Austausch: Halter mit (vollständig) unverträglichen Hunden

ich werde aus dem Breitmaul nicht gescheit. vielleicht kann mir jemand von euch Input schenken :)

Hecci hat ja so seine Probleme mit Artgenossen - sein oberstes Ziel ist den Hund zu fangen und sich drauf zu werfen um ihn unter sich zu begraben. also off-line bzw wenn ihm die Möglichkeit gegeben wird dann tut er das sofort. noch schlimmer wenn der andere rennt.
wehrt der andere Hund sich, stachelt ihn das auf. an der Leine versucht er im Rahmen der Möglichkeiten dasselbe. er springt sofort mit den Pfoten auf den anderen.

nun darf er genau deswegen nicht mehr zu anderen Hunden.
was mir in letzter Zeit aber aufgefallen ist ist für mich eine Situation die ich einfach nicht deuten kann.

Hund kommt uns entgegen. wir weichen zur Seite.

1.) ich stehe neben ihm, versuche ihn zu mir zu orientieren.
klappt oft, nicht immer, je nachdem wie der andere Hund drauf ist - an Pöbler kommen wir leichter vorbei als an spielen-woller. an kleine und an sehr grosse besser als an gleich grosse usw.

wenn ich neben ihm stehe und es mit der Umorientierung nicht klappt (bocken, hüpfen) habe ich gemerkt dass

2.) ich lasse ihm Leine, gehe 2m zurück - er befindet sich an derselben Stelle an der wir gemeinsam standen - und schnalze - er orientiert sich sofort zu mir und geht aus der Situation.

ABER

3.) ich nehme ihn mit beim zurück gehen - vergrößere also für ihn genauso die Distanz - er bockt und hüpft rum wie bei 1.

ist er an der Schlepp und genug Abstand zum Hund habe ich gemerkt dass er zwar drauf zu geht, guckt, sich aber ganz "leicht" umorientieren lässt. aber auch nur wenn die Schlepp lang und ich weiter hinten bin. bin ich auf derselben Höhe wie er, führt er sich auf.

ich werde nicht Schlau draus. wieso klappt die Umorientierung wenn ich ihn quasi mit dem Reiz Hund alleine lasse?

mir fällt gerade ein - als wir mit unserer Trainerin aus dem Verein und ihrer Hündin Gassi waren war es ähnlich. Schlepp lang (also so 4-5m) und er ging quasi Kopf an Kopf mit ihrer Hündin. Schlepp kürzer, Hund bei mir, er sprang auf die Hündin.

Zitat von Avocado

ich werde nicht Schlau draus. wieso klappt die Umorientierung wenn ich ihn quasi mit dem Reiz Hund alleine lasse?

Völlig ins Blaue geraten:
Weil er dann doch alleine da steht, also ohne dich. Du hast dich ja entfernt und wenn ich mich recht erinnere, war Hecci ja auch sehr sensibel, so dass er darauf reagiert? Aber ich weiß es wirklich nicht

ja das stimmt. das hatte unser erster Trainer irgendwie "sozial motivierte Agression" genannt. er sagte damals auch ich solle ihn einfach alleine mit der Situation lassen wenn er zu einem Hund stürmt und mich umdrehen und weg gehen, denn er würde dann mit mir mitgehen.
naja, das tue ich den armen anderen Hunden nicht an.

aber er pöbelt ja nicht. er will ja unbedingt hin zum anderen Hund, deswegen das Theater bei Hundesichtung. wenn ich dann mitgehe springt er drauf, gehe ich nicht mit ist der andere egal? das geht mir nicht in den Kopf.

Zitat von Avocado

ja das stimmt. das hatte unser erster Trainer irgendwie "sozial motivierte Agression" genannt. er sagte damals auch ich solle ihn einfach alleine mit der Situation lassen wenn er zu einem Hund stürmt und mich umdrehen und weg gehen, denn er würde dann mit mir mitgehen.
naja, das tue ich den armen anderen Hunden nicht an.

