernspaziergang.... 20 fremde Hunde im Freilauf... ich bin 20 Tode gestorben :ugly: ... passiert sit genau das, was der Trainer vorher gesagt hat... nichts |) .



    War der andere Hund deutlich kleiner als dein Hund?
    Bei uns steht bis heute die Vermutung im Raum, dass bei uns fehlgeleitetes Jagdverhalten der Grund für den Vorfall damals war.
    (Zum Glück konnte der Vorfall nie wieder rekonstruiert werden, auch nicht mit kleineren Hunden. Heute morgen erst hat Alma einen Cavalier King Charles problemlos "Hallo" gesagt (durfte sie) und spielt auch sonst beim Sitter Problemlos mit Hunden jeder Grösse).

  • So, wir sind wieder aus dem Urlaub zurück, der wirklich super erholsam war. Vier Tage lang nur schlafen, essen, lesen und Gassi gehen - welcher Luxus! Und dann noch bestes Wetter mit viel Sonnenschein ...


    Im Urlaub hatten wir keine erwähnenswerten Hundebegegnungen. Wir sind bei unseren Runden um den Großen Bullensee (bei Rotenburg/Wümme und wunderschön!) zwar vielen Hunden begegnet, aber Basko hat nur auf zwei Hunde reagiert: einen großen schwarzen Hund, der immer wie wild am Strand rauf und runter und dann ins Wasser gerannt ist, um seinen Ball zu holen, und eine junge Ridgeback-Hündin, die junghundtypisch unbedingt zum anderen Hund (also Basko) hin wollte. Die restlichen Hunde waren größtenteils kleine angeleinte Hunde und somit in Baskos Augen ungefährlich. Ich habe Basko jetzt seit 7 Jahren und bin fast jedes Jahr mindestens ein Mal mit ihm weggefahren, aber so einen schönen und entspannten Urlaub hatten wir bislang noch nicht.


    Heute morgen war ich super-megastolz auf meinen "Kampfhund" (immerhin der einzige Hund bei uns im Dorf, der Maulkorb trägt, obwohl es bei einigen anderen Hunden auch angebracht wäre). Bei unserer Morgenrunde kam uns eine Halterin mit ihrem 2-jährigen Ridgeback-Rüden entgegen. Ich konnte nicht ausweichen, da links lauter Fahrradbügel und rechts ein Bauzaun waren. Die Ridgeback-Halterin blieb mit ihrem Rüden also ein Stück vor der Baustelle stehen, um Basko und mich vorbeizulassen. Der Abstand (ca. 2 m) war für Basko aber nicht groß genug, und so erklärte ich dem anderen Frauchen, dass wir bei großen Rüden noch mehr Abstand brauchen. Sie ist dann mit ihrem Rüden noch ein Stück zurückgegangen, ich bin mit Basko vorbei und dann stehen geblieben, um mich mit dem anderen Frauchen auf Distanz zu unterhalten. Der Ridgeback schaute zwar immer wieder mal zu Basko rüber, war aber total ruhig dabei. Basko total entspannt. Dann kam von hinten ein Mann mit weißem Schäferhund, dem wir schon oft begegnet sind, da er in unserer Nachbarschaft wohnt. Schäferhund und Herrchen in ca. 2 m Abstand an uns vorbei. Der Schäfi ignoriert Basko komplett, richtet seine Blicke auf den Ridgeback, bellt anhaltend und lässt sich mit seinem Herrchen auf ein Kräftemessen ein, indem er stark in Richtung Ridgeback zerrte. Der Ridgeback reagierte prompt mit Bellen und in die Leine springen. Sein Frauchen hatte dann gut zu tun, die über 40 kg Hund zu halten. Basko war wohl völlig überrumpelt von den beiden, denn er stimmte erst in das Bellen ein, als der Schäfi schon längst ans uns vorbei war. Basko ließ sich aber auch sofort umorientieren, was kein Wunder war, da die beiden anderen Hunde an ihm ja überhaupt kein Interesse gezeigt haben. Was ich jedoch wirklich witzig bei dieser Begegnung fand, war dass mir die Halterin des Ridgeback gerade erklärt hatte, dass ihr Hund mit allen Hunden verträglich ist und gerne spielt. Von der Halterin des Schäfi weiß ich, dass ihr Rüde auch gerne mit anderen spielen möchte, bei Begegnungen mit seinem Gebelle aber erst mal den Obermacho raushängen lässt. Die beiden Hunde, die also gerne mit anderen Hunden spielen, keifen sich als wie blöde an, während mein mit anderen Hunden unverträglicher Hund ziemlich entspannt daneben sitzt. Das hatte aus meiner Sicht schon etwas Witziges.


    Noch mal ein paar aufmunternde Worte an alle, die mit ihrem Hund oder sich selber hadern. Basko war die ersten beiden Jahre bei Hundebegegnungen kaum ansprechbar. Ich habe etliche Hundert Euro in Einzelstunden bei positiv arbeitenden Hundetrainern investiert, über lange Zeit mit recht wenig Erfolg Zeigen und Benennen praktiziert, mit Entspannungssignal und Geschirrgriff gearbeitet (letzteres hat erstaunlich gut geklappt), ohne jedoch eine größere Veränderung in Baskos Verhalten zu bewirken. Ich bin jahrelang gegen Windmühlen angerannt. Geändert hat sich erst etwas, als ich mich verändert habe. Ich bin bei Hundesichtung nicht mehr zusammengezuckt, sondern bin (meistens) ruhig geblieben (weil Basko mit den Jahren ja auch etwas ruhiger geworden war), und ich bin Basko gegenüber energischer aufgetreten, wenn er Sachen gemacht hat, die mich gestört haben, wie z.B. entgegenkommende Hunde fixieren. Ich habe also nicht mehr ausschließlich auf positive Bestärkung und Umorientierung gesetzt, sondern habe Basko immer öfter mit einem klaren "Nein" und notfalls mit körperlichem Abdrängen gezeigt, dass ich mit seinem aktuellen Verhalten nicht einverstanden bin. Damit fahren wir jetzt sehr gut. Ich arbeite zwar immer noch überwiegend mit positiver Bestärkung und Alternativverhalten, aber dadurch, dass ich unerwünschtes Verhalten auch abbreche, scheint Basko mehr Vertrauen in meine "Führerqualitäten" bekommen zu haben.


    Oder aber Baskos häufig mustergültiges Verhalten liegt schlicht und ergreifend daran, dass er jetzt alt und nicht mehr so auf Krawall gebürstet ist. Who knows :ka: .

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