Hilfe! Mein Hund führt mich vor.

  • Hallo,


    mein Hund Yoki ist ein Colliemischling und mittlerweile fast 7 Jahre alt. Ich habe den kleinen Kerl echt lieb und bin froh, mich damals für ihn entschieden zu haben. Leider sind unsere Konstellationen nicht ganz so günstig. Yoki ist ein Inzesthund, entstanden aus zwei auch nicht ganz unauffälligen Eltern, hat seit seiner Geburt viele "Wehwechen" und ist auch mein erster Hund. Und zu guter Letzt ist der arme Kerl auch noch ein "Scheidungshund", der so im Nachhinein gesehen- nicht wenig unter der Trennung von mir mit meinem Ex gelitten hat. Er lebt nun seit 5 Jahren bei mir und ich selbst bin sehr unsicher. Wir haben damals eine Welpenschule und Hundeschule besucht, wovon so nach der Zeit nicht mehr viel "übriggeblieben" ist. Wir beide haben folgendes Problem: Der Yoki hat Angst und bellt Menschen auf Fahrrädern, andere Hunde, Besucher und die "Herde" verlassende Wesen an. Seitdem er bei mir lebt, habe ich auch einmal erlebt, wie er geschnappt hat. Ich habe es bisher mit den unterschiedlichsten "Methoden" versucht. Weder gut zureden, noch auf den Platz verweisen, noch "Nein" oder "Aus" zeigten eine Wirkung. Kürzlich ist mir bei einem seiner "Austicker" an einer befahrenen Straße der Kragen geplatzt, was mich dazu veranlasste ihn im Nackenbereich zu packen und von der Straße zu ziehen. Dabei jauelte er auf und die Passanten mit ihrem Hund meinten, "das müsse jetzt nun aber auch nicht sein". Ich habe mich so geschämt, war aber auch zugleich so wütend. Ich bitte euch um Rat, um eine solche Situation für meinen Hund, aber auch für mich nicht erneut aufkommen zu lassen. Ich hab das Kerlchen echt gern und möchte ihm auch gerecht werden. :hilfe: :hilfe: :hilfe:
    Liebe Grüße, pink86

  • Welches Verhalten genau versuchst du zu beheben? Anbellen und schnappen gegenüber anderen Menschen/Hunden - verstehe ich das richtig?
    Wenn ja, dann würde ich ihm versuchen mehr Schutz zu bieten. Es hört sich so an, als fühlte er sich mit seiner eigenen Unsicherheit allein gelassen und wenn er was in seinen Augen eine Bedrohung darstellt von sich fern zu halten versucht, dann bist du plötzlich auch "gegen" ihn und maßregelst.
    Ich würde folgendermaßen vorgehen: Alle Reize denen gegenüber dein Hund unsicher ist nimmst du ernst und "schützt" ihn davor. Nutze deinen Körper um ihn abzuschirmen und lasse ihn gegebenenfalls absitzen, wenn er sich in sein Verhalten reinsteigert. Versuche zusätzliche Unannehmlichkeiten bei ihm zu vermeiden, also kein zerren an der Leine zulassen (stattdessen mit dem Körper im Weg stehen) oder Maßregeln. Gib ihm was zu tun (wie absitzen lassen oder Kommando "bei Fuß", wenn das gut sitzen sollte), belohne jeden kleine Schritt und sofort wenn er ruhig ist. Wenn ihm etwas nicht geheuer ist und er es verbellt, dann zwinge ihn nicht hinzugehen, sondern guckt euch das in Ruhe aus Entfernung an oder lasst es euch passieren. Strahle Ruhe aus und vermittle Sicherheit und Verlässlichkeit, wenn dir das schwer fällt hilft es euch beiden, wenn du ab jetzt immer gleich handelst, so dass er langsam lernt, dass er sich auf dein Verhalten verlassen kann und sich dem nur noch anpassen muss.
    Wäre jetzt so zumindest mein Vorgehen, nach dem wie ich deine Post verstanden habe ;) Wenn ich die Ausgangssituation falsch einschätzen sollte, dann haben andere User hier bestimmt noch bessere Tipps. In jedem Fall solltest du dich auf einen längerfristigen Prozess einstellen und keine Veränderung von heute auf morgen. Ruhe, Gelassenheit und das Vermitteln von Sicherheit gegenüber deinem Hund sind aber in keinem Fall verkehrt =)
    Viel Glück!

  • Hallo pink86,


    gerade weil Du Dich selbst als unsicher beschreibst, würde ich Dir gerne zu einem guten Trainer raten: es ist viel, viel schwieriger für Deinen Hund, sicher und souverän zu sein, während Du als sein Mensch ihm das Gegenteil vermittelst.


    Nun kommt Deine Sicherheit auch nicht von 5 Minuten guter Meditation (obwohl das auch nicht zu verachten ist :D), Deine Sicherheit wird sich entwickeln, wenn Du Deinen Hund in dieser Situation besser verstehst und Dein Handeln/ Dein Training Erfolge zeigt. In beiden Dingen kann Dich ein guter Trainer wunderbar unterstützen. Außerdem es ist VIEL leichter, als übers Netz Trainingstipps zu bekommen, die u.U. auch eine Weile brauchen, bevor Ihr beide sie richtig umsetzt - und bis dahin greift wieder die Unsicherheit "mach ich das jetzt so richtig, er hat schon wieder gebellt" etc.
    Zur Trainersuche (solltest Du diesen Weg gehen wollen) können Dir bestimmt viele hier helfen, wenn Du sagst, aus welcher Ecke Du kommst.