Hm.. klingt ja so, als ob es irgendwas mit dir zu tun hätte. Würde es den theoretisch einen Trainingskandidaten geben, mit dem man dieses Szenario einmal nachstellen könnte? Ich weiß, ist nicht unbedingt ein toller Vorschlag, aber der ein oder andere Trainer stellt seinen Hund für solche Szenarien ja zur Verfügung, da die das abkönnen.
Es klingt nämlich fast so, als würde Hecci dann gar nicht zum anderen Hund laufen, sondern sich schon vorher umorientieren, dann käme ja keiner zu Schaden.

werde ich echt mal vorschlagen.
mein erster Reflex ist ja rein zu greifen und ihn vom anderen Hund runter zu pflücken. und das hat er ja auch gelernt mittlerweile. quasi: Mami kommt und nimmt mich wieder weg.
würde ich mich umdrehen und komplett aus der Situation raus gehen schätze ich es so ein, dass er plötzlich alleine und hilflos dasteht und mich sucht.
er ist ja auch draussen recht aufmerksam bei mir - ich habe angefangen ihn spät Nachmittags in der Pampa wo es auch kein Wild gibt immer so paar Minuten abzuleinen. er rennt irre weit vor, wenn ich nichts sage dreht er aber auch von selber so nach 30-40m um. wenn ich pfeife dann sofort und er ist ohne Umwege bei mir. auch beim Spazieren "pendelt" er immer wieder zu mir.

Zitat von Fanwolf

Es klingt nämlich fast so, als würde Hecci dann gar nicht zum anderen Hund laufen, sondern sich schon vorher umorientieren, dann käme ja keiner zu Schaden.

also das letzte Mal dass er zu einem anderen Hund gelaufen ist weil er abgeleint war war im Juni, da hat er einen Zwergdackel gejagt. mein Rufen war ihm egal - aber ich bin zu ihm hingerannt. die Halter haben auf ihn eingetreten, den Dackel in die Luft gehalten (direkt über Heccis Kopf, statt ihn sich zur Brust zu nehmen und somit aus dem Schussfeld...). da war massig viel Dynamik in der Situation, da hätte ich glaub umdrehen können und er hätte es nicht gecheckt.

aber es wäre wirklich interessant was passiert wenn ohne Hektik ich mich umdrehe und weg gehe.

Der Daumen war für den Trainingsansatz, nicht für den Zwergdackel-Vorfall
Aber selbige drücke ich mal, dass ihr mit dem Ansatz vllt eine Lösung für euch findet

Es ist wirklich so, das Hunde beim Halter oft anders/negativer reagieren, als wenn der Abstand zum HH grösser ist, bzw der Halter aussen vor ist.
Gut, bei uns ist es so, das wenn ich zuhause inkonsequenter bin, ich dafür sofort die Quittung dafür bekomme, in dem er meint, er müsse beschützen bzw regeln. Da muss ich auch hart dran bleiben.
Ich würde das an deiner Stelle ebenfalls,wie von @Fanwolf vorgeschlagen, mal mit der Trainerin besprechen bzw auch solch eine Situation inszenieren. Das hat mMn schon was mit dir selbst zu tun.
Und Dynamik scheint für Hecci ja auch ein Problem zu sein ? Hat sich denn bezüglich des Rammelns schon was verbessert ?

Werden wir am Montag sehen. Ich hab ja selten Kontakt zu menschlichen Artgenossen :)
Naja direkt an mir nicht denn er hat bei meinem Ex oder bei meiner Mama an der Leine genauso anderen Hunden ggu reagiert. Auch wenn ich nicht dabei war.
Vielleicht ist es der menschliche Kontakt der ihn "bestärkt" in seinem Handeln?
Dass er nix zu beschützen oder zu regeln hat vermittele ich ihm eh. Er ist halt sehr Menschen bezogen. Nicht so wie Ziva, anders, ich würde wagen zu behaupten sogar stärker.

