Wolf, Ziege, Kohlkopf - Gassigehen mit Hundesenioren *g*

  • Mit den vierbeinigen Senioren steht man manchmal vor Problemstellungen, die einem Logik-Rätsel gleichen. Vielleicht kennt Ihr das hier ja?


    Zitat

    Am Ufer eines Flusses steht ein Mann mit einem Wolf, einer Ziege und einem Krautkopf. Er findet ein winziges Boot, worin außer ihm selbst als Ruderer immer nur eines der drei mitgeführten Dinge Platz hat.
    Der Mann steht nun also nicht nur am Ufer, sondern auch vor einem großen Problem: Den Wolf und die Ziege kann er nicht allein lassen, sonst zerreißt der eine die andere. Die Ziege und der Krautkopf dürfen aber auch nicht zusammen an einem Ufer bleiben, sonst frisst die Ziege das Gemüse.


    Was tun?


    http://www.hirnwindungen.de/raetsel1/hirn_ziege.html


    Während ich für obiges Rätsel die Lösung kenne, kenne ich sie für mein frühmorgendliches Gassiproblem noch nicht. :lol:


    Heute morgen war es so:


    Ich stehe um 6.30 Uhr auf, schmeisse die Kaffeemaschine an und re-entfache den Wamsler-Ofen in der Küche, in dem noch die Brikett-Glut vor sich hin glimmt.
    Ich werfe einen Blick ums Eck - da liegen 4 Hunde-Oldies noch im Koma und machen keinen Zucker. Über die "Oh, verflixt, atmet er/sie überhaupt?"-Phase bin ich schon hinweg. Ich WEISS, dass die 4 einfach nur tief und fest schlafen.


    Harley hatte am Vortag Durchfall und musste in der Nacht noch einmal extra raus.
    Janosch ist allgemein etwas undicht geworden - Niereninsuffizienz und primärer Hyperparathyreodismus sind seine Grunderkrankungen, da kommt das schon mal vor. Ausserdem ist er grad morgens oft total neben der Spur und weiss irgendwie so gar nichts mehr.
    Yorkie ist unfallbedingt eh auf eine besondere Art inkontinent und Doba hat sich in den letzten Tagen die Blase etwas verkühlt und muss entsprechend oft entsprechend dringend raus - die hatte ich nachts gleich zur Sicherheit auch hinauskomplimentiert.


    Harley macht klopfi-klopf mit seiner Rute, kneift aber die Augen zu und tut so, als würde er noch fest schlafen.
    Janosch ist derart in seine Kuscheldecke eingemummelt, dass ich fürchte, ich werde ein OP-Besteck brauchen, um ihn da rauszubekommen.
    Doba öffnet immerhin ein Auge. Schnauft tief durch und schläft weiter.
    Yorkie springt auf und wuselt total hektisch um mich rum.


    Entsprechend springe ich in meine Schlupf-Stiefel und sause mit Yorkie zum Hundegarten-Türchen.
    1:0 für mich.


    Komme rein - dampft eine Riesen-Pfütze im Flur, während Doba sich gerade wieder auf ihre Couch begibt.


    1:1


    Ich sage irgendwas unglaublich intelligentes, wie z. B. "Ach jeh, war ich wohl nicht schnell genug.", stülpe Doba ihr Halsband über, werfe, der Einfachkeit halber und der Menge angemessen einfach eine ganze Küchenrolle in die Pfütze und evakuiere Hund 2 nach draussen.


    Immer noch 1 : 1.


    Harley steht auf seiner Couch, seine Kuscheldecke umhängend und gähnt und reckt sich.


    Janoschs Deckenberg hebt und senkt sich gleichmäßig. Sonst tut sich da kein Zucker.


    Ich evakuiere Harley hinaus, während Doba und Yorkie mich "fragen", wie lange sie bei dem Schneeregen eigentlich noch da draussen im Hundegarten rumlungern sollen.


    2:1 für mich.


    Ich brauche 8 Minuten, um Hunde-Opi Janosch davon zu überzeugen, dass er doch bitte jetzt endlich mal aufstehen möchte.
    Janosch hört fast nix mehr und er sieht fast nix mehr. Entsprechend kann ich ihn nur dadurch zum Aufstehen bewegen, indem ich ihn vorsichtig wachstreichel und mit der Hand dann unter seinen Bauch fahre, so dass er sich hochrappelt und dann mit einem Käsestück Schritt für Schritt locke....


    Derweil fängt Harley draussen das Bellen an. Das ist doof - wir wollen ja die Nachbarn nicht unnötig nerven. Es soll Leute geben, die um die Uhrzeit noch schlafen.


    ARGH!


    Der Liebste ist noch gar nicht zu hören oder gar zu sehen. Der wird doch wohl nicht verschlafen haben.????


    Ich schnappe mir einen Kaffee-Becher mit Kaffee, sause ins Obergeschoss und wecke den Liebsten zärtlich mit einem "Hier, Kaffee, auf jetzt!!!" im Kasernenhof-Tonfall und sause gleich wieder runter, etwas zu schnell, denn ich kriege auf Socken die Kurve nicht richtig und schlittere gegen eine Türzarge. Rumms.


    Während ich mir die Beule an der Stirn reibe, höre ich es plätschern.


    2: 2.


    Janosch steht noch mit den Hinterbeinen auf seinem Sessel, die Vorderbeine auf dem Fußboden. Dazwischen ein - nur kleiner - See. Der Überdruck ist weg, der Rest geht dann draussen. Also kann ich ihm noch gemütlich den Mantel anziehen und - Ihr ahnt es bereits - ihn rausevakuieren....