    Ganz wichtig ist mir noch, Dir die Gewissheit mitzugeben, dass Dein Hund Dich mitnichten vorführt. Er weiß bisher nicht, wie er sich in dieser Situation anders verhalten kann, entweder, weil es ihm noch niemand so erklärt hat, dass er es verstehen konnte, oder weil er erst mehr Sicherheit von Dir braucht. Er kann noch nicht anders, er macht es nicht absichtlich, will Dich nicht vorführen oder Dich vor anderen Leuten blamieren. Hilf ihm, einen anderen Weg zu finden. :)

  • Zitat

    Ich habe es bisher mit den unterschiedlichsten "Methoden" versucht. Weder gut zureden, noch auf den Platz verweisen, noch "Nein" oder "Aus" zeigten eine Wirkung.


    da liegt doch meistens schon das Problem: Jede Woche wird was anderes probiert (überspitzt formuliert)
    Entscheide dich für eine Methode und zieh die durch, am besten (weil du sagst du bist unsicher) mit professioneller Hilfe.


    Meine Hündin ist auch sehr unsicher. Sicherheit auszustrahlen hilft ungemein, ist aber einfacher gesagt als getan. Achte mal auf deine Körpersprache. Wie stehst du in dem Moment? Du solltest gerade stehen, Selbstbewusst wirken und ruhig und bestimmt sprechen, aber wahrscheinlich bist du eher vornübergebeugt, hektisch und sprichst mit schriller Stimme. ;)
    Wenn meine draußen meint jemanden anzupöbeln bzw kurz davor ist, blocke ich sie, erhalte so wieder ihre Aufmerksamkeit und dann gibts ein Kommando (Weiter, oder sitz oder was auch immer). Alles andere ist nicht so erfolgreich. Und dafür brauchts noch nicht mal ne Leine. Das Problem ist nur den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Sobald sich etwas an ihrer Körperhaltung oder Atmung ändern, "springe" ich in Position. Ansonsten ist es zu spät und ich bekomme sie nicht mehr aus dem Pöbeln raus. Sobald ich einen schlechten Tag habe, selbst aufgeregt bin, nicht auf meine Körpersprache achte, oder das Timing vermassel, wird das nix. Dann schaukeln wir uns beide nur weiter hoch. ;) Dein Ausraster kann passieren. Abhaken, als dämlich abspeichern und überlegen, wie mans anders macht. Ich denke, niemand (schon gar keine Ersthundebesitzer) können sich davon freimachen.


    Für Zuhause könnte dir vielleicht Deckentraining helfen, bzw dem Hund einen Ort zuweisen, wo er zu bleiben und den Besuch nicht zu beachten hat.


    Fahrräder, andere Menschen, andere Hunde hab ich schöngefüttert. Als Welpe ist sie natürlich auch erstmal allem hinterher, was schnell an uns vorbei ist. Wenn mir etwas entgegen kam, Hund ins Sitz geschickt und warten lassen, bis das Ding vorbei war. und dann gabs Party. Statt Futter kannst du auch das Lieblingsspielzeug nehmen. Sobald das Objekt vorbei ist, wird gespielt. Aber auch hier muss das Timing stimmen, sonst ist der Reiz des Objektes viel größer als der Reiz der Belohnung.


    Also da gibts sehr viele Möglichkeiten. Ich würde dir echt raten, dir ne gute Hundeschule zu suchen. Nicht unbedingt, weil du die Methoden nicht alleine anwenden könntest, aber weil du dann jemanden hast, der dich beobachtet und korrigiert. Ich als Ersthundehalter mit kleinem Welpen fand es seeeehr hilfreich und eigentlich das Beste am Training überhaupt. Wenns da erstmal *klick* gemacht hat, geht das Training daheim viel einfacher.

  • Zitat


    Ganz wichtig ist mir noch, Dir die Gewissheit mitzugeben, dass Dein Hund Dich mitnichten vorführt. Er weiß bisher nicht, wie er sich in dieser Situation anders verhalten kann, entweder, weil es ihm noch niemand so erklärt hat, dass er es verstehen konnte, oder weil er erst mehr Sicherheit von Dir braucht. Er kann noch nicht anders, er macht es nicht absichtlich, will Dich nicht vorführen oder Dich vor anderen Leuten blamieren. Hilf ihm, einen anderen Weg zu finden. :)


    :gut:

  • Geh doch nochmal in eine Hundeschule, vielleicht irgendeine Beschäftigung. Ralley Obidience, oder ein Schnupperkurs.
    Das ist Teambildend.
    Oder nochmal richtig Erziehung. Oder ein Trainer, der dir vor Ort hilft. Der das Verhalten beurteilt und dir Strategien an die Hand gibt, damit klar zu kommen.


    Hier übers Forum, wirst du nicht sicherer werden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!