Ich überlege gerade wenn man ihn anbindet und komplett weg geht ist ihm alles egal, er starrt nur den Punkt an wo er mich das letzte mal gesehen hat. Vor Läden anbinden ist gar kein Ding, auch wenn auf 2m ein Hund vorbei geht. Solange der nicht Ziva belästigt ist ihm das vollkommen egal. Menschen, Kinder, auch. Hatte ihn ja auf Wanderungen immer vor der Hütte angebunden und die Leute gebeten ein Auge auf ihn zu werfen. Immer hiess es nur er habe sich keinen mm bewegt und nur zur Hütte gestarrt.
Und ja Dynamik ist schlimm. Da setzt das Hirn aus. Je nach dem was davor war springt er auch auf Autos an. Er kann schnelle Bewegungen irgendwie nicht verkraften. Will hin und das Ding nieder drücken. Impulskontrolle trainieren wir schon immer. Vorhersehbare Situationen klappen. Nur plötzlich auftauchendes nicht.

Das mit dem anbinden und weggehen, er dann nur auf den Punkt starrt wo er dich bzw den der ihn geführt hat, könnte auch mit kontrollverlust zu tun haben. Das Thema hatten wir auch ganz stark. Er möchte alles unter Kontrolle haben, wenn dem nicht so ist, fühlt er sich sozusagen verloren.
Aber das ist auch ein leiden für den Hund. Evtl ist eure Bindung sehr eng, aber an der Beziehung hapert es
Das mit der Dynamik ist hier genau so ein Thema an dem wir schon lange arbeiten. Aber gut, ist ja auch ein Rasse typische Verhalten. Da muss man am Ball bleiben.

Drücke euch die Daumen für Montag Berichte bitte, verfolge eure Geschichte ja auch schon ne Zeit, und dein Hecci ist wahrlich eine richtige Knutschkugel

Mir sind Gestern in der Hundegruppe auch wieder ein paar Erleuchtungen gekommen.

Das Training findet in einem riesigen Park statt, wo die ganze Stadt die Hunde ausführt. Es ist dort üblich die Hunde abzuleinen und einfach aufeinander loszulassen. Also normalerweise gar nix für uns.

Wenn wir ankommen ist immer noch die Vorgruppe da und es gibt gemeinsamen
Freilauf. In der Vorgruppe war ein neuer Irischer Wolfshund, doppelt so
gross wie Jako und der bellte ihn an als wir dazu kamen. Jako war kurz
vorm explodieren aber hat sich noch beherrscht. Als dann abgeleint wurde
düste er zielstrebig zu dem hin und sprang ihm mal kurz mit den Pfoten
auf den Rücken. Der hat sich sofort unterworfen und beschwichtigt. Da
hat Jako sich umgedreht und mit seinen Kumpels gespielt. Die Trainerin
meinte das sei absolut o.k. gewesen, schliesslich hätte der Wolfshund
ihn ja vorher angepöbelt und Jako hat nur klar gestellt, dass das nicht
läuft. Ich war richtig ein bisschen stolz, früher hätte er da sofort
eine Schlägerei angefangen, vielleicht lernt er doch noch 'hündisch' auf
seine alten Tage ;-)

Jako pöbelt ja bei meinem Mann viel mehr als bei mir ich habe aber noch nie richtig gesehen, wie sich das entwickelt.

Als wir vom Training weggingen mussten wir an einer Engstelle direkt an einigen Hunden vorbei, die auch frei liefen. Beim ersten Hund hat mein Mann die Leine locker gelassen, weil er davon überrascht wurde und es passierte gar nichts. Bei den nächsten Beiden nimmt er die Lein kurz und ruckt auch noch kurz und dann ging Jako ab. Habe versucht ihm das zu erklären, dass er ihm damit eine Art 'Startschuss' gibt aber er meint er hätte ihn nicht kurz genommen und auch nicht geruckt. Was soll man da sagen