    Den anderen reicht es allmählich - Schneeregen und fieser Ost-Wind, ähbäh.


    Ich locke sie allesamt mit mir, schaue schon mal nach Häufchen und vor allem, ob Harley wohl noch Durchfall hat. Das hab ich ja nicht sehen können, weil s. o.


    Die Pferde wiehern mich schon an, wo ich denn nur bleibe und die Stallkatzen lungern mir so vor den Füßen rum, dass ich kaum einen normalen Schritt machen kann.


    Reingehen ist im Gegensatz zum Rausgehen übersichtlich.


    Törchen auf und alle Hunde sausen wie der Wind zur Haustür.


    Die Hunde hopsen auf ihre jeweilige Lieblingscouch, werden kurz abgetrocknet und Janosch bekommt seine Kuscheldecke.


    Auf den üblichen Laufwegen hier liegen mittlerweile diese gummierten Riesen-Fussmatten - nicht schön, aber rutschfest und problemlos abzukärchern.


    Das tue ich dann auch - im Schneeregen.


    Ich hole den Ersatz, wische den Flur und die Fläche vor Janoschs Sessel, neue Matten drauf, alles wieder hübsch.


    Mit einem Becher Kaffee in der Hand plumpse ich auf einen Küchenstuhl.


    Der Liebste kommt hinunter, fertig für die Arbeit.


    Und fragt: "Machst Du etwa schon Pause?" :lol:


    LG, Chris

  • Zitat

    Der Liebste kommt hinunter, fertig für die Arbeit.


    Und fragt: "Machst Du etwa schon Pause?" :lol:


    Das sind dann die Momente, wo ich mir sage:
    "Gaby, du liebst diesen Mann sehr, denn würdest du das nicht tun, würdest du ihn jetzt und hier und auf der Stelle TÖTEN".


    Danke, Chris, herrlich geschrieben und ich hatte dich und die Rentnerbande wahrlich vor Augen :D


    LG Gaby, ihre schweren Jungs und Finn

  • Irgendwie wäre ich bei dir gerne Hund :gut:
    Und Hut ab wie du das alles schaffst. Solche Erzählungen unterstützen mich immer wieder in meiner Entscheidung, ab jetzt eher den Hunde-Omis und -Opis aus dem Tierschutz eine Chance zu geben. :smile:

  • Zitat

    Das sind dann die Momente, wo ich mir sage:
    "Gaby, du liebst diesen Mann sehr, denn würdest du das nicht tun, würdest du ihn jetzt und hier und auf der Stelle TÖTEN".


    Keine Sorge, er lebt noch. *schwör* :lol: Aber drüber nachgedacht hab ich schon des Öfteren... :D


    Zitat

    Irgendwie wäre ich bei dir gerne Hund :gut:
    Und Hut ab wie du das alles schaffst. Solche Erzählungen unterstützen mich immer wieder in meiner Entscheidung, ab jetzt eher den Hunde-Omis und -Opis aus dem Tierschutz eine Chance zu geben. :smile:


    Danke - ich hab ja Zeit meines Lebens an Menschen trainieren können :lol: , da bekommt man Nerven wie Drahtseile und einen etwas eigenen Humor, beides zusammen ist geradezu perfekt als Voraussetzung für die Hunde-Altenpflege.


    Das Leben mit den vierbeinigen Oldies ist wunderschön, oft sehr lustig und noch öfter sehr berührend. Nur halt anders als die sonst so übliche Hundehaltung, die Prioritäten sind einfach völlig unterschiedlich.


    LG, Chris

  • Super Text, da muss man wirklich schmunzeln und kann es sich bildlich vorstellen :D

  • Danke für diese Geschichte, ich muss schnunzeln und habe auch etwas Tränen in den Augen.

  • Ich musste auch herzlich lachen. Schön, dass du selber es mit
    Humor siehst, weil es manchmal bestimmt auch anstrengend ist.
    Aber deine Tiere machen das wett, so wie du es beschreibst. :hust:

  • Was eine wunderschöne Geschichte! Ich habe mich köstlich amüsiert, hihi!


    Du weißt, unser Hundeopa hatte seine letzten Jahre auch mit Inkontinenz zu kämpfen. Wenn es bei uns auch nur ein auslaufender Hund war, so kenne ich den Wettlauf gegen die gelben Gezeiten doch nur allzu gut :lol:


    Etwa einen Monat vor seinem Abschied begannen seine Nieren langsam zu Versagen, d.h. es lief nicht nur, es hatte auch noch einen beißenden Gestank. Opa hat sein Näschen ja noch nie sonderlich gut eingesetzt, sodass ihn das selbst nicht sonderlich zu stören schien. Weil Opa es bis zuletzt liebte, überall dabei zu sein, war er auch zum Geburtstag meiner Mutter in einem ziemlich feinen Lokal eingeladen. Der Schuppen hatte gerade neu eröffnet und war ohnehin eher semi-begeistert von größeren Hunden, hihi.


    Die Leute am Nebentisch rümpften immer wieder Nase. Meine Mutter meinte, das läge am beißenden Urin-Geruch der scheinbar von der Toilette ausginge. Wir selbst konnten das ja schon gar nicht mehr riechen. Aber es war natürlich Opa, der im Verlauf des Abends auch noch anfing immer lauter zu Furzen. Immer wenn man ihn ansah, glitt dieses unwiderstehliche Hundeopa-Lächeln über sein Gesicht. Ihm ging's gut :-)


    In das Restaurant gehen wir natürlich nie mehr :lol:

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