Hilfe, mein Hund ist ein Leinenpöbler!


  • Danke für deine Erfahrungsbericht, das macht mir mit meiner "Light"-Variante dann doch wieder etwas Hoffnung. Richtig gut, was du da hinbekommen hast! Zeigen und Benennen habe ich auch schon mal darüber nachgedacht... Ich hoffe die Trainerin bringt bei uns den Stein in's Rollen :smile:

  • Ich habe einen pöbelnden Pflegling. Bei ihm ist das Problem, dass er als ehemaliger Kettenhund gelernt hat, Angriff ist besser als selbst Prügel zu kriegen, es gibt keine Chance auf Flucht, also druff, sobald er verunsichert ist. Hinzu kommt, dass er die Hundesprache nie gelernt hat, es verursacht bei ihm also schon Unsicherheit und Stress, wenn nur ein Hund am Horizont auftaucht.


    Wir arbeiten mehrgleisig. Zum einen lernt er unsere Tierhofhunde nach und nach kennen, immer mit Zaun dazwischen, mit einer Hündin ist er auch im Freilauf unterwegs, das klappt super, denn von ihr lernt er hündisch.
    Zum anderen bringe ich ihm bei, dass alles, was uns draußen so begegnet, ihn nicht fressen kann, weil ich ihn beschütze. Damit sind wir echt gut gefahren, er kann jetzt schon einige indirekte Hundebegegnungen ohne Ausraster meistern, wenn der Abstand stimmt und der andere Hund nicht auf ihn zu läuft, egal ob mit oder ohne Leine.
    Solange er noch ansprechbar ist, bekommt er Kekse zum Suchen geschmissen, fordere ich Blickkontakt ein und schmeiße bei Erfolg Kekse, gehe ich mit ihm auf Abstand, wenn es räumlich möglich ist, und frage was anderes ab. "Sitz" ist seine Lieblingsübung, oft kriegt er es sogar hin, auf seinem plüschigen Hintern sitzen zu bleiben und die Klappe zu halten, wenn der Reiz nicht zu arg ist. Bis er kontrollierten Hundekontakt draußen haben kann, wird noch einige Zeit vergehen, aber es wird.


    Zu Beginn wurden übrigens nicht nur Hunde angepöbelt, auch fremde Menschen, Autos, Fahrradfahrer etc. waren ganz arg böse und gefährlich. :roll:

  • Zitat

    Hallo Eva!


    Balu ist knapp 1 1/2 Jahre alt und zeigt sein Pöbeln "eigentlich" schon, seit wir ihn haben (mit 5 Monaten, damals war es nur nicht so extrem, aber Anzeichen waren da). Die oben genannten Methoden haben wir jeweils knapp einen Monat durchgeführt.
    Ich denke es ist Unsicherheit, weil er eben abgeleint anderen Hunden ganz normal begegnen kann und auch mit ihnen spielt. Oder meinst du, es könnte noch was anderes dahinter stecken?


    Hallo


    Es ist schwierig zusagen, was genau dahinter steckt. Doch wenn ich die Varianten ansehe, die du im monatlichen Wechsel probiert hast, vermute ich, dass du keine davon seriös aufgebaut hast, bzw. lang und konsequent genug dran geblieben bist .


    Denn z.B. das mit dem "Schau" Kommando muss ja erst in reizarmen Situationen gefestigt werden und dann in immer grösseren Ablenkungsreizen. Ich habe da sicher 3 Monate daran trainiert, bis ich den Hund auch bei näheren Hundebegegnungen mit "Schau" auf mich beziehen konnte. Es kommt auch aufs timing an. Wenn der Hund dann schon am Fixieren ist, oder am rumprollen, hat man den Zeitpunkt verpasst.


    Was bei diesen halbherzigen Versuchen halt meist herauskommt, ist.....dass der Hund das Verhalten immer mehr festigt.


    Also man lernt ihm genau das, was er nicht soll. D.h. statt im hohen Ablenkungsreiz (anderer Hund) sich dir zuzuwenden, wird der Hund im hohen Ablenkungsreiz (Gutsli, Leberwurst, Kommando "Schau" ) trotzdem treu und immer zuverlässiger seinen Job machen, den anderen Hund anpöbeln.........


    Ich finde gut, dass du dir einen Trainer nimmst. Es wird halt anspruchsvoll, wenn der Hund die Autobahn im Kopf mal hat.


    Gutens Gelingen
    Eva

  • Hallo Sunti!


    Den Tipp mit den Kekschen schmeißen haben wir noch gar nicht ausprobiert.. ist eigentlich ne super Idee. Hund kommt -> Kekse fliegen -> Hunde sind super.
    Ich versuche auch immer, wenn möglich, Raum zwischen die Hunde zu bringen (Straßenseite wechseln, auf Grünstreifen ausweichen etc.), dann geht es auch und Balu ist ansprechbar und kann absitzen. Nur wenn wir frontal auf einen anderen Hund zu "müssen"... ach man :/


    Heute sollte eigentlich die Trainerin kommen, jetzt hat sie abgesagt weil sie erkältet ist :( Jetzt müssen wir bis Donnerstag warten... :( :


  • Hallo Eva!


    Ja, genau das habe ich auch schon befürchtet: Dass ich es mit meinen "gut gemeinten" Versuchen eigentlich nur gefestigt habe, was ich nicht will. Ich muss gestehen, dass ich diese Taktiken auch ohne große Anleitung "einfach mal ausprobiert" habe. Wahrscheinlich haben sich jede Menge Fehler eingeschlichen, das Timing stimmte nicht etc.
    Laut Trainerin ist aber noch nichts verloren, Gott sei Dank. Am Donnerstag können wir endlich unter Aufsicht daran arbeiten :smile: Solche Sachen auf eigene Faust anzugehen ist wirklich schwierig, man übersieht einfach ungewollt so viel.

  • Ich habe mal eine Leinenpöblerin 10 Tage lang in Pflege gehabt. Angeblich sollte die alle Hunde, die kleiner waren als sie, anpöbeln und auch schon mal einen Satz drauf zu machen, um sie sich zu schnappen - und sie war ein Riesenschnauzer, also kein ganz kleiner Hund.


    Ich bin mit dem Hund in den 10 Tagen an lockerer Leine an allem vorbei gelaufen, was uns so entgegenkam oder herumstand. Da waren auch freilaufende kleinere Hunde dabei, die uns aus drei, vier Schritten Entfernung an- und hinterherkläfften. Der Hund hat sich über einen kurzen Blick hinaus nicht die Bohne für diese Kläffer interessiert.


    Meiner Meinung nach ist ein entscheidender Punkt bei vielen (sicher nicht allen, aber vielen) dieser Pöbler die falsche innere Haltung und entsprechend nicht hilfreiche Ausstrahlung des Hundeführers. Ich habe das bei dem Schnauzer jedenfalls nicht groß aufgebaut, auch nicht geclickt oder sonst etwas gemacht. Ich hatte den Hund einfach an der Leine und bin in dem sicheren Wissen vorbei marschiert, dass uns der Rest der Welt nicht interessiert. Das hat bei diesem Hund jedenfalls schon gereicht - einer, der sicher vorausgeht und an dem sich der Hund orientiert.


    Das ist meine einzige Erfahrung als Führerin eines pöbelnden Hundes. Meine eigenen Hunde haben das noch nie gemacht.


    Viele Grüße
    Schnuffeltuchler

  • Mein Spike war auch mal ein extremer Leinenpöbler. Inzwischen tickt er nur noch bei bestimmten Hunden aus ist aber wieder recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
    Enstanden ist unsere Pöbelei durch den Frust nicht zu anderen Hunden zu dürfen. Ich bin dann mit meinen jugendlichen Spike auch zu einer Hundeschule und dort wurde das ganze dann komplett vermasselt. Spike ist mein erster Hund und ich habe am Anfang den Leuten geglaubt die angeblich etwas mehr von Hunden verstehen. :verzweifelt: Spike wurde dann also eine Weile mit Endloswürger geführt und da hat er wohl den Schmerz mit anderen Hunden verbunden. Als ich dann etwa ein halbes Jahr meinen armen Hund diese Quälerei zugemutet habe hab ich endlich auf mein Bauchgefühl gehört und bin aus dem Schäferhundverein ausgedrehten.
    Mein Hund und ich hatten jahrelang mit den Folgen zu kämpfen.
    Natürlich habe ich auch vieles ausprobiert. Aber ebend nicht kontinuierlich genug. Genau wie du habe ich immer wieder die Trainingsansätze geändert. Es wurde tatsächlich nicht besser eher schlimmer.
    Bis ich mal überlegt habe warum er das macht. Mir war so als währe er eher auf Angriff ist die beste Verteidigung. Also musste ich ihn die anderen Hunde schmackhaft machen. Zuerst habe ich ihn gefüttert wenn andere Hunde in Sicht waren. Hat leider nicht funktioniert da er den anderen Hund im Blick behalten wollte. Also hat er sobald er zu einen anderen Hund geschaut hat ein Lob mit Belohnung bekommen. Inzwischen schaut er sogar selbständig zuerst zum Hund dann zu mir. Wenn der andere Hund stänkert gibst für Spike Party und ne extra Portion Leckerlie. Der ist dann meist so beschäftigt das er gar nicht darauf einsteigt. Leckerlie ist ja auch immer toll. :smile:
    Für die Begegnungen an dem wir an einen anderen Hund vorbeigehen müssen (bei der anderen Methode geht der andere Hund vorbei) habe ich immer Spike sein Futtertäschchen dabei. Das nenne ich liebevoll Spike´s Nuckel. Da kaut er bei Stress darauf rum und wenn er richtig sauer zu werden droht zergle ich ein wenig mit Spike damit.
    Spike ist übrigens inzwischen 9 Jahre und erst sein einen halben Jahr ist bei uns der Knoten geplatzt.
    Obwohl es immer mal wieder Rückschritte gibt werde ich bei dieser Methode bleiben den ich sehe ja selber an Spike das wir auf den richtigen Weg sind.


  • Hallo!


    Dein Spike erinnert mich an unseren Balu - er MUSS den anderen Hund beobachten, da bringt ihn nichts davon ab. Kein Spielzeug, kein Leckerchen, kein Handstand. Es ist sehr schwer, Balus Aufmerksamkeit und seinen Blick zu bekommen, wenn er mal einen anderen Hund im Auge hat. Natürlich würde ich gerne jeden Blick zu mir belohnen und das "Schau"-Kommando funktioniert ohne Ablenkung anderer Hunde einwandfrei, doch sobald ein anderer Hund uns entgegen kommt vergisst Balu jegliche gute Erziehung... :muede: Ich wäre gerne so weit, dass er selbstständig zu mir schaut, um sich seine Belohnung abzuholen :verzweifelt: Deswegen Respekt an dich und deinen Spike, dass ihr schon so viel geschafft habt!

  • Ohne zu wissen, welche Motivation dahinter steckt, ist es schwierig, das richtige Rezept zu finden. Denn je nach Motivation muss man anders vorgehen. Kann denn da kein Fachmensch mal drüber schauen, bevor du weiterhin selbst dran rumdokterst?